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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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Kohlensäure geschwängert, bei einer natürlichen Temperatur von AK'/--" R,, in jeder
Minute 60 Kubikfuß Wasser liefert und 66 Badewannen überreichlich versorgt. Schon
im Jahr 4 8i3 wurden in den ländlichen Badehänscrn, welche die über ihre Aecker hin¬
fließende Sovlthcrme als Privatgut benutzten, über 20,000 Bäder an -1000 Kurgäste
verabreicht. Ausgezeichnete Heilwirkungen bei scrophulösen Leiden und Störungen der
Motilität verschafften dem Bad einen Nuf in die Ferne, mit welchem die bisherigen
dürftigen Einrichtungen auffallend contrastirten. 18", beschloß das Finanzministerium,
die Heilquelle zur Gründung eines Curorts zu benutzen. was jedoch nicht ohne einen
bedenklichen Proceß mit dem Besitzer des betreffenden Grundstücks vor sich ging, wel¬
cher, gleich dem Müller von Sanssouci, jeden billigen Vergleichsvorschlag hartnäckig
zurückwies, wodurch er sich selbst freilich den größten Schaden that/ Oeynhausen sorgte
nun im Auftrag der Staatsregierung für Erbauung eines zweckmäßig eingerichteten
Badehauses. speculative Privatleute aus der Nähe und Ferne bauten prächtige Hotels
oder bescheidene Wohnungen zur Aufnahme der Kurgäste. Der Preis der Grundstücke
in und um Nehme ist aus diese Weise rasch gestiegen.¬

Die Gegend vereinigt die Anmuth der Ebene mit den Schönheiten der Gebirgs
landschaft. Die nach Nord-Osten geneigte fruchtbare Ebene wird von der Detmoldcr
Werre, die unweit Nehme in die Weser fällt, durchzogen; sie wird nördlich und nord¬
östlich von dem Wcscrgcbirgc, das man rechts und links von der Westfälischen Pforte
in weiter Ausdehnung überblickt, südlich von den Lippischen Bergen umkränzt, welche
als die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes zu betrachten sind. Das Klima
ist sehr günstig. Bei einer Erhebung von Ä00 Fuß über den Meeresspiegel beträgt die
mittlere Bodentemperatur 8" K., also nur-I ° weniger, als die von Frankfurt und Hanau.
Das nahe Wcsergcbirgc schützt gegen kalte Ost- und Nordwinde, während atmosphärische
Strömungen, welche die Ausdünstung der Flüsse innerhalb der Thäler bewirkt, die milde
Bergluft in erfrischender Reinheit erhalten.-

Die Sooltherme tritt aus den nördlich geneigten Schiefern der südliche" Gebirgs
massen seitlich in das Bohrloch, entsteigt mit einer Kraft von 1-1 Fuß in der Secunde
dem untern engern Theile des Bohrbruunens, schäumend und zischend durch arsstrvmcndc
Kohlensäure aus der eisernen Nöhre von !> Zoll Durchmesser. In die Wanne einge¬
lassen, ist das Wasser bei starker Strahlenbrechung wasserhell, und trübt lieb erst bei
erfolgender Abkühlung; alsdann beginnt auch die ganze Kohlensäure zu cntvcichen.
'n

Nach I)r. Bischofs Analyse kann die Therme als Verbindung de, Soolc vo
Ischl und der Stahlquelle von Pyrnivnt angesehen werde". Bei größerem Gehalt an
Kochsalz, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Eisenoxydul hat sie eine namhafte
Quantität schwefelsaurer Magnesia. Einzig ist die Quelle, in sofern sie b-i dem Vorzug
directer Verwendbarkeit in Form des warmen Bades eine wirksame Quantität von
kohlensaurem Eisenoxydul enthält. Bekanntlich lassen die kalten Stahlmellcu Letzteres
beim Erwärmen fallen, während die heißem Thermen davon nur nrnig aufnehmen
können. Dieser Vorzug wird vermittelt dnrch die innige Verbindung der Kohlensäure
mit der Soolc. Erst Ä Fuß unter dem Wasserspiegel entwickelt sick das Gas aus
der Soolc, 3 Cubikfuß Kohlensäure in der Minute. Die Entwickelung ist so energisch,
daß die Nase kaum einen Augenblick den Dunst des geöffneten Bohuochs zu ertragen
im Stande ist. Das Badesalz ist ebenfalls ein wichtiges Hcilmitel des Curortes,
indem vermittelst desselben die kräftigsten Wirkungen jod- und bromeicher Soolen er¬
zielt werden. Dieses Badesalz wird nebst vielen ander" chemischen Präparaten auf der
hier befindlichen chemischen Fabrik nicht aus dem Soolbadwasser, sondern aus der
Mutterlauge der Saline gefertigt. In der Trink-Cur wird die Sooltherme in Form
und Gabe dem Meerwasser analog angewendet. Die dnrch Bromzehalt ausgezeichnete
Bülowsoolc wird in ähnlicher Weise verdünnt getrunken. Auch an Bittcrbrunncn ist
vorhanden. Für weitere Bedürfnisse der Trinkcur ist gesorgt durch die Struve'sche
Trinkanstalt für künstliche Mineralwasser mit der natürlichen Qucllentempcratur.


Kohlensäure geschwängert, bei einer natürlichen Temperatur von AK'/--" R,, in jeder
Minute 60 Kubikfuß Wasser liefert und 66 Badewannen überreichlich versorgt. Schon
im Jahr 4 8i3 wurden in den ländlichen Badehänscrn, welche die über ihre Aecker hin¬
fließende Sovlthcrme als Privatgut benutzten, über 20,000 Bäder an -1000 Kurgäste
verabreicht. Ausgezeichnete Heilwirkungen bei scrophulösen Leiden und Störungen der
Motilität verschafften dem Bad einen Nuf in die Ferne, mit welchem die bisherigen
dürftigen Einrichtungen auffallend contrastirten. 18«, beschloß das Finanzministerium,
die Heilquelle zur Gründung eines Curorts zu benutzen. was jedoch nicht ohne einen
bedenklichen Proceß mit dem Besitzer des betreffenden Grundstücks vor sich ging, wel¬
cher, gleich dem Müller von Sanssouci, jeden billigen Vergleichsvorschlag hartnäckig
zurückwies, wodurch er sich selbst freilich den größten Schaden that/ Oeynhausen sorgte
nun im Auftrag der Staatsregierung für Erbauung eines zweckmäßig eingerichteten
Badehauses. speculative Privatleute aus der Nähe und Ferne bauten prächtige Hotels
oder bescheidene Wohnungen zur Aufnahme der Kurgäste. Der Preis der Grundstücke
in und um Nehme ist aus diese Weise rasch gestiegen.¬

Die Gegend vereinigt die Anmuth der Ebene mit den Schönheiten der Gebirgs
landschaft. Die nach Nord-Osten geneigte fruchtbare Ebene wird von der Detmoldcr
Werre, die unweit Nehme in die Weser fällt, durchzogen; sie wird nördlich und nord¬
östlich von dem Wcscrgcbirgc, das man rechts und links von der Westfälischen Pforte
in weiter Ausdehnung überblickt, südlich von den Lippischen Bergen umkränzt, welche
als die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes zu betrachten sind. Das Klima
ist sehr günstig. Bei einer Erhebung von Ä00 Fuß über den Meeresspiegel beträgt die
mittlere Bodentemperatur 8" K., also nur-I ° weniger, als die von Frankfurt und Hanau.
Das nahe Wcsergcbirgc schützt gegen kalte Ost- und Nordwinde, während atmosphärische
Strömungen, welche die Ausdünstung der Flüsse innerhalb der Thäler bewirkt, die milde
Bergluft in erfrischender Reinheit erhalten.-

