Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf diesem Kampfplatze des Rechts habe" begreiflicherweise die Dänen von
jeher den Kürzeren gezogen -- wie zum Glück auch immer zuletzt auf dem der
gewaffneter Entscheidung! Sie haben sich aber anch niemals gescheut, die List, die
Jntrigue, die Lüge zu Hülfe zu nehmen, wo die Wahrheit gegen sie war. Und
leider fanden sie bei dieser Kampfesmeise an der Eifersucht anderer Mächte gegen
Deutschland und an des letztern innerer Uneinigkeit zu alleu Zeiten eine bereite
Bundesgenossenschaft. Wie siegreich daher auch jeder Versuch der Dänen, Deutsch¬
lands und der Herzogthümer gutes Recht durch spitze Rechts- und Geschichts-
deductionen zu schmälern, mit den Waffen deutscher Wissenschaft zurückgeschlagen,
jeder factische Angriff darauf von der deutscheu Tapferkeit zu nichte gemacht
ward -- dennoch hat aus dem Gebiete, wo leider uach dem augenblicklichen Stand
der politischen Verhältnisse die Hauptvertheidigung dieser Frage liegt, auf dem
Gebiete diplomatischer Verhandlungen, dänische List, im Bunde mit den Sonder¬
interessen der Großmächte und ihrer Eifersucht gegen das aus seiner Ohnmacht
emporstrebende Deutschland, immer und immer wieder den Sieg davon getragen
über -- wir müssen es sagen, wenn auch mit schwerem Herzen -- über deutsche
Schwäche, Verzagtheit und Uneinigkeit. Auf diesem Gebiete dem Nativnalfeinde
entgegenzutreten und den halbgewonnenen Sieg ihm wieder zu entreißen, wenig¬
stens dessen Vortheile auf das möglichst geringe Maß zurückzuführen, ist eine
nothwendige und verdienstliche Aufgabe deutscher Diplomatie und, wo diese uicht
ausreicht, der nichtosficiellcu deutscheu Publicistik. Die öffentliche Meinung ist
auch in völkerrechtlichen Fragen heutzutage eine Macht -- das erkennen selbst
Die, welche sich am wenigsten gern ihren Aussprüchen beugen, dadurch an, daß
sie dieselbe zu verfälschen trachten. Eine beharrliche Vertheidigung klarer Rechts¬
grundsätze vor diesem Schiedsrichter wird daher auf die Länge niemals ganz ihre
Wirkung verfehlen. Aber bedeutend verstärkt wird freilich diese Wirkung, wenn
man gleichzeitig auch solche Argumente ins Feld führen kaun, welche die eigent¬
liche Hauptstärke des Feindes direct angreifen und seine Minen durch Contremiueu
zerstören. Es ist ein großes Glück für die Sache der Herzogthümer und, neben
der bewnndemswerthen Haltung dieser selbst, der hoffnungsreichste Zustand ihres
endlichen Sieges, daß sowohl die Grüude des Rechts, als auch die Interessen
einer wohlverstandenen Nützlichkeitspolitik, letzteres wenigsteus seitens
der hier vorzugsweise ausschlaggebenden Großmacht, Englands, ganz unzweifel¬
haft aus deutscher Seite stehen.

Die oben verzeichneten zwei Schriften bilden nach den beiden angedeuteten
Richtungen hin ein tüchtiges Hülfscontingent für die Sache Schleswig-Holsteins.
Die von Warnstedt schlägt mit der scharfen Waffe der Wahrheit und der gründ¬
lichen geschichtlichen Forschung dänische Entstellungen eiuer sonnenklaren Rechts¬
frage nieder, während 6in'mamou8 Vinäex als geschickter Anwalt -- ein rechter
advoeÄus Primel -- Deutschlands Sache vor dein Leiter der auswärtigen Politik


Auf diesem Kampfplatze des Rechts habe» begreiflicherweise die Dänen von
jeher den Kürzeren gezogen — wie zum Glück auch immer zuletzt auf dem der
gewaffneter Entscheidung! Sie haben sich aber anch niemals gescheut, die List, die
Jntrigue, die Lüge zu Hülfe zu nehmen, wo die Wahrheit gegen sie war. Und
leider fanden sie bei dieser Kampfesmeise an der Eifersucht anderer Mächte gegen
Deutschland und an des letztern innerer Uneinigkeit zu alleu Zeiten eine bereite
Bundesgenossenschaft. Wie siegreich daher auch jeder Versuch der Dänen, Deutsch¬
lands und der Herzogthümer gutes Recht durch spitze Rechts- und Geschichts-
deductionen zu schmälern, mit den Waffen deutscher Wissenschaft zurückgeschlagen,
jeder factische Angriff darauf von der deutscheu Tapferkeit zu nichte gemacht
ward — dennoch hat aus dem Gebiete, wo leider uach dem augenblicklichen Stand
der politischen Verhältnisse die Hauptvertheidigung dieser Frage liegt, auf dem
Gebiete diplomatischer Verhandlungen, dänische List, im Bunde mit den Sonder¬
interessen der Großmächte und ihrer Eifersucht gegen das aus seiner Ohnmacht
emporstrebende Deutschland, immer und immer wieder den Sieg davon getragen
über — wir müssen es sagen, wenn auch mit schwerem Herzen — über deutsche
Schwäche, Verzagtheit und Uneinigkeit. Auf diesem Gebiete dem Nativnalfeinde
entgegenzutreten und den halbgewonnenen Sieg ihm wieder zu entreißen, wenig¬
stens dessen Vortheile auf das möglichst geringe Maß zurückzuführen, ist eine
nothwendige und verdienstliche Aufgabe deutscher Diplomatie und, wo diese uicht
ausreicht, der nichtosficiellcu deutscheu Publicistik. Die öffentliche Meinung ist
auch in völkerrechtlichen Fragen heutzutage eine Macht — das erkennen selbst
Die, welche sich am wenigsten gern ihren Aussprüchen beugen, dadurch an, daß
sie dieselbe zu verfälschen trachten. Eine beharrliche Vertheidigung klarer Rechts¬
grundsätze vor diesem Schiedsrichter wird daher auf die Länge niemals ganz ihre
Wirkung verfehlen. Aber bedeutend verstärkt wird freilich diese Wirkung, wenn
man gleichzeitig auch solche Argumente ins Feld führen kaun, welche die eigent¬
liche Hauptstärke des Feindes direct angreifen und seine Minen durch Contremiueu
zerstören. Es ist ein großes Glück für die Sache der Herzogthümer und, neben
der bewnndemswerthen Haltung dieser selbst, der hoffnungsreichste Zustand ihres
endlichen Sieges, daß sowohl die Grüude des Rechts, als auch die Interessen
einer wohlverstandenen Nützlichkeitspolitik, letzteres wenigsteus seitens
der hier vorzugsweise ausschlaggebenden Großmacht, Englands, ganz unzweifel¬
haft aus deutscher Seite stehen.

Die oben verzeichneten zwei Schriften bilden nach den beiden angedeuteten
Richtungen hin ein tüchtiges Hülfscontingent für die Sache Schleswig-Holsteins.
Die von Warnstedt schlägt mit der scharfen Waffe der Wahrheit und der gründ¬
lichen geschichtlichen Forschung dänische Entstellungen eiuer sonnenklaren Rechts¬
frage nieder, während 6in'mamou8 Vinäex als geschickter Anwalt — ein rechter
advoeÄus Primel — Deutschlands Sache vor dein Leiter der auswärtigen Politik


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0210" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85793"/>
          <p xml:id="ID_693"> Auf diesem Kampfplatze des Rechts habe» begreiflicherweise die Dänen von<lb/>
jeher den Kürzeren gezogen &#x2014; wie zum Glück auch immer zuletzt auf dem der<lb/>
gewaffneter Entscheidung! Sie haben sich aber anch niemals gescheut, die List, die<lb/>
Jntrigue, die Lüge zu Hülfe zu nehmen, wo die Wahrheit gegen sie war. Und<lb/>
leider fanden sie bei dieser Kampfesmeise an der Eifersucht anderer Mächte gegen<lb/>
Deutschland und an des letztern innerer Uneinigkeit zu alleu Zeiten eine bereite<lb/>
Bundesgenossenschaft. Wie siegreich daher auch jeder Versuch der Dänen, Deutsch¬<lb/>
lands und der Herzogthümer gutes Recht durch spitze Rechts- und Geschichts-<lb/>
deductionen zu schmälern, mit den Waffen deutscher Wissenschaft zurückgeschlagen,<lb/>
jeder factische Angriff darauf von der deutscheu Tapferkeit zu nichte gemacht<lb/>
ward &#x2014; dennoch hat aus dem Gebiete, wo leider uach dem augenblicklichen Stand<lb/>
der politischen Verhältnisse die Hauptvertheidigung dieser Frage liegt, auf dem<lb/>
Gebiete diplomatischer Verhandlungen, dänische List, im Bunde mit den Sonder¬<lb/>
interessen der Großmächte und ihrer Eifersucht gegen das aus seiner Ohnmacht<lb/>
emporstrebende Deutschland, immer und immer wieder den Sieg davon getragen<lb/>
über &#x2014; wir müssen es sagen, wenn auch mit schwerem Herzen &#x2014; über deutsche<lb/>
Schwäche, Verzagtheit und Uneinigkeit. Auf diesem Gebiete dem Nativnalfeinde<lb/>
entgegenzutreten und den halbgewonnenen Sieg ihm wieder zu entreißen, wenig¬<lb/>
stens dessen Vortheile auf das möglichst geringe Maß zurückzuführen, ist eine<lb/>
nothwendige und verdienstliche Aufgabe deutscher Diplomatie und, wo diese uicht<lb/>
ausreicht, der nichtosficiellcu deutscheu Publicistik. Die öffentliche Meinung ist<lb/>
auch in völkerrechtlichen Fragen heutzutage eine Macht &#x2014; das erkennen selbst<lb/>
Die, welche sich am wenigsten gern ihren Aussprüchen beugen, dadurch an, daß<lb/>
sie dieselbe zu verfälschen trachten. Eine beharrliche Vertheidigung klarer Rechts¬<lb/>
grundsätze vor diesem Schiedsrichter wird daher auf die Länge niemals ganz ihre<lb/>
Wirkung verfehlen. Aber bedeutend verstärkt wird freilich diese Wirkung, wenn<lb/>
man gleichzeitig auch solche Argumente ins Feld führen kaun, welche die eigent¬<lb/>
liche Hauptstärke des Feindes direct angreifen und seine Minen durch Contremiueu<lb/>
zerstören. Es ist ein großes Glück für die Sache der Herzogthümer und, neben<lb/>
der bewnndemswerthen Haltung dieser selbst, der hoffnungsreichste Zustand ihres<lb/>
endlichen Sieges, daß sowohl die Grüude des Rechts, als auch die Interessen<lb/>
einer wohlverstandenen Nützlichkeitspolitik, letzteres wenigsteus seitens<lb/>
der hier vorzugsweise ausschlaggebenden Großmacht, Englands, ganz unzweifel¬<lb/>
haft aus deutscher Seite stehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_694" next="#ID_695"> Die oben verzeichneten zwei Schriften bilden nach den beiden angedeuteten<lb/>
Richtungen hin ein tüchtiges Hülfscontingent für die Sache Schleswig-Holsteins.<lb/>
Die von Warnstedt schlägt mit der scharfen Waffe der Wahrheit und der gründ¬<lb/>
