Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.und eine lange Flinte mit damascirten Lauf, der breite, sehr krumme Schaft und eine lange Flinte mit damascirten Lauf, der breite, sehr krumme Schaft <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280159"/> <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180" next="#ID_182"> und eine lange Flinte mit damascirten Lauf, der breite, sehr krumme Schaft<lb/> bunt ausgelegt, mir auffielen, hingen über diesem Divan. Auf demselben mit<lb/> gekreuzten Beinen sitzend, empfing uns der Eigenthümer, indem er eine wohl¬<lb/> wollende Verneigung mit der Hand machte, die er dann an die Brust legte, und<lb/> mit tiefer, tönender Stimme die Worte „8tMmen ale IVIum" (Friede sei mit Euch)<lb/> zur Begrüßung aussprach, worauf mein Gefährte, der Arabisch sprechen konnte,<lb/> mit den Worten „8eISlm aracluriat alla" (Friede gewährt uus Gott) dankte.<lb/> Ein kleiner Ncgerknabe von 12 bis 1i Jahren, ziemlich gut in blauen weiten<lb/> Pantalons und weiter rother Jacke gekleidet, sonst aber barfuß, der den Stewart<lb/> der Kajüte vorstellte, brachte uns auch ein Paar rothe Polster, auf die wir uus<lb/> bequem niedersetzten. Er holte dann ein Paar lange Pfeifen mit schonen breiten<lb/> Spitzen von Bernstein und kleinen rothen Thonlöpfchcn herbei, die er uns ange¬<lb/> zündet reichte. Da ich selbst kein Raucher bin, begnügte ich mich, nur den Dampf<lb/> einziehen , und ihn sogleich in mächtigen Wolken wieder fortzublasen. Später<lb/> erhielten wir dicken, schwarzen, aber sehr aromatisch riechende» und schmeckenden<lb/> Kaffee, ohne Zucker und Sahne, der in kleinen eiförmigen Tassen von weißem<lb/> Porcellan mit einem messingenen Untersatz, aufgetragen wurde. Der Türkische<lb/> Kaufmann, ein schon bejahrter, ziemlich corpulenter Maun, mit prächtigem, lang<lb/> herunterwallendem Bart von tiefschwarzer Farbe, genoß nicht das Mindeste. Sein<lb/> Anzug bestand in Pantoffeln von gelbem Marroquiuleder, weiten rothen Pantalons<lb/> von Wollenzeug, einem langen dunkelblauen Rock ohne Kragen, ans dessen Brust<lb/> ein bnntseidenes Hemd hervorsah, und der von einem rothen Gürtel um den Leib<lb/> zusammengehalten ward, und einer rothen „Fez" mit lauger blauer Seiden¬<lb/> quaste. Während der Smyrnäer nun mit dem Türken sein Handelsgeschäft in<lb/> Arabischer Sprache abmachte, besah ich mir das Innere des Schisses etwas. Die<lb/> höchste Dürftigkeit herrschte auf demselben; so waren die Theile, welche bei unsern<lb/> Europäischen Fahrzeugen angemalt sind, hier ohne diesen, sowol nützlichen wie<lb/> dem Auge wohlgefälligen Anstrich. Zwei kleine eiserne Kanonen, die ans dem<lb/> Verdeck waren, sahen so verrostet aus, daß ihr Gebrauch für die Abfenerer ge¬<lb/> fährlicher, wie für die Gegner sein dürfte. Der Lagerraum für die Mannschaft<lb/> glich so ziemlich einem Hundestall, so entblößt war derselbe von Gerätschaften.<lb/> Da es gerade Essenszeit war, so stand eine große thönerne Schüssel mit grauem,<lb/> in Wasser gekochtem Reis, auf der Mitte des Fußbodens. Ungefähr ein Dutzend<lb/> der oben beschriebenen Matrosen hockten auf den Absätzen um dieselbe umher, und<lb/> Einer uach dem Andern griff mit der schmuzigen Hand in den Reis hinein, holte<lb/> sich eine Portion heraus, und verschlang dieselbe gierig mit dem großen Mund,<lb/> in dem zwei Reihen der schönsten weißen Zähne blitzten. In der andern Hand<lb/> hielt jeder Matrose mehrere kleine in der Sonne gedörrte Fische, von denen er<lb/> von Zeit zu Zeit ein Stücklein zu seinem Reis in den Mund stopfte. In einer<lb/> Ecke des Raumes lag ein Haufen ganz dünner Strohmatten, ungefähr von der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
und eine lange Flinte mit damascirten Lauf, der breite, sehr krumme Schaft
bunt ausgelegt, mir auffielen, hingen über diesem Divan. Auf demselben mit
gekreuzten Beinen sitzend, empfing uns der Eigenthümer, indem er eine wohl¬
wollende Verneigung mit der Hand machte, die er dann an die Brust legte, und
mit tiefer, tönender Stimme die Worte „8tMmen ale IVIum" (Friede sei mit Euch)
zur Begrüßung aussprach, worauf mein Gefährte, der Arabisch sprechen konnte,
mit den Worten „8eISlm aracluriat alla" (Friede gewährt uus Gott) dankte.
