Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebensmittel, sehr heiße Tage und kalte Nächte, die gefährlichsten Feinde der
bivonakirenden Soldaten. -- Und trotz alle dem ist der Dienst in Algerien bei
den französischen Truppen ungemein beliebt, und jedes Regiment, welches dorthin
commandirt wird, zeigt lebhafte Freude. Man kann fast in jeder Nummer des
"UmMem- ä<z I'-rrmvo" lesen, daß Officiere von Regimentern, welche in Frank¬
reich garnisonircn, mit Kameraden in Algerien zu täuschen wünschen, und dabei
sogar von ihrer Anciennetät opfern wollen, Alles "l">in- l-r L'wir; vt
Ueberhaupt ist - gelegentlich bemerkt - dieses Algerien von unschätzbarem
Werthe für die französische Armee, und wird schon deshalb nie wieder ausgege¬
ben werden. Ertragung der größten Strapazen, und gewandten, aufmerksamen
Vorpostendienst, was dem jungen Soldaten viel schwerer ist, als das muthige
Dranflosgehen in offener Feldschlacht, lernen alle Truppen dort vortrefflich.
Durch den beständigen Wechsel sind bereits fast alle Infanterieregimente!
daselbst gewesen, wenigstens haben sie viele Officiere und Unterofficiere, die dort
"ne Campagne mitgemacht haben, in ihren Reihen. Dies verschafft der franzö¬
sischen Infanterie große Sicherheit gerade in diesen so sehr wichtigen Zweigen
des militairischen Dienstes. Auch die Handhabung einer strengen Disciplin bei
den in Frankreich selbst garnisonirenden Regimentern wird durch Algerien sehr
erleichtert. Die dortigen Disciplinar-Compagnien nehmen alle Soldaten auf,
^e, ohne sich grober Vergehen schuldig gemacht zu haben, wegen übermäßigem
Hang zur Ungebundenheit häufig in den Strasrcgistern ihrer früheren Corps
"erzeichnet waren. Bei sehr strengem Dienst und beständiger Thätigkeit gegen
den Feind, bei Arbeiten an den Straßen, Befestigungen u. s. w., werde" die
früheren Fehler oft abgelegt. Die Diöcipliuar-Compagnien schlagen sich stets mit
'"grimmiger Bravour; eine derselben hat sich z.B. in diesem Jahre bei der Ex¬
pedition uach Klein-Kabylien sehr ausgezeichnet. Manch braver Soldat hat sich
w derselben seine Hörner abgelaufen, und ist mit dem Ehrenlegionskrcuz wieder
^ seinem frühern Regiment zurückgekehrt, der ohne diese Gelegenheit vielleicht
untergegangen und dem Bagnv anheimgefallen wäre. Auch sonst gewährt der
Dienst in Algerien den unruhigen und talentvollen Köpfen unter den Soldaten,
wie Osficiereii, die sich auszeichnen wollen, vielfache Gelegenheit. Die jetzt so
vielfach genannten Generale Frankreichs, Changarnier, Lamoriciere, Cavaignac
und Bedean, sind alle Zöglinge dieser afrikanischen Schule. In den Corps, die
beständig in Algerien bleiben, (von der Infanterie die Fremdenlegion, die Zuavcn,
^e "'l'ii'-aiUmu's mäixönvs", die Diöciplinar-Compagnien, und von der Cavalcrie
die vier Regimenter der "(.ümssour" ä'^lruiuo" und die Spahis,) findet man
viele unternehmungslustige Officiere und Unterofficiere von anderen Truppenkörpern.
6in großer Theil derselben fällt durch die Kugel des Feindes, oder endet in
Folge der vielen Strapazen in den Hospitälern; die Glücklichere"! aber geben


52*

Lebensmittel, sehr heiße Tage und kalte Nächte, die gefährlichsten Feinde der
bivonakirenden Soldaten. — Und trotz alle dem ist der Dienst in Algerien bei
den französischen Truppen ungemein beliebt, und jedes Regiment, welches dorthin
commandirt wird, zeigt lebhafte Freude. Man kann fast in jeder Nummer des
"UmMem- ä<z I'-rrmvo" lesen, daß Officiere von Regimentern, welche in Frank¬
reich garnisonircn, mit Kameraden in Algerien zu täuschen wünschen, und dabei
sogar von ihrer Anciennetät opfern wollen, Alles „l">in- l-r L'wir; vt
Ueberhaupt ist - gelegentlich bemerkt - dieses Algerien von unschätzbarem
Werthe für die französische Armee, und wird schon deshalb nie wieder ausgege¬
ben werden. Ertragung der größten Strapazen, und gewandten, aufmerksamen
Vorpostendienst, was dem jungen Soldaten viel schwerer ist, als das muthige
Dranflosgehen in offener Feldschlacht, lernen alle Truppen dort vortrefflich.
Durch den beständigen Wechsel sind bereits fast alle Infanterieregimente!
daselbst gewesen, wenigstens haben sie viele Officiere und Unterofficiere, die dort
«ne Campagne mitgemacht haben, in ihren Reihen. Dies verschafft der franzö¬
sischen Infanterie große Sicherheit gerade in diesen so sehr wichtigen Zweigen
des militairischen Dienstes. Auch die Handhabung einer strengen Disciplin bei
den in Frankreich selbst garnisonirenden Regimentern wird durch Algerien sehr
erleichtert. Die dortigen Disciplinar-Compagnien nehmen alle Soldaten auf,
^e, ohne sich grober Vergehen schuldig gemacht zu haben, wegen übermäßigem
Hang zur Ungebundenheit häufig in den Strasrcgistern ihrer früheren Corps
"erzeichnet waren. Bei sehr strengem Dienst und beständiger Thätigkeit gegen
den Feind, bei Arbeiten an den Straßen, Befestigungen u. s. w., werde» die
früheren Fehler oft abgelegt. Die Diöcipliuar-Compagnien schlagen sich stets mit
'"grimmiger Bravour; eine derselben hat sich z.B. in diesem Jahre bei der Ex¬
pedition uach Klein-Kabylien sehr ausgezeichnet. Manch braver Soldat hat sich
w derselben seine Hörner abgelaufen, und ist mit dem Ehrenlegionskrcuz wieder
^ seinem frühern Regiment zurückgekehrt, der ohne diese Gelegenheit vielleicht
untergegangen und dem Bagnv anheimgefallen wäre. Auch sonst gewährt der
Dienst in Algerien den unruhigen und talentvollen Köpfen unter den Soldaten,
wie Osficiereii, die sich auszeichnen wollen, vielfache Gelegenheit. Die jetzt so
vielfach genannten Generale Frankreichs, Changarnier, Lamoriciere, Cavaignac
und Bedean, sind alle Zöglinge dieser afrikanischen Schule. In den Corps, die
beständig in Algerien bleiben, (von der Infanterie die Fremdenlegion, die Zuavcn,
^e „'l'ii'-aiUmu's mäixönvs", die Diöciplinar-Compagnien, und von der Cavalcrie
die vier Regimenter der „(.ümssour» ä'^lruiuo" und die Spahis,) findet man
viele unternehmungslustige Officiere und Unterofficiere von anderen Truppenkörpern.
