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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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10) 50 Pfund getrocknetes Obst......... 2Doll. --Ces.
11) 10 Klaftern Feuerholz ä 1 Dollar 50 Cents .... 15 - -- -
12) Der Familie Kleidung und Schuhwerk......Z6 - -- -
13) Des Mannes Kleidung nebst Schuhwerk . .... 24 - -- -
14) Arbeitslohn während des Heumachens ...... 5 - -- -
15) Wäsche, monatlich einen Tag Tagelohn für eine Waschfrau
a 50 Cents.............. 6 - -. -
16) Staatsabgaben . . . . '........ . 10 - -- -
180Doll. -- Ces.

Alle Gartenarbeit zur Erzeugung feiner Gemüse, nehme ich an, wird von
dem Cigeuthümer und seiner Familie selbst verrichtet/ eine Arbeit,'die seiner
Gesundheit zuträglich ist und ihm selbst Frende machen wird, er hat demnach nach
Abzug der 180 Dollars uoch 50 Dollars für kleine Ausgaben. Diese Berechnung
ist ein Allszug aus dem seit einer Reihe von Jahren mit PüilMichkeit geführten
Journale eiues Freundes, der in ähnlichen Verhältnissen lebt, und ich kann mich
für deren Nichtigkeit verbürgen. Schon ein flüchtiger Blick wird zeigen, daß eine
Familie in solchen Verhältnissen nicht mit Glanz leben kann, da alle Hausarbeit
von der Familie selbst gethan werden muß. Die gnädige Fran und die Fräulein
Töchter haben die Kuh zu füttern und zu melken, zu butteru, die Betten zu
macheu, die Stuben zu kehren u. s. w., während der gnädige Herr seiue Stiefeln
putzt, die Kleider bürstet und Striegel und Kartätsche zur Hand nimmt, um sein
Pferd zu reinigen, eine Arbeit, welche in uuserer nassen Jahreszeit nicht unter
die angenehmen gehört. Dieser Lebensplan paßt illlr für den Mann, welcher in
seinen spätern Lebensjahren seiner Kinder wegen sein Vaterland verließ, die
Existenz ist im höchsten Grade unabhängig, sorgenfrei lind nicht ganz freudenlos.
Er wird mehrere gebildete deutsche Familien fuiden, in deren Häusern er wöchent¬
lich einige Abende zubringen und eine Partie l'Homber oder Whist spielen kann.
Lebt er glücklich in seiner Familie, kauu er wissenschaftlich sich beschäftigen, ist er
sähig, die englische Literatur zu benutzen, so wird ihm seine Situation bald theuer
werdeu, und er wird sie uicht leicht Nut eiuer andern vertallscheu wollen. Den jungen
thatkräftigen Mann freilich wird diese passive Existenz um so welliger befriedige",
je mehr er sich von dem regelt amerikanischen Geschäftsleben umgeben sieht. Ich
habe hier das Minimum des Besitzes angenommen; wer mehr hat, kann seine
Wohnung eleganter einrichten, kann sich kostbarer kleiden, kann sich Wagen und
Pferde halten und sich bedienen lassen, darauf beschränkt sich aber auch sein Mehr-
geuuß. Wer ein bedeutend größeres Vermögen hat und nicht durch ein kauf-
männisches Geschäft sich zu bereichern gedenkt, ist ein Thor, wenn er Enropa
verläßt, um hier zu leben; jede europäische Mittelstadt wird ihm mehr Lebens¬
freuden gewähren, als er in Amerika erwarten kann, er suche die amerikanischen
günstigen Verhältnisse in Europa auf die von mir oben angegebene Weise zu benutzen.


10) 50 Pfund getrocknetes Obst......... 2Doll. —Ces.
11) 10 Klaftern Feuerholz ä 1 Dollar 50 Cents .... 15 - — -
12) Der Familie Kleidung und Schuhwerk......Z6 - — -
13) Des Mannes Kleidung nebst Schuhwerk . .... 24 - — -
14) Arbeitslohn während des Heumachens ...... 5 - — -
15) Wäsche, monatlich einen Tag Tagelohn für eine Waschfrau
a 50 Cents.............. 6 - -. -
16) Staatsabgaben . . . . '........ . 10 - — -
180Doll. — Ces.

Alle Gartenarbeit zur Erzeugung feiner Gemüse, nehme ich an, wird von
dem Cigeuthümer und seiner Familie selbst verrichtet/ eine Arbeit,'die seiner
Gesundheit zuträglich ist und ihm selbst Frende machen wird, er hat demnach nach
Abzug der 180 Dollars uoch 50 Dollars für kleine Ausgaben. Diese Berechnung
ist ein Allszug aus dem seit einer Reihe von Jahren mit PüilMichkeit geführten
Journale eiues Freundes, der in ähnlichen Verhältnissen lebt, und ich kann mich
für deren Nichtigkeit verbürgen. Schon ein flüchtiger Blick wird zeigen, daß eine
Familie in solchen Verhältnissen nicht mit Glanz leben kann, da alle Hausarbeit
von der Familie selbst gethan werden muß. Die gnädige Fran und die Fräulein
Töchter haben die Kuh zu füttern und zu melken, zu butteru, die Betten zu
macheu, die Stuben zu kehren u. s. w., während der gnädige Herr seiue Stiefeln
putzt, die Kleider bürstet und Striegel und Kartätsche zur Hand nimmt, um sein
Pferd zu reinigen, eine Arbeit, welche in uuserer nassen Jahreszeit nicht unter
die angenehmen gehört. Dieser Lebensplan paßt illlr für den Mann, welcher in
seinen spätern Lebensjahren seiner Kinder wegen sein Vaterland verließ, die
Existenz ist im höchsten Grade unabhängig, sorgenfrei lind nicht ganz freudenlos.
Er wird mehrere gebildete deutsche Familien fuiden, in deren Häusern er wöchent¬
lich einige Abende zubringen und eine Partie l'Homber oder Whist spielen kann.
Lebt er glücklich in seiner Familie, kauu er wissenschaftlich sich beschäftigen, ist er
sähig, die englische Literatur zu benutzen, so wird ihm seine Situation bald theuer
werdeu, und er wird sie uicht leicht Nut eiuer andern vertallscheu wollen. Den jungen
thatkräftigen Mann freilich wird diese passive Existenz um so welliger befriedige«,
je mehr er sich von dem regelt amerikanischen Geschäftsleben umgeben sieht. Ich
habe hier das Minimum des Besitzes angenommen; wer mehr hat, kann seine
Wohnung eleganter einrichten, kann sich kostbarer kleiden, kann sich Wagen und
Pferde halten und sich bedienen lassen, darauf beschränkt sich aber auch sein Mehr-
geuuß. Wer ein bedeutend größeres Vermögen hat und nicht durch ein kauf-
männisches Geschäft sich zu bereichern gedenkt, ist ein Thor, wenn er Enropa
verläßt, um hier zu leben; jede europäische Mittelstadt wird ihm mehr Lebens¬
freuden gewähren, als er in Amerika erwarten kann, er suche die amerikanischen
günstigen Verhältnisse in Europa auf die von mir oben angegebene Weise zu benutzen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/200>, abgerufen am 22.07.2024.