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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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Staatsbehörden reorganisirt und waren nach neuen constitutionellen Grundsätzen in
Thätigkeit. Diese politische Neugestaltung begünstigte die Entwickelung der Lebenskräfte
der Nation. Auch kann letztere jetzt mit gerechtem Stolze auf die Erfolge ihrer Arbeiten
hinweisen: aus ihre Eisenbahnen, jene Adern des Handels, jene mächtigen Beförderungs¬
mittel der die Elemente und den Raum überwindenden (Zivilisation; auf ihre blühenden
Dörfer, die aus Belgien den Garten Enropa's gemacht haben; ans ihre Hüttenwerke,
ihre Munufacturcn, ihre gewerblichen Etablissements jeder Art, deren Erzeugnisse nach
allen Welttheilen versandt werden; aus ihre Hauptstadt, die Wiege der Revolution von
1830, die sich fortwährend durch neue Bauwerke verschönert und mit ihren volkreichen
Vorstädten schon jetzt eine der herrlichsten Städte des Kontinents ist.

Die Künste und Wissenschaften, diese ruhmwürdigen Attribute der (Zivilisation, haben
beigetragen, die belgische Nationalität zu veredeln. Die flämische Malerschule, die im
achtzehnten Jahrhunderte gänzlich aufgehört hatte, setzt sich wieder durch Werke von
tüchtigen Künstlern fort; Rubens, Vandyck, Duquesnoy haben in neuerer Zeit nicht
unwürdige Nachfolger gefunden. Ebenso hat sich das Wiedererwachen des nationalen
Geistes auf der Rednerbühne und in der Literatur dargethan. Bis zum Jahre 1830
war die Zahl der in Belgien erscheinenden Bücher und Journale nicht eben groß; jetzt
ist auch in der Literatur ein gewaltiges Treiben. Die Revolution hat gleichzeitig mit
tüchtigen Rednern und Staatsmännern, deren Ruf sich noch vergrößern wird, auch aus¬
gezeichnete Schriftsteller hervorgebracht.
'

Die vom Volke ins Leben gerufene Revolution hat dessen Heldenmut!) zu belohnen
gewußt. Die Abgaben, welche im Jahre 1830 bestanden, sind um ungefähr achtzehn
Millionen Franken vermindert worden. Man hat die Abgaben auf das Holzfällen und
die Mahlsteucr, eine Quelle von Entbehrungen für die nieder" Volksclassen, ans ewig
abgeschafft. Das Loos der Arbeiter beschäftigt gerade jetzt vozugswcise die Regierung,
und Alles zeigt, daß dieselbe mit Muth und Weisheit auf dem betretenen Wege der
Verbesserung fortzuschreiten wissen wird."

"Glücklich die Völker, welche Unabhängigkeit errangen, und die ruhmvollen Tage,
wo dies geschah, oder an denen sie ihre Freiheiten befestigten, nicht vergessen! Dieses
Andenken ist das Zeichen einer glücklichen Zukunft. Indem es große und edle Über¬
lieferungen verewigt, hebt es die Aufklärung und den Muth neuer Generationen, beseitigt
die Parteispaltuugen, stärkt das Nationalgefühl und macht dasselbe fruchtbar."

Das Puppenspiel von Doctor Faust. Zum erstenmal in seiner ursprünglichen Ge¬
stalt wortgetreu herausgegeben mit einer historischen Einleitung und kritischen Noten.
Mit Holzschnitte". Leipzig, Avenarius und Mendelsohn. -- Als unsere Scholiasten
durch die modernen Dichter auf unsere sogenannte Volkspoesie aufmerksam gemacht
wurden, fand ihre Bewunderung bald keine Grenze mehr. In der Lyrik war nichts
dagegen zu sagen, denn das eigentliche Lied wird doch mehr oder minder immer aus
den Refrain herauskommen: Ich liebe dich, Schatz, aber dn liebst mich nicht wieder,
das thut mir leid; oder du liebst mich wieder, und das macht mir Freud'; ich werde
dir drei rothe Röslein kaufe", die stecke an deine Brust, und wenn sie welke", so ist
deine Liebe vorüber, o weh! oder dn bist todt, oder ich bin todt, auf meinem Grab
stehn drei Lilien u. f. w. Dergleichen klingt um so artiger, je weniger Zusammenhang
darin ist, und dasür wird die Volkspoesie schon sorgen. Aber man hat die Bewunde¬
rung auch aus die Volksbühne, auf die Fastnachtschwänke und Puppenspiele ausgedehnt,
und da ist eS bei dem wohlwollenden, aber zur Schwärmerei geneigten Sinn unsers
guten Volks nicht unnöthig, daß die Kritik unsere Scholiasten zuweilen auf die Finger
klopft. -- Im Anfang wurde in den Reminiscenzen, die Göthe's Faust aus dem alten


Staatsbehörden reorganisirt und waren nach neuen constitutionellen Grundsätzen in
Thätigkeit. Diese politische Neugestaltung begünstigte die Entwickelung der Lebenskräfte
der Nation. Auch kann letztere jetzt mit gerechtem Stolze auf die Erfolge ihrer Arbeiten
hinweisen: aus ihre Eisenbahnen, jene Adern des Handels, jene mächtigen Beförderungs¬
mittel der die Elemente und den Raum überwindenden (Zivilisation; auf ihre blühenden
Dörfer, die aus Belgien den Garten Enropa's gemacht haben; ans ihre Hüttenwerke,
ihre Munufacturcn, ihre gewerblichen Etablissements jeder Art, deren Erzeugnisse nach
allen Welttheilen versandt werden; aus ihre Hauptstadt, die Wiege der Revolution von
1830, die sich fortwährend durch neue Bauwerke verschönert und mit ihren volkreichen
Vorstädten schon jetzt eine der herrlichsten Städte des Kontinents ist.

Die Künste und Wissenschaften, diese ruhmwürdigen Attribute der (Zivilisation, haben
beigetragen, die belgische Nationalität zu veredeln. Die flämische Malerschule, die im
achtzehnten Jahrhunderte gänzlich aufgehört hatte, setzt sich wieder durch Werke von
tüchtigen Künstlern fort; Rubens, Vandyck, Duquesnoy haben in neuerer Zeit nicht
unwürdige Nachfolger gefunden. Ebenso hat sich das Wiedererwachen des nationalen
Geistes auf der Rednerbühne und in der Literatur dargethan. Bis zum Jahre 1830
war die Zahl der in Belgien erscheinenden Bücher und Journale nicht eben groß; jetzt
ist auch in der Literatur ein gewaltiges Treiben. Die Revolution hat gleichzeitig mit
tüchtigen Rednern und Staatsmännern, deren Ruf sich noch vergrößern wird, auch aus¬
gezeichnete Schriftsteller hervorgebracht.
'

Die vom Volke ins Leben gerufene Revolution hat dessen Heldenmut!) zu belohnen
gewußt. Die Abgaben, welche im Jahre 1830 bestanden, sind um ungefähr achtzehn
Millionen Franken vermindert worden. Man hat die Abgaben auf das Holzfällen und
die Mahlsteucr, eine Quelle von Entbehrungen für die nieder» Volksclassen, ans ewig
abgeschafft. Das Loos der Arbeiter beschäftigt gerade jetzt vozugswcise die Regierung,
und Alles zeigt, daß dieselbe mit Muth und Weisheit auf dem betretenen Wege der
Verbesserung fortzuschreiten wissen wird."

„Glücklich die Völker, welche Unabhängigkeit errangen, und die ruhmvollen Tage,
wo dies geschah, oder an denen sie ihre Freiheiten befestigten, nicht vergessen! Dieses
Andenken ist das Zeichen einer glücklichen Zukunft. Indem es große und edle Über¬
lieferungen verewigt, hebt es die Aufklärung und den Muth neuer Generationen, beseitigt
die Parteispaltuugen, stärkt das Nationalgefühl und macht dasselbe fruchtbar."

Das Puppenspiel von Doctor Faust. Zum erstenmal in seiner ursprünglichen Ge¬
stalt wortgetreu herausgegeben mit einer historischen Einleitung und kritischen Noten.
Mit Holzschnitte». Leipzig, Avenarius und Mendelsohn. — Als unsere Scholiasten
durch die modernen Dichter auf unsere sogenannte Volkspoesie aufmerksam gemacht
wurden, fand ihre Bewunderung bald keine Grenze mehr. In der Lyrik war nichts
dagegen zu sagen, denn das eigentliche Lied wird doch mehr oder minder immer aus
den Refrain herauskommen: Ich liebe dich, Schatz, aber dn liebst mich nicht wieder,
das thut mir leid; oder du liebst mich wieder, und das macht mir Freud'; ich werde
dir drei rothe Röslein kaufe«, die stecke an deine Brust, und wenn sie welke», so ist
deine Liebe vorüber, o weh! oder dn bist todt, oder ich bin todt, auf meinem Grab
stehn drei Lilien u. f. w. Dergleichen klingt um so artiger, je weniger Zusammenhang
darin ist, und dasür wird die Volkspoesie schon sorgen. Aber man hat die Bewunde¬
rung auch aus die Volksbühne, auf die Fastnachtschwänke und Puppenspiele ausgedehnt,
und da ist eS bei dem wohlwollenden, aber zur Schwärmerei geneigten Sinn unsers
guten Volks nicht unnöthig, daß die Kritik unsere Scholiasten zuweilen auf die Finger
klopft. — Im Anfang wurde in den Reminiscenzen, die Göthe's Faust aus dem alten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/446>, abgerufen am 09.11.2024.