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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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Unter solchen Umständen, meine Herren, würden Sie wohl von uns verlangen
können, daß wir den Versuch der Herzogtümer, mit eigenen Kreisten ihre Sache gegen
Dänemark anzufechten -- woran sie der zwischen Dänemark und Deutschland geschlossene
Friede nicht hindert -- als unberechtigt, als mit den Anforderungen der Humanität,
Sittlichkeit und Cultur unverträglich verdammen, daß wir uns der Thciliiahme an diesem
Kampfe, anch soweit der Friedensvertrag solche gestattet, unbedingt enthalten sollten?
Werden Sic es uns verargen können, wenn wir den lebhaften Wunsch hegen, es möchte
lieber eine Erneuerung des Kampfes Deutschlands mit Dänemark stattfinden, als eine
widerrechtliche Unterdrückung der uns stammverwandten Lande, als eine Zerreißung jener
Verträge, für deren unverletzte Aufrechterhaltung sich Deutschland wiederholt und feierlich
verbürgt hat?

Allerdings, meine Herren Friedensfreunde, ist hier ein großes, ein wichtiges Frie-
denswerk zu verrichten, wohl das wichtigste im ganzen Bereiche der gegenwärtigen euro¬
päischen Politik, an welches Sic die Hand legen könnten. Die Schleswig-holsteinische
Frage, das ist klar, kann leicht der Zunder werden, an dem ein allgemeiner europäischer
Krieg sich entzündet. Diesen Zunder zu ersticken und so die drohende Gefahr eines all¬
gemeine" Brandes von Europa abzuwenden, das ist für Sie, meine Herren, die schönste
und erhabenste Aufgabe, und^ wenn Ihre bevorstehenden Verhandlungen nur Einiges zu
deren Lösung beitragen, so werden die Völker Sic segnen, und Deutschland wird stolz
sein, daß auf seinem Boden eine solche Frücht gezeitigt ward. Aber, meine Herren, nicht
wir sind es, an welche Sic sich deshalb mit Ihren Vorstellungen, Ermahnungen. For¬
derungen, Vorschlägen zu richten haben -- weder die Völker, noch die Regierungen
Deutschlands sind' es. Was könnten Sic von uns noch in dieser Richtung verlangen,
was nicht Sie, die Fordernden, wie uns, die Gewährende", mit Schaar" erfüllen müßte?
Dringen Sic aus schiedsrichterliche Entscheidung, wie Ihr Programm es ausspricht? Aber
eine solche ist nur da möglich und wirksam, wo es sich um unsichere, bestreitbare
Rechte handelt. Die Rechte der Herzogthümer sind aber nicht Von dieser Art, wie schon
daraus hervorgeht, daß sie bis auf die neueste Zeit wiederholt vo" deren Herzögen, die
alle zugleich Könige vo" Dänemark waren, förmlich und feierlich bestätigt worden sind.

Ueberdies, meine Herren, erlaube" Sie mir zu bemerken, daß das einzige Schieds¬
gericht, dessen Ausspruch für die definitive Beendigung dieses Streites von praktischen"
Erfolg sein könnte -- ein Areopag der Großmächte -- daß dieses Schiedsgericht für
Deutschland unannehmbar geworden ist von dein Augenblicke an, wo jene Mächte durch
Unterzeichnung des Londoner Protokolls sich zur Partei gemacht haben für Dänemark
gegen Deutschland, für das, was sie einseitig ein "europäisches Juteresse" nennen, gegen
die klaren Forderungen des Rechtes, der Legitimität der Verträge. Deutschland zumuthen,
daß es sich dem schiedsrichterlichen Spruche eines europäischen Congresses unterwerfe,
so lange auch nnr ein Buchstabe noch besteht von jenem Protokolle von: 2. August,
hieße, Deutschland die Selbsterniedrigung und Selbstvernichtung znnnithc". Sollte"
Sie auch -- was ich ^>och immer für unmöglich halte -- eine oder einige deutsche
Regierungen finde", welche auf ein solches Ansinnen einzugehen nicht abgeneigt wären,
so ^bedenken Sic wohl, meine Herren, daß jede solche Willfährigkeit eine tiefe Erbitterung
der ganze" Ratio" im Gefolge haben würde, und daß, wenn das Unerhörte einträte,
daß die sämmtlichen deutschen Regierungen sich dahin einigten, Deutschlands und der
Herzogthümer gutes Recht lieber dem Ausspruche eines solchen, im Voraus als parteiisch
erkannten Schiedsgerichts, als der Entscheidung durch den tapfern Ann der Nation an¬
zuvertrauen, dann der äußere Friede, de" man damit vielleicht erreichte, nur das
Signal sei" würde zu einer früher v5er später, aber ganz unausbleiblich eintretende"
innern Explosion in Deutschland, deren Folge" für uns und für ganz Europa leicht viel
furchtbarer, viel verheerender, der 'Cultur und Humanität viel verderblicher sein möchten,
als el" noch so blutiger Krieg zwischen Dänemark und Deutschland.

Wenn Sie also in dieser Sache, von Ihrem Standpunkte aus, meine Herren,


Unter solchen Umständen, meine Herren, würden Sie wohl von uns verlangen
können, daß wir den Versuch der Herzogtümer, mit eigenen Kreisten ihre Sache gegen
Dänemark anzufechten — woran sie der zwischen Dänemark und Deutschland geschlossene
Friede nicht hindert — als unberechtigt, als mit den Anforderungen der Humanität,
Sittlichkeit und Cultur unverträglich verdammen, daß wir uns der Thciliiahme an diesem
Kampfe, anch soweit der Friedensvertrag solche gestattet, unbedingt enthalten sollten?
Werden Sic es uns verargen können, wenn wir den lebhaften Wunsch hegen, es möchte
lieber eine Erneuerung des Kampfes Deutschlands mit Dänemark stattfinden, als eine
widerrechtliche Unterdrückung der uns stammverwandten Lande, als eine Zerreißung jener
Verträge, für deren unverletzte Aufrechterhaltung sich Deutschland wiederholt und feierlich
verbürgt hat?

Allerdings, meine Herren Friedensfreunde, ist hier ein großes, ein wichtiges Frie-
denswerk zu verrichten, wohl das wichtigste im ganzen Bereiche der gegenwärtigen euro¬
päischen Politik, an welches Sic die Hand legen könnten. Die Schleswig-holsteinische
Frage, das ist klar, kann leicht der Zunder werden, an dem ein allgemeiner europäischer
Krieg sich entzündet. Diesen Zunder zu ersticken und so die drohende Gefahr eines all¬
gemeine» Brandes von Europa abzuwenden, das ist für Sie, meine Herren, die schönste
und erhabenste Aufgabe, und^ wenn Ihre bevorstehenden Verhandlungen nur Einiges zu
deren Lösung beitragen, so werden die Völker Sic segnen, und Deutschland wird stolz
sein, daß auf seinem Boden eine solche Frücht gezeitigt ward. Aber, meine Herren, nicht
wir sind es, an welche Sic sich deshalb mit Ihren Vorstellungen, Ermahnungen. For¬
derungen, Vorschlägen zu richten haben — weder die Völker, noch die Regierungen
Deutschlands sind' es. Was könnten Sic von uns noch in dieser Richtung verlangen,
was nicht Sie, die Fordernden, wie uns, die Gewährende», mit Schaar» erfüllen müßte?
Dringen Sic aus schiedsrichterliche Entscheidung, wie Ihr Programm es ausspricht? Aber
eine solche ist nur da möglich und wirksam, wo es sich um unsichere, bestreitbare
Rechte handelt. Die Rechte der Herzogthümer sind aber nicht Von dieser Art, wie schon
daraus hervorgeht, daß sie bis auf die neueste Zeit wiederholt vo» deren Herzögen, die
alle zugleich Könige vo» Dänemark waren, förmlich und feierlich bestätigt worden sind.

Ueberdies, meine Herren, erlaube» Sie mir zu bemerken, daß das einzige Schieds¬
gericht, dessen Ausspruch für die definitive Beendigung dieses Streites von praktischen»
Erfolg sein könnte — ein Areopag der Großmächte — daß dieses Schiedsgericht für
Deutschland unannehmbar geworden ist von dein Augenblicke an, wo jene Mächte durch
Unterzeichnung des Londoner Protokolls sich zur Partei gemacht haben für Dänemark
gegen Deutschland, für das, was sie einseitig ein „europäisches Juteresse" nennen, gegen
die klaren Forderungen des Rechtes, der Legitimität der Verträge. Deutschland zumuthen,
daß es sich dem schiedsrichterlichen Spruche eines europäischen Congresses unterwerfe,
so lange auch nnr ein Buchstabe noch besteht von jenem Protokolle von: 2. August,
hieße, Deutschland die Selbsterniedrigung und Selbstvernichtung znnnithc». Sollte»
Sie auch — was ich ^>och immer für unmöglich halte — eine oder einige deutsche
Regierungen finde», welche auf ein solches Ansinnen einzugehen nicht abgeneigt wären,
so ^bedenken Sic wohl, meine Herren, daß jede solche Willfährigkeit eine tiefe Erbitterung
der ganze» Ratio» im Gefolge haben würde, und daß, wenn das Unerhörte einträte,
daß die sämmtlichen deutschen Regierungen sich dahin einigten, Deutschlands und der
Herzogthümer gutes Recht lieber dem Ausspruche eines solchen, im Voraus als parteiisch
erkannten Schiedsgerichts, als der Entscheidung durch den tapfern Ann der Nation an¬
zuvertrauen, dann der äußere Friede, de» man damit vielleicht erreichte, nur das
Signal sei» würde zu einer früher v5er später, aber ganz unausbleiblich eintretende»
innern Explosion in Deutschland, deren Folge» für uns und für ganz Europa leicht viel
furchtbarer, viel verheerender, der 'Cultur und Humanität viel verderblicher sein möchten,
als el» noch so blutiger Krieg zwischen Dänemark und Deutschland.

