Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

und die fürstlichen Schützer der ältern christlichen Kirche, unter ihnen Karl der
Große und Ludwig der Heilige, dann die Reformatoren, und als Beschützer der
reformirten Kirche die hervorragender" Fürsten des Hauses Hohenzollern bis aus
Friedrich Wilhelm den Dritten.

Alle diese Gestalten werde", nach Byzantinischer und altchristlicher Weise, von
einem Goldgrunde sich abheben, und diejenigen Felder, welche von Golde frei
bleiben, sollen eine Füllung von bunten Marmortafeln erhalten. Wie dieser
glänzende und bunte Prunk, der auch die Gesimse und Galerien bedeckt, sich
ausnehmen wird, wenn erst die ganze Architektur von ihm, wie von einem Mosaik¬
teppich, überzogen ist, darüber will ich mir jetzt, wo das Meiste noch im Werden ist,
und überdies Gerüste den Raum anfüllen, kein vorgreifendes Urtheil erlauben.
(5s dürfte dabei weder von der evangelischen, noch von der architektonischen Ein¬
fachheit für den Eindruck auf Sinn und Gefühl neben dieser Byzantinischen Pracht
viel übrig bleibe". Im.Augenblicke hat letztere jedoch einen sehr praktischen Werth,
denn sie giebt zahlreichen Künstlern Beschäftigung und Verdienst. Außer der
schon genannten Trias, welche den malerischen Schmuck der Decke vollendete, arbeiten
im Innern der Capelle noch die Maler Elch, Elster, Eybel, Herrmann, Kaselowsty,
v. Klöber, Schrader, Hermann, Schulz und Andere. Die früher erwähnte Statue
des Moses ist vom Professor Fischer ausgeführt, und außerdem haben verschiedene
Bildhauer sich an den Sculpturen des Aeußern wie des Innern betheiligt.

Die hier bei allen Gemälden, mit Ausnahme des Deckeuschmuckö, zur An¬
wendung kommende Makart ist die stercvchrvmalischc, jedoch nach einer vervoll¬
kommnenden Erfindung des hiesigen Maurergesellen Trilosf, welcher die Fuchs'sche
Methode verbessert hat und die Farben bereitet. Sie werden mit reinem Wasser
"uf die rauhe Fläche der Wand getragen, und während der Arbeit häufig mit
Wasser bespritzt, endlich nach Vollendung des Bildes mittelst einer Spritze voll
Wasserglases befestigt. Auch Kaulbach bedient sich jetzt der Farben Trilossö,
denen er vor den Münchner Präparaten den Vorzug giebt, und läßt seine Bilder
durch den erfinderischen Maurergesellen befestigen. Man sollte meinen, dem für
die Kunst so ersprießlichen chemischen Talente dieses Mannes werde in dem kunst-
sinnigen Berlin neben gerechter Würdigung die genügende Belohnung nicht fehlen.
>°>es war erstaunt zu vernehmen, daß Trilosf von der Verwaltung der königlichen
Museen ein monatliches Gehalt von zehn Thalern bezieht, und dafür noch die
Farben liefert, welche die Maler nicht von ihm nehmen dürfen, sondern sich aus
dem Museum holen.

Zwischen der innern Knppelwvlbnng und der äußern Knppelbedachung führt
^"c Treppe, die sich nachher außen fortsetzt, zur Laterne empor. Hier steht mau
d"nu, 220 F"ß jHer dem Pflaster der Stadt, dicht an der Brüstung aus einem
'abmalen Brete, das den mit Glasscheiben ausgefüllten innern Kreis begrenzt.
Ein Fehltritt, und mau stürzt durch zwei Glasbecken K>" Fuß tief hinab auf den


Grenzbvw", M, >x.">!.

und die fürstlichen Schützer der ältern christlichen Kirche, unter ihnen Karl der
Große und Ludwig der Heilige, dann die Reformatoren, und als Beschützer der
reformirten Kirche die hervorragender» Fürsten des Hauses Hohenzollern bis aus
Friedrich Wilhelm den Dritten.

Alle diese Gestalten werde», nach Byzantinischer und altchristlicher Weise, von
einem Goldgrunde sich abheben, und diejenigen Felder, welche von Golde frei
bleiben, sollen eine Füllung von bunten Marmortafeln erhalten. Wie dieser
glänzende und bunte Prunk, der auch die Gesimse und Galerien bedeckt, sich
ausnehmen wird, wenn erst die ganze Architektur von ihm, wie von einem Mosaik¬
teppich, überzogen ist, darüber will ich mir jetzt, wo das Meiste noch im Werden ist,
und überdies Gerüste den Raum anfüllen, kein vorgreifendes Urtheil erlauben.
(5s dürfte dabei weder von der evangelischen, noch von der architektonischen Ein¬
fachheit für den Eindruck auf Sinn und Gefühl neben dieser Byzantinischen Pracht
viel übrig bleibe». Im.Augenblicke hat letztere jedoch einen sehr praktischen Werth,
denn sie giebt zahlreichen Künstlern Beschäftigung und Verdienst. Außer der
schon genannten Trias, welche den malerischen Schmuck der Decke vollendete, arbeiten
im Innern der Capelle noch die Maler Elch, Elster, Eybel, Herrmann, Kaselowsty,
v. Klöber, Schrader, Hermann, Schulz und Andere. Die früher erwähnte Statue
des Moses ist vom Professor Fischer ausgeführt, und außerdem haben verschiedene
Bildhauer sich an den Sculpturen des Aeußern wie des Innern betheiligt.

Die hier bei allen Gemälden, mit Ausnahme des Deckeuschmuckö, zur An¬
wendung kommende Makart ist die stercvchrvmalischc, jedoch nach einer vervoll¬
kommnenden Erfindung des hiesigen Maurergesellen Trilosf, welcher die Fuchs'sche
Methode verbessert hat und die Farben bereitet. Sie werden mit reinem Wasser
"uf die rauhe Fläche der Wand getragen, und während der Arbeit häufig mit
Wasser bespritzt, endlich nach Vollendung des Bildes mittelst einer Spritze voll
Wasserglases befestigt. Auch Kaulbach bedient sich jetzt der Farben Trilossö,
denen er vor den Münchner Präparaten den Vorzug giebt, und läßt seine Bilder
durch den erfinderischen Maurergesellen befestigen. Man sollte meinen, dem für
die Kunst so ersprießlichen chemischen Talente dieses Mannes werde in dem kunst-
sinnigen Berlin neben gerechter Würdigung die genügende Belohnung nicht fehlen.
>°>es war erstaunt zu vernehmen, daß Trilosf von der Verwaltung der königlichen
Museen ein monatliches Gehalt von zehn Thalern bezieht, und dafür noch die
Farben liefert, welche die Maler nicht von ihm nehmen dürfen, sondern sich aus
dem Museum holen.

Zwischen der innern Knppelwvlbnng und der äußern Knppelbedachung führt
^"c Treppe, die sich nachher außen fortsetzt, zur Laterne empor. Hier steht mau
d"nu, 220 F„ß jHer dem Pflaster der Stadt, dicht an der Brüstung aus einem
'abmalen Brete, das den mit Glasscheiben ausgefüllten innern Kreis begrenzt.
Ein Fehltritt, und mau stürzt durch zwei Glasbecken K>« Fuß tief hinab auf den


Grenzbvw«, M, >x.">!.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0393" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280480"/>
          <p xml:id="ID_1041" prev="#ID_1040"> und die fürstlichen Schützer der ältern christlichen Kirche, unter ihnen Karl der<lb/>
Große und Ludwig der Heilige, dann die Reformatoren, und als Beschützer der<lb/>
reformirten Kirche die hervorragender» Fürsten des Hauses Hohenzollern bis aus<lb/>
Friedrich Wilhelm den Dritten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1042"> Alle diese Gestalten werde», nach Byzantinischer und altchristlicher Weise, von<lb/>
einem Goldgrunde sich abheben, und diejenigen Felder, welche von Golde frei<lb/>
bleiben, sollen eine Füllung von bunten Marmortafeln erhalten. Wie dieser<lb/>
glänzende und bunte Prunk, der auch die Gesimse und Galerien bedeckt, sich<lb/>
ausnehmen wird, wenn erst die ganze Architektur von ihm, wie von einem Mosaik¬<lb/>
teppich, überzogen ist, darüber will ich mir jetzt, wo das Meiste noch im Werden ist,<lb/>
und überdies Gerüste den Raum anfüllen, kein vorgreifendes Urtheil erlauben.<lb/>
(5s dürfte dabei weder von der evangelischen, noch von der architektonischen Ein¬<lb/>
fachheit für den Eindruck auf Sinn und Gefühl neben dieser Byzantinischen Pracht<lb/>
viel übrig bleibe». Im.Augenblicke hat letztere jedoch einen sehr praktischen Werth,<lb/>
denn sie giebt zahlreichen Künstlern Beschäftigung und Verdienst. Außer der<lb/>
schon genannten Trias, welche den malerischen Schmuck der Decke vollendete, arbeiten<lb/>
im Innern der Capelle noch die Maler Elch, Elster, Eybel, Herrmann, Kaselowsty,<lb/>
v. Klöber, Schrader, Hermann, Schulz und Andere. Die früher erwähnte Statue<lb/>
des Moses ist vom Professor Fischer ausgeführt, und außerdem haben verschiedene<lb/>
Bildhauer sich an den Sculpturen des Aeußern wie des Innern betheiligt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1043"> Die hier bei allen Gemälden, mit Ausnahme des Deckeuschmuckö, zur An¬<lb/>
wendung kommende Makart ist die stercvchrvmalischc, jedoch nach einer vervoll¬<lb/>
kommnenden Erfindung des hiesigen Maurergesellen Trilosf, welcher die Fuchs'sche<lb/>
Methode verbessert hat und die Farben bereitet. Sie werden mit reinem Wasser<lb/>
"uf die rauhe Fläche der Wand getragen, und während der Arbeit häufig mit<lb/>
Wasser bespritzt, endlich nach Vollendung des Bildes mittelst einer Spritze voll<lb/>
Wasserglases befestigt. Auch Kaulbach bedient sich jetzt der Farben Trilossö,<lb/>
denen er vor den Münchner Präparaten den Vorzug giebt, und läßt seine Bilder<lb/>
durch den erfinderischen Maurergesellen befestigen. Man sollte meinen, dem für<lb/>
die Kunst so ersprießlichen chemischen Talente dieses Mannes werde in dem kunst-<lb/>
sinnigen Berlin neben gerechter Würdigung die genügende Belohnung nicht fehlen.<lb/>
&gt;°&gt;es war erstaunt zu vernehmen, daß Trilosf von der Verwaltung der königlichen<lb/>
Museen ein monatliches Gehalt von zehn Thalern bezieht, und dafür noch die<lb/>
Farben liefert, welche die Maler nicht von ihm nehmen dürfen, sondern sich aus<lb/>
dem Museum holen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1044" next="#ID_1045"> Zwischen der innern Knppelwvlbnng und der äußern Knppelbedachung führt<lb/>
^"c Treppe, die sich nachher außen fortsetzt, zur Laterne empor. Hier steht mau<lb/>
d"nu, 220 F&#x201E;ß jHer dem Pflaster der Stadt, dicht an der Brüstung aus einem<lb/>
'abmalen Brete, das den mit Glasscheiben ausgefüllten innern Kreis begrenzt.<lb/>
Ein Fehltritt, und mau stürzt durch zwei Glasbecken K&gt;« Fuß tief hinab auf den</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbvw«, M, &gt;x."&gt;!.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0393] und die fürstlichen Schützer der ältern christlichen Kirche, unter ihnen Karl der Große und Ludwig der Heilige, dann die Reformatoren, und als Beschützer der reformirten Kirche die hervorragender» Fürsten des Hauses Hohenzollern bis aus Friedrich Wilhelm den Dritten. Alle diese Gestalten werde», nach Byzantinischer und altchristlicher Weise, von einem Goldgrunde sich abheben, und diejenigen Felder, welche von Golde frei bleiben, sollen eine Füllung von bunten Marmortafeln erhalten. Wie dieser glänzende und bunte Prunk, der auch die Gesimse und Galerien bedeckt, sich ausnehmen wird, wenn erst die ganze Architektur von ihm, wie von einem Mosaik¬ teppich, überzogen ist, darüber will ich mir jetzt, wo das Meiste noch im Werden ist, und überdies Gerüste den Raum anfüllen, kein vorgreifendes Urtheil erlauben. (5s dürfte dabei weder von der evangelischen, noch von der architektonischen Ein¬ fachheit für den Eindruck auf Sinn und Gefühl neben dieser Byzantinischen Pracht viel übrig bleibe». Im.Augenblicke hat letztere jedoch einen sehr praktischen Werth, denn sie giebt zahlreichen Künstlern Beschäftigung und Verdienst. Außer der schon genannten Trias, welche den malerischen Schmuck der Decke vollendete, arbeiten im Innern der Capelle noch die Maler Elch, Elster, Eybel, Herrmann, Kaselowsty, v. Klöber, Schrader, Hermann, Schulz und Andere. Die früher erwähnte Statue des Moses ist vom Professor Fischer ausgeführt, und außerdem haben verschiedene Bildhauer sich an den Sculpturen des Aeußern wie des Innern betheiligt. Die hier bei allen Gemälden, mit Ausnahme des Deckeuschmuckö, zur An¬ wendung kommende Makart ist die stercvchrvmalischc, jedoch nach einer vervoll¬ kommnenden Erfindung des hiesigen Maurergesellen Trilosf, welcher die Fuchs'sche Methode verbessert hat und die Farben bereitet. Sie werden mit reinem Wasser "uf die rauhe Fläche der Wand getragen, und während der Arbeit häufig mit Wasser bespritzt, endlich nach Vollendung des Bildes mittelst einer Spritze voll Wasserglases befestigt. Auch Kaulbach bedient sich jetzt der Farben Trilossö, denen er vor den Münchner Präparaten den Vorzug giebt, und läßt seine Bilder durch den erfinderischen Maurergesellen befestigen. Man sollte meinen, dem für die Kunst so ersprießlichen chemischen Talente dieses Mannes werde in dem kunst- sinnigen Berlin neben gerechter Würdigung die genügende Belohnung nicht fehlen. >°>es war erstaunt zu vernehmen, daß Trilosf von der Verwaltung der königlichen Museen ein monatliches Gehalt von zehn Thalern bezieht, und dafür noch die Farben liefert, welche die Maler nicht von ihm nehmen dürfen, sondern sich aus dem Museum holen. Zwischen der innern Knppelwvlbnng und der äußern Knppelbedachung führt ^"c Treppe, die sich nachher außen fortsetzt, zur Laterne empor. Hier steht mau d"nu, 220 F„ß jHer dem Pflaster der Stadt, dicht an der Brüstung aus einem 'abmalen Brete, das den mit Glasscheiben ausgefüllten innern Kreis begrenzt. Ein Fehltritt, und mau stürzt durch zwei Glasbecken K>« Fuß tief hinab auf den Grenzbvw«, M, >x.">!.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/393
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/393>, abgerufen am 04.07.2024.