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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Kammergeschwätz" erscheint, als es ihnen von -1819 bis -1830 war, als sie es
vom Ende der dreißiger Jahre bis 186 7 erachteten. Es kommt nur darauf an,
wer endlich mit der Geringschätzung Recht behält.




Die Gartenkunst in ihrer geschichtlichen Entwickelung.
3.

Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erschien in Deutschland der
Kartenkünstler, den wir brauchten.

Ludwig vonSc teil, 17!i7 zu Weilbnrg in Nassau gehöre", wurde Gärt¬
ner wie sein Vater, und erhielt seiue erste Bildung in Schwetzingen bei Mau-
ban, wohin sein Vater als Hofgärtner des Churfürsten von der Pfalz versetzt
worden war, später im Garten zu Bruchsal. 1772 ging er nach Frankreich,
von 1773--1777 war er in England. Nach seiner Rückkehr ertheilte ihm der
Churfürst Karl Theodor den Auftrag, versuchsweise einen Theil des großen
Schwctzinger Gartens landschaftlich umzuformen. Diese Anlage gelang, trotz der
ungünstigsten Bodenverhältnisse, vorzüglich, worauf Sekelt in Manheim einige
Urteil anlegte. Von 1780- 1790 wurden folgende Anlagen nach seinem Plan
"Ub theilweise von ihm selbst ausgeführt: Schöubusch und Schönthal bei Uschas-
^nburg, Rohrbach an der Bergstraße, der Garten der Favorite bei Mainz, der
Schloßberg zu Landshut in Bayern, Karlsberg und Mvntbijou in der Pfalz,
das KarlSthal bei Trippstadt in der Pfalz, zu Dürkheim an der Haard', zu
Neckarshansen bei Ladenburg, Herruheim bei Worms, Oppenwcilcr in Schwaben,
Annahall bei BrieStastcl, Birkenau an der Bergstraße, Werrstadt in Rheinhessen,
Dranicnstein bei Limburg, Amorbach und Grünstadt in Hessen, Dirustcin in der
Pfalz. Diese Gärten sind mir zum Theil erhalten worden, die meisten wurden
während des Kriegs vernachlässigt oder verwüstet. Im Jahre 1789 ging Sckell
"ach München als Garteubandirectvr, weil der, 'Churfürst von Bayern gewordene,
Karl Theodor vou der Pfalz ihn uicht missen wollte. Hier machte er den Plan
ä'"n "Englischen Garten," den der berühmte Graf Rumford") in der
morastigen Jsarau bereits begonnen hatte. Nach Karl Theodor'S Tode trat
Sckell in badische Dienste, und wohnte in Schwetzingen, von wo aus er die An¬
lage" in Bayern leitete. Um diese Zeit machte Sckell den Plan der Stadt
Manheim, wo die Festungswerke abgetragen wurden. 1803 ging er als Ju-



') Kraf Rumort wird oft als Schöpfer des "englischen Gartens" .Manne, ist es je-
b"es nicht, obgleich er zuerst die Idee dazu fasste. Rumford ist so bekannt, basi er diesen Ruhm
wohl entbehren kann.

Kammergeschwätz" erscheint, als es ihnen von -1819 bis -1830 war, als sie es
vom Ende der dreißiger Jahre bis 186 7 erachteten. Es kommt nur darauf an,
wer endlich mit der Geringschätzung Recht behält.




Die Gartenkunst in ihrer geschichtlichen Entwickelung.
3.

Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erschien in Deutschland der
Kartenkünstler, den wir brauchten.

Ludwig vonSc teil, 17!i7 zu Weilbnrg in Nassau gehöre», wurde Gärt¬
ner wie sein Vater, und erhielt seiue erste Bildung in Schwetzingen bei Mau-
ban, wohin sein Vater als Hofgärtner des Churfürsten von der Pfalz versetzt
worden war, später im Garten zu Bruchsal. 1772 ging er nach Frankreich,
von 1773—1777 war er in England. Nach seiner Rückkehr ertheilte ihm der
Churfürst Karl Theodor den Auftrag, versuchsweise einen Theil des großen
Schwctzinger Gartens landschaftlich umzuformen. Diese Anlage gelang, trotz der
ungünstigsten Bodenverhältnisse, vorzüglich, worauf Sekelt in Manheim einige
Urteil anlegte. Von 1780- 1790 wurden folgende Anlagen nach seinem Plan
"Ub theilweise von ihm selbst ausgeführt: Schöubusch und Schönthal bei Uschas-
^nburg, Rohrbach an der Bergstraße, der Garten der Favorite bei Mainz, der
Schloßberg zu Landshut in Bayern, Karlsberg und Mvntbijou in der Pfalz,
das KarlSthal bei Trippstadt in der Pfalz, zu Dürkheim an der Haard', zu
Neckarshansen bei Ladenburg, Herruheim bei Worms, Oppenwcilcr in Schwaben,
Annahall bei BrieStastcl, Birkenau an der Bergstraße, Werrstadt in Rheinhessen,
Dranicnstein bei Limburg, Amorbach und Grünstadt in Hessen, Dirustcin in der
Pfalz. Diese Gärten sind mir zum Theil erhalten worden, die meisten wurden
während des Kriegs vernachlässigt oder verwüstet. Im Jahre 1789 ging Sckell
»ach München als Garteubandirectvr, weil der, 'Churfürst von Bayern gewordene,
Karl Theodor vou der Pfalz ihn uicht missen wollte. Hier machte er den Plan
ä'»n „Englischen Garten," den der berühmte Graf Rumford") in der
morastigen Jsarau bereits begonnen hatte. Nach Karl Theodor'S Tode trat
Sckell in badische Dienste, und wohnte in Schwetzingen, von wo aus er die An¬
lage» in Bayern leitete. Um diese Zeit machte Sckell den Plan der Stadt
Manheim, wo die Festungswerke abgetragen wurden. 1803 ging er als Ju-



') Kraf Rumort wird oft als Schöpfer des „englischen Gartens" .Manne, ist es je-
b"es nicht, obgleich er zuerst die Idee dazu fasste. Rumford ist so bekannt, basi er diesen Ruhm
wohl entbehren kann.
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[0387] Kammergeschwätz" erscheint, als es ihnen von -1819 bis -1830 war, als sie es vom Ende der dreißiger Jahre bis 186 7 erachteten. Es kommt nur darauf an, wer endlich mit der Geringschätzung Recht behält. Die Gartenkunst in ihrer geschichtlichen Entwickelung. 3. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts erschien in Deutschland der Kartenkünstler, den wir brauchten. Ludwig vonSc teil, 17!i7 zu Weilbnrg in Nassau gehöre», wurde Gärt¬ ner wie sein Vater, und erhielt seiue erste Bildung in Schwetzingen bei Mau- ban, wohin sein Vater als Hofgärtner des Churfürsten von der Pfalz versetzt worden war, später im Garten zu Bruchsal. 1772 ging er nach Frankreich, von 1773—1777 war er in England. Nach seiner Rückkehr ertheilte ihm der Churfürst Karl Theodor den Auftrag, versuchsweise einen Theil des großen Schwctzinger Gartens landschaftlich umzuformen. Diese Anlage gelang, trotz der ungünstigsten Bodenverhältnisse, vorzüglich, worauf Sekelt in Manheim einige Urteil anlegte. Von 1780- 1790 wurden folgende Anlagen nach seinem Plan "Ub theilweise von ihm selbst ausgeführt: Schöubusch und Schönthal bei Uschas- ^nburg, Rohrbach an der Bergstraße, der Garten der Favorite bei Mainz, der Schloßberg zu Landshut in Bayern, Karlsberg und Mvntbijou in der Pfalz, das KarlSthal bei Trippstadt in der Pfalz, zu Dürkheim an der Haard', zu Neckarshansen bei Ladenburg, Herruheim bei Worms, Oppenwcilcr in Schwaben, Annahall bei BrieStastcl, Birkenau an der Bergstraße, Werrstadt in Rheinhessen, Dranicnstein bei Limburg, Amorbach und Grünstadt in Hessen, Dirustcin in der Pfalz. Diese Gärten sind mir zum Theil erhalten worden, die meisten wurden während des Kriegs vernachlässigt oder verwüstet. Im Jahre 1789 ging Sckell »ach München als Garteubandirectvr, weil der, 'Churfürst von Bayern gewordene, Karl Theodor vou der Pfalz ihn uicht missen wollte. Hier machte er den Plan ä'»n „Englischen Garten," den der berühmte Graf Rumford") in der morastigen Jsarau bereits begonnen hatte. Nach Karl Theodor'S Tode trat Sckell in badische Dienste, und wohnte in Schwetzingen, von wo aus er die An¬ lage» in Bayern leitete. Um diese Zeit machte Sckell den Plan der Stadt Manheim, wo die Festungswerke abgetragen wurden. 1803 ging er als Ju- ') Kraf Rumort wird oft als Schöpfer des „englischen Gartens" .Manne, ist es je- b"es nicht, obgleich er zuerst die Idee dazu fasste. Rumford ist so bekannt, basi er diesen Ruhm wohl entbehren kann.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/387>, abgerufen am 23.07.2024.