Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.die Ehrenbezeugung, welch? man Kossuth erwies, zum Theil auch auf uns, die Die Stadt'Szcgedin hatte ihr Möglichstes aufgeboten, um den Zug glänzend Kossuth hatte seine Wohnung in dem neugebautcn Hause des Bürgermeisters Schon, um sechs Uhr Abends wogte eine unzählbare Menschenmenge ans dem Die ungeheuere Menschcnwoge nahte der Wohnung des Präsidenten. Dem die Ehrenbezeugung, welch? man Kossuth erwies, zum Theil auch auf uns, die Die Stadt'Szcgedin hatte ihr Möglichstes aufgeboten, um den Zug glänzend Kossuth hatte seine Wohnung in dem neugebautcn Hause des Bürgermeisters Schon, um sechs Uhr Abends wogte eine unzählbare Menschenmenge ans dem Die ungeheuere Menschcnwoge nahte der Wohnung des Präsidenten. Dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0078" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92901"/> <p xml:id="ID_232" prev="#ID_231"> die Ehrenbezeugung, welch? man Kossuth erwies, zum Theil auch auf uns, die<lb/> wir , in seinem, Gefolge, hierher gekommen, zurückstrahlte.</p><lb/> <p xml:id="ID_233"> Die Stadt'Szcgedin hatte ihr Möglichstes aufgeboten, um den Zug glänzend<lb/> zu machen. Jung und Alt , Mann und Frau, Alles strömte zu dessen Verherrli¬<lb/> chung herbei, Jeder im festlichen Anzüge, wo möglich im nationalen Kostüm und<lb/> mit den Nationalfarben geschmückt. Die Nationalgarde war in großer Parade<lb/> ausgerückt. Hundert Damen, die jüngsten und schönsten Szegedins, waren zu<lb/> Fackelträgerinucnl ersehen worden. Sie waren alle weiß gekleidet, das Haar nach<lb/> ungarischer Sitte in zwei lange, mit Nationalbändern durchflochtene, frei nach<lb/> rückwärts herabhängende Zöpfe abgetheilt, auf der Brust eine große Nationalko¬<lb/> karde, in deren' Mitte nrtweder das Bildniß Kossutl/s oder das neue ungarische<lb/> Wappen (es war nämlich seit dem l4. April an die Stelle der Krone, welche<lb/> früher die Spitze desselben geziert, Schwert und Lorbeerkranz getreten) prangte.<lb/> Der Anblick dieser von eleganten, schwarzgekleideten Dandy's, geleiteten Fackelträ¬<lb/> gerinnen war lieblich genug. Ihnen schlössen sich Hunderte freiwilliger Fackelträger<lb/> an, die den schönen Abend' zur Tageshelle umschufen. Auch der Himmel schien<lb/> dem patriotischen Fest' seine' Zustimmung zu geben. Dem schonen Sommertage<lb/> folgte einer jener milden, kühlenden Abende, wie sie nur der Süden kennt.</p><lb/> <p xml:id="ID_234"> Kossuth hatte seine Wohnung in dem neugebautcn Hause des Bürgermeisters<lb/> Kamß genommen. Die mit einem Balkon gezierte Fronte war dem großen Markt¬<lb/> platze zugewendet; der Platz also geeignet, eine große Menschenmenge zu fassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_235"> Schon, um sechs Uhr Abends wogte eine unzählbare Menschenmenge ans dem<lb/> Markt und in den anliegenden Gassen. Mit dem einbrechenden Abend schwamm<lb/> - der ganze Platz in einem Lichtmeer, denn ohne alle Verabredung hatten die Ein¬<lb/> wohner Szegedins eine Beleuchtung improvisirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_236" next="#ID_237"> Die ungeheuere Menschcnwoge nahte der Wohnung des Präsidenten. Dem<lb/> allgemeinen Rufen, folgend, erschien er ans dem Balkon. Seine Kleidung war<lb/> einfach 'und deutsch. Das Haupt bedeckte der echt ungarische breiträndrige, nicd-<lb/> rigel Hut, wie er, allgemein von den ungarischen Bauern seit Jahrhunderten ge¬<lb/> tragen wird, in jenen Tagen aber unter dem Namen „Kossuth-Hut" auch bei den<lb/> gebildeteren Klassen modern war. Sein blasses Antlitz war wie gewöhnlich von<lb/> einem, Zuge tiefer Melancholie,, der ihm von seiner dreijährigen Kerkerhaft eigen<lb/> geblieben^ umschattet; aber dieses Gesicht war, jetzt verklärt von der Freude, welche<lb/> ihm dieser-herzliche Empfang verursachte. DerMann war an Ovationen gewöhnt,<lb/> sie wurden ihm oft lWg/ und er suchte sich ihnen zu entziehen. Aber wo sie ans<lb/> dem Herzen kam, da war er empfänglich für sie, als wäre es die erste, die ihm<lb/> in seinem; Leben gebracht worden. Und Nichts war leichter, als diesen willens¬<lb/> starken Mann,^ der mit dem Zauber seiner Zunge Tausende leitete, zu Thränen zu<lb/> rühren. Sie glänzten auch jetzt in seinen Augen. Um seinen Mund spielte jenes</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0078]
die Ehrenbezeugung, welch? man Kossuth erwies, zum Theil auch auf uns, die
wir , in seinem, Gefolge, hierher gekommen, zurückstrahlte.
Die Stadt'Szcgedin hatte ihr Möglichstes aufgeboten, um den Zug glänzend
zu machen. Jung und Alt , Mann und Frau, Alles strömte zu dessen Verherrli¬
chung herbei, Jeder im festlichen Anzüge, wo möglich im nationalen Kostüm und
mit den Nationalfarben geschmückt. Die Nationalgarde war in großer Parade
ausgerückt. Hundert Damen, die jüngsten und schönsten Szegedins, waren zu
Fackelträgerinucnl ersehen worden. Sie waren alle weiß gekleidet, das Haar nach
ungarischer Sitte in zwei lange, mit Nationalbändern durchflochtene, frei nach
rückwärts herabhängende Zöpfe abgetheilt, auf der Brust eine große Nationalko¬
karde, in deren' Mitte nrtweder das Bildniß Kossutl/s oder das neue ungarische
Wappen (es war nämlich seit dem l4. April an die Stelle der Krone, welche
früher die Spitze desselben geziert, Schwert und Lorbeerkranz getreten) prangte.
Der Anblick dieser von eleganten, schwarzgekleideten Dandy's, geleiteten Fackelträ¬
gerinnen war lieblich genug. Ihnen schlössen sich Hunderte freiwilliger Fackelträger
an, die den schönen Abend' zur Tageshelle umschufen. Auch der Himmel schien
dem patriotischen Fest' seine' Zustimmung zu geben. Dem schonen Sommertage
folgte einer jener milden, kühlenden Abende, wie sie nur der Süden kennt.
Kossuth hatte seine Wohnung in dem neugebautcn Hause des Bürgermeisters
Kamß genommen. Die mit einem Balkon gezierte Fronte war dem großen Markt¬
platze zugewendet; der Platz also geeignet, eine große Menschenmenge zu fassen.
Schon, um sechs Uhr Abends wogte eine unzählbare Menschenmenge ans dem
Markt und in den anliegenden Gassen. Mit dem einbrechenden Abend schwamm
- der ganze Platz in einem Lichtmeer, denn ohne alle Verabredung hatten die Ein¬
wohner Szegedins eine Beleuchtung improvisirt.
Die ungeheuere Menschcnwoge nahte der Wohnung des Präsidenten. Dem
allgemeinen Rufen, folgend, erschien er ans dem Balkon. Seine Kleidung war
einfach 'und deutsch. Das Haupt bedeckte der echt ungarische breiträndrige, nicd-
rigel Hut, wie er, allgemein von den ungarischen Bauern seit Jahrhunderten ge¬
tragen wird, in jenen Tagen aber unter dem Namen „Kossuth-Hut" auch bei den
gebildeteren Klassen modern war. Sein blasses Antlitz war wie gewöhnlich von
einem, Zuge tiefer Melancholie,, der ihm von seiner dreijährigen Kerkerhaft eigen
geblieben^ umschattet; aber dieses Gesicht war, jetzt verklärt von der Freude, welche
ihm dieser-herzliche Empfang verursachte. DerMann war an Ovationen gewöhnt,
sie wurden ihm oft lWg/ und er suchte sich ihnen zu entziehen. Aber wo sie ans
dem Herzen kam, da war er empfänglich für sie, als wäre es die erste, die ihm
in seinem; Leben gebracht worden. Und Nichts war leichter, als diesen willens¬
starken Mann,^ der mit dem Zauber seiner Zunge Tausende leitete, zu Thränen zu
rühren. Sie glänzten auch jetzt in seinen Augen. Um seinen Mund spielte jenes
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