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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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untergeordneten Parteifragen zu bemänteln, ohne zu berücksichtigen, das; alle
Schwungkraft einer Repräsentativverfassung auf diese Weise abgenützt, und end¬
lich anch, wie anderwärts das monarchische Princip gänzlich anö-
gehanst wird." Die gänzliche Entäußerung von'der patriarchischen Idee durch
den Februarentwurf findet der Vf. darin, "wenn man zweien Monarchien eine
Art republikanischen Gebildes gegenüberstellt, bestehend aus sämmtlichen Staaten
außer Oestreich und Preußen, ein sinnloses Kompositum." Dieser Hauptschlag
gilt nun Hr. v. d. Pfordten um so unmittelbarer, als gleich nachher von jenen
Politiker! die Rede ist, "die im Jahre 1848 ihren Demokratismus eifrigst zu
erweisen suchten, während sie demungeachtet 'jetzt am Stärksten an der sehr wohlfeil
gewordenen Entrüstung über die destrnetivcn Tendenzen der "Schlange", welcher man
den Kops zertreten fois und über das Zerwürfniß Deutschlands Antheil nehmen; die¬
ser MaulconservatismuS ist uur das Feigenblatt bettle Geschäfte der Demo¬
kratie verrichtenden Bureaukratie." Von da beginnt überhaupt, nud dies
erscheint von einer solchen Parteistimme von größter Bedeutung, eine furchtbare Zorn-
entladnng gegen "Viele, die sich dermalen mit conservativer Gesinnung brüsten und am
Meisten über die Nöthen schimpfen, auch allenfalls über Revolntionaire in Glacehand-
schuhen, aber auf der andern Seite mit Uebermuth darau arbeiten, das büreaukratische
Regiment, den geistlosen Mechanismus, der gleichmäßig Autorität und Freiheit nnter-
sM't, den Monopolismns der RegierungSwcisheit, der jede Selbstregierung als
Anarchie und jede Theilnahme an dein Regiment als höchst verwerflichen Eingriff in
die unerläßlichen Geheimrathsrechte brandmarkt, von Tag zu Tag zu vergrößern
"Ub den Französischen NevvlntiouStrieb einzuführen."

So rückt die Partei dem eigentlichen Ziele nahe: die starke Regierung ist ihr uner¬
träglich stark geworden. "Und die Armeen, sie sind gut, sehr gut; allein, wem, sie
fortwährend und unnützer Weise alarmirt, und wieder unverrichteter Dinge, um
gemachte Ausgaben zu ersetzen, entlassen und reducirt werden, so muß endlich
"ut den Geldmitteln der gute Wille erschöpft, und dadurch dieser letzte Anhalts¬
punkt b el Durchführung gründlicher, nationaler Reformen zwecklos
"bgeuützt werden." Dies bahnt den Weg zu einem Zornschrei gegen Bayerns i.<;,
Hr. v. d. Pfordtens Auftreten in Kurhessen, womit die sogenannte Einleitung
abschließt. "Mit geringen Mitteln wenig zu leisten, ist verzeihlich; allein mit den
wichsten Hilfsquellen Nichts, gar Nichts geleistet z" haben, ist nimmer er¬
hübe .... Das Auftreten in der, unglücklichen Hessischen Sache mit 80,000
Bayern, der schönsten Armee, welche nach allen Seiten hin entschieden hätte, hat,
so wie man über dieselbe in politischer und ausschließlich zu Gunsten Oestreichs in
""litairischer Rücksicht hat verfügen lassen, weder die Trias, noch irgend eine orga-
'usche Gestaltung und Reorganisation Deutschlands befördert, wol aber die durch
Erfolglosigkeit entstandene moralische und materielle Schwächung der
^'nstitntionellen Mittelmacht, anstatt die Zweitheilung zu verhindern, durch kühne


untergeordneten Parteifragen zu bemänteln, ohne zu berücksichtigen, das; alle
Schwungkraft einer Repräsentativverfassung auf diese Weise abgenützt, und end¬
lich anch, wie anderwärts das monarchische Princip gänzlich anö-
gehanst wird." Die gänzliche Entäußerung von'der patriarchischen Idee durch
den Februarentwurf findet der Vf. darin, „wenn man zweien Monarchien eine
Art republikanischen Gebildes gegenüberstellt, bestehend aus sämmtlichen Staaten
außer Oestreich und Preußen, ein sinnloses Kompositum." Dieser Hauptschlag
gilt nun Hr. v. d. Pfordten um so unmittelbarer, als gleich nachher von jenen
Politiker! die Rede ist, „die im Jahre 1848 ihren Demokratismus eifrigst zu
erweisen suchten, während sie demungeachtet 'jetzt am Stärksten an der sehr wohlfeil
gewordenen Entrüstung über die destrnetivcn Tendenzen der „Schlange", welcher man
den Kops zertreten fois und über das Zerwürfniß Deutschlands Antheil nehmen; die¬
ser MaulconservatismuS ist uur das Feigenblatt bettle Geschäfte der Demo¬
kratie verrichtenden Bureaukratie." Von da beginnt überhaupt, nud dies
erscheint von einer solchen Parteistimme von größter Bedeutung, eine furchtbare Zorn-
entladnng gegen „Viele, die sich dermalen mit conservativer Gesinnung brüsten und am
Meisten über die Nöthen schimpfen, auch allenfalls über Revolntionaire in Glacehand-
schuhen, aber auf der andern Seite mit Uebermuth darau arbeiten, das büreaukratische
Regiment, den geistlosen Mechanismus, der gleichmäßig Autorität und Freiheit nnter-
sM't, den Monopolismns der RegierungSwcisheit, der jede Selbstregierung als
Anarchie und jede Theilnahme an dein Regiment als höchst verwerflichen Eingriff in
die unerläßlichen Geheimrathsrechte brandmarkt, von Tag zu Tag zu vergrößern
"Ub den Französischen NevvlntiouStrieb einzuführen."

So rückt die Partei dem eigentlichen Ziele nahe: die starke Regierung ist ihr uner¬
träglich stark geworden. „Und die Armeen, sie sind gut, sehr gut; allein, wem, sie
fortwährend und unnützer Weise alarmirt, und wieder unverrichteter Dinge, um
gemachte Ausgaben zu ersetzen, entlassen und reducirt werden, so muß endlich
»ut den Geldmitteln der gute Wille erschöpft, und dadurch dieser letzte Anhalts¬
punkt b el Durchführung gründlicher, nationaler Reformen zwecklos
"bgeuützt werden." Dies bahnt den Weg zu einem Zornschrei gegen Bayerns i.<;,
Hr. v. d. Pfordtens Auftreten in Kurhessen, womit die sogenannte Einleitung
abschließt. „Mit geringen Mitteln wenig zu leisten, ist verzeihlich; allein mit den
wichsten Hilfsquellen Nichts, gar Nichts geleistet z» haben, ist nimmer er¬
hübe .... Das Auftreten in der, unglücklichen Hessischen Sache mit 80,000
Bayern, der schönsten Armee, welche nach allen Seiten hin entschieden hätte, hat,
so wie man über dieselbe in politischer und ausschließlich zu Gunsten Oestreichs in
""litairischer Rücksicht hat verfügen lassen, weder die Trias, noch irgend eine orga-
'usche Gestaltung und Reorganisation Deutschlands befördert, wol aber die durch
Erfolglosigkeit entstandene moralische und materielle Schwächung der
^'nstitntionellen Mittelmacht, anstatt die Zweitheilung zu verhindern, durch kühne


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/357>, abgerufen am 04.07.2024.