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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

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blutige Krieg mit den Indianern, (nach deren Führer, Schwarzfalke, der Schwarz¬
falkenkrieg genannt) ausbrach, war Taylor bereits Oberstlieutenant und that sich
als solcher namentlich in der Schlacht im August 1832 hervor, in welcher die In¬
dianer, nahe bei der Mündung des Iowa in den Missisippi, auf's Haupt ge¬
schlagen und bereits zerstreut wurden. Nach glücklich beendigtem Krieg wurde
Taylor zum Obersten des ersten Infanterieregiments am Obermissisippi ernannt,
und verkehrte hier viel mit den Indianern, deren Achtung und Liebe er sich bald
zu erwerben wußte. Ju Wisconsin erbaute er das Fort Crawford, in welchem er
bis zum Jahr 1836 sein Hauptquartier hatte. In diesem Jahr zog er als Ober¬
befehlshaber der ersten Brigade (Ites, 4tes und 6tes Infanterieregiment und Frei¬
willige ans Missouri) zum Kampfe gegen die Seminolen in Florida, die er dann
endlich, trotz ihres heldenmüthigen Widerstandes, am 25. December 1837 in einem
Haupttreffen schlug, welches uach dem See Oki Tschobi benannt wird. Seitdem
war die Macht und der Mund der Seminolen gebrochen. Daß Taylor in die¬
sem Feldzuge die berüchtigten, zu diesem Zwecke förmlich abgerichteten Bluthunde
anwendete, um durch sie die Indianer aus ihren Schlupfwinkeln aufsuchen zu
lassen, ist von seinen politischen Gegnern zur Zeit der Wahl häufig als Waffe
gegen ihn benutzt worden. Zum Brigadegeneral und Gouverneur vou Florida
ernannt, behielt er diese Stelle bis zum Jahre 18^t), worauf er als Oberbefehls¬
haber des ersten Departements der südlichen Heeresabtheilung (Louisiana, Missi¬
sippi, Alabama und Georgia) sein Hauptquartier im Fort Dschessup aufschlug.

Hatte er so in den Kriegen gegen die Indianer seinem Vaterlande die un¬
schätzbarsten Dienste geleistet, so sollte er durch seine Kriegsthaten, die er als
General und selbstständiger Befehlshaber einer Heeresabtheilung im mexicanischen
Kriege ausführte, auch die Blicke der Welt auf sich lenken. Seine siegreichen
Schlachten von Palo, Alto und Resaca de la Palma über den mexicanischen General
Ampndia, die Belagerung und Einnahme von Monterey und Saltilla, der glor¬
reiche Sieg über den "Napoleon des Westens" (wie sich Santa Anna selbst
nennt) bei Buena Vista, welche Schlacht am Geburtstage Washingtons, den
22. Febr., ihren Anfang nahm und sich folgenden Tags für die Nordamerikaner
entschied, sind Kriegsthaten, welche den General zum Liebling des Volks machten
und ihn den größten Feldobersten neuester Zeit zur Seite stellen. Letztere Schlacht,
welche die mexicanische Nordarmee gänzlich auflöste, wird von den Nordamerika-
nem wohl etwas überschwenglich als die "glorreichste Schlacht seit Napoleons
Siegen" gefeiert. Als für beide Generale charakteristisch verdient erwähnt zu
weeden, daß Santa Anna vor Beginn der zweitägigen Schlacht bei Buena Vista
dem General Taylor anzeigen ließ, daß er ihn mit einem Heere von 2vMl> Mann
umzingelt habe und ihm aus "Achtung und Rücksicht" anheimstelle, sich zu ergeben,
wozu er ihm eine Stunde Bedenkzeit lasse. General Taylor schrieb ihm mit lako¬
nischer Kürze zurück: "Sir, in Erwiederung Ihres Schreibens, worin Sie mich


blutige Krieg mit den Indianern, (nach deren Führer, Schwarzfalke, der Schwarz¬
falkenkrieg genannt) ausbrach, war Taylor bereits Oberstlieutenant und that sich
als solcher namentlich in der Schlacht im August 1832 hervor, in welcher die In¬
dianer, nahe bei der Mündung des Iowa in den Missisippi, auf's Haupt ge¬
schlagen und bereits zerstreut wurden. Nach glücklich beendigtem Krieg wurde
Taylor zum Obersten des ersten Infanterieregiments am Obermissisippi ernannt,
und verkehrte hier viel mit den Indianern, deren Achtung und Liebe er sich bald
zu erwerben wußte. Ju Wisconsin erbaute er das Fort Crawford, in welchem er
bis zum Jahr 1836 sein Hauptquartier hatte. In diesem Jahr zog er als Ober¬
befehlshaber der ersten Brigade (Ites, 4tes und 6tes Infanterieregiment und Frei¬
willige ans Missouri) zum Kampfe gegen die Seminolen in Florida, die er dann
endlich, trotz ihres heldenmüthigen Widerstandes, am 25. December 1837 in einem
Haupttreffen schlug, welches uach dem See Oki Tschobi benannt wird. Seitdem
war die Macht und der Mund der Seminolen gebrochen. Daß Taylor in die¬
sem Feldzuge die berüchtigten, zu diesem Zwecke förmlich abgerichteten Bluthunde
anwendete, um durch sie die Indianer aus ihren Schlupfwinkeln aufsuchen zu
lassen, ist von seinen politischen Gegnern zur Zeit der Wahl häufig als Waffe
gegen ihn benutzt worden. Zum Brigadegeneral und Gouverneur vou Florida
ernannt, behielt er diese Stelle bis zum Jahre 18^t), worauf er als Oberbefehls¬
haber des ersten Departements der südlichen Heeresabtheilung (Louisiana, Missi¬
sippi, Alabama und Georgia) sein Hauptquartier im Fort Dschessup aufschlug.

