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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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fache große Falten geworfen; ans ihren Zügen liegt die stolze Ruhe, die ans dem
Bewußtsein inwohnender Stärke entspringt.

Die Gegenstände der Reliefs an drei Seiten des Postaments sind aus den
Jahren unmittelbar vor oder nach den Kriegen von -I813--1!i genommen; die
Vorderseite trägt unter einem Adler mit Lorbeerkranz und Palmen die Inschrift:
Ihrem König Friedrich Wilhelm 3. die dankbaren Preußen; die Inschriften der
drei anderen Seiten, sind: Sein Beispiel, seine Gesetze machten uns stark zur Be¬
freiung des Baterlaudes. Ihm danken wir des Friedens Segnungen. Für die
Darstellungen war, wie die Beschreibung sagt, der Grundsatz festgestellt, "daß das
Ehrendenkmal nur dem Andenken Dahingeschiedener gewidmet sein sollte, solcher,
die unter dem hochseligen König die Erhebung deö Baterlaudes miterkämpft, die
Glanzperiode Preußens mit bereitet oder als Theilnehmer an derselben die Ruhe
Und das Glück unsrer Heimath mit befördert haben." Leider war der Künstler
bei seinen Reliefs ans eine wesentlich malerische Anordnung gewiesen, da die dar¬
zustellenden Scenen Hintergründe erforderten, in denen höchst unplastische Formen,
Un'e die der vegetalischen Natur, ferner Zimmerdecorationen und einige äußerst un¬
schöne Gebäude von Königsberg anzubringen waren. Es würde ungerecht sein,
d°n Künstler für diesen Uebelstand, der wol kaum umgangen werden konnte,
verantwortlich zu macheu, aber gutheißen können wir die ganze Gattung nicht,
der diese Reliefs angehören, trotz aller Bewunderung für Ghiberti, Colin von
hecheln und ihres Gleichen. Denn während die Hintergründe in der angegebe-
nen Weise ausgestattet und perspectivisch vertieft sind, konnten die Figuren größten¬
teils nicht auf einen Plan gestellt werden, ja es sind in dem Vordergründe
Theile und ganze Figuren völlig abgelöst worden, und so ist jene Mischgat-
/Ung des Reliefs entstanden, die Goethe halb Malerei halb Puppenspiel nennt,
^in anderer durchaus unvermeidlicher Uebelstand war, daß die meisten Personen
eiuer höchst unmalerischen Tracht dargestellt werden mußten, in der besonders
abscheulich steifer Halskragen das Auge beleidigt.

Das erste Relief zwischen der Figur des Glaubens und der Borussia stellt
Familienleben des königlichen Hanfes dar. Links sitzt die schöne Königin,
den in Königsberg gebornen Prinzen auf dem Schooß, drei Töchter um ihren
^ssel, eine gute Gruppe. Der König, die Rechte ans die Lehne ihres Sessels
gelehnt, steht aufrecht in der Mitte, und scheint mit den beiden ältesten ganz rechts
Gehende" Prinzen zu reden, während er mit eiuer Bewegung der linken Hand
°U>en jüngern Knaben zur Ruhe weist, der sich, eine Fahne in der Hand, etwas
"^'gedrängt hat.

Auf dem folgenden Relief zwischen der Borussia und der Gerechtigkeit Über¬
sicht der König, rechts an einem Tische sitzend, Hardenberg eine Rolle, die dieser
"Ur der Geberde ehrfurchtsvollen Dankes in Empfang nimmt. Man erinnert sich
der in Königsberg erlassenen Gesetze über die Aufhebung der Erbnnterthänigkeit


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fache große Falten geworfen; ans ihren Zügen liegt die stolze Ruhe, die ans dem
Bewußtsein inwohnender Stärke entspringt.

Die Gegenstände der Reliefs an drei Seiten des Postaments sind aus den
Jahren unmittelbar vor oder nach den Kriegen von -I813—1!i genommen; die
Vorderseite trägt unter einem Adler mit Lorbeerkranz und Palmen die Inschrift:
Ihrem König Friedrich Wilhelm 3. die dankbaren Preußen; die Inschriften der
drei anderen Seiten, sind: Sein Beispiel, seine Gesetze machten uns stark zur Be¬
freiung des Baterlaudes. Ihm danken wir des Friedens Segnungen. Für die
Darstellungen war, wie die Beschreibung sagt, der Grundsatz festgestellt, „daß das
Ehrendenkmal nur dem Andenken Dahingeschiedener gewidmet sein sollte, solcher,
die unter dem hochseligen König die Erhebung deö Baterlaudes miterkämpft, die
Glanzperiode Preußens mit bereitet oder als Theilnehmer an derselben die Ruhe
Und das Glück unsrer Heimath mit befördert haben." Leider war der Künstler
bei seinen Reliefs ans eine wesentlich malerische Anordnung gewiesen, da die dar¬
zustellenden Scenen Hintergründe erforderten, in denen höchst unplastische Formen,
Un'e die der vegetalischen Natur, ferner Zimmerdecorationen und einige äußerst un¬
schöne Gebäude von Königsberg anzubringen waren. Es würde ungerecht sein,
d°n Künstler für diesen Uebelstand, der wol kaum umgangen werden konnte,
verantwortlich zu macheu, aber gutheißen können wir die ganze Gattung nicht,
der diese Reliefs angehören, trotz aller Bewunderung für Ghiberti, Colin von
hecheln und ihres Gleichen. Denn während die Hintergründe in der angegebe-
nen Weise ausgestattet und perspectivisch vertieft sind, konnten die Figuren größten¬
teils nicht auf einen Plan gestellt werden, ja es sind in dem Vordergründe
Theile und ganze Figuren völlig abgelöst worden, und so ist jene Mischgat-
/Ung des Reliefs entstanden, die Goethe halb Malerei halb Puppenspiel nennt,
^in anderer durchaus unvermeidlicher Uebelstand war, daß die meisten Personen
eiuer höchst unmalerischen Tracht dargestellt werden mußten, in der besonders
abscheulich steifer Halskragen das Auge beleidigt.

