Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.Französische Literatur. Alexandre Dumas. Wir kennen Dumas nicht blos aus der Masse seiner Romane, die unsre Sein öffentliches Auftreten wird durch dieselbe Ungenirtheit charakterisirt, Grenzboten. IV. -186-l. 21
Französische Literatur. Alexandre Dumas. Wir kennen Dumas nicht blos aus der Masse seiner Romane, die unsre Sein öffentliches Auftreten wird durch dieselbe Ungenirtheit charakterisirt, Grenzboten. IV. -186-l. 21
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0165" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280782"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Französische Literatur.<lb/> Alexandre Dumas.</head><lb/> <p xml:id="ID_513"> Wir kennen Dumas nicht blos aus der Masse seiner Romane, die unsre<lb/> Leihbibliotheken füllen, sondern auch durch sein persönliches Austreten. In dem<lb/> Kannten Proceß Beauvallon, der zu Rouen verhandelt, und in dem zuerst<lb/> Publicum ein Bild von dem Treiben des liebenswürdigen Kreises vorgeführt<lb/> ^de, der sich um Lota Monte z gruppirte, trat er mit einem renommistischen<lb/> ^eher «uf, welches den Eindruck von seiner Persönlichkeit, den wir bereits aus<lb/> s^um Romanen empfangen, auf eine würdige Weise ergänzte. Später, als er<lb/> ^ seinem eigenen Buchhändler in einen Proceß verwickelt war, nahm er keinen<lb/> Zustand, durch die seltsamsten Aufschneidereien den Hof und die Regierung zu<lb/> ^Mpromittiren, von denen er Gunstbezeigungen empfangen hatte. Es ist charak-<lb/> ^istisch für hie Franzosen, daß ihn das in der öffentlichen Meinung nicht ver¬<lb/> achtet hat. Man amüsirte sich eine Zeitlang an dem neuen Skandal, dann<lb/> >v>,rde er vergessen und der Ruf des Schriftstellers nicht weiter durch ihn ange-<lb/> Wet.</p><lb/> <p xml:id="ID_514" next="#ID_515"> Sein öffentliches Auftreten wird durch dieselbe Ungenirtheit charakterisirt,<lb/> ^ sich in seinen Schriften zeigt. Das wüste Zigeunerleben, welches er seine<lb/> Melden führen läßt, und das er aus dem Bilde seiner Umgebungen entnommen<lb/> trägt er selber offen zur Schau: verliebte Abenteuer, Duelle ohne Sinn<lb/> '">d Verstand, schwindelnder Erwerb und eben so fabelhaste Verschwendung, voll-<lb/> Itäudige Rücksichtslosigkeit gegen die gewöhnliche Ordnung der menschlichen Gesell-<lb/> ^se und große Bonhommie in den individuellen Verhältnissen. Durch seine ueger-<lb/> ^'lige Arbeitsamkeit hat er sich einen Erwerb bereitet, zu dem sich unsre deut¬<lb/> en Autoren auch in ihren kühnsten Träumen nicht erheben würden. Diesen<lb/> Erwerb hat er theils als großer Herr durch unsinnige Verschwendung, theils als<lb/> iund seiner Zeit durch schwindelnde Speculationen verschleudert; er weiß sich aber<lb/> die Lage eines banquerouten Mannes eben so bequem zu finden,, als in die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. IV. -186-l. 21</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0165]
Französische Literatur.
Alexandre Dumas.
Wir kennen Dumas nicht blos aus der Masse seiner Romane, die unsre
Leihbibliotheken füllen, sondern auch durch sein persönliches Austreten. In dem
Kannten Proceß Beauvallon, der zu Rouen verhandelt, und in dem zuerst
Publicum ein Bild von dem Treiben des liebenswürdigen Kreises vorgeführt
^de, der sich um Lota Monte z gruppirte, trat er mit einem renommistischen
^eher «uf, welches den Eindruck von seiner Persönlichkeit, den wir bereits aus
s^um Romanen empfangen, auf eine würdige Weise ergänzte. Später, als er
^ seinem eigenen Buchhändler in einen Proceß verwickelt war, nahm er keinen
Zustand, durch die seltsamsten Aufschneidereien den Hof und die Regierung zu
^Mpromittiren, von denen er Gunstbezeigungen empfangen hatte. Es ist charak-
^istisch für hie Franzosen, daß ihn das in der öffentlichen Meinung nicht ver¬
achtet hat. Man amüsirte sich eine Zeitlang an dem neuen Skandal, dann
>v>,rde er vergessen und der Ruf des Schriftstellers nicht weiter durch ihn ange-
Wet.
Sein öffentliches Auftreten wird durch dieselbe Ungenirtheit charakterisirt,
^ sich in seinen Schriften zeigt. Das wüste Zigeunerleben, welches er seine
Melden führen läßt, und das er aus dem Bilde seiner Umgebungen entnommen
trägt er selber offen zur Schau: verliebte Abenteuer, Duelle ohne Sinn
'">d Verstand, schwindelnder Erwerb und eben so fabelhaste Verschwendung, voll-
Itäudige Rücksichtslosigkeit gegen die gewöhnliche Ordnung der menschlichen Gesell-
^se und große Bonhommie in den individuellen Verhältnissen. Durch seine ueger-
^'lige Arbeitsamkeit hat er sich einen Erwerb bereitet, zu dem sich unsre deut¬
en Autoren auch in ihren kühnsten Träumen nicht erheben würden. Diesen
Erwerb hat er theils als großer Herr durch unsinnige Verschwendung, theils als
iund seiner Zeit durch schwindelnde Speculationen verschleudert; er weiß sich aber
die Lage eines banquerouten Mannes eben so bequem zu finden,, als in die
Grenzboten. IV. -186-l. 21
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |