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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Schlüssel gehabt habe! Wolle man nun auch annehmen, daß bei dieser künstlichen
und zum Nutzen des Staatsschatzes vorgenommenen Verwandlung der Goldmünzen
in grobe Silberstücke die Kiste, welche in Gold 1/. 40,000 Schweizerfranken habe
halten können (wie die Angaben lauteten), in umgewandelten Silber auch uoch
mehr als 150,000 Franken Silbergeld entHallen habe, so müsse dem Staate doch
immerhin mindestens eine Million und zweihunderttausend Franken durch diese zum
Nachtheil der Franzosen vorgenommene Verwandlung erhalte" worden sein, eben
weil Diese im Verhältniß zu der ursprünglich in der Kiste befindlichen Summe
nur wenig erhalten hätten. Hätte man die von de Brune an Immer
gegebene Quittung über sämmtliche Summen erhalten können, so würde
es natürlich leicht sein, die Summe z" bestimmen, welche solcher Gestalt dem
Staate Bern gerettet worden sei -- so sei aber diese Quittung, wie alle diese
wichtigen Papiere, verschwunden. -- Im Jahre 1836 habe nun Zeerleder eben¬
falls eine Angabe darüber, wo so vieles Geld hingekommen, gemacht, und erklärt,
"daß man die Fässer in seinem Magazine während ihres kurzen Aufenthalts
daselbst am 19. März geöffnet habe, um den Berner Milizen den rückständigen
Sold auszuzahlen. Dies sei bedeutend gewesen, und habe einen ganzen Tag
lang gedauert." Hingegen sagt man aber wieder, daß schon am 5. März sämmt¬
liche Milizen nach Hause geschickt worden seien, und daß sich sonst Niemand einer
suchen Auszahlung erinnere; man müsse deshalb annehmen, daß auch Dieses nur
eine den Franzosen damals gemachte Nothlüge gewesen wäre, durch die mau eben¬
falls hübsche Summen gerettet habe, um so großer, da Zeerleder erklärt, es seien
diese Aufzählungen in Gold (einen ganzen Tag lang) geschehen.

Aus, einer zweiten Reklamation der Verner Regierung vom Jahre 181V
gehe nur hervor, daß das sämmtliche damals nach dem Berner Oberlande ge¬
schaffte Geld circa 3 Millionen 495,000 Franken betragen habe. In dieser Re¬
klamation habe nun die Berner Negierung weiter angegeben, daß die Französische
Armee als solche hiervon nur 219,000 Franken erhallen hätte, das; aber der
General Nouhiöre den Nest, also circa 3,276,000 Franken sür sich behalten habe.
Die Angabe über diesen Diebstahl des General Nouhiöre sei aber eben so wenig
"und nur im Geringsten bewiesen (sagt man hingegen), wie mau keinen Beweis
dafür habe, daß die angebliche Bestechung de Brune s durch Jenner mit 200,000 Fr.
wirklich jemals erfolgt sei.. Dagegen habe man vielfachen Grund, an das Ver¬
bleiben einer großen . Summe Geldes in Bern zu glauben, wenn man Alles zu-
sammen stelle, was hier einschlage, als: die erwähnte Verwandlung des Goldes
Silber; den Verlust sämmtlicher Schriften, Quittungen und einschlagenden
Papiere; ferner die aufgefundenen Angaben deö Unteririegöcomniissars Gerber,
daß Zeerleder eine enorme Summe Geldes gerettet, und bei seinem Schwager
Kosti in Hamburg niedergelegt habe; so wie endlich in einem officiellen Memoire
ausgesprochen sei, daß Streichenberg drei Fässer Geld ins Frickthal vor den


Grenzboten. IV. 14

Schlüssel gehabt habe! Wolle man nun auch annehmen, daß bei dieser künstlichen
und zum Nutzen des Staatsschatzes vorgenommenen Verwandlung der Goldmünzen
in grobe Silberstücke die Kiste, welche in Gold 1/. 40,000 Schweizerfranken habe
halten können (wie die Angaben lauteten), in umgewandelten Silber auch uoch
mehr als 150,000 Franken Silbergeld entHallen habe, so müsse dem Staate doch
immerhin mindestens eine Million und zweihunderttausend Franken durch diese zum
Nachtheil der Franzosen vorgenommene Verwandlung erhalte» worden sein, eben
weil Diese im Verhältniß zu der ursprünglich in der Kiste befindlichen Summe
nur wenig erhalten hätten. Hätte man die von de Brune an Immer
gegebene Quittung über sämmtliche Summen erhalten können, so würde
es natürlich leicht sein, die Summe z» bestimmen, welche solcher Gestalt dem
Staate Bern gerettet worden sei — so sei aber diese Quittung, wie alle diese
wichtigen Papiere, verschwunden. — Im Jahre 1836 habe nun Zeerleder eben¬
falls eine Angabe darüber, wo so vieles Geld hingekommen, gemacht, und erklärt,
„daß man die Fässer in seinem Magazine während ihres kurzen Aufenthalts
daselbst am 19. März geöffnet habe, um den Berner Milizen den rückständigen
Sold auszuzahlen. Dies sei bedeutend gewesen, und habe einen ganzen Tag
lang gedauert." Hingegen sagt man aber wieder, daß schon am 5. März sämmt¬
liche Milizen nach Hause geschickt worden seien, und daß sich sonst Niemand einer
suchen Auszahlung erinnere; man müsse deshalb annehmen, daß auch Dieses nur
eine den Franzosen damals gemachte Nothlüge gewesen wäre, durch die mau eben¬
falls hübsche Summen gerettet habe, um so großer, da Zeerleder erklärt, es seien
diese Aufzählungen in Gold (einen ganzen Tag lang) geschehen.

Aus, einer zweiten Reklamation der Verner Regierung vom Jahre 181V
gehe nur hervor, daß das sämmtliche damals nach dem Berner Oberlande ge¬
schaffte Geld circa 3 Millionen 495,000 Franken betragen habe. In dieser Re¬
klamation habe nun die Berner Negierung weiter angegeben, daß die Französische
Armee als solche hiervon nur 219,000 Franken erhallen hätte, das; aber der
General Nouhiöre den Nest, also circa 3,276,000 Franken sür sich behalten habe.
Die Angabe über diesen Diebstahl des General Nouhiöre sei aber eben so wenig
"und nur im Geringsten bewiesen (sagt man hingegen), wie mau keinen Beweis
dafür habe, daß die angebliche Bestechung de Brune s durch Jenner mit 200,000 Fr.
wirklich jemals erfolgt sei.. Dagegen habe man vielfachen Grund, an das Ver¬
bleiben einer großen . Summe Geldes in Bern zu glauben, wenn man Alles zu-
sammen stelle, was hier einschlage, als: die erwähnte Verwandlung des Goldes
Silber; den Verlust sämmtlicher Schriften, Quittungen und einschlagenden
Papiere; ferner die aufgefundenen Angaben deö Unteririegöcomniissars Gerber,
daß Zeerleder eine enorme Summe Geldes gerettet, und bei seinem Schwager
Kosti in Hamburg niedergelegt habe; so wie endlich in einem officiellen Memoire
ausgesprochen sei, daß Streichenberg drei Fässer Geld ins Frickthal vor den


Grenzboten. IV. 14
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/109>, abgerufen am 23.07.2024.