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[0327] Unter solchen Umständen, meine Herren, würden Sie wohl von uns verlangen können, daß wir den Versuch der Herzogtümer, mit eigenen Kreisten ihre Sache gegen Dänemark anzufechten — woran sie der zwischen Dänemark und Deutschland geschlossene Friede nicht hindert — als unberechtigt, als mit den Anforderungen der Humanität, Sittlichkeit und Cultur unverträglich verdammen, daß wir uns der Thciliiahme an diesem Kampfe, anch soweit der Friedensvertrag solche gestattet, unbedingt enthalten sollten? Werden Sic es uns verargen können, wenn wir den lebhaften Wunsch hegen, es möchte lieber eine Erneuerung des Kampfes Deutschlands mit Dänemark stattfinden, als eine widerrechtliche Unterdrückung der uns stammverwandten Lande, als eine Zerreißung jener Verträge, für deren unverletzte Aufrechterhaltung sich Deutschland wiederholt und feierlich verbürgt hat? Allerdings, meine Herren Friedensfreunde, ist hier ein großes, ein wichtiges Frie- denswerk zu verrichten, wohl das wichtigste im ganzen Bereiche der gegenwärtigen euro¬ päischen Politik, an welches Sic die Hand legen könnten. Die Schleswig-holsteinische Frage, das ist klar, kann leicht der Zunder werden, an dem ein allgemeiner europäischer Krieg sich entzündet. Diesen Zunder zu ersticken und so die drohende Gefahr eines all¬ gemeine» Brandes von Europa abzuwenden, das ist für Sie, meine Herren, die schönste und erhabenste Aufgabe, und^ wenn Ihre bevorstehenden Verhandlungen nur Einiges zu deren Lösung beitragen, so werden die Völker Sic segnen, und Deutschland wird stolz sein, daß auf seinem Boden eine solche Frücht gezeitigt ward. Aber, meine Herren, nicht wir sind es, an welche Sic sich deshalb mit Ihren Vorstellungen, Ermahnungen. For¬ derungen, Vorschlägen zu richten haben — weder die Völker, noch die Regierungen Deutschlands sind' es. Was könnten Sic von uns noch in dieser Richtung verlangen, was nicht Sie, die Fordernden, wie uns, die Gewährende», mit Schaar» erfüllen müßte? Dringen Sic aus schiedsrichterliche Entscheidung, wie Ihr Programm es ausspricht? Aber eine solche ist nur da möglich und wirksam, wo es sich um unsichere, bestreitbare Rechte handelt. Die Rechte der Herzogthümer sind aber nicht Von dieser Art, wie schon daraus hervorgeht, daß sie bis auf die neueste Zeit wiederholt vo» deren Herzögen, die alle zugleich Könige vo» Dänemark waren, förmlich und feierlich bestätigt worden sind. Ueberdies, meine Herren, erlaube» Sie mir zu bemerken, daß das einzige Schieds¬ gericht, dessen Ausspruch für die definitive Beendigung dieses Streites von praktischen» Erfolg sein könnte — ein Areopag der Großmächte — daß dieses Schiedsgericht für Deutschland unannehmbar geworden ist von dein Augenblicke an, wo jene Mächte durch Unterzeichnung des Londoner Protokolls sich zur Partei gemacht haben für Dänemark gegen Deutschland, für das, was sie einseitig ein „europäisches Juteresse" nennen, gegen die klaren Forderungen des Rechtes, der Legitimität der Verträge. Deutschland zumuthen, daß es sich dem schiedsrichterlichen Spruche eines europäischen Congresses unterwerfe, so lange auch nnr ein Buchstabe noch besteht von jenem Protokolle von: 2. August, hieße, Deutschland die Selbsterniedrigung und Selbstvernichtung znnnithc». Sollte» Sie auch — was ich ^>och immer für unmöglich halte — eine oder einige deutsche Regierungen finde», welche auf ein solches Ansinnen einzugehen nicht abgeneigt wären, so ^bedenken Sic wohl, meine Herren, daß jede solche Willfährigkeit eine tiefe Erbitterung der ganze» Ratio» im Gefolge haben würde, und daß, wenn das Unerhörte einträte, daß die sämmtlichen deutschen Regierungen sich dahin einigten, Deutschlands und der Herzogthümer gutes Recht lieber dem Ausspruche eines solchen, im Voraus als parteiisch erkannten Schiedsgerichts, als der Entscheidung durch den tapfern Ann der Nation an¬ zuvertrauen, dann der äußere Friede, de» man damit vielleicht erreichte, nur das Signal sei» würde zu einer früher v5er später, aber ganz unausbleiblich eintretende» innern Explosion in Deutschland, deren Folge» für uns und für ganz Europa leicht viel furchtbarer, viel verheerender, der 'Cultur und Humanität viel verderblicher sein möchten, als el» noch so blutiger Krieg zwischen Dänemark und Deutschland. Wenn Sie also in dieser Sache, von Ihrem Standpunkte aus, meine Herren,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/327>, abgerufen am 27.07.2024.