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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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solcher Genauigkeit und selbst Eleganz aufgeführt, daß ein fortwährendes Hände¬
klatschen der versammelten Menge, das allerdings mehr dem Donner eines fernen
Gewitters glich, die Anstrengung der Figuranten reichlich belohnte, wohingegen Silens
Esel, der sich wahrscheinlich eines ähnlichen Erfolgs geschmeichelt hatte, und deshalb
inmitten des Gesangs seines taumelnden Herrn mitzusingen anfing, ans andere.Weise
mit Händen beklatscht wurde. So eilig uun auch am Morgen des Festes Alles nach
der Estrade und dem Platze geeilt war, so verließ eilig nach kaum beendigter letzter
Scene die Masse des versammelten Volkes den gedrängt vollen Platz, um sich vom
vielen Sehen zu erholen, eine Ruhe, die freilich den Figuranten uicht zu Theil wurde, da
sie dieselben Scenen, mit Ausnahme der Krönung, nach Verlauf einer Stunde noch¬
mals aufzuführen hatten. -- Während dem wogte nun aber das Volk in den Straßen
auf und ab, und bedeckte vor Allem die schattigen Plätze an dem herrlichen User
des Sees, wo hinlänglich für Speisen und Getränke gesorgt war. Einen an¬
genehmen Anblick boten die verschiedenen auf der See liegenden fremden, Savoyi-
schen und Walliser, Fahrzeuge, die, mit Bänken und Tischen versehen, gleich in
Wirthschaften verwandelt waren, und. mit ihren ungeheuern Segeln einen ange¬
nehmen Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sonne boten. Gesang und
Musik ertönten allerwärts, und die abgehenden Fremden wurden durch neu herzu¬
strömende ersetzt, welche den zweiten Festtag dem ersten vorgezogen hatten. Der
zweite Festtag ist mehr zum Tanz und Spi-el auf deu verschiedenen öffentlichen
Plätzen, im Freien, bestimmt, als zu einer einheitlichen Darstellung, und bieten
deshalb für Den, der das Fest am ersten Tage mit angesehen hat, weniger In¬
teresse, wenn nicht eben das, eine ungeheure Menschenmenge in einem kleinen
Raum sich hin und hcrstoßeu zu sehen.

Ich meines Theils war zufrieden mit Dem, was ich gesehen, und eilte zurück
nach Lausanne, das im Verhältniß zu Vevay wie ausgestorben aussah, und mich
zeitig genug noch aufnahm, ehe ein fürchterliches Unwetter, das ziemlich die ganze
Nacht dauerte und in kurzer Zeit unser kleines Flüßchen (den Flor) zu einem
Strom anwachsen machte, mit all seiner Gewalt sich über die heimkehrenden Fest¬
besucher ergoß.




scandinavische Literatur.
l. Hans Christian Oersted.

Die Buchhandlung Lorck in Leipzig giebt sich eine sehr anerkennenswerthe
Mühe, durch Uebersetzung der neuem scandinavischen, namentlich der Dänischen



'> Neue Beiträge z" dem Geist i" der Natur, von Oersted. Deutsch von Kcmuegieiier, mU
einem Vorwort vo"'Möller, Leipzig, Lorct, - <<harattere und Rede" von Oersted, MN
einem Vorwort von Möller, Leipzig, Vorck. Die beiden Werte bilde" den drillen und
vierten Band der gesammelten Schriften von Oersted. Ueber den beiden erstern haben w>>
bereits in frühen. Hefte" referirt.

solcher Genauigkeit und selbst Eleganz aufgeführt, daß ein fortwährendes Hände¬
klatschen der versammelten Menge, das allerdings mehr dem Donner eines fernen
Gewitters glich, die Anstrengung der Figuranten reichlich belohnte, wohingegen Silens
Esel, der sich wahrscheinlich eines ähnlichen Erfolgs geschmeichelt hatte, und deshalb
inmitten des Gesangs seines taumelnden Herrn mitzusingen anfing, ans andere.Weise
mit Händen beklatscht wurde. So eilig uun auch am Morgen des Festes Alles nach
der Estrade und dem Platze geeilt war, so verließ eilig nach kaum beendigter letzter
Scene die Masse des versammelten Volkes den gedrängt vollen Platz, um sich vom
vielen Sehen zu erholen, eine Ruhe, die freilich den Figuranten uicht zu Theil wurde, da
sie dieselben Scenen, mit Ausnahme der Krönung, nach Verlauf einer Stunde noch¬
mals aufzuführen hatten. — Während dem wogte nun aber das Volk in den Straßen
auf und ab, und bedeckte vor Allem die schattigen Plätze an dem herrlichen User
des Sees, wo hinlänglich für Speisen und Getränke gesorgt war. Einen an¬
genehmen Anblick boten die verschiedenen auf der See liegenden fremden, Savoyi-
schen und Walliser, Fahrzeuge, die, mit Bänken und Tischen versehen, gleich in
Wirthschaften verwandelt waren, und. mit ihren ungeheuern Segeln einen ange¬
nehmen Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sonne boten. Gesang und
Musik ertönten allerwärts, und die abgehenden Fremden wurden durch neu herzu¬
strömende ersetzt, welche den zweiten Festtag dem ersten vorgezogen hatten. Der
zweite Festtag ist mehr zum Tanz und Spi-el auf deu verschiedenen öffentlichen
Plätzen, im Freien, bestimmt, als zu einer einheitlichen Darstellung, und bieten
deshalb für Den, der das Fest am ersten Tage mit angesehen hat, weniger In¬
teresse, wenn nicht eben das, eine ungeheure Menschenmenge in einem kleinen
Raum sich hin und hcrstoßeu zu sehen.

Ich meines Theils war zufrieden mit Dem, was ich gesehen, und eilte zurück
nach Lausanne, das im Verhältniß zu Vevay wie ausgestorben aussah, und mich
zeitig genug noch aufnahm, ehe ein fürchterliches Unwetter, das ziemlich die ganze
Nacht dauerte und in kurzer Zeit unser kleines Flüßchen (den Flor) zu einem
Strom anwachsen machte, mit all seiner Gewalt sich über die heimkehrenden Fest¬
besucher ergoß.




scandinavische Literatur.
l. Hans Christian Oersted.

Die Buchhandlung Lorck in Leipzig giebt sich eine sehr anerkennenswerthe
Mühe, durch Uebersetzung der neuem scandinavischen, namentlich der Dänischen



'> Neue Beiträge z» dem Geist i» der Natur, von Oersted. Deutsch von Kcmuegieiier, mU
einem Vorwort vo»'Möller, Leipzig, Lorct, - <<harattere und Rede» von Oersted, MN
einem Vorwort von Möller, Leipzig, Vorck. Die beiden Werte bilde» den drillen und
vierten Band der gesammelten Schriften von Oersted. Ueber den beiden erstern haben w>>
bereits in frühen. Hefte» referirt.
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[0310] solcher Genauigkeit und selbst Eleganz aufgeführt, daß ein fortwährendes Hände¬ klatschen der versammelten Menge, das allerdings mehr dem Donner eines fernen Gewitters glich, die Anstrengung der Figuranten reichlich belohnte, wohingegen Silens Esel, der sich wahrscheinlich eines ähnlichen Erfolgs geschmeichelt hatte, und deshalb inmitten des Gesangs seines taumelnden Herrn mitzusingen anfing, ans andere.Weise mit Händen beklatscht wurde. So eilig uun auch am Morgen des Festes Alles nach der Estrade und dem Platze geeilt war, so verließ eilig nach kaum beendigter letzter Scene die Masse des versammelten Volkes den gedrängt vollen Platz, um sich vom vielen Sehen zu erholen, eine Ruhe, die freilich den Figuranten uicht zu Theil wurde, da sie dieselben Scenen, mit Ausnahme der Krönung, nach Verlauf einer Stunde noch¬ mals aufzuführen hatten. — Während dem wogte nun aber das Volk in den Straßen auf und ab, und bedeckte vor Allem die schattigen Plätze an dem herrlichen User des Sees, wo hinlänglich für Speisen und Getränke gesorgt war. Einen an¬ genehmen Anblick boten die verschiedenen auf der See liegenden fremden, Savoyi- schen und Walliser, Fahrzeuge, die, mit Bänken und Tischen versehen, gleich in Wirthschaften verwandelt waren, und. mit ihren ungeheuern Segeln einen ange¬ nehmen Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sonne boten. Gesang und Musik ertönten allerwärts, und die abgehenden Fremden wurden durch neu herzu¬ strömende ersetzt, welche den zweiten Festtag dem ersten vorgezogen hatten. Der zweite Festtag ist mehr zum Tanz und Spi-el auf deu verschiedenen öffentlichen Plätzen, im Freien, bestimmt, als zu einer einheitlichen Darstellung, und bieten deshalb für Den, der das Fest am ersten Tage mit angesehen hat, weniger In¬ teresse, wenn nicht eben das, eine ungeheure Menschenmenge in einem kleinen Raum sich hin und hcrstoßeu zu sehen. Ich meines Theils war zufrieden mit Dem, was ich gesehen, und eilte zurück nach Lausanne, das im Verhältniß zu Vevay wie ausgestorben aussah, und mich zeitig genug noch aufnahm, ehe ein fürchterliches Unwetter, das ziemlich die ganze Nacht dauerte und in kurzer Zeit unser kleines Flüßchen (den Flor) zu einem Strom anwachsen machte, mit all seiner Gewalt sich über die heimkehrenden Fest¬ besucher ergoß. scandinavische Literatur. l. Hans Christian Oersted. Die Buchhandlung Lorck in Leipzig giebt sich eine sehr anerkennenswerthe Mühe, durch Uebersetzung der neuem scandinavischen, namentlich der Dänischen '> Neue Beiträge z» dem Geist i» der Natur, von Oersted. Deutsch von Kcmuegieiier, mU einem Vorwort vo»'Möller, Leipzig, Lorct, - <<harattere und Rede» von Oersted, MN einem Vorwort von Möller, Leipzig, Vorck. Die beiden Werte bilde» den drillen und vierten Band der gesammelten Schriften von Oersted. Ueber den beiden erstern haben w>> bereits in frühen. Hefte» referirt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/310>, abgerufen am 03.07.2024.