Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.Preußen hat, viel wieder gut zu machen; nicht der sogenannten öffentlichen Mei¬ ' Preußen hat viel gesündigt, aber noch immer hat es eine große Lebenskraft, noch Wir kommen schließlich noch auf einen Punkt, der in dem jetzigen Augenblick, wo Wir verkeimen nicht, daß die frcihändlerischc Schule zur Aufklärung vieler Vor- Preußen hat, viel wieder gut zu machen; nicht der sogenannten öffentlichen Mei¬ ' Preußen hat viel gesündigt, aber noch immer hat es eine große Lebenskraft, noch Wir kommen schließlich noch auf einen Punkt, der in dem jetzigen Augenblick, wo Wir verkeimen nicht, daß die frcihändlerischc Schule zur Aufklärung vieler Vor- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280572"/> <p xml:id="ID_1312"> Preußen hat, viel wieder gut zu machen; nicht der sogenannten öffentlichen Mei¬<lb/> nung gegenüber, aus die wir ebenfalls kein großes Gewicht legen, so lange sie weiter<lb/> Nichts repräsentirt, als den dunkeln Jnstinct der Meuge. Aber es hat nicht blos gegen<lb/> diese gesündigt, sondern gegen den Idealismus, der sich in dem gesunden Kern der<lb/> Nation aussprach, und der darum nicht minder berechtigt war, weil er sich zuweilen in<lb/> den Formen des Instincts ausdrückte. Es hat ihn nicht zu befriedigen gewußt, und es<lb/> hat den Zorn darüber, der eigentlich seiner eigenen Unfähigkeit galt, an den Trägern<lb/> desselben ausgelassen. Es hat sich an die Spitze einer Reaction gestellt, die nicht mehr<lb/> darauf ausging, das Uebermaß der ausgetretenen Fluthen in das angemessene Bett<lb/> »urückzudämmcn, sondern versuchte, dem verhaßten Strom eine neue enge Bahn zu gra¬<lb/> ben, gleichsam um ihn für seine Verwegenheit zu strafen. Ein Unternehmen, dessen<lb/> üble Folgen vorzugsweise auf die Erfinder zurückwirken mußten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1313"> ' Preußen hat viel gesündigt, aber noch immer hat es eine große Lebenskraft, noch<lb/> immer steht es in seiner Macht, viel wieder gut zu machen. Eine von den Bestim¬<lb/> mungen des Vertrages, die sich aus den Beitritt der Kammern bezieht, ist wenigstens<lb/> eine, indirecte Andeutung, daß man mit dem Bruch der Revolution denn doch nicht bis<lb/> zum alleräußersten Extrem fortzugehen gedenkt. Möge diese Andeutung nicht isolirt bleiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1314"> Wir kommen schließlich noch auf einen Punkt, der in dem jetzigen Augenblick, wo<lb/> die idealen Interessen in den Hintergrund gedrängt sind, und den materiellen einen<lb/> größer» Spielraum verstatten, von Wichtigkeit ist: auf das Verhalten der volkswirth-<lb/> schaftlichen Theorien zu der neuen Entwickelung unsres Staatslebens. Die Freihänd-<lb/> ler haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Thätigkeit entwickelt; sie haben ihre<lb/> Vertreter bei allen politischen Parteien, und es sieht beinahe so aus. als ob die letz¬<lb/> teren wenigstens zum Theil durch die Idee der Interessen absorbirt werden sollen. Es<lb/> liegen uns auch jetzt wieder einige Brochüren vor, auf die wir unsre Leser aufmerksam<lb/> '»ander, weil sie klar und sachgemäß geschrieben sind, und von den Ansichten der Par¬<lb/> tie» ein leidliches Bild geben. Die eine derselben, welche von dem Freihändlcrvereinc<lb/> Zu Hamburg mit dem ersten Preise gekrönt ist, heißt: Schutzzölle oder Handels-<lb/> freiheit? Von Wilhelm Schmidlin (Hamburg, Perthes). Die andere: Die<lb/> ^'rthümcr des Schutzsystems.' Eine Beleuchtung der bekannten Rede des Herrn<lb/> hicrs, von Otto H uhn er (Leipzig, Hühner), wozu noch eine andere Abhandlung<lb/> desselben Verfassers gehört: Vom Gelde (derselbe Verlag).'</p><lb/> <p xml:id="ID_1315"> Wir verkeimen nicht, daß die frcihändlerischc Schule zur Aufklärung vieler Vor-<lb/> "llheile in x>^. Nationalökonomie wesentlich beigetragen hat; indem wir uns aber mit<lb/> e> eigentlichen Differenz dieser wichtigen Frage, zu deren Erledigung abstracte Sätze<lb/> "es nicht ausreichen dürsten, sondern die für jeden Fall eine neue eingehende Nnter-<lb/> UU)ung verlangt, hier nicht weiter beschäftigen, haben wir dock zweierlei zu bemerken.<lb/> '"'Mal geholt die Freihändler in ihrer Polemik sophistisch zu Werke; sie vermischen<lb/> sunt ""^ ^ geschickte Weise die verschiedenen Standpunkte ihrer Gegner, und<lb/> )en den einen zu widerlege», indem sie auf deu andern schlagen; sie widerlegen die<lb/> ' "langer der Finanzzölle, indem sie ihnen beweisen, daß sie der Industrie keinen Schutz<lb/> . 'en, und sie widerlegen die SchutzMncr, indem sie ihnen beweisen, daß sie dem<lb/> Man"l> ^"""denen verschaffen. Dies wird von beiden Seiten gar nicht bestritten;<lb/> Sta/ - '"^ "der ein System nur dann auf eine loyale Weise, wenn man den Maß-<lb/> " 'einer eigenen Gründe und Zwecke.daran legt.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
Preußen hat, viel wieder gut zu machen; nicht der sogenannten öffentlichen Mei¬
nung gegenüber, aus die wir ebenfalls kein großes Gewicht legen, so lange sie weiter
Nichts repräsentirt, als den dunkeln Jnstinct der Meuge. Aber es hat nicht blos gegen
diese gesündigt, sondern gegen den Idealismus, der sich in dem gesunden Kern der
Nation aussprach, und der darum nicht minder berechtigt war, weil er sich zuweilen in
den Formen des Instincts ausdrückte. Es hat ihn nicht zu befriedigen gewußt, und es
hat den Zorn darüber, der eigentlich seiner eigenen Unfähigkeit galt, an den Trägern
desselben ausgelassen. Es hat sich an die Spitze einer Reaction gestellt, die nicht mehr
darauf ausging, das Uebermaß der ausgetretenen Fluthen in das angemessene Bett
»urückzudämmcn, sondern versuchte, dem verhaßten Strom eine neue enge Bahn zu gra¬
ben, gleichsam um ihn für seine Verwegenheit zu strafen. Ein Unternehmen, dessen
üble Folgen vorzugsweise auf die Erfinder zurückwirken mußten.
' Preußen hat viel gesündigt, aber noch immer hat es eine große Lebenskraft, noch
immer steht es in seiner Macht, viel wieder gut zu machen. Eine von den Bestim¬
mungen des Vertrages, die sich aus den Beitritt der Kammern bezieht, ist wenigstens
eine, indirecte Andeutung, daß man mit dem Bruch der Revolution denn doch nicht bis
zum alleräußersten Extrem fortzugehen gedenkt. Möge diese Andeutung nicht isolirt bleiben.
Wir kommen schließlich noch auf einen Punkt, der in dem jetzigen Augenblick, wo
die idealen Interessen in den Hintergrund gedrängt sind, und den materiellen einen
größer» Spielraum verstatten, von Wichtigkeit ist: auf das Verhalten der volkswirth-
schaftlichen Theorien zu der neuen Entwickelung unsres Staatslebens. Die Freihänd-
ler haben in den letzten Jahren eine unglaubliche Thätigkeit entwickelt; sie haben ihre
Vertreter bei allen politischen Parteien, und es sieht beinahe so aus. als ob die letz¬
teren wenigstens zum Theil durch die Idee der Interessen absorbirt werden sollen. Es
liegen uns auch jetzt wieder einige Brochüren vor, auf die wir unsre Leser aufmerksam
'»ander, weil sie klar und sachgemäß geschrieben sind, und von den Ansichten der Par¬
tie» ein leidliches Bild geben. Die eine derselben, welche von dem Freihändlcrvereinc
Zu Hamburg mit dem ersten Preise gekrönt ist, heißt: Schutzzölle oder Handels-
freiheit? Von Wilhelm Schmidlin (Hamburg, Perthes). Die andere: Die
^'rthümcr des Schutzsystems.' Eine Beleuchtung der bekannten Rede des Herrn
hicrs, von Otto H uhn er (Leipzig, Hühner), wozu noch eine andere Abhandlung
desselben Verfassers gehört: Vom Gelde (derselbe Verlag).'
Wir verkeimen nicht, daß die frcihändlerischc Schule zur Aufklärung vieler Vor-
"llheile in x>^. Nationalökonomie wesentlich beigetragen hat; indem wir uns aber mit
e> eigentlichen Differenz dieser wichtigen Frage, zu deren Erledigung abstracte Sätze
"es nicht ausreichen dürsten, sondern die für jeden Fall eine neue eingehende Nnter-
UU)ung verlangt, hier nicht weiter beschäftigen, haben wir dock zweierlei zu bemerken.
'"'Mal geholt die Freihändler in ihrer Polemik sophistisch zu Werke; sie vermischen
sunt ""^ ^ geschickte Weise die verschiedenen Standpunkte ihrer Gegner, und
)en den einen zu widerlege», indem sie auf deu andern schlagen; sie widerlegen die
' "langer der Finanzzölle, indem sie ihnen beweisen, daß sie der Industrie keinen Schutz
. 'en, und sie widerlegen die SchutzMncr, indem sie ihnen beweisen, daß sie dem
Man"l> ^"""denen verschaffen. Dies wird von beiden Seiten gar nicht bestritten;
Sta/ - '"^ "der ein System nur dann auf eine loyale Weise, wenn man den Maß-
" 'einer eigenen Gründe und Zwecke.daran legt.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |