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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Vielleicht wird die Fortsetzung, die man uns erlauben möge in Prosa zu
Abreiben, in dieses Dunkel einiges Licht bringen: "Das Seelchen aus der Haide
^ nicht genug zum Kleide und stiert durch Mark und Bein; ich hab' in heißer
Tonnen mein Leben ausgesponnen zu einem Faden fein ..... Todtwnnd lag
zum Sterben, der Seele Kleid zu färben mit rother Farbe Schein. Ich trug
^ ohn' Verweilen hin viele, viele Meilen, da war mein Tuch zu klein, das
welchen zu bedecken, da zuckt aus allen Ecken heraus das Flämmclein und irret
der Haide; mein Zeug reicht nicht zum Kleide dem Feuer-Lämmelein. Da
nibe" die Gesellen, die schleudern tausend Ellen roth Zeug zur Nacht hinein; die
""ckeln und Schalmeien, sie brennen, reißen, schreien mir tief dnrch Mark und
..... Das Seelchen springet trunken von Tönen, Farben, Funken, zur
Lust hinein. Wenn Ton' und Farben starben, kömmt Nacht und bittres
^ben, ura, bloß, allein, allein."


"M'UMÜ moliuij til, pilUouliu
<)ni(>sinkt oM'l'ig'VI'L >!">, not'.'lji.

Eine andere Erzählung vou dem Leben und Sterben des Grafen Gaston
^vbns de Foix und von dem traurigen Tode seines Kindes Gaston ist in dem
^wentivnellen Chronikenstyl gehalten. - Eine sehr wunderliche Criininalgeschichte,
" ^ drei Nüsse", wechselt zwischen tragischen und scurrilen Einfällen. E.in Apo-
U ^ ^"'^ ^'^ ^'"^ leidenschaftlichen Umarmung mit einem jungen
^>"i. Er sudlet den Letztern; da erklärt sie, daß es ihr Bruder sei, der sie
eUich eiuer allzu leidenschaftlichen Liebe angebetet. Der Apotheker irrt eine
Zeit durch die Welt umher, überall von dem Gespenst der drei Nüsse ver-
"ge, welche der Getödtete im Augenblick des Todes gegessen. Er wird endlich
"gerichtet, obgleich es sich ergiebt, daß jener Bruder doch eigentlich nicht der
U'der gewesen ist. Die arme Frau hat überhaupt vou ihrer Schönheit viel zu
^' gehabt; sie hat sich deshalb einmal zornig im Spiegel angesehen und
ihr Ebenbild die Zunge ausgestreckt: ein Einfall, der verdiente, von
^bbe oder Hebbel erfunden zu sein.

Wir übergehen die Bilder und Gespräche ans Paris, die sich lediglich mit
" Spuren der Frömmigkeit in diesem modernen Babel beschäftigen, und eine
^' fallende Unfähigkeit verrathen, den Eindruck der wirklichen Welt unbefangen''ö"nelMen.' Das Schlimmste aber, was in diesem Buch steht, ist der Lebeusumriß


Vielleicht wird die Fortsetzung, die man uns erlauben möge in Prosa zu
Abreiben, in dieses Dunkel einiges Licht bringen: „Das Seelchen aus der Haide
^ nicht genug zum Kleide und stiert durch Mark und Bein; ich hab' in heißer
Tonnen mein Leben ausgesponnen zu einem Faden fein ..... Todtwnnd lag
zum Sterben, der Seele Kleid zu färben mit rother Farbe Schein. Ich trug
^ ohn' Verweilen hin viele, viele Meilen, da war mein Tuch zu klein, das
welchen zu bedecken, da zuckt aus allen Ecken heraus das Flämmclein und irret
der Haide; mein Zeug reicht nicht zum Kleide dem Feuer-Lämmelein. Da
nibe» die Gesellen, die schleudern tausend Ellen roth Zeug zur Nacht hinein; die
»"ckeln und Schalmeien, sie brennen, reißen, schreien mir tief dnrch Mark und
..... Das Seelchen springet trunken von Tönen, Farben, Funken, zur
Lust hinein. Wenn Ton' und Farben starben, kömmt Nacht und bittres
^ben, ura, bloß, allein, allein."


»M'UMÜ moliuij til, pilUouliu
<)ni(>sinkt oM'l'ig'VI'L >!»>, not'.'lji.

Eine andere Erzählung vou dem Leben und Sterben des Grafen Gaston
^vbns de Foix und von dem traurigen Tode seines Kindes Gaston ist in dem
^wentivnellen Chronikenstyl gehalten. - Eine sehr wunderliche Criininalgeschichte,
" ^ drei Nüsse", wechselt zwischen tragischen und scurrilen Einfällen. E.in Apo-
U ^ ^"'^ ^'^ ^'"^ leidenschaftlichen Umarmung mit einem jungen
^>»i. Er sudlet den Letztern; da erklärt sie, daß es ihr Bruder sei, der sie
eUich eiuer allzu leidenschaftlichen Liebe angebetet. Der Apotheker irrt eine
Zeit durch die Welt umher, überall von dem Gespenst der drei Nüsse ver-
"ge, welche der Getödtete im Augenblick des Todes gegessen. Er wird endlich
"gerichtet, obgleich es sich ergiebt, daß jener Bruder doch eigentlich nicht der
U'der gewesen ist. Die arme Frau hat überhaupt vou ihrer Schönheit viel zu
^' gehabt; sie hat sich deshalb einmal zornig im Spiegel angesehen und
ihr Ebenbild die Zunge ausgestreckt: ein Einfall, der verdiente, von
^bbe oder Hebbel erfunden zu sein.

Wir übergehen die Bilder und Gespräche ans Paris, die sich lediglich mit
" Spuren der Frömmigkeit in diesem modernen Babel beschäftigen, und eine
^' fallende Unfähigkeit verrathen, den Eindruck der wirklichen Welt unbefangen''ö"nelMen.' Das Schlimmste aber, was in diesem Buch steht, ist der Lebeusumriß


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/209>, abgerufen am 24.07.2024.