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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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schwungcne Contouren der Beete hervortreten, dem A"ge der Betrachtenden
gleichsam eine Ergänzung und wohlthuende Abwechselung. An den Pfeilern und
Wänden des Hauses selbst wird der bunte Schmuck der Natur sich auszubreiten
suchen, um deu engen ihm gesetzten Raum zu erweitern. Schlingpflanzen und
Gestelle von Blumentöpfen, welche die charakteristischen oder schönen Formen des
Gebäudes nicht verstecken, sondern hervorheben müssen, werden den Gartenteppich
in das Haus herausziehen"), und an der Thür des Gartens werden Sträucher
oder Blumengrnppcn, welche eine monumentale Form haben, einführen. Ja selbst
das Innere des bescheidenen Wohlchauses, Gartensaal, Flur, Vorhalle, Atrium,
welche sich nach dem Garten öffnen, nehmen den Pflauzeuschmuck in sich ans.
Ephen und andere Schlingpflanzen ranken an der Wand empor, und hängen
in zierlichen Festons von der Decke herab. Bänke, Stühle und Tische sind zier¬
lich ans Aesten und Ruthen zusammengesetzt. Consolen, vielleicht mit movsbärtiger
Rinde überzogen, verdecken die Töpfe blühender Gruppen von Pflanzen; in den
Ecken der Wände stehen hoch oben Gefäße mit großen fächerartigen Farren-
Üäntern, die sich-mit ihren Knollen leicht ans dem Walde versetzen lasse", und
die Gefäße sind durch die braunen Blüthenkolben langer.Rohrstengel verdeckt,
welche in runden Bündel in mehrere Absätze getheilt bis aus deu Boden reichen
und die Stämme schlanker Palmen phantastisch nachbilden, n. s. w. Unzählig
sind die kleinen Erfindungen, durch welche in solchem Gartenfest auch der Raum
des Hauses decorirt werden kann, und jeder Einzelne wird mit Takt und Schön¬
heitssinn Neues erfinden, und Vorhandenes je nach dem Charakter seines Hauses
einfacher oder schmnckvollcr anwenden. Es gilt hier zu erkennen, wo das heitere
Spiel zur kleinlichen Spielerei wird. -- Man pflegt die kleinen Dnodczgärten
selbst in Deutschland noch häufig aus Blumenbeeten zusammenzusetzen, welche als
Rabatten neben einander gestellt sind. Die Formen dieser Blumenbeete sind oft
^hr künstlich, Wappenschilder, Straußenfedern, vielfach an einander gekettete
Rhomben ze. Solche Künstelei macht keinen befriedigenden Eindruck. Viel zweck¬
mäßiger ist es, auch im kleinen Gartenplatz ein schön gehaltenes Rasenstück in
^mdgeschwnngenen einfachen Contouren zum Grundstoffe des Teppichs zu machen,
"ut die Blumenbeete zweckmäßig vertheilt darein zu setzen.

Ist der Bodenraum um das Haus nur etwas größer, so wird ein solcher
grüner Rasenplatz jedenfalls der Hauptbestandtheil des Gartens. Noch darf viel¬
leicht keine. Gruppe großer Bäume ihr hohes Schattendach über den Boden
"nöbreiteu, aber einzelne schöne Stämme mittelgroßer Bäume und blühende
Sträucher vermögen schon den Rasenplatz einzufassen, die Ecken und Winkel und
unschönen Umgebungen des Grundstücks zu verstecken, und der Seele die Täu-



In ausgezeichneter Weise, aber freilich in großem Styl, ist diese Vlumcndcwration
"ner Architektur von germanischen Formen zu Reinhardsbrunn bei Weber ausgeführt.
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schwungcne Contouren der Beete hervortreten, dem A»ge der Betrachtenden
gleichsam eine Ergänzung und wohlthuende Abwechselung. An den Pfeilern und
Wänden des Hauses selbst wird der bunte Schmuck der Natur sich auszubreiten
suchen, um deu engen ihm gesetzten Raum zu erweitern. Schlingpflanzen und
Gestelle von Blumentöpfen, welche die charakteristischen oder schönen Formen des
Gebäudes nicht verstecken, sondern hervorheben müssen, werden den Gartenteppich
in das Haus herausziehen"), und an der Thür des Gartens werden Sträucher
oder Blumengrnppcn, welche eine monumentale Form haben, einführen. Ja selbst
das Innere des bescheidenen Wohlchauses, Gartensaal, Flur, Vorhalle, Atrium,
welche sich nach dem Garten öffnen, nehmen den Pflauzeuschmuck in sich ans.
Ephen und andere Schlingpflanzen ranken an der Wand empor, und hängen
in zierlichen Festons von der Decke herab. Bänke, Stühle und Tische sind zier¬
lich ans Aesten und Ruthen zusammengesetzt. Consolen, vielleicht mit movsbärtiger
Rinde überzogen, verdecken die Töpfe blühender Gruppen von Pflanzen; in den
Ecken der Wände stehen hoch oben Gefäße mit großen fächerartigen Farren-
Üäntern, die sich-mit ihren Knollen leicht ans dem Walde versetzen lasse», und
die Gefäße sind durch die braunen Blüthenkolben langer.Rohrstengel verdeckt,
welche in runden Bündel in mehrere Absätze getheilt bis aus deu Boden reichen
und die Stämme schlanker Palmen phantastisch nachbilden, n. s. w. Unzählig
sind die kleinen Erfindungen, durch welche in solchem Gartenfest auch der Raum
des Hauses decorirt werden kann, und jeder Einzelne wird mit Takt und Schön¬
heitssinn Neues erfinden, und Vorhandenes je nach dem Charakter seines Hauses
einfacher oder schmnckvollcr anwenden. Es gilt hier zu erkennen, wo das heitere
Spiel zur kleinlichen Spielerei wird. — Man pflegt die kleinen Dnodczgärten
selbst in Deutschland noch häufig aus Blumenbeeten zusammenzusetzen, welche als
Rabatten neben einander gestellt sind. Die Formen dieser Blumenbeete sind oft
^hr künstlich, Wappenschilder, Straußenfedern, vielfach an einander gekettete
Rhomben ze. Solche Künstelei macht keinen befriedigenden Eindruck. Viel zweck¬
mäßiger ist es, auch im kleinen Gartenplatz ein schön gehaltenes Rasenstück in
^mdgeschwnngenen einfachen Contouren zum Grundstoffe des Teppichs zu machen,
»ut die Blumenbeete zweckmäßig vertheilt darein zu setzen.

Ist der Bodenraum um das Haus nur etwas größer, so wird ein solcher
grüner Rasenplatz jedenfalls der Hauptbestandtheil des Gartens. Noch darf viel¬
leicht keine. Gruppe großer Bäume ihr hohes Schattendach über den Boden
"nöbreiteu, aber einzelne schöne Stämme mittelgroßer Bäume und blühende
Sträucher vermögen schon den Rasenplatz einzufassen, die Ecken und Winkel und
unschönen Umgebungen des Grundstücks zu verstecken, und der Seele die Täu-



In ausgezeichneter Weise, aber freilich in großem Styl, ist diese Vlumcndcwration
«ner Architektur von germanischen Formen zu Reinhardsbrunn bei Weber ausgeführt.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/135>, abgerufen am 23.07.2024.