Das erste Relief zwischen der Figur des Glaubens und der Borussia stellt
Familienleben des königlichen Hanfes dar. Links sitzt die schöne Königin,
den in Königsberg gebornen Prinzen auf dem Schooß, drei Töchter um ihren
^ssel, eine gute Gruppe. Der König, die Rechte ans die Lehne ihres Sessels
gelehnt, steht aufrecht in der Mitte, und scheint mit den beiden ältesten ganz rechts
Gehende» Prinzen zu reden, während er mit eiuer Bewegung der linken Hand
°U>en jüngern Knaben zur Ruhe weist, der sich, eine Fahne in der Hand, etwas
"^'gedrängt hat.

Auf dem folgenden Relief zwischen der Borussia und der Gerechtigkeit Über¬
sicht der König, rechts an einem Tische sitzend, Hardenberg eine Rolle, die dieser
"Ur der Geberde ehrfurchtsvollen Dankes in Empfang nimmt. Man erinnert sich
der in Königsberg erlassenen Gesetze über die Aufhebung der Erbnnterthänigkeit


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[0327] fache große Falten geworfen; ans ihren Zügen liegt die stolze Ruhe, die ans dem Bewußtsein inwohnender Stärke entspringt. Die Gegenstände der Reliefs an drei Seiten des Postaments sind aus den Jahren unmittelbar vor oder nach den Kriegen von -I813—1!i genommen; die Vorderseite trägt unter einem Adler mit Lorbeerkranz und Palmen die Inschrift: Ihrem König Friedrich Wilhelm 3. die dankbaren Preußen; die Inschriften der drei anderen Seiten, sind: Sein Beispiel, seine Gesetze machten uns stark zur Be¬ freiung des Baterlaudes. Ihm danken wir des Friedens Segnungen. Für die Darstellungen war, wie die Beschreibung sagt, der Grundsatz festgestellt, „daß das Ehrendenkmal nur dem Andenken Dahingeschiedener gewidmet sein sollte, solcher, die unter dem hochseligen König die Erhebung deö Baterlaudes miterkämpft, die Glanzperiode Preußens mit bereitet oder als Theilnehmer an derselben die Ruhe Und das Glück unsrer Heimath mit befördert haben." Leider war der Künstler bei seinen Reliefs ans eine wesentlich malerische Anordnung gewiesen, da die dar¬ zustellenden Scenen Hintergründe erforderten, in denen höchst unplastische Formen, Un'e die der vegetalischen Natur, ferner Zimmerdecorationen und einige äußerst un¬ schöne Gebäude von Königsberg anzubringen waren. Es würde ungerecht sein, d°n Künstler für diesen Uebelstand, der wol kaum umgangen werden konnte, verantwortlich zu macheu, aber gutheißen können wir die ganze Gattung nicht, der diese Reliefs angehören, trotz aller Bewunderung für Ghiberti, Colin von hecheln und ihres Gleichen. Denn während die Hintergründe in der angegebe- nen Weise ausgestattet und perspectivisch vertieft sind, konnten die Figuren größten¬ teils nicht auf einen Plan gestellt werden, ja es sind in dem Vordergründe Theile und ganze Figuren völlig abgelöst worden, und so ist jene Mischgat- /Ung des Reliefs entstanden, die Goethe halb Malerei halb Puppenspiel nennt, ^in anderer durchaus unvermeidlicher Uebelstand war, daß die meisten Personen eiuer höchst unmalerischen Tracht dargestellt werden mußten, in der besonders abscheulich steifer Halskragen das Auge beleidigt. Das erste Relief zwischen der Figur des Glaubens und der Borussia stellt Familienleben des königlichen Hanfes dar. Links sitzt die schöne Königin, den in Königsberg gebornen Prinzen auf dem Schooß, drei Töchter um ihren ^ssel, eine gute Gruppe. Der König, die Rechte ans die Lehne ihres Sessels gelehnt, steht aufrecht in der Mitte, und scheint mit den beiden ältesten ganz rechts Gehende» Prinzen zu reden, während er mit eiuer Bewegung der linken Hand °U>en jüngern Knaben zur Ruhe weist, der sich, eine Fahne in der Hand, etwas "^'gedrängt hat. Auf dem folgenden Relief zwischen der Borussia und der Gerechtigkeit Über¬ sicht der König, rechts an einem Tische sitzend, Hardenberg eine Rolle, die dieser "Ur der Geberde ehrfurchtsvollen Dankes in Empfang nimmt. Man erinnert sich der in Königsberg erlassenen Gesetze über die Aufhebung der Erbnnterthänigkeit i -I»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/327>, abgerufen am 23.07.2024.