lichen geschichtlichen Forschung dänische Entstellungen eiuer sonnenklaren Rechts¬<lb/>
frage nieder, während 6in'mamou8 Vinäex als geschickter Anwalt &#x2014; ein rechter<lb/>
advoeÄus Primel &#x2014; Deutschlands Sache vor dein Leiter der auswärtigen Politik</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0210] Auf diesem Kampfplatze des Rechts habe» begreiflicherweise die Dänen von jeher den Kürzeren gezogen — wie zum Glück auch immer zuletzt auf dem der gewaffneter Entscheidung! Sie haben sich aber anch niemals gescheut, die List, die Jntrigue, die Lüge zu Hülfe zu nehmen, wo die Wahrheit gegen sie war. Und leider fanden sie bei dieser Kampfesmeise an der Eifersucht anderer Mächte gegen Deutschland und an des letztern innerer Uneinigkeit zu alleu Zeiten eine bereite Bundesgenossenschaft. Wie siegreich daher auch jeder Versuch der Dänen, Deutsch¬ lands und der Herzogthümer gutes Recht durch spitze Rechts- und Geschichts- deductionen zu schmälern, mit den Waffen deutscher Wissenschaft zurückgeschlagen, jeder factische Angriff darauf von der deutscheu Tapferkeit zu nichte gemacht ward — dennoch hat aus dem Gebiete, wo leider uach dem augenblicklichen Stand der politischen Verhältnisse die Hauptvertheidigung dieser Frage liegt, auf dem Gebiete diplomatischer Verhandlungen, dänische List, im Bunde mit den Sonder¬ interessen der Großmächte und ihrer Eifersucht gegen das aus seiner Ohnmacht emporstrebende Deutschland, immer und immer wieder den Sieg davon getragen über — wir müssen es sagen, wenn auch mit schwerem Herzen — über deutsche Schwäche, Verzagtheit und Uneinigkeit. Auf diesem Gebiete dem Nativnalfeinde entgegenzutreten und den halbgewonnenen Sieg ihm wieder zu entreißen, wenig¬ stens dessen Vortheile auf das möglichst geringe Maß zurückzuführen, ist eine nothwendige und verdienstliche Aufgabe deutscher Diplomatie und, wo diese uicht ausreicht, der nichtosficiellcu deutscheu Publicistik. Die öffentliche Meinung ist auch in völkerrechtlichen Fragen heutzutage eine Macht — das erkennen selbst Die, welche sich am wenigsten gern ihren Aussprüchen beugen, dadurch an, daß sie dieselbe zu verfälschen trachten. Eine beharrliche Vertheidigung klarer Rechts¬ grundsätze vor diesem Schiedsrichter wird daher auf die Länge niemals ganz ihre Wirkung verfehlen. Aber bedeutend verstärkt wird freilich diese Wirkung, wenn man gleichzeitig auch solche Argumente ins Feld führen kaun, welche die eigent¬ liche Hauptstärke des Feindes direct angreifen und seine Minen durch Contremiueu zerstören. Es ist ein großes Glück für die Sache der Herzogthümer und, neben der bewnndemswerthen Haltung dieser selbst, der hoffnungsreichste Zustand ihres endlichen Sieges, daß sowohl die Grüude des Rechts, als auch die Interessen einer wohlverstandenen Nützlichkeitspolitik, letzteres wenigsteus seitens der hier vorzugsweise ausschlaggebenden Großmacht, Englands, ganz unzweifel¬ haft aus deutscher Seite stehen. Die oben verzeichneten zwei Schriften bilden nach den beiden angedeuteten Richtungen hin ein tüchtiges Hülfscontingent für die Sache Schleswig-Holsteins. Die von Warnstedt schlägt mit der scharfen Waffe der Wahrheit und der gründ¬ lichen geschichtlichen Forschung dänische Entstellungen eiuer sonnenklaren Rechts¬ frage nieder, während 6in'mamou8 Vinäex als geschickter Anwalt — ein rechter advoeÄus Primel — Deutschlands Sache vor dein Leiter der auswärtigen Politik

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/210
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_85583/210>, abgerufen am 27.07.2024.