Hatte er so in den Kriegen gegen die Indianer seinem Vaterlande die un¬
schätzbarsten Dienste geleistet, so sollte er durch seine Kriegsthaten, die er als
General und selbstständiger Befehlshaber einer Heeresabtheilung im mexicanischen
Kriege ausführte, auch die Blicke der Welt auf sich lenken. Seine siegreichen
Schlachten von Palo, Alto und Resaca de la Palma über den mexicanischen General
Ampndia, die Belagerung und Einnahme von Monterey und Saltilla, der glor¬
reiche Sieg über den „Napoleon des Westens" (wie sich Santa Anna selbst
nennt) bei Buena Vista, welche Schlacht am Geburtstage Washingtons, den
22. Febr., ihren Anfang nahm und sich folgenden Tags für die Nordamerikaner
entschied, sind Kriegsthaten, welche den General zum Liebling des Volks machten
und ihn den größten Feldobersten neuester Zeit zur Seite stellen. Letztere Schlacht,
welche die mexicanische Nordarmee gänzlich auflöste, wird von den Nordamerika-
nem wohl etwas überschwenglich als die „glorreichste Schlacht seit Napoleons
Siegen" gefeiert. Als für beide Generale charakteristisch verdient erwähnt zu
weeden, daß Santa Anna vor Beginn der zweitägigen Schlacht bei Buena Vista
dem General Taylor anzeigen ließ, daß er ihn mit einem Heere von 2vMl> Mann
umzingelt habe und ihm aus „Achtung und Rücksicht" anheimstelle, sich zu ergeben,
wozu er ihm eine Stunde Bedenkzeit lasse. General Taylor schrieb ihm mit lako¬
nischer Kürze zurück: „Sir, in Erwiederung Ihres Schreibens, worin Sie mich


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[0239] blutige Krieg mit den Indianern, (nach deren Führer, Schwarzfalke, der Schwarz¬ falkenkrieg genannt) ausbrach, war Taylor bereits Oberstlieutenant und that sich als solcher namentlich in der Schlacht im August 1832 hervor, in welcher die In¬ dianer, nahe bei der Mündung des Iowa in den Missisippi, auf's Haupt ge¬ schlagen und bereits zerstreut wurden. Nach glücklich beendigtem Krieg wurde Taylor zum Obersten des ersten Infanterieregiments am Obermissisippi ernannt, und verkehrte hier viel mit den Indianern, deren Achtung und Liebe er sich bald zu erwerben wußte. Ju Wisconsin erbaute er das Fort Crawford, in welchem er bis zum Jahr 1836 sein Hauptquartier hatte. In diesem Jahr zog er als Ober¬ befehlshaber der ersten Brigade (Ites, 4tes und 6tes Infanterieregiment und Frei¬ willige ans Missouri) zum Kampfe gegen die Seminolen in Florida, die er dann endlich, trotz ihres heldenmüthigen Widerstandes, am 25. December 1837 in einem Haupttreffen schlug, welches uach dem See Oki Tschobi benannt wird. Seitdem war die Macht und der Mund der Seminolen gebrochen. Daß Taylor in die¬ sem Feldzuge die berüchtigten, zu diesem Zwecke förmlich abgerichteten Bluthunde anwendete, um durch sie die Indianer aus ihren Schlupfwinkeln aufsuchen zu lassen, ist von seinen politischen Gegnern zur Zeit der Wahl häufig als Waffe gegen ihn benutzt worden. Zum Brigadegeneral und Gouverneur vou Florida ernannt, behielt er diese Stelle bis zum Jahre 18^t), worauf er als Oberbefehls¬ haber des ersten Departements der südlichen Heeresabtheilung (Louisiana, Missi¬ sippi, Alabama und Georgia) sein Hauptquartier im Fort Dschessup aufschlug. Hatte er so in den Kriegen gegen die Indianer seinem Vaterlande die un¬ schätzbarsten Dienste geleistet, so sollte er durch seine Kriegsthaten, die er als General und selbstständiger Befehlshaber einer Heeresabtheilung im mexicanischen Kriege ausführte, auch die Blicke der Welt auf sich lenken. Seine siegreichen Schlachten von Palo, Alto und Resaca de la Palma über den mexicanischen General Ampndia, die Belagerung und Einnahme von Monterey und Saltilla, der glor¬ reiche Sieg über den „Napoleon des Westens" (wie sich Santa Anna selbst nennt) bei Buena Vista, welche Schlacht am Geburtstage Washingtons, den 22. Febr., ihren Anfang nahm und sich folgenden Tags für die Nordamerikaner entschied, sind Kriegsthaten, welche den General zum Liebling des Volks machten und ihn den größten Feldobersten neuester Zeit zur Seite stellen. Letztere Schlacht, welche die mexicanische Nordarmee gänzlich auflöste, wird von den Nordamerika- nem wohl etwas überschwenglich als die „glorreichste Schlacht seit Napoleons Siegen" gefeiert. Als für beide Generale charakteristisch verdient erwähnt zu weeden, daß Santa Anna vor Beginn der zweitägigen Schlacht bei Buena Vista dem General Taylor anzeigen ließ, daß er ihn mit einem Heere von 2vMl> Mann umzingelt habe und ihm aus „Achtung und Rücksicht" anheimstelle, sich zu ergeben, wozu er ihm eine Stunde Bedenkzeit lasse. General Taylor schrieb ihm mit lako¬ nischer Kürze zurück: „Sir, in Erwiederung Ihres Schreibens, worin Sie mich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/239>, abgerufen am 27.07.2024.