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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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merkbar. -- In Oestreich ist seit der in vieler Beziehung verfehlten Anlage
von Laxenburg, zu Anfang des Jahrhunderts, von dem kaiserlichen Hof erst
ganz neuerdings durch die llmwandlung des altfranzösischen Gartens von Hetzen-
dorf in einen Laudschaftögarteu ein Schritt vorwärts geschehen. Der herrliche
Park von Algen bei Sal-burg (Eigenthum des Erzbischofs) entstand scheu zu
Anfang dieses Jahrhunderts. In Böhmen und Mähren wurden von den dor-
tigen Großen die zahlreichen Garten, wenn auch uicht gründlich umgearbeitet,
doch gut erhalten und zum Theil modernisirt. Der wichtigste Landschaftögarten
in diesem Lande ist Eisgrub, der prachtvolle Landsitz des Fürsten vou Lichten-
stein in Mähren, wo auch neuerdings viel gethan wordeu ist; der schönste aber
ist der Park des Grafen Harrach in Brück a. d. Leitha an der ungarischen
"Grenze, welcher zu Anfang des Jahrhunderts angelegt wurde. In Bayer"
geschah an den königlichen Gärten wenig, und sie sind noch größtentheils so, wie
sie Sckell gelassen hat. Der englische Garten in München erhielt eine nicht un-
bedeutende Fortsetzung in der obern Jsaran und Hirschau, ohne jedoch dadurch
zu gewinnen, und einen künstlichen Hügel mit einem Tempel tMvuvptervs), der
nicht gelungen zu nennen ist. Auch in Hvhcnschwang an an der Tiroler Grenze
wurden Garrcnanlagcn gemacht, doch uur im kleinen Maßstabe. Von Privat¬
besitzungen ist der Park des Grafen Schönborn zu Haibach in Franken und
die Phantasie bei Baireuth, Bcsiitthum des Herzogs von Württemberg, z"
erwähnen. In Württemberg gingen mehrere alte Landschaftsgärten ein, ohne
daß sie ersetzt winden, nud neuerdings ist nnr die Villa Wilhelma neben de>"
Lustschlosse Rosenstein angelegt worden. Die wichtigste Privatbesitzuug ist der
Garten des Grafen Neippcrg in Schweigern bei Heilbronn. -- Größe
Aufmerksamkeit wurde auf die Verschönerung der Badevrte verwendet, und in
dieser Beziehung blieb Süddeutschland uicht hinter dem Norden zurück.

Zum Schluß noch ein Blick auf andere Länder. - In England, welches
von den Stürmen de.s Kriegs kaum berührt wurde, ging die Entwickelung der
Gartenkunst den angebahnten Weg fort, ohne indessen Großes zu leisten. Du'
Umwandlung der Landsitze war im 1"den Jahrhundert so allgemein gewesen, daß
bedeutende Anlagen kaum mehr vorzunehmen waren. Doch wurde überall verbessert
und geändert, obschon die Einförmigkeit der älteren Anlagen nicht verwischt werde"
konnte. Die größte Aufmerksamkeit verwendete man auf eine geschmackvolle,E>"-
richtnng der Blumengärten und des BlumenparkS (l'l"^r"uwssr"ni>ü), zu dere"
Ausschmückung die ganze Fülle der in England eingeführten Pflanzcnschätze ver¬
wendet wird, Der wirksamste Künstler und beste Schriftsteller war noch lauge.
Humphrey Neptou, der sich in seine" späteren Jahren sehr zum Guten geän¬
dert hatte. Gleichzeitig und nach ihm war London der wichtigste Vertreter der
Gartenkunst und der dahin einschlagende" Architektur, mehr dnrch Schriften, alö
dnrch praktisches Wirken. t?v starb -184!! und hinterließ zahlreiche schätzbare Werke,


merkbar. — In Oestreich ist seit der in vieler Beziehung verfehlten Anlage
von Laxenburg, zu Anfang des Jahrhunderts, von dem kaiserlichen Hof erst
ganz neuerdings durch die llmwandlung des altfranzösischen Gartens von Hetzen-
dorf in einen Laudschaftögarteu ein Schritt vorwärts geschehen. Der herrliche
Park von Algen bei Sal-burg (Eigenthum des Erzbischofs) entstand scheu zu
Anfang dieses Jahrhunderts. In Böhmen und Mähren wurden von den dor-
tigen Großen die zahlreichen Garten, wenn auch uicht gründlich umgearbeitet,
doch gut erhalten und zum Theil modernisirt. Der wichtigste Landschaftögarten
in diesem Lande ist Eisgrub, der prachtvolle Landsitz des Fürsten vou Lichten-
stein in Mähren, wo auch neuerdings viel gethan wordeu ist; der schönste aber
ist der Park des Grafen Harrach in Brück a. d. Leitha an der ungarischen
"Grenze, welcher zu Anfang des Jahrhunderts angelegt wurde. In Bayer»
geschah an den königlichen Gärten wenig, und sie sind noch größtentheils so, wie
sie Sckell gelassen hat. Der englische Garten in München erhielt eine nicht un-
bedeutende Fortsetzung in der obern Jsaran und Hirschau, ohne jedoch dadurch
zu gewinnen, und einen künstlichen Hügel mit einem Tempel tMvuvptervs), der
nicht gelungen zu nennen ist. Auch in Hvhcnschwang an an der Tiroler Grenze
wurden Garrcnanlagcn gemacht, doch uur im kleinen Maßstabe. Von Privat¬
besitzungen ist der Park des Grafen Schönborn zu Haibach in Franken und
die Phantasie bei Baireuth, Bcsiitthum des Herzogs von Württemberg, z"
erwähnen. In Württemberg gingen mehrere alte Landschaftsgärten ein, ohne
daß sie ersetzt winden, nud neuerdings ist nnr die Villa Wilhelma neben de>»
Lustschlosse Rosenstein angelegt worden. Die wichtigste Privatbesitzuug ist der
Garten des Grafen Neippcrg in Schweigern bei Heilbronn. — Größe
Aufmerksamkeit wurde auf die Verschönerung der Badevrte verwendet, und in
dieser Beziehung blieb Süddeutschland uicht hinter dem Norden zurück.

