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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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auffordern, mich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, erlaube ich mir Ihnen
zu bemerken, daß ich mich ans Ihren Wunsch nicht einlasse. Mit aller Achtung
bin ich, Sir, Ihr gehorsamer Diener, Z. Taylor, Generalmajor der Vereinigten
Staaten, Commandirender."




Literatur und Kunst.
Aufforderung zur Stiftung einer Bach-Gesellschaft.

Am 28. Juli 1750 starb in Leipzig Johann Sebastian Bach. Die Wieder¬
kehr dieses Tages nach hundert Jahren richtet an alle Verehrer wahrer, acht deutscher
Tonkunst die Mahnung, dem großen Manne ein Denkmal zu sehen, das seiner und der
Nation würdig sei. Eine durch Vollständigkeit und kritische Behandlung den An¬
forderungen der Wissenschaft und Kunst genügende Ausgabe seiner Werke wird diesen Zweck
am reinsten erfüllen. Die Unterzeichneten, welche sich in dem Wunsche begegnet sind,
dieses Unternehmen mit allen Kräften zu fördern, legen den Verehrern des großen
Meisters in Folgendem die Grundzüge dar, nach welchen sie dasselbe ins Leben zu rufen
beabsichtigen.

Die Ausgabe ist, alle Werke Joh. Seb. Bachs, welche durch sichere Ueber-
lieferung und kritische Untersuchung als von ihm herrührend nachgewiesen sind, in einer
gemeinsamen Ausgabe zu veröffentlichen. Für jedes wird wo möglich die Urschrift oder
der vom Componisten selbst veranstaltete Druck, wo nicht, die besten vorhandenen Hilfs¬
mittel zu Grunde gelegt, um die durch die kritisch gesichtete Ueberlieferung beglaubigte
ächte Gestalt der Compositionen herzustellen. Jede Willkühr in Acndmmgen, Weglassungen
und Zusätzen ist ausgeschlossen.

Die Herausgabe geschieht durch eine Bach-Gesellschaft, deren Mitglieder sich zu einem
jährlichen Beitrage von 5 Thlr. prän. verpflichten. Die durch diese Beiträge erwachsende
Summe wird, da jede buchhändlcrische Speculation ausgeschlossen bleibt, ganz und gar zu
den sür die Publication Bach'scher Compositionen erforderlichen Herstellungskosten verwandt;
für jeden Beitrag von 5 Thlr. wird den Theilnehmern jährlich ein Exemplar der für
dieses Jahr veröffentlichten Compositionen mit einer Uebersicht über die Verwendung der
Gelder zugestellt: für den im Jahre 1850 gezählten Beitrag im Laufe des Jahres
1851 u. s. f. Die Ausstattung wird ohne luxuriös zu sein in Format, Druck und
Papier sich vor den gewöhnlichen Publikationen in einer Weise auszeichnen, wie es sich
für ein Natioualuntcrnchmcn geziemt. Je größer die Anzahl der Subscribenten ist, um
so mehr wird jährlich publicirt, um so eher die Vollendung des großen Werkes erreicht
werden können; bei 300 Theilnehmern werden nach einem ungefähren Ueberschlag
50--00 Bogen jährlich geliefert werden können. Die Platten bleiben Eigenthum der
Gesellschaft.

Die Herausgabe geschieht in folgenden Abteilungen:

1) Gcsangmusik s) mit und d) ohne Begleitung.
2) Jnstrumcntalcompositioncn g) sür Orgel, d) Klavier, v) Orchester.

auffordern, mich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, erlaube ich mir Ihnen
zu bemerken, daß ich mich ans Ihren Wunsch nicht einlasse. Mit aller Achtung
bin ich, Sir, Ihr gehorsamer Diener, Z. Taylor, Generalmajor der Vereinigten
Staaten, Commandirender."




Literatur und Kunst.
Aufforderung zur Stiftung einer Bach-Gesellschaft.

Am 28. Juli 1750 starb in Leipzig Johann Sebastian Bach. Die Wieder¬
kehr dieses Tages nach hundert Jahren richtet an alle Verehrer wahrer, acht deutscher
Tonkunst die Mahnung, dem großen Manne ein Denkmal zu sehen, das seiner und der
Nation würdig sei. Eine durch Vollständigkeit und kritische Behandlung den An¬
forderungen der Wissenschaft und Kunst genügende Ausgabe seiner Werke wird diesen Zweck
am reinsten erfüllen. Die Unterzeichneten, welche sich in dem Wunsche begegnet sind,
dieses Unternehmen mit allen Kräften zu fördern, legen den Verehrern des großen
Meisters in Folgendem die Grundzüge dar, nach welchen sie dasselbe ins Leben zu rufen
beabsichtigen.

Die Ausgabe ist, alle Werke Joh. Seb. Bachs, welche durch sichere Ueber-
lieferung und kritische Untersuchung als von ihm herrührend nachgewiesen sind, in einer
gemeinsamen Ausgabe zu veröffentlichen. Für jedes wird wo möglich die Urschrift oder
der vom Componisten selbst veranstaltete Druck, wo nicht, die besten vorhandenen Hilfs¬
mittel zu Grunde gelegt, um die durch die kritisch gesichtete Ueberlieferung beglaubigte
ächte Gestalt der Compositionen herzustellen. Jede Willkühr in Acndmmgen, Weglassungen
und Zusätzen ist ausgeschlossen.

Die Herausgabe geschieht durch eine Bach-Gesellschaft, deren Mitglieder sich zu einem
jährlichen Beitrage von 5 Thlr. prän. verpflichten. Die durch diese Beiträge erwachsende
Summe wird, da jede buchhändlcrische Speculation ausgeschlossen bleibt, ganz und gar zu
den sür die Publication Bach'scher Compositionen erforderlichen Herstellungskosten verwandt;
für jeden Beitrag von 5 Thlr. wird den Theilnehmern jährlich ein Exemplar der für
dieses Jahr veröffentlichten Compositionen mit einer Uebersicht über die Verwendung der
Gelder zugestellt: für den im Jahre 1850 gezählten Beitrag im Laufe des Jahres
1851 u. s. f. Die Ausstattung wird ohne luxuriös zu sein in Format, Druck und
Papier sich vor den gewöhnlichen Publikationen in einer Weise auszeichnen, wie es sich
für ein Natioualuntcrnchmcn geziemt. Je größer die Anzahl der Subscribenten ist, um
so mehr wird jährlich publicirt, um so eher die Vollendung des großen Werkes erreicht
werden können; bei 300 Theilnehmern werden nach einem ungefähren Ueberschlag
50—00 Bogen jährlich geliefert werden können. Die Platten bleiben Eigenthum der
Gesellschaft.

Die Herausgabe geschieht in folgenden Abteilungen:

1) Gcsangmusik s) mit und d) ohne Begleitung.
2) Jnstrumcntalcompositioncn g) sür Orgel, d) Klavier, v) Orchester.

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[0240] auffordern, mich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, erlaube ich mir Ihnen zu bemerken, daß ich mich ans Ihren Wunsch nicht einlasse. Mit aller Achtung bin ich, Sir, Ihr gehorsamer Diener, Z. Taylor, Generalmajor der Vereinigten Staaten, Commandirender." Literatur und Kunst. Aufforderung zur Stiftung einer Bach-Gesellschaft. Am 28. Juli 1750 starb in Leipzig Johann Sebastian Bach. Die Wieder¬ kehr dieses Tages nach hundert Jahren richtet an alle Verehrer wahrer, acht deutscher Tonkunst die Mahnung, dem großen Manne ein Denkmal zu sehen, das seiner und der Nation würdig sei. Eine durch Vollständigkeit und kritische Behandlung den An¬ forderungen der Wissenschaft und Kunst genügende Ausgabe seiner Werke wird diesen Zweck am reinsten erfüllen. Die Unterzeichneten, welche sich in dem Wunsche begegnet sind, dieses Unternehmen mit allen Kräften zu fördern, legen den Verehrern des großen Meisters in Folgendem die Grundzüge dar, nach welchen sie dasselbe ins Leben zu rufen beabsichtigen. Die Ausgabe ist, alle Werke Joh. Seb. Bachs, welche durch sichere Ueber- lieferung und kritische Untersuchung als von ihm herrührend nachgewiesen sind, in einer gemeinsamen Ausgabe zu veröffentlichen. Für jedes wird wo möglich die Urschrift oder der vom Componisten selbst veranstaltete Druck, wo nicht, die besten vorhandenen Hilfs¬ mittel zu Grunde gelegt, um die durch die kritisch gesichtete Ueberlieferung beglaubigte ächte Gestalt der Compositionen herzustellen. Jede Willkühr in Acndmmgen, Weglassungen und Zusätzen ist ausgeschlossen. Die Herausgabe geschieht durch eine Bach-Gesellschaft, deren Mitglieder sich zu einem jährlichen Beitrage von 5 Thlr. prän. verpflichten. Die durch diese Beiträge erwachsende Summe wird, da jede buchhändlcrische Speculation ausgeschlossen bleibt, ganz und gar zu den sür die Publication Bach'scher Compositionen erforderlichen Herstellungskosten verwandt; für jeden Beitrag von 5 Thlr. wird den Theilnehmern jährlich ein Exemplar der für dieses Jahr veröffentlichten Compositionen mit einer Uebersicht über die Verwendung der Gelder zugestellt: für den im Jahre 1850 gezählten Beitrag im Laufe des Jahres 1851 u. s. f. Die Ausstattung wird ohne luxuriös zu sein in Format, Druck und Papier sich vor den gewöhnlichen Publikationen in einer Weise auszeichnen, wie es sich für ein Natioualuntcrnchmcn geziemt. Je größer die Anzahl der Subscribenten ist, um so mehr wird jährlich publicirt, um so eher die Vollendung des großen Werkes erreicht werden können; bei 300 Theilnehmern werden nach einem ungefähren Ueberschlag 50—00 Bogen jährlich geliefert werden können. Die Platten bleiben Eigenthum der Gesellschaft. Die Herausgabe geschieht in folgenden Abteilungen: 1) Gcsangmusik s) mit und d) ohne Begleitung. 2) Jnstrumcntalcompositioncn g) sür Orgel, d) Klavier, v) Orchester.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/240>, abgerufen am 27.07.2024.