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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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jedes 8 schwere Geschütze führen kann und unserer Flotte ein guter Zuwachs wurde.
Dies ist unsere Dampfflottille, Welche jetzt auf der Weser an verschiedenen geeig¬
neten Stellen im Winterlager liegt. In Kiel liegt das bewaffnete Dampfschiff
"General Bonin," das von der thätigen Schleswig-holsteinischen Regierung in
wenigen Jahren ausgerüstet und von der deutschen Flotte mit übernommen ist.
Ein wackeres kleines Fahrzeug, das in diesem Sommer schon mehrere Plänkeleien
mit den dänischen Kriegsschiffen bestanden hat. Auch der Barbarossa, Lübeck und
Hamburg, die während dieses Sommers schon ausgerüstet waren, haben bei Hel¬
goland einen kleinen Strauß mit dänischen Fregatten gehabt, wobei einige Mann
an ihrem Bord getödtet und verwundet sind. Die Anwesenheit dieser Schiffe
zwang wenigstens die Dänen, 4 Fregatten zur Blockirung der Eid- und Weser¬
mündungen zu verwenden und schwächte ihre Ostseeflotte, während im Sommer
48, wo wir noch gar keinen Anfang einer Flottille besaßen, oft eine einzige däni¬
sche Fregatte in der Nordsee hinreichte, die Elbe und Weser zu sperren. Die
Dänen mußten im letzten Jahr alle Fahrzeuge, welche sie besaßen, ausrüsten,
während im ersten Feldzug ihre Verachtung gegen uns so groß war, daß sie ihre
2 Linienschiffe und die Fregatte "Freia" nicht einmal in See brachten und die in
Westindien stationirte Korvette dort ließen, die das letzte Mal auch schon mit
gegen uns verwandt wurde.

Außer diesen Dampfschiffen besitzen wir auf der Weser jetzt noch die Segcl-
cvrvette "Deutschland" von 32 Kanonen. Dieselbe war ursprünglich ein amerika¬
nisches Schiff, das, wie in Amerika häufig geschieht, mit Rücksicht auf etwaigen
Gebrauch im Kriege gebaut war, ging dann in Hamburger Hände über und wurde
von diesen im Frühling 48 an die damals noch bestehende, Bundesgewalt verkauft.
Mit vielen Kosten ist sie zum Kriegsschiff eingerichtet und ziemlich brauchbar her¬
gestellt worden, obgleich man es freilich für ein Normalschiff nicht ausgeben kann.
Zum Uebungsschiff für die Seekadetten und Artilleristen und auch zum Wachtschiff
wird es hoffentlich seine Dienste thun.

Im Hasen von Eckernförde liegt ferner nnter deutscher Flagge die schöne Fre¬
gatte "Eckernförde," die frühere "Gefion." Das schlanke Schiff von 48 Kanonen,
das Muster einer Fregatte, ist von den schweren Wunden, die deutsche Kugeln
ihm schlugen, wieder hergestellt worden und im Stande auszulaufen. Hoffentlich
wird es unter deutscher Flagge noch längere Zeit Dienste thun. In Kiel liegt
ferner noch der kleine bewaffnete Schooner "Elbe," ein gut ausgerüstetes leichtes
Fahrzeug. Dies sind außer den Kanonenbooten, von denen aber die größte Zahl
noch nicht ganz ausgerüstet ist, die größeren Kriegsschiffe, welche die deutsche
schwarz-roth-goldene Flagge führen, zusammen 7 große und 1 kleines Dampfschiff,
1 Fregatte, 1 Korvette und 1 Schooner.

Der preußische Staat besitzt, getrennt von dem deutschen Admiralsgeschwader,
unter der schwarz und weißen Flagge eine eigene kleine Flottille, bestehend aus


jedes 8 schwere Geschütze führen kann und unserer Flotte ein guter Zuwachs wurde.
Dies ist unsere Dampfflottille, Welche jetzt auf der Weser an verschiedenen geeig¬
neten Stellen im Winterlager liegt. In Kiel liegt das bewaffnete Dampfschiff
„General Bonin," das von der thätigen Schleswig-holsteinischen Regierung in
wenigen Jahren ausgerüstet und von der deutschen Flotte mit übernommen ist.
Ein wackeres kleines Fahrzeug, das in diesem Sommer schon mehrere Plänkeleien
mit den dänischen Kriegsschiffen bestanden hat. Auch der Barbarossa, Lübeck und
Hamburg, die während dieses Sommers schon ausgerüstet waren, haben bei Hel¬
goland einen kleinen Strauß mit dänischen Fregatten gehabt, wobei einige Mann
an ihrem Bord getödtet und verwundet sind. Die Anwesenheit dieser Schiffe
zwang wenigstens die Dänen, 4 Fregatten zur Blockirung der Eid- und Weser¬
mündungen zu verwenden und schwächte ihre Ostseeflotte, während im Sommer
48, wo wir noch gar keinen Anfang einer Flottille besaßen, oft eine einzige däni¬
sche Fregatte in der Nordsee hinreichte, die Elbe und Weser zu sperren. Die
Dänen mußten im letzten Jahr alle Fahrzeuge, welche sie besaßen, ausrüsten,
während im ersten Feldzug ihre Verachtung gegen uns so groß war, daß sie ihre
2 Linienschiffe und die Fregatte „Freia" nicht einmal in See brachten und die in
Westindien stationirte Korvette dort ließen, die das letzte Mal auch schon mit
gegen uns verwandt wurde.

Außer diesen Dampfschiffen besitzen wir auf der Weser jetzt noch die Segcl-
cvrvette „Deutschland" von 32 Kanonen. Dieselbe war ursprünglich ein amerika¬
nisches Schiff, das, wie in Amerika häufig geschieht, mit Rücksicht auf etwaigen
Gebrauch im Kriege gebaut war, ging dann in Hamburger Hände über und wurde
von diesen im Frühling 48 an die damals noch bestehende, Bundesgewalt verkauft.
Mit vielen Kosten ist sie zum Kriegsschiff eingerichtet und ziemlich brauchbar her¬
gestellt worden, obgleich man es freilich für ein Normalschiff nicht ausgeben kann.
Zum Uebungsschiff für die Seekadetten und Artilleristen und auch zum Wachtschiff
wird es hoffentlich seine Dienste thun.

Im Hasen von Eckernförde liegt ferner nnter deutscher Flagge die schöne Fre¬
gatte „Eckernförde," die frühere „Gefion." Das schlanke Schiff von 48 Kanonen,
das Muster einer Fregatte, ist von den schweren Wunden, die deutsche Kugeln
ihm schlugen, wieder hergestellt worden und im Stande auszulaufen. Hoffentlich
wird es unter deutscher Flagge noch längere Zeit Dienste thun. In Kiel liegt
ferner noch der kleine bewaffnete Schooner „Elbe," ein gut ausgerüstetes leichtes
Fahrzeug. Dies sind außer den Kanonenbooten, von denen aber die größte Zahl
noch nicht ganz ausgerüstet ist, die größeren Kriegsschiffe, welche die deutsche
schwarz-roth-goldene Flagge führen, zusammen 7 große und 1 kleines Dampfschiff,
1 Fregatte, 1 Korvette und 1 Schooner.

Der preußische Staat besitzt, getrennt von dem deutschen Admiralsgeschwader,
unter der schwarz und weißen Flagge eine eigene kleine Flottille, bestehend aus


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[0066] jedes 8 schwere Geschütze führen kann und unserer Flotte ein guter Zuwachs wurde. Dies ist unsere Dampfflottille, Welche jetzt auf der Weser an verschiedenen geeig¬ neten Stellen im Winterlager liegt. In Kiel liegt das bewaffnete Dampfschiff „General Bonin," das von der thätigen Schleswig-holsteinischen Regierung in wenigen Jahren ausgerüstet und von der deutschen Flotte mit übernommen ist. Ein wackeres kleines Fahrzeug, das in diesem Sommer schon mehrere Plänkeleien mit den dänischen Kriegsschiffen bestanden hat. Auch der Barbarossa, Lübeck und Hamburg, die während dieses Sommers schon ausgerüstet waren, haben bei Hel¬ goland einen kleinen Strauß mit dänischen Fregatten gehabt, wobei einige Mann an ihrem Bord getödtet und verwundet sind. Die Anwesenheit dieser Schiffe zwang wenigstens die Dänen, 4 Fregatten zur Blockirung der Eid- und Weser¬ mündungen zu verwenden und schwächte ihre Ostseeflotte, während im Sommer 48, wo wir noch gar keinen Anfang einer Flottille besaßen, oft eine einzige däni¬ sche Fregatte in der Nordsee hinreichte, die Elbe und Weser zu sperren. Die Dänen mußten im letzten Jahr alle Fahrzeuge, welche sie besaßen, ausrüsten, während im ersten Feldzug ihre Verachtung gegen uns so groß war, daß sie ihre 2 Linienschiffe und die Fregatte „Freia" nicht einmal in See brachten und die in Westindien stationirte Korvette dort ließen, die das letzte Mal auch schon mit gegen uns verwandt wurde. Außer diesen Dampfschiffen besitzen wir auf der Weser jetzt noch die Segcl- cvrvette „Deutschland" von 32 Kanonen. Dieselbe war ursprünglich ein amerika¬ nisches Schiff, das, wie in Amerika häufig geschieht, mit Rücksicht auf etwaigen Gebrauch im Kriege gebaut war, ging dann in Hamburger Hände über und wurde von diesen im Frühling 48 an die damals noch bestehende, Bundesgewalt verkauft. Mit vielen Kosten ist sie zum Kriegsschiff eingerichtet und ziemlich brauchbar her¬ gestellt worden, obgleich man es freilich für ein Normalschiff nicht ausgeben kann. Zum Uebungsschiff für die Seekadetten und Artilleristen und auch zum Wachtschiff wird es hoffentlich seine Dienste thun. Im Hasen von Eckernförde liegt ferner nnter deutscher Flagge die schöne Fre¬ gatte „Eckernförde," die frühere „Gefion." Das schlanke Schiff von 48 Kanonen, das Muster einer Fregatte, ist von den schweren Wunden, die deutsche Kugeln ihm schlugen, wieder hergestellt worden und im Stande auszulaufen. Hoffentlich wird es unter deutscher Flagge noch längere Zeit Dienste thun. In Kiel liegt ferner noch der kleine bewaffnete Schooner „Elbe," ein gut ausgerüstetes leichtes Fahrzeug. Dies sind außer den Kanonenbooten, von denen aber die größte Zahl noch nicht ganz ausgerüstet ist, die größeren Kriegsschiffe, welche die deutsche schwarz-roth-goldene Flagge führen, zusammen 7 große und 1 kleines Dampfschiff, 1 Fregatte, 1 Korvette und 1 Schooner. Der preußische Staat besitzt, getrennt von dem deutschen Admiralsgeschwader, unter der schwarz und weißen Flagge eine eigene kleine Flottille, bestehend aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/66>, abgerufen am 24.07.2024.