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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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Garnisonsdienst in Trient, Vezzano und Arco, und nahm mit einer Abtheilung
an der Expedition des Obersten Favricourt im Lederthale Antheil. Daselbst focht
auch die brave Fleimser Compagnie, die einzige ans dem Trienter Kreise, die man,
der Auswahl und Leitung ihres biedern Hauptmanns, des Veteranen Agostini,
und des Einflusses des deutschen Landrichters v. Isser versichert, des Vertrauens
würdigte, an den Schützeuauszügeu Theil zu nehmen. Zum Aerger der wälschen
Parthei in Cavalese ehrte sie in zwei Gefechten durch ihren Muth die deutsche
Sache. Die Zöttl'sche Compagnie, die bei Roveredo lag, machte sich durch ihre
Theilnahme an einem Streifzug in Valarsa und ihre Vertheidigung gegen den
Dampfer Benaco bei Malcusiue am Gardasee bekannt. Den Paß am Tonale schützten
Kufsteiner und Hofgatener abwechselnd mit den Maisern, Haltern und Karneidern,
jenen am Stilfserjoch die Telffer, Lautascher, Flaurlinger, Zirler und Zamser gegen
wiederholte stets mit Glück zurückgewieseue Angriffe. An der westlichen Grenze
schlugen die von Lienz, Sillian und Sexten am 26. Mai einen kleinen Sturm
auf den Kreuzberg ab, ein größerer wurde schon früher am 2. und 3. Mai auf
Ampezzo versucht. Das Gerücht vou der Gefährdung der ganzen Grenze gegen
das Venetianische hatte im Pusterthal ein Aufgebot von 1000 Schützen ans
die Beine, gestellt, in Apezzo selbst standen 900--1000 Mann Militär mit zwei
Compagnien Landesvertheidiger. Nach mancher vergeblichen Kriegslist und blutigen
Lehren zogen sich die Insurgenten auch aus ihren Schanzen zurück. Die Ampez-
zaner wollten in diesem glücklichen Creigniß nahezu ein Wunder erblicken, und
schrieben es der Hilfe ihrer Madonna äellu. cMLsa. zu, der sie, schon von den
Verführllngsgelüsten der Italiener erschreckt, noch vor dem Anrücken des Feindes
eine große zweitägige Andacht gelobten. Endlich am 7. und 8. October kam
das Dankfest auch zu Stande. Der Madonna wurde ein neues Kleid und ein
von den Bruneckener Klosterfrauen kunstvoll gestickter Mantel umgehangen, zum
Umzug ein "im besten Geschmacke gemachtes Ferculum" gespendet, ein mächtiger
Triumphbogen errichtet, das Fest mit Mörserknall eröffnet, und mit Beleuchtung
und Transparenten geschlossen. So ward anch die feierliche Uebergabe der
später vom Erzherzog Johann den Ampezzanern gesandten deutschen Fahne wie
ein kirchlicher Act mit Weihe und Feldmesse und Tedeum verherrlicht. Dies und
Aehnliches wie die schon im Mai zu Meran gehaltene Schützenprocessivn, die
Behängnng der Ehrenwalder schufen mit Gnadeupseunmgen bei ihrem Auszug,
manches improvisirte Hochamt bei der Heimkehr, die Art, wie man zu Feldthnrns
die Ordensverleihung an dem Feldcaplan Amon verherrlichte, waren der geistliche
Gewinn, ohne den in Tyrol nichts gedeihlich scheint. Der gute Clerus wußte am
Ende selbst den weltlichen Schützenauszug zur größern Ehre der Kirche und zum
Heil der Seelen zu wenden; ihm dienen nach Pauli Spruch alle Dinge zum
Besten.

Nachdem das Ausrücken der Schützen guten Anfang genommen, ging es auch


Garnisonsdienst in Trient, Vezzano und Arco, und nahm mit einer Abtheilung
an der Expedition des Obersten Favricourt im Lederthale Antheil. Daselbst focht
auch die brave Fleimser Compagnie, die einzige ans dem Trienter Kreise, die man,
der Auswahl und Leitung ihres biedern Hauptmanns, des Veteranen Agostini,
und des Einflusses des deutschen Landrichters v. Isser versichert, des Vertrauens
würdigte, an den Schützeuauszügeu Theil zu nehmen. Zum Aerger der wälschen
Parthei in Cavalese ehrte sie in zwei Gefechten durch ihren Muth die deutsche
Sache. Die Zöttl'sche Compagnie, die bei Roveredo lag, machte sich durch ihre
Theilnahme an einem Streifzug in Valarsa und ihre Vertheidigung gegen den
Dampfer Benaco bei Malcusiue am Gardasee bekannt. Den Paß am Tonale schützten
Kufsteiner und Hofgatener abwechselnd mit den Maisern, Haltern und Karneidern,
jenen am Stilfserjoch die Telffer, Lautascher, Flaurlinger, Zirler und Zamser gegen
wiederholte stets mit Glück zurückgewieseue Angriffe. An der westlichen Grenze
schlugen die von Lienz, Sillian und Sexten am 26. Mai einen kleinen Sturm
auf den Kreuzberg ab, ein größerer wurde schon früher am 2. und 3. Mai auf
Ampezzo versucht. Das Gerücht vou der Gefährdung der ganzen Grenze gegen
das Venetianische hatte im Pusterthal ein Aufgebot von 1000 Schützen ans
die Beine, gestellt, in Apezzo selbst standen 900—1000 Mann Militär mit zwei
Compagnien Landesvertheidiger. Nach mancher vergeblichen Kriegslist und blutigen
Lehren zogen sich die Insurgenten auch aus ihren Schanzen zurück. Die Ampez-
zaner wollten in diesem glücklichen Creigniß nahezu ein Wunder erblicken, und
schrieben es der Hilfe ihrer Madonna äellu. cMLsa. zu, der sie, schon von den
Verführllngsgelüsten der Italiener erschreckt, noch vor dem Anrücken des Feindes
eine große zweitägige Andacht gelobten. Endlich am 7. und 8. October kam
das Dankfest auch zu Stande. Der Madonna wurde ein neues Kleid und ein
von den Bruneckener Klosterfrauen kunstvoll gestickter Mantel umgehangen, zum
Umzug ein „im besten Geschmacke gemachtes Ferculum" gespendet, ein mächtiger
Triumphbogen errichtet, das Fest mit Mörserknall eröffnet, und mit Beleuchtung
und Transparenten geschlossen. So ward anch die feierliche Uebergabe der
später vom Erzherzog Johann den Ampezzanern gesandten deutschen Fahne wie
ein kirchlicher Act mit Weihe und Feldmesse und Tedeum verherrlicht. Dies und
Aehnliches wie die schon im Mai zu Meran gehaltene Schützenprocessivn, die
Behängnng der Ehrenwalder schufen mit Gnadeupseunmgen bei ihrem Auszug,
manches improvisirte Hochamt bei der Heimkehr, die Art, wie man zu Feldthnrns
die Ordensverleihung an dem Feldcaplan Amon verherrlichte, waren der geistliche
Gewinn, ohne den in Tyrol nichts gedeihlich scheint. Der gute Clerus wußte am
Ende selbst den weltlichen Schützenauszug zur größern Ehre der Kirche und zum
Heil der Seelen zu wenden; ihm dienen nach Pauli Spruch alle Dinge zum
Besten.

Nachdem das Ausrücken der Schützen guten Anfang genommen, ging es auch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/314>, abgerufen am 22.07.2024.