6in großer Theil derselben fällt durch die Kugel des Feindes, oder endet in
Folge der vielen Strapazen in den Hospitälern; die Glücklichere»! aber geben


52*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0415" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/281032"/>
          <p xml:id="ID_1192" prev="#ID_1191" next="#ID_1193"> Lebensmittel, sehr heiße Tage und kalte Nächte, die gefährlichsten Feinde der<lb/>
bivonakirenden Soldaten. &#x2014; Und trotz alle dem ist der Dienst in Algerien bei<lb/>
den französischen Truppen ungemein beliebt, und jedes Regiment, welches dorthin<lb/>
commandirt wird, zeigt lebhafte Freude. Man kann fast in jeder Nummer des<lb/>
"UmMem- ä&lt;z I'-rrmvo" lesen, daß Officiere von Regimentern, welche in Frank¬<lb/>
reich garnisonircn, mit Kameraden in Algerien zu täuschen wünschen, und dabei<lb/>
sogar von ihrer Anciennetät opfern wollen, Alles &#x201E;l"&gt;in- l-r L'wir; vt<lb/>
Ueberhaupt ist - gelegentlich bemerkt - dieses Algerien von unschätzbarem<lb/>
Werthe für die französische Armee, und wird schon deshalb nie wieder ausgege¬<lb/>
ben werden. Ertragung der größten Strapazen, und gewandten, aufmerksamen<lb/>
Vorpostendienst, was dem jungen Soldaten viel schwerer ist, als das muthige<lb/>
Dranflosgehen in offener Feldschlacht, lernen alle Truppen dort vortrefflich.<lb/>
Durch den beständigen Wechsel sind bereits fast alle Infanterieregimente!<lb/>
daselbst gewesen, wenigstens haben sie viele Officiere und Unterofficiere, die dort<lb/>
«ne Campagne mitgemacht haben, in ihren Reihen. Dies verschafft der franzö¬<lb/>
sischen Infanterie große Sicherheit gerade in diesen so sehr wichtigen Zweigen<lb/>
des militairischen Dienstes. Auch die Handhabung einer strengen Disciplin bei<lb/>
den in Frankreich selbst garnisonirenden Regimentern wird durch Algerien sehr<lb/>
erleichtert. Die dortigen Disciplinar-Compagnien nehmen alle Soldaten auf,<lb/>
^e, ohne sich grober Vergehen schuldig gemacht zu haben, wegen übermäßigem<lb/>
Hang zur Ungebundenheit häufig in den Strasrcgistern ihrer früheren Corps<lb/>
"erzeichnet waren. Bei sehr strengem Dienst und beständiger Thätigkeit gegen<lb/>
den Feind, bei Arbeiten an den Straßen, Befestigungen u. s. w., werde» die<lb/>
früheren Fehler oft abgelegt. Die Diöcipliuar-Compagnien schlagen sich stets mit<lb/>
'"grimmiger Bravour; eine derselben hat sich z.B. in diesem Jahre bei der Ex¬<lb/>
pedition uach Klein-Kabylien sehr ausgezeichnet. Manch braver Soldat hat sich<lb/>
w derselben seine Hörner abgelaufen, und ist mit dem Ehrenlegionskrcuz wieder<lb/>
^ seinem frühern Regiment zurückgekehrt, der ohne diese Gelegenheit vielleicht<lb/>
untergegangen und dem Bagnv anheimgefallen wäre. Auch sonst gewährt der<lb/>
Dienst in Algerien den unruhigen und talentvollen Köpfen unter den Soldaten,<lb/>
wie Osficiereii, die sich auszeichnen wollen, vielfache Gelegenheit. Die jetzt so<lb/>
vielfach genannten Generale Frankreichs, Changarnier, Lamoriciere, Cavaignac<lb/>
und Bedean, sind alle Zöglinge dieser afrikanischen Schule. In den Corps, die<lb/>
beständig in Algerien bleiben, (von der Infanterie die Fremdenlegion, die Zuavcn,<lb/>
^e &#x201E;'l'ii'-aiUmu's mäixönvs", die Diöciplinar-Compagnien, und von der Cavalcrie<lb/>
die vier Regimenter der &#x201E;(.ümssour» ä'^lruiuo" und die Spahis,) findet man<lb/>
viele unternehmungslustige Officiere und Unterofficiere von anderen Truppenkörpern.<lb/>
