Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Staatsvoranschlag begehrt für die übrigen Ministerien 21V2 Mill.

8)

Der Fiuauzanswciö gibt dafür an 24 Millionen.

Der StaatSvoranschlag berechnete das Gesammterforderniß auf
163 Millionen.

Der Finanzanswciö weist eine Ausgabe nach von 28 i Millionen.

In ganz gleicher Weise differirt der Staatsvoranschlag Betreff der Einnahmen
von den wirtlich erzielten.

1)

Der Staatsvvranschlag berechnet die directen Steuern auf 27 Mill.

Der Finauzauöweis gibt ihr Erträgniß an mit 55 Millionen.

2

Der Staatsvoranschlag berechnet die indirecten Abgaben mit 60 Mill.

)

Der FiuanzauSweis gibt ihr Erträgnis an mit 71Millionen.

3)

Der Staatsvvranschlag berechnete die Einnahmen vom Staatseigenthum,
Münz- und Bergwesen mit 3Vz Millionen.

Der Finanzansweis bringt aber in der That nur eine Einnahme von
V2 Million.

Der Staatsvoranschlag beziffert die verschiedenen Einnahmen mit I Mill.

-5)

Der Finanzansweis berechnet dafür 5 '/z Millionen.

Die Gesammteinnahme wurde im Staatsvvranschlag mit 101 Millionen
angegeben,

im Finanzausweis wird 144 Millionen angerechnet.

Diese Zusammenstellung ist keine willkürliche, sondern sie basirt aus die
vfstciellen Documente des FinauzuünisterS selbst. Der Einwand, welcher erhoben
werden kann, daß der Staatövoranschlag blos für die auf dem sser. Reichstag
vertretenen Länder bemessen worden sei, während der Finanzansweis für das ganze
Reich die Rechnung gibt, ist deßwegen gar nicht stichhaltig, weil die Hauptrubrik,
nämlich das Heerwesen, dort wie hier als ein Einziges, Gesammteö einberechnet
wurde, und zwