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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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gen anerkannte, indem sie mir die Bildung der ersten beiden Compagnien In¬
fanterie übertrug und mich zum Major ernannte. Diese beiden, etwa Mann
starken Compagnien erhielten den Namen Wysockischeö Bataillon und eine pol¬
nische Fahne (den 23 November). So war der Beginn der polnischen Legion.

Nach mir kamen nach Pesth der Obrist Bulharyn, der Obristlieutenant
Tchürznicki und mehrere andere, welche jeder für sich besondere Corps organisiren
wollten, und zum Theil die Erlaubniß dazu erhielten, obschon man mir den Ober-
befehl zugesichert hatte.

In Arad, wo wir standen, nahmen wir am unglücklichen Sturm auf die
Festung Theil. Der commandirende Obrist Maryassy war tapfer, aber ganz un¬
erfahren, die Ungarn aber gaFen kein gutes Beispiel des Muths; unsere jungen
Soldaten dagegen fochten mit kalter Unerschrockenheit.

Tchvrznicki bildete 8 Cscadrvns Mahnen, Ncmbowöti Jäger, Piotrvwsti ein
Freicorps in Siebenbürgen, der Fürst Joseph Woroniecki sollte ein ähnliches
Freicorps bilden.

Als östreichischer Entsatz nach Arad kam, mußten wir nach einer durch die
große Ungeschicklichkeit des Anführers Obrist Maryassy verlorenen Schlacht, in der
sich die Polen, namentlich der Rittmeister Poninöki (jetzt Obristlieutenant) mit
einigen polnischen nen gestifteten Ulahnen auszeichnete, nach Alt-Arad uns zurück¬
ziehen. Der Ruf der polnischen Tapferkeit war bei den Ungarn selbst sehr groß
und wir wurden überall als Helden vortrefflich aufgenommen.

Auf meine wiederholte Bitte alle polnischen Corps zu einem Hauptcorps zu
vereinigen, erhielt ich folgenden Bescheid:


An das polnische Legions-Commando zu Arad.

Die polnische Legion ist im Drange des Augenblicks zertheilt worden, und
ward dorthin verfügt, wo die Gefahr am größten war; auch hat sie ritterlich
bewiesen, daß das für sie der rechte Ort ist. Es wird ihr jedoch die Zusiche-
rung ertheilt, daß der erste Augenblick von Ruhe benutzt werde" wird, sie zu
vereinigen und aus einen ihrer ausgezeichneten Haltung würdigen Puukt zu stellen.
Indessen wird jeder von Polens Heldensohncn den Boden behaupten, den er
dnrch seine Tapferkeit bereits geweiht har: ist dieser frei, wird er zu seinen Brü¬
der eilen und die so schön begonnene Laufbahn ruhmvoll verfolgen.


K o s s nes,
Präsident des Landes-VertheidignngS-Ausschusses.

Bei den Gefechten bei Tarcal und Kerestnr den 22. Januar herrschte ein
Nebel, der den Freund vom Feinde nicht unterscheiden ließ, so nahe auch beide
an einander standen. Plötzlich entsteht im polnischen Bataillon das Gerücht, ein
östreichisches ihnen gegenüberstehendes Bataillon wolle sich ergeben. Fredro,
Adjutant Tchcirznicki'S, sprengt hinüber, sieht ein Bataillon Ungarn, Gewehr zu
Fuß, und einen östreichischen Offizier vor demselben es haranguirend, ein vstrei-


gen anerkannte, indem sie mir die Bildung der ersten beiden Compagnien In¬
fanterie übertrug und mich zum Major ernannte. Diese beiden, etwa Mann
starken Compagnien erhielten den Namen Wysockischeö Bataillon und eine pol¬
nische Fahne (den 23 November). So war der Beginn der polnischen Legion.

Nach mir kamen nach Pesth der Obrist Bulharyn, der Obristlieutenant
Tchürznicki und mehrere andere, welche jeder für sich besondere Corps organisiren
wollten, und zum Theil die Erlaubniß dazu erhielten, obschon man mir den Ober-
befehl zugesichert hatte.

In Arad, wo wir standen, nahmen wir am unglücklichen Sturm auf die
Festung Theil. Der commandirende Obrist Maryassy war tapfer, aber ganz un¬
erfahren, die Ungarn aber gaFen kein gutes Beispiel des Muths; unsere jungen
Soldaten dagegen fochten mit kalter Unerschrockenheit.

Tchvrznicki bildete 8 Cscadrvns Mahnen, Ncmbowöti Jäger, Piotrvwsti ein
Freicorps in Siebenbürgen, der Fürst Joseph Woroniecki sollte ein ähnliches
Freicorps bilden.

Als östreichischer Entsatz nach Arad kam, mußten wir nach einer durch die
große Ungeschicklichkeit des Anführers Obrist Maryassy verlorenen Schlacht, in der
sich die Polen, namentlich der Rittmeister Poninöki (jetzt Obristlieutenant) mit
einigen polnischen nen gestifteten Ulahnen auszeichnete, nach Alt-Arad uns zurück¬
ziehen. Der Ruf der polnischen Tapferkeit war bei den Ungarn selbst sehr groß
und wir wurden überall als Helden vortrefflich aufgenommen.