Die Sooltherme tritt aus den nördlich geneigten Schiefern der südliche» Gebirgs
massen seitlich in das Bohrloch, entsteigt mit einer Kraft von 1-1 Fuß in der Secunde
dem untern engern Theile des Bohrbruunens, schäumend und zischend durch arsstrvmcndc
Kohlensäure aus der eisernen Nöhre von !> Zoll Durchmesser. In die Wanne einge¬
lassen, ist das Wasser bei starker Strahlenbrechung wasserhell, und trübt lieb erst bei
erfolgender Abkühlung; alsdann beginnt auch die ganze Kohlensäure zu cntvcichen.
'n

Nach I)r. Bischofs Analyse kann die Therme als Verbindung de, Soolc vo
Ischl und der Stahlquelle von Pyrnivnt angesehen werde». Bei größerem Gehalt an
Kochsalz, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Eisenoxydul hat sie eine namhafte
Quantität schwefelsaurer Magnesia. Einzig ist die Quelle, in sofern sie b-i dem Vorzug
directer Verwendbarkeit in Form des warmen Bades eine wirksame Quantität von
kohlensaurem Eisenoxydul enthält. Bekanntlich lassen die kalten Stahlmellcu Letzteres
beim Erwärmen fallen, während die heißem Thermen davon nur nrnig aufnehmen
können. Dieser Vorzug wird vermittelt dnrch die innige Verbindung der Kohlensäure
mit der Soolc. Erst Ä Fuß unter dem Wasserspiegel entwickelt sick das Gas aus
der Soolc, 3 Cubikfuß Kohlensäure in der Minute. Die Entwickelung ist so energisch,
daß die Nase kaum einen Augenblick den Dunst des geöffneten Bohuochs zu ertragen
im Stande ist. Das Badesalz ist ebenfalls ein wichtiges Hcilmitel des Curortes,
indem vermittelst desselben die kräftigsten Wirkungen jod- und bromeicher Soolen er¬
zielt werden. Dieses Badesalz wird nebst vielen ander» chemischen Präparaten auf der
hier befindlichen chemischen Fabrik nicht aus dem Soolbadwasser, sondern aus der
Mutterlauge der Saline gefertigt. In der Trink-Cur wird die Sooltherme in Form
und Gabe dem Meerwasser analog angewendet. Die dnrch Bromzehalt ausgezeichnete
Bülowsoolc wird in ähnlicher Weise verdünnt getrunken. Auch an Bittcrbrunncn ist
vorhanden. Für weitere Bedürfnisse der Trinkcur ist gesorgt durch die Struve'sche
Trinkanstalt für künstliche Mineralwasser mit der natürlichen Qucllentempcratur.


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[0444] Kohlensäure geschwängert, bei einer natürlichen Temperatur von AK'/--" R,, in jeder Minute 60 Kubikfuß Wasser liefert und 66 Badewannen überreichlich versorgt. Schon im Jahr 4 8i3 wurden in den ländlichen Badehänscrn, welche die über ihre Aecker hin¬ fließende Sovlthcrme als Privatgut benutzten, über 20,000 Bäder an -1000 Kurgäste verabreicht. Ausgezeichnete Heilwirkungen bei scrophulösen Leiden und Störungen der Motilität verschafften dem Bad einen Nuf in die Ferne, mit welchem die bisherigen dürftigen Einrichtungen auffallend contrastirten. 18«, beschloß das Finanzministerium, die Heilquelle zur Gründung eines Curorts zu benutzen. was jedoch nicht ohne einen bedenklichen Proceß mit dem Besitzer des betreffenden Grundstücks vor sich ging, wel¬ cher, gleich dem Müller von Sanssouci, jeden billigen Vergleichsvorschlag hartnäckig zurückwies, wodurch er sich selbst freilich den größten Schaden that/ Oeynhausen sorgte nun im Auftrag der Staatsregierung für Erbauung eines zweckmäßig eingerichteten Badehauses. speculative Privatleute aus der Nähe und Ferne bauten prächtige Hotels oder bescheidene Wohnungen zur Aufnahme der Kurgäste. Der Preis der Grundstücke in und um Nehme ist aus diese Weise rasch gestiegen.¬ Die Gegend vereinigt die Anmuth der Ebene mit den Schönheiten der Gebirgs landschaft. Die nach Nord-Osten geneigte fruchtbare Ebene wird von der Detmoldcr Werre, die unweit Nehme in die Weser fällt, durchzogen; sie wird nördlich und nord¬ östlich von dem Wcscrgcbirgc, das man rechts und links von der Westfälischen Pforte in weiter Ausdehnung überblickt, südlich von den Lippischen Bergen umkränzt, welche als die nördlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes zu betrachten sind. Das Klima ist sehr günstig. Bei einer Erhebung von Ä00 Fuß über den Meeresspiegel beträgt die mittlere Bodentemperatur 8" K., also nur-I ° weniger, als die von Frankfurt und Hanau. Das nahe Wcsergcbirgc schützt gegen kalte Ost- und Nordwinde, während atmosphärische Strömungen, welche die Ausdünstung der Flüsse innerhalb der Thäler bewirkt, die milde Bergluft in erfrischender Reinheit erhalten.- Die Sooltherme tritt aus den nördlich geneigten Schiefern der südliche» Gebirgs massen seitlich in das Bohrloch, entsteigt mit einer Kraft von 1-1 Fuß in der Secunde dem untern engern Theile des Bohrbruunens, schäumend und zischend durch arsstrvmcndc Kohlensäure aus der eisernen Nöhre von !> Zoll Durchmesser. In die Wanne einge¬ lassen, ist das Wasser bei starker Strahlenbrechung wasserhell, und trübt lieb erst bei erfolgender Abkühlung; alsdann beginnt auch die ganze Kohlensäure zu cntvcichen. 'n Nach I)r. Bischofs Analyse kann die Therme als Verbindung de, Soolc vo Ischl und der Stahlquelle von Pyrnivnt angesehen werde». Bei größerem Gehalt an Kochsalz, kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Eisenoxydul hat sie eine namhafte Quantität schwefelsaurer Magnesia. Einzig ist die Quelle, in sofern sie b-i dem Vorzug directer Verwendbarkeit in Form des warmen Bades eine wirksame Quantität von kohlensaurem Eisenoxydul enthält. Bekanntlich lassen die kalten Stahlmellcu Letzteres beim Erwärmen fallen, während die heißem Thermen davon nur nrnig aufnehmen können. Dieser Vorzug wird vermittelt dnrch die innige Verbindung der Kohlensäure mit der Soolc. Erst Ä Fuß unter dem Wasserspiegel entwickelt sick das Gas aus der Soolc, 3 Cubikfuß Kohlensäure in der Minute. Die Entwickelung ist so energisch, daß die Nase kaum einen Augenblick den Dunst des geöffneten Bohuochs zu ertragen im Stande ist. Das Badesalz ist ebenfalls ein wichtiges Hcilmitel des Curortes, indem vermittelst desselben die kräftigsten Wirkungen jod- und bromeicher Soolen er¬ zielt werden. Dieses Badesalz wird nebst vielen ander» chemischen Präparaten auf der hier befindlichen chemischen Fabrik nicht aus dem Soolbadwasser, sondern aus der Mutterlauge der Saline gefertigt. In der Trink-Cur wird die Sooltherme in Form und Gabe dem Meerwasser analog angewendet. Die dnrch Bromzehalt ausgezeichnete Bülowsoolc wird in ähnlicher Weise verdünnt getrunken. Auch an Bittcrbrunncn ist vorhanden. Für weitere Bedürfnisse der Trinkcur ist gesorgt durch die Struve'sche Trinkanstalt für künstliche Mineralwasser mit der natürlichen Qucllentempcratur.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/444>, abgerufen am 04.07.2024.