Zum Schluß noch ein Blick auf andere Länder. - In England, welches
von den Stürmen de.s Kriegs kaum berührt wurde, ging die Entwickelung der
Gartenkunst den angebahnten Weg fort, ohne indessen Großes zu leisten. Du'
Umwandlung der Landsitze war im 1«den Jahrhundert so allgemein gewesen, daß
bedeutende Anlagen kaum mehr vorzunehmen waren. Doch wurde überall verbessert
und geändert, obschon die Einförmigkeit der älteren Anlagen nicht verwischt werde»
konnte. Die größte Aufmerksamkeit verwendete man auf eine geschmackvolle,E>»-
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wendet wird, Der wirksamste Künstler und beste Schriftsteller war noch lauge.
Humphrey Neptou, der sich in seine» späteren Jahren sehr zum Guten geän¬
dert hatte. Gleichzeitig und nach ihm war London der wichtigste Vertreter der
Gartenkunst und der dahin einschlagende» Architektur, mehr dnrch Schriften, alö
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[0392] merkbar. — In Oestreich ist seit der in vieler Beziehung verfehlten Anlage von Laxenburg, zu Anfang des Jahrhunderts, von dem kaiserlichen Hof erst ganz neuerdings durch die llmwandlung des altfranzösischen Gartens von Hetzen- dorf in einen Laudschaftögarteu ein Schritt vorwärts geschehen. Der herrliche Park von Algen bei Sal-burg (Eigenthum des Erzbischofs) entstand scheu zu Anfang dieses Jahrhunderts. In Böhmen und Mähren wurden von den dor- tigen Großen die zahlreichen Garten, wenn auch uicht gründlich umgearbeitet, doch gut erhalten und zum Theil modernisirt. Der wichtigste Landschaftögarten in diesem Lande ist Eisgrub, der prachtvolle Landsitz des Fürsten vou Lichten- stein in Mähren, wo auch neuerdings viel gethan wordeu ist; der schönste aber ist der Park des Grafen Harrach in Brück a. d. Leitha an der ungarischen "Grenze, welcher zu Anfang des Jahrhunderts angelegt wurde. In Bayer» geschah an den königlichen Gärten wenig, und sie sind noch größtentheils so, wie sie Sckell gelassen hat. Der englische Garten in München erhielt eine nicht un- bedeutende Fortsetzung in der obern Jsaran und Hirschau, ohne jedoch dadurch zu gewinnen, und einen künstlichen Hügel mit einem Tempel tMvuvptervs), der nicht gelungen zu nennen ist. Auch in Hvhcnschwang an an der Tiroler Grenze wurden Garrcnanlagcn gemacht, doch uur im kleinen Maßstabe. Von Privat¬ besitzungen ist der Park des Grafen Schönborn zu Haibach in Franken und die Phantasie bei Baireuth, Bcsiitthum des Herzogs von Württemberg, z" erwähnen. In Württemberg gingen mehrere alte Landschaftsgärten ein, ohne daß sie ersetzt winden, nud neuerdings ist nnr die Villa Wilhelma neben de>» Lustschlosse Rosenstein angelegt worden. Die wichtigste Privatbesitzuug ist der Garten des Grafen Neippcrg in Schweigern bei Heilbronn. — Größe Aufmerksamkeit wurde auf die Verschönerung der Badevrte verwendet, und in dieser Beziehung blieb Süddeutschland uicht hinter dem Norden zurück. Zum Schluß noch ein Blick auf andere Länder. - In England, welches von den Stürmen de.s Kriegs kaum berührt wurde, ging die Entwickelung der Gartenkunst den angebahnten Weg fort, ohne indessen Großes zu leisten. Du' Umwandlung der Landsitze war im 1«den Jahrhundert so allgemein gewesen, daß bedeutende Anlagen kaum mehr vorzunehmen waren. Doch wurde überall verbessert und geändert, obschon die Einförmigkeit der älteren Anlagen nicht verwischt werde» konnte. Die größte Aufmerksamkeit verwendete man auf eine geschmackvolle,E>»- richtnng der Blumengärten und des BlumenparkS (l'l«^r«uwssr«ni>ü), zu dere» Ausschmückung die ganze Fülle der in England eingeführten Pflanzcnschätze ver¬ wendet wird, Der wirksamste Künstler und beste Schriftsteller war noch lauge. Humphrey Neptou, der sich in seine» späteren Jahren sehr zum Guten geän¬ dert hatte. Gleichzeitig und nach ihm war London der wichtigste Vertreter der Gartenkunst und der dahin einschlagende» Architektur, mehr dnrch Schriften, alö dnrch praktisches Wirken. t?v starb -184!! und hinterließ zahlreiche schätzbare Werke,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/392>, abgerufen am 23.07.2024.