Ein kleiner Ncgerknabe von 12 bis 1i Jahren, ziemlich gut in blauen weiten
Pantalons und weiter rother Jacke gekleidet, sonst aber barfuß, der den Stewart
der Kajüte vorstellte, brachte uns auch ein Paar rothe Polster, auf die wir uus
bequem niedersetzten. Er holte dann ein Paar lange Pfeifen mit schonen breiten
Spitzen von Bernstein und kleinen rothen Thonlöpfchcn herbei, die er uns ange¬
zündet reichte. Da ich selbst kein Raucher bin, begnügte ich mich, nur den Dampf
einziehen , und ihn sogleich in mächtigen Wolken wieder fortzublasen. Später
erhielten wir dicken, schwarzen, aber sehr aromatisch riechende» und schmeckenden
Kaffee, ohne Zucker und Sahne, der in kleinen eiförmigen Tassen von weißem
Porcellan mit einem messingenen Untersatz, aufgetragen wurde. Der Türkische
Kaufmann, ein schon bejahrter, ziemlich corpulenter Maun, mit prächtigem, lang
herunterwallendem Bart von tiefschwarzer Farbe, genoß nicht das Mindeste. Sein
Anzug bestand in Pantoffeln von gelbem Marroquiuleder, weiten rothen Pantalons
von Wollenzeug, einem langen dunkelblauen Rock ohne Kragen, ans dessen Brust
ein bnntseidenes Hemd hervorsah, und der von einem rothen Gürtel um den Leib
zusammengehalten ward, und einer rothen „Fez" mit lauger blauer Seiden¬
quaste. Während der Smyrnäer nun mit dem Türken sein Handelsgeschäft in
Arabischer Sprache abmachte, besah ich mir das Innere des Schisses etwas. Die
höchste Dürftigkeit herrschte auf demselben; so waren die Theile, welche bei unsern
Europäischen Fahrzeugen angemalt sind, hier ohne diesen, sowol nützlichen wie
dem Auge wohlgefälligen Anstrich. Zwei kleine eiserne Kanonen, die ans dem
Verdeck waren, sahen so verrostet aus, daß ihr Gebrauch für die Abfenerer ge¬
fährlicher, wie für die Gegner sein dürfte. Der Lagerraum für die Mannschaft
glich so ziemlich einem Hundestall, so entblößt war derselbe von Gerätschaften.
Da es gerade Essenszeit war, so stand eine große thönerne Schüssel mit grauem,
in Wasser gekochtem Reis, auf der Mitte des Fußbodens. Ungefähr ein Dutzend
der oben beschriebenen Matrosen hockten auf den Absätzen um dieselbe umher, und
Einer uach dem Andern griff mit der schmuzigen Hand in den Reis hinein, holte
sich eine Portion heraus, und verschlang dieselbe gierig mit dem großen Mund,
in dem zwei Reihen der schönsten weißen Zähne blitzten. In der andern Hand
hielt jeder Matrose mehrere kleine in der Sonne gedörrte Fische, von denen er
von Zeit zu Zeit ein Stücklein zu seinem Reis in den Mund stopfte. In einer
Ecke des Raumes lag ein Haufen ganz dünner Strohmatten, ungefähr von der
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |