Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.wenigen, aber ausdauernd fleißigen Zuhörern, die ihm eine zusammenhängende Bildung Wenn ich oben Jena den wissenschaftlichen Idealismus vindicirte, meinte ich ein Literaturblatt. Neuere Schriften von Esaias Tcgnor. Ans dem Schwedischen übertragen wenigen, aber ausdauernd fleißigen Zuhörern, die ihm eine zusammenhängende Bildung Wenn ich oben Jena den wissenschaftlichen Idealismus vindicirte, meinte ich ein Literaturblatt. Neuere Schriften von Esaias Tcgnor. Ans dem Schwedischen übertragen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280329"/> <p xml:id="ID_652" prev="#ID_651"> wenigen, aber ausdauernd fleißigen Zuhörern, die ihm eine zusammenhängende Bildung<lb/> verdanken. Seine Vorlesungen sind namentlich ein Bedürfniß sür die immer zahlreicher<lb/> werdenden Studirenden, die sich dem Lehrfach widmen, und aus dem Thüringischen<lb/> kommen jetzt solche, die bereits als Lehrer thätig waren, hauptsächlich Rückert's wegen<lb/> nach Jena, um sich zum Deutschen und geschichtlichen Unterricht wissenschaftlich zu be¬<lb/> fähigen.</p><lb/> <p xml:id="ID_653"> Wenn ich oben Jena den wissenschaftlichen Idealismus vindicirte, meinte ich ein<lb/> intensives Versenken in das Studium, nicht den unbestimmten und unfruchtbaren Enthu¬<lb/> siasmus früherer Epochen unsers Nnivcrsitätslcbeus. Rückert trägt noch eine reiche<lb/> Zukunft in sich, und wenn der Besuch seiner Vorlesungen bis jetzt kein massenhafter<lb/> gewesen ist, so ist noch zu bedenken, daß auch das Docircn gelernt sein will, und daß<lb/> es besser ist, mit dem gediegenen Inhalt, als mit der bloßen geläufigen Form anzu¬<lb/> fangen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die unter deu Studenten sich bildende<lb/> Tradition, die zunehmende Herrschaft über seiue Stoffe und das Bekanntwerden seines<lb/> literarischen Verdienstes den Besuch von Rückert's Vorlesungen immer mehr steigern<lb/> werden, zumal wenn die officielle Anerkennung in der Befestigung seiner äußern Stellung<lb/> hinzutritt. —</p><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Literaturblatt.</head><lb/> <div n="2"> <head> Neuere Schriften von Esaias Tcgnor.</head> <p xml:id="ID_654" next="#ID_655"> Ans dem Schwedischen übertragen<lb/> von Akkon. Erstes Heft. Leipzig, Schulze. — Das Heft enthält außer dem Frag¬<lb/> ment eines nordischen Heldengedichts, Gerda, welches recht hübsch ist, und das uns<lb/> bedauern läßt, daß der Dichter seine weitere Ausführung unterlassen hat, die Lebens¬<lb/> beschreibung desselben, in der eine Reihe ansprechender Züge vorkommen. Tegnvr ist<lb/> geboren -1782, hat schon aus der Schule sehr ernsthafte philologische Studien gemacht,<lb/> und 1799 die Universität bezogen. Er hat in den ersten Jahren außer Latein und<lb/> Griechisch besonders Philosophie getrieben. „Mit meinem concreten Sinn habe ich<lb/> jedoch wenig Geschmack und Neigung für diese abstracte Speculation, denn obgleich<lb/> ich einigen Scharfsinn haben mag, mangelt mir doch Tiefsinn, und ich verirre mich<lb/> leicht bei einer längern systematischen Deduction, die mir keine Haltpunkte für meine<lb/> Phantasie giebt. Was mich bcsouvcrs an den Kantischen Kriticismus fesselte, war<lb/> dessen ursprünglich skeptische Natur und dessen Resultat, welches bei einem Unerkannten<lb/> und Unergründlichen stehen bleibt." Die letztere Bemerkung ist interessant, und wir<lb/> werden bei einer Kritik der Tcguvrschcn Dichtungen darauf zurück kommen.<lb/> 1802 machte er sein Candidatencxcnncn, und wurde schon im folgenden Jahre als<lb/> Docent angestellt. 1806 heirathete er eine alte Jugendfreundin. In dieser Zeit be¬<lb/> ginnen seine lyrischen Gedichte, von denen namentlich der „Gesaug für die Schoucuschc<lb/> Landwehr", 1808, ihn zum National-Dichter stempelte. Einen ähnlichen Anklang<lb/> fand das Gedicht „Sona", 1811. 1812 wurde er zum Professor des Griechisch"!<lb/> und zugleich zum Pfarrer ernannt. In dieser Zeit entstand das Gedicht: „Die<lb/> Priesterweihe". Die höchste Stufe erreichte feine lyrische Poesie durch das Gedicht<lb/> „None" und den „Gesang an die Sonne", 1820. In demselben Jahre erschien:<lb/> „Die Abcndmahlskinder" (Confirmanden) und „Axel", und kurze Zeit daraus „Die<lb/> Frithiofssagc", welche ihm eine Europäische Berühmtheit verschaffte. 1824 wurde er<lb/> zum Bischof von Wexiö ernannt, und verließ den Schauplatz seiner bisherigen Thätig-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
wenigen, aber ausdauernd fleißigen Zuhörern, die ihm eine zusammenhängende Bildung
verdanken. Seine Vorlesungen sind namentlich ein Bedürfniß sür die immer zahlreicher
werdenden Studirenden, die sich dem Lehrfach widmen, und aus dem Thüringischen
kommen jetzt solche, die bereits als Lehrer thätig waren, hauptsächlich Rückert's wegen
nach Jena, um sich zum Deutschen und geschichtlichen Unterricht wissenschaftlich zu be¬
fähigen.
Wenn ich oben Jena den wissenschaftlichen Idealismus vindicirte, meinte ich ein
intensives Versenken in das Studium, nicht den unbestimmten und unfruchtbaren Enthu¬
siasmus früherer Epochen unsers Nnivcrsitätslcbeus. Rückert trägt noch eine reiche
Zukunft in sich, und wenn der Besuch seiner Vorlesungen bis jetzt kein massenhafter
gewesen ist, so ist noch zu bedenken, daß auch das Docircn gelernt sein will, und daß
es besser ist, mit dem gediegenen Inhalt, als mit der bloßen geläufigen Form anzu¬
fangen. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die unter deu Studenten sich bildende
Tradition, die zunehmende Herrschaft über seiue Stoffe und das Bekanntwerden seines
literarischen Verdienstes den Besuch von Rückert's Vorlesungen immer mehr steigern
werden, zumal wenn die officielle Anerkennung in der Befestigung seiner äußern Stellung
hinzutritt. —
Literaturblatt.
Neuere Schriften von Esaias Tcgnor. Ans dem Schwedischen übertragen
von Akkon. Erstes Heft. Leipzig, Schulze. — Das Heft enthält außer dem Frag¬
ment eines nordischen Heldengedichts, Gerda, welches recht hübsch ist, und das uns
bedauern läßt, daß der Dichter seine weitere Ausführung unterlassen hat, die Lebens¬
beschreibung desselben, in der eine Reihe ansprechender Züge vorkommen. Tegnvr ist
geboren -1782, hat schon aus der Schule sehr ernsthafte philologische Studien gemacht,
und 1799 die Universität bezogen. Er hat in den ersten Jahren außer Latein und
Griechisch besonders Philosophie getrieben. „Mit meinem concreten Sinn habe ich
jedoch wenig Geschmack und Neigung für diese abstracte Speculation, denn obgleich
ich einigen Scharfsinn haben mag, mangelt mir doch Tiefsinn, und ich verirre mich
leicht bei einer längern systematischen Deduction, die mir keine Haltpunkte für meine
Phantasie giebt. Was mich bcsouvcrs an den Kantischen Kriticismus fesselte, war
dessen ursprünglich skeptische Natur und dessen Resultat, welches bei einem Unerkannten
und Unergründlichen stehen bleibt." Die letztere Bemerkung ist interessant, und wir
werden bei einer Kritik der Tcguvrschcn Dichtungen darauf zurück kommen.
1802 machte er sein Candidatencxcnncn, und wurde schon im folgenden Jahre als
Docent angestellt. 1806 heirathete er eine alte Jugendfreundin. In dieser Zeit be¬
ginnen seine lyrischen Gedichte, von denen namentlich der „Gesaug für die Schoucuschc
Landwehr", 1808, ihn zum National-Dichter stempelte. Einen ähnlichen Anklang
fand das Gedicht „Sona", 1811. 1812 wurde er zum Professor des Griechisch"!
und zugleich zum Pfarrer ernannt. In dieser Zeit entstand das Gedicht: „Die
Priesterweihe". Die höchste Stufe erreichte feine lyrische Poesie durch das Gedicht
„None" und den „Gesang an die Sonne", 1820. In demselben Jahre erschien:
„Die Abcndmahlskinder" (Confirmanden) und „Axel", und kurze Zeit daraus „Die
Frithiofssagc", welche ihm eine Europäische Berühmtheit verschaffte. 1824 wurde er
zum Bischof von Wexiö ernannt, und verließ den Schauplatz seiner bisherigen Thätig-
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