Auf meine wiederholte Bitte alle polnischen Corps zu einem Hauptcorps zu
vereinigen, erhielt ich folgenden Bescheid:


An das polnische Legions-Commando zu Arad.

Die polnische Legion ist im Drange des Augenblicks zertheilt worden, und
ward dorthin verfügt, wo die Gefahr am größten war; auch hat sie ritterlich
bewiesen, daß das für sie der rechte Ort ist. Es wird ihr jedoch die Zusiche-
rung ertheilt, daß der erste Augenblick von Ruhe benutzt werde» wird, sie zu
vereinigen und aus einen ihrer ausgezeichneten Haltung würdigen Puukt zu stellen.
Indessen wird jeder von Polens Heldensohncn den Boden behaupten, den er
dnrch seine Tapferkeit bereits geweiht har: ist dieser frei, wird er zu seinen Brü¬
der eilen und die so schön begonnene Laufbahn ruhmvoll verfolgen.


K o s s nes,
Präsident des Landes-VertheidignngS-Ausschusses.

Bei den Gefechten bei Tarcal und Kerestnr den 22. Januar herrschte ein
Nebel, der den Freund vom Feinde nicht unterscheiden ließ, so nahe auch beide
an einander standen. Plötzlich entsteht im polnischen Bataillon das Gerücht, ein
östreichisches ihnen gegenüberstehendes Bataillon wolle sich ergeben. Fredro,
Adjutant Tchcirznicki'S, sprengt hinüber, sieht ein Bataillon Ungarn, Gewehr zu
Fuß, und einen östreichischen Offizier vor demselben es haranguirend, ein vstrei-


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[0520] gen anerkannte, indem sie mir die Bildung der ersten beiden Compagnien In¬ fanterie übertrug und mich zum Major ernannte. Diese beiden, etwa Mann starken Compagnien erhielten den Namen Wysockischeö Bataillon und eine pol¬ nische Fahne (den 23 November). So war der Beginn der polnischen Legion. Nach mir kamen nach Pesth der Obrist Bulharyn, der Obristlieutenant Tchürznicki und mehrere andere, welche jeder für sich besondere Corps organisiren wollten, und zum Theil die Erlaubniß dazu erhielten, obschon man mir den Ober- befehl zugesichert hatte. In Arad, wo wir standen, nahmen wir am unglücklichen Sturm auf die Festung Theil. Der commandirende Obrist Maryassy war tapfer, aber ganz un¬ erfahren, die Ungarn aber gaFen kein gutes Beispiel des Muths; unsere jungen Soldaten dagegen fochten mit kalter Unerschrockenheit. Tchvrznicki bildete 8 Cscadrvns Mahnen, Ncmbowöti Jäger, Piotrvwsti ein Freicorps in Siebenbürgen, der Fürst Joseph Woroniecki sollte ein ähnliches Freicorps bilden. Als östreichischer Entsatz nach Arad kam, mußten wir nach einer durch die große Ungeschicklichkeit des Anführers Obrist Maryassy verlorenen Schlacht, in der sich die Polen, namentlich der Rittmeister Poninöki (jetzt Obristlieutenant) mit einigen polnischen nen gestifteten Ulahnen auszeichnete, nach Alt-Arad uns zurück¬ ziehen. Der Ruf der polnischen Tapferkeit war bei den Ungarn selbst sehr groß und wir wurden überall als Helden vortrefflich aufgenommen. Auf meine wiederholte Bitte alle polnischen Corps zu einem Hauptcorps zu vereinigen, erhielt ich folgenden Bescheid: An das polnische Legions-Commando zu Arad. Die polnische Legion ist im Drange des Augenblicks zertheilt worden, und ward dorthin verfügt, wo die Gefahr am größten war; auch hat sie ritterlich bewiesen, daß das für sie der rechte Ort ist. Es wird ihr jedoch die Zusiche- rung ertheilt, daß der erste Augenblick von Ruhe benutzt werde» wird, sie zu vereinigen und aus einen ihrer ausgezeichneten Haltung würdigen Puukt zu stellen. Indessen wird jeder von Polens Heldensohncn den Boden behaupten, den er dnrch seine Tapferkeit bereits geweiht har: ist dieser frei, wird er zu seinen Brü¬ der eilen und die so schön begonnene Laufbahn ruhmvoll verfolgen. K o s s nes, Präsident des Landes-VertheidignngS-Ausschusses. Bei den Gefechten bei Tarcal und Kerestnr den 22. Januar herrschte ein Nebel, der den Freund vom Feinde nicht unterscheiden ließ, so nahe auch beide an einander standen. Plötzlich entsteht im polnischen Bataillon das Gerücht, ein östreichisches ihnen gegenüberstehendes Bataillon wolle sich ergeben. Fredro, Adjutant Tchcirznicki'S, sprengt hinüber, sieht ein Bataillon Ungarn, Gewehr zu Fuß, und einen östreichischen Offizier vor demselben es haranguirend, ein vstrei-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/520>, abgerufen am 03.07.2024.