6in großer Theil derselben fällt durch die Kugel des Feindes, oder endet in<lb/>
Folge der vielen Strapazen in den Hospitälern; die Glücklichere»! aber geben</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 52*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0415] Lebensmittel, sehr heiße Tage und kalte Nächte, die gefährlichsten Feinde der bivonakirenden Soldaten. — Und trotz alle dem ist der Dienst in Algerien bei den französischen Truppen ungemein beliebt, und jedes Regiment, welches dorthin commandirt wird, zeigt lebhafte Freude. Man kann fast in jeder Nummer des "UmMem- ä<z I'-rrmvo" lesen, daß Officiere von Regimentern, welche in Frank¬ reich garnisonircn, mit Kameraden in Algerien zu täuschen wünschen, und dabei sogar von ihrer Anciennetät opfern wollen, Alles „l">in- l-r L'wir; vt Ueberhaupt ist - gelegentlich bemerkt - dieses Algerien von unschätzbarem Werthe für die französische Armee, und wird schon deshalb nie wieder ausgege¬ ben werden. Ertragung der größten Strapazen, und gewandten, aufmerksamen Vorpostendienst, was dem jungen Soldaten viel schwerer ist, als das muthige Dranflosgehen in offener Feldschlacht, lernen alle Truppen dort vortrefflich. Durch den beständigen Wechsel sind bereits fast alle Infanterieregimente! daselbst gewesen, wenigstens haben sie viele Officiere und Unterofficiere, die dort «ne Campagne mitgemacht haben, in ihren Reihen. Dies verschafft der franzö¬ sischen Infanterie große Sicherheit gerade in diesen so sehr wichtigen Zweigen des militairischen Dienstes. Auch die Handhabung einer strengen Disciplin bei den in Frankreich selbst garnisonirenden Regimentern wird durch Algerien sehr erleichtert. Die dortigen Disciplinar-Compagnien nehmen alle Soldaten auf, ^e, ohne sich grober Vergehen schuldig gemacht zu haben, wegen übermäßigem Hang zur Ungebundenheit häufig in den Strasrcgistern ihrer früheren Corps "erzeichnet waren. Bei sehr strengem Dienst und beständiger Thätigkeit gegen den Feind, bei Arbeiten an den Straßen, Befestigungen u. s. w., werde» die früheren Fehler oft abgelegt. Die Diöcipliuar-Compagnien schlagen sich stets mit '"grimmiger Bravour; eine derselben hat sich z.B. in diesem Jahre bei der Ex¬ pedition uach Klein-Kabylien sehr ausgezeichnet. Manch braver Soldat hat sich w derselben seine Hörner abgelaufen, und ist mit dem Ehrenlegionskrcuz wieder ^ seinem frühern Regiment zurückgekehrt, der ohne diese Gelegenheit vielleicht untergegangen und dem Bagnv anheimgefallen wäre. Auch sonst gewährt der Dienst in Algerien den unruhigen und talentvollen Köpfen unter den Soldaten, wie Osficiereii, die sich auszeichnen wollen, vielfache Gelegenheit. Die jetzt so vielfach genannten Generale Frankreichs, Changarnier, Lamoriciere, Cavaignac und Bedean, sind alle Zöglinge dieser afrikanischen Schule. In den Corps, die beständig in Algerien bleiben, (von der Infanterie die Fremdenlegion, die Zuavcn, ^e „'l'ii'-aiUmu's mäixönvs", die Diöciplinar-Compagnien, und von der Cavalcrie die vier Regimenter der „(.ümssour» ä'^lruiuo" und die Spahis,) findet man viele unternehmungslustige Officiere und Unterofficiere von anderen Truppenkörpern. 6in großer Theil derselben fällt durch die Kugel des Feindes, oder endet in Folge der vielen Strapazen in den Hospitälern; die Glücklichere»! aber geben 52*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/415
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/415>, abgerufen am 23.07.2024.