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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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gerathen eine Menge von Händen unnützer Weise für die Feldbearbeitung verloren
gehen, sondern es ist auch nicht möglich/, mit den jämmerlichen hölzernen Geräthen
die geringste Anstrengung zu machen, und deu Boden so zu durcharbeiten, wie es
ZU seiner Cultur nothwendig wäre. Je tiefer aber die landwirtschaftlichen Pro¬
dukte im Preise stehen, desto gefährlicher wird das Mißverhältnis) zu dem so un¬
entbehrlichen Erz. -- Aber freilich Eisen ist es, woraus man Kriegssensen
Piken, Säbel ze. macht, und diese Dinge sind der Regierung unangenehm, um
dieser Dinge willen wünschte sie, daß das Monopol den Eisenpreis aufs Drei¬
fache steigerte. Die Fabriken leiden natürlich auch, aber doch im minderen
Grade, weil sie vorzüglich mit dem reichern Theile des Publicums in Verbindung
stehen, und diesem gegenüber ihre Fabrikate in einen verhältnißmäßig höhern Preis
setzen können. Doch giebt es Fabriken, welche vorzugsweise landwirtschaftliche
Maschinen produciren, und diese sind sehr benachteiligt, denn wenn gleich ihre
Producte auf den grundbesitzenden Theil des landwirtschaftlichen Publicums
berechnet sind, so ist dieser doch keineswegs so reich, daß er jeden Preis gutheißen
konnte.

Noch nachtheiliger wirken die Monopole bei anderen Metallen auf die Fabri¬
ken im Allgemeinen. An Blei und Zink ist Polen sehr reich. Die Zinkmetalle
werden nicht nur in wahrem Ueberfluß gefunden, sondern auch von ausge¬
zeichneter Güte. Mau würde daher die in diesen Erzen verfertigten Waaren vor¬
züglich gut und vorzüglich billig haben können. Allein der Staat besteuert sie
durch das Monopol auf eine furchtbare Weise. Das Zink in Polen könnte um
Zwei Drittheile billiger sein, als in Deutschland, während dem ist es um so viel,
theurer, daß der frühere Mouopolpächter in Schlesien gut bearbeitete Zinkberg¬
werke pachtete, das Deutsche Zink nach Polen schaffte, und dort mit bedeuten¬
dem Gewinn verkaufte. Er war als Mouopolpächter der Wächter der Grenzen,
und doch zugleich der Schmuggler. Eine solche Curiosität kaun aber auch nur im
Russischen Reiche vorkommen. Die Regierung hieß diese'Speculation des Mo-
"opolpächters eine Reihe von Jahren stillschweigend gut. Als er aber säumig wurde
Ul der Abzahlung, stach sie seine Speculation mit dem Deutschen Zink ans, und
nahm ihm das Monopol. Die Bergwerke kamen dadurch in die Verwaltung der
Staatsbank, die ohnehin die Controle hatte, und der Preis des Metalls fiel augen¬
blicklich um i/z, was freilich die Fabrikanten nicht veranlassen konnte, die Preise
ihrer Fabrikate zu ändern, da sie wußten, daß die Bergwerke sich doch sehr bald
wieder in den Händen eines Mvnopvlpächters befinden würden.

, Die Zinkfabrikate Polens befinden sich zu denen Deutschlands in einem Verhält-
'"ß wie 8 zu 1. Z. B. eine drei Ellen lange, anderthalb Ellen hohe Badewanne,
^e man in Leipzig sür 7 bis 8 Thlr. tauft, kostet in der Minterschen oder Boteschen
Fabrik in Warschau 300 Gulden <Ä0 Thlr.), ein Englischer Stnrzbadapparat,
we messingenen Ventil, den man in Leipzig sür etwa t6 Thlr. baut, kostet in


gerathen eine Menge von Händen unnützer Weise für die Feldbearbeitung verloren
gehen, sondern es ist auch nicht möglich/, mit den jämmerlichen hölzernen Geräthen
die geringste Anstrengung zu machen, und deu Boden so zu durcharbeiten, wie es
ZU seiner Cultur nothwendig wäre. Je tiefer aber die landwirtschaftlichen Pro¬
dukte im Preise stehen, desto gefährlicher wird das Mißverhältnis) zu dem so un¬
entbehrlichen Erz. — Aber freilich Eisen ist es, woraus man Kriegssensen
Piken, Säbel ze. macht, und diese Dinge sind der Regierung unangenehm, um
dieser Dinge willen wünschte sie, daß das Monopol den Eisenpreis aufs Drei¬
fache steigerte. Die Fabriken leiden natürlich auch, aber doch im minderen
Grade, weil sie vorzüglich mit dem reichern Theile des Publicums in Verbindung
stehen, und diesem gegenüber ihre Fabrikate in einen verhältnißmäßig höhern Preis
setzen können. Doch giebt es Fabriken, welche vorzugsweise landwirtschaftliche
Maschinen produciren, und diese sind sehr benachteiligt, denn wenn gleich ihre
Producte auf den grundbesitzenden Theil des landwirtschaftlichen Publicums
berechnet sind, so ist dieser doch keineswegs so reich, daß er jeden Preis gutheißen
konnte.

Noch nachtheiliger wirken die Monopole bei anderen Metallen auf die Fabri¬
ken im Allgemeinen. An Blei und Zink ist Polen sehr reich. Die Zinkmetalle
werden nicht nur in wahrem Ueberfluß gefunden, sondern auch von ausge¬
zeichneter Güte. Mau würde daher die in diesen Erzen verfertigten Waaren vor¬
züglich gut und vorzüglich billig haben können. Allein der Staat besteuert sie
durch das Monopol auf eine furchtbare Weise. Das Zink in Polen könnte um
Zwei Drittheile billiger sein, als in Deutschland, während dem ist es um so viel,
theurer, daß der frühere Mouopolpächter in Schlesien gut bearbeitete Zinkberg¬
werke pachtete, das Deutsche Zink nach Polen schaffte, und dort mit bedeuten¬
dem Gewinn verkaufte. Er war als Mouopolpächter der Wächter der Grenzen,
und doch zugleich der Schmuggler. Eine solche Curiosität kaun aber auch nur im
Russischen Reiche vorkommen. Die Regierung hieß diese'Speculation des Mo-
»opolpächters eine Reihe von Jahren stillschweigend gut. Als er aber säumig wurde
Ul der Abzahlung, stach sie seine Speculation mit dem Deutschen Zink ans, und
nahm ihm das Monopol. Die Bergwerke kamen dadurch in die Verwaltung der
Staatsbank, die ohnehin die Controle hatte, und der Preis des Metalls fiel augen¬
blicklich um i/z, was freilich die Fabrikanten nicht veranlassen konnte, die Preise
ihrer Fabrikate zu ändern, da sie wußten, daß die Bergwerke sich doch sehr bald
wieder in den Händen eines Mvnopvlpächters befinden würden.

, Die Zinkfabrikate Polens befinden sich zu denen Deutschlands in einem Verhält-
'"ß wie 8 zu 1. Z. B. eine drei Ellen lange, anderthalb Ellen hohe Badewanne,
^e man in Leipzig sür 7 bis 8 Thlr. tauft, kostet in der Minterschen oder Boteschen
Fabrik in Warschau 300 Gulden <Ä0 Thlr.), ein Englischer Stnrzbadapparat,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/19>, abgerufen am 23.07.2024.