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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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Die dänische Revolution in Kopenhagen
im Jahre 1848^).

König Christian VIII, war am 6. Januar erkrankt. In jenen Trauertagen
des nahenden Endes hat mehr, als Einer den Kronprinzen sagen hören: "was
soll daraus werden! was soll ich thun, wenn der König stirbt!"

Seit dem 8. Januar hielt die Partei des "Fädrclaudet" bei dem Professor
der Theologie Clausen Versammlungen, eine Adresse zu berathen, in der man gleich
beim Thronwechsel die Bitte um eine freie constitutionelle Verfassung an den neuen
Monarchen bringen wollte. Es befanden sich in diesen Berathungen die Herren
Schouw, Holde, Drewsen, B. Christensen u. s. w. Durch Holde wurde eine
ähnliche Adresse Seitens der Bürgerrepräseutanten vorbereitet. Die fieberhafte
Spannung, in der des Königs Krankheit vierzehn Tage lang die Residenz erhielt,
diente im hohen Maaße dazu, deu Gedanken an die Zukunft zu wecken und das
allgemeinste Interesse auf die politische Lage des Staates zu lenken.

Nach dem Wunsche des sterbenden Königs hatte Friedrich VII. sofort den
Grafen C. Moltke zum Geheimen Staatsminister ernannt. An den Staatsrath),
der unmittelbar nach dem Abscheiden des Königs gehalten wurde, nahmen C. Moltke
lind Etatsrath Bang Theil, dann folgten Sitzungen der beiden Kanzeleien. Das
Ergebniß dieser Sitzungen war die königliche Urkunde vom Januar, mit ihren
beruhigenden Phrasen.

- Aber jetzt erhob sich rasch die radicale Partei. Schon zwei Tage nach des
Königs Tode erschien die Broschüre der Professoren Clausen und Schouw, welche



*) Was wir hier mittheilen ist ein Auszug aus dem letzte" Abschnitt der gründlichen
und bedeutenden Schrift- Die Herzogthümer S es l c S w ig - H o l se e in und das
Königreich Dänemark. Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik seit dem Jahre
I80IZ (von Joh. Gust. Droysen und K. Sa in wer) Sie Auflage. Hamburg, Perthes-
Bcsser und Maule, -- wohl des besten Werkes unter den zahlreichen Abhandlungen
über die Schleswig-holsteinische Frage. ES enthält sehr viel NeneL und ist sür den Historiker
wie für den Publicisten gleich unentbehrlich. Wie kommt es doch, daß dies Werk, welches
im Anstände, zumal in Dänemark, so viel Aufsehen gemacht hat, in Deutschland immer
"och vcrhältuifimäßig wenig gekannt ist? Auster einer gründlichen Geschichte der alten
dänischen Bemühungen, die Herzogthümer zu ineorporiren, enthält eS eine vollständige Dar¬
stellung des RechtSkampfcS bis zu dem letzten Kriege, Schilderung der Zustände und Parteien
am dänischen Hofe, Charakteristik der Stellung des Herzogs von Augustenburg, und im
Te>t wie in den Beilage" eine Anzahl höchst interessanter Notizen und Briefe, unter letzteren
Briefe des Kö"igS vo" Dänemark und des Herzogs von Augustenburg. Möge die folgende
Mittheilung dazu beitragen, die politische Wichtigkeit des Werkes, welches unter anderen
über die Revolution in Kopenhagen selbst für die Dänen neue und überraschende Thatsache"
mittheilt, dem deutschen Publicum zu empfehlen. '
Grenzboten. III. 1850. 7
Die dänische Revolution in Kopenhagen
im Jahre 1848^).

König Christian VIII, war am 6. Januar erkrankt. In jenen Trauertagen
des nahenden Endes hat mehr, als Einer den Kronprinzen sagen hören: „was
soll daraus werden! was soll ich thun, wenn der König stirbt!"

Seit dem 8. Januar hielt die Partei des „Fädrclaudet" bei dem Professor
der Theologie Clausen Versammlungen, eine Adresse zu berathen, in der man gleich
beim Thronwechsel die Bitte um eine freie constitutionelle Verfassung an den neuen
Monarchen bringen wollte. Es befanden sich in diesen Berathungen die Herren
Schouw, Holde, Drewsen, B. Christensen u. s. w. Durch Holde wurde eine
ähnliche Adresse Seitens der Bürgerrepräseutanten vorbereitet. Die fieberhafte
Spannung, in der des Königs Krankheit vierzehn Tage lang die Residenz erhielt,
diente im hohen Maaße dazu, deu Gedanken an die Zukunft zu wecken und das
allgemeinste Interesse auf die politische Lage des Staates zu lenken.

Nach dem Wunsche des sterbenden Königs hatte Friedrich VII. sofort den
Grafen C. Moltke zum Geheimen Staatsminister ernannt. An den Staatsrath),
der unmittelbar nach dem Abscheiden des Königs gehalten wurde, nahmen C. Moltke
lind Etatsrath Bang Theil, dann folgten Sitzungen der beiden Kanzeleien. Das
Ergebniß dieser Sitzungen war die königliche Urkunde vom Januar, mit ihren
beruhigenden Phrasen.

- Aber jetzt erhob sich rasch die radicale Partei. Schon zwei Tage nach des
Königs Tode erschien die Broschüre der Professoren Clausen und Schouw, welche



*) Was wir hier mittheilen ist ein Auszug aus dem letzte» Abschnitt der gründlichen
und bedeutenden Schrift- Die Herzogthümer S es l c S w ig - H o l se e in und das
Königreich Dänemark. Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik seit dem Jahre
I80IZ (von Joh. Gust. Droysen und K. Sa in wer) Sie Auflage. Hamburg, Perthes-
Bcsser und Maule, — wohl des besten Werkes unter den zahlreichen Abhandlungen
über die Schleswig-holsteinische Frage. ES enthält sehr viel NeneL und ist sür den Historiker
wie für den Publicisten gleich unentbehrlich. Wie kommt es doch, daß dies Werk, welches
im Anstände, zumal in Dänemark, so viel Aufsehen gemacht hat, in Deutschland immer
„och vcrhältuifimäßig wenig gekannt ist? Auster einer gründlichen Geschichte der alten
dänischen Bemühungen, die Herzogthümer zu ineorporiren, enthält eS eine vollständige Dar¬
stellung des RechtSkampfcS bis zu dem letzten Kriege, Schilderung der Zustände und Parteien
am dänischen Hofe, Charakteristik der Stellung des Herzogs von Augustenburg, und im
Te>t wie in den Beilage» eine Anzahl höchst interessanter Notizen und Briefe, unter letzteren
Briefe des Kö»igS vo» Dänemark und des Herzogs von Augustenburg. Möge die folgende
Mittheilung dazu beitragen, die politische Wichtigkeit des Werkes, welches unter anderen
über die Revolution in Kopenhagen selbst für die Dänen neue und überraschende Thatsache»
mittheilt, dem deutschen Publicum zu empfehlen. '
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[0057] Die dänische Revolution in Kopenhagen im Jahre 1848^). König Christian VIII, war am 6. Januar erkrankt. In jenen Trauertagen des nahenden Endes hat mehr, als Einer den Kronprinzen sagen hören: „was soll daraus werden! was soll ich thun, wenn der König stirbt!" Seit dem 8. Januar hielt die Partei des „Fädrclaudet" bei dem Professor der Theologie Clausen Versammlungen, eine Adresse zu berathen, in der man gleich beim Thronwechsel die Bitte um eine freie constitutionelle Verfassung an den neuen Monarchen bringen wollte. Es befanden sich in diesen Berathungen die Herren Schouw, Holde, Drewsen, B. Christensen u. s. w. Durch Holde wurde eine ähnliche Adresse Seitens der Bürgerrepräseutanten vorbereitet. Die fieberhafte Spannung, in der des Königs Krankheit vierzehn Tage lang die Residenz erhielt, diente im hohen Maaße dazu, deu Gedanken an die Zukunft zu wecken und das allgemeinste Interesse auf die politische Lage des Staates zu lenken. Nach dem Wunsche des sterbenden Königs hatte Friedrich VII. sofort den Grafen C. Moltke zum Geheimen Staatsminister ernannt. An den Staatsrath), der unmittelbar nach dem Abscheiden des Königs gehalten wurde, nahmen C. Moltke lind Etatsrath Bang Theil, dann folgten Sitzungen der beiden Kanzeleien. Das Ergebniß dieser Sitzungen war die königliche Urkunde vom Januar, mit ihren beruhigenden Phrasen. - Aber jetzt erhob sich rasch die radicale Partei. Schon zwei Tage nach des Königs Tode erschien die Broschüre der Professoren Clausen und Schouw, welche *) Was wir hier mittheilen ist ein Auszug aus dem letzte» Abschnitt der gründlichen und bedeutenden Schrift- Die Herzogthümer S es l c S w ig - H o l se e in und das Königreich Dänemark. Aktenmäßige Geschichte der dänischen Politik seit dem Jahre I80IZ (von Joh. Gust. Droysen und K. Sa in wer) Sie Auflage. Hamburg, Perthes- Bcsser und Maule, — wohl des besten Werkes unter den zahlreichen Abhandlungen über die Schleswig-holsteinische Frage. ES enthält sehr viel NeneL und ist sür den Historiker wie für den Publicisten gleich unentbehrlich. Wie kommt es doch, daß dies Werk, welches im Anstände, zumal in Dänemark, so viel Aufsehen gemacht hat, in Deutschland immer „och vcrhältuifimäßig wenig gekannt ist? Auster einer gründlichen Geschichte der alten dänischen Bemühungen, die Herzogthümer zu ineorporiren, enthält eS eine vollständige Dar¬ stellung des RechtSkampfcS bis zu dem letzten Kriege, Schilderung der Zustände und Parteien am dänischen Hofe, Charakteristik der Stellung des Herzogs von Augustenburg, und im Te>t wie in den Beilage» eine Anzahl höchst interessanter Notizen und Briefe, unter letzteren Briefe des Kö»igS vo» Dänemark und des Herzogs von Augustenburg. Möge die folgende Mittheilung dazu beitragen, die politische Wichtigkeit des Werkes, welches unter anderen über die Revolution in Kopenhagen selbst für die Dänen neue und überraschende Thatsache» mittheilt, dem deutschen Publicum zu empfehlen. ' Grenzboten. III. 1850. 7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/57>, abgerufen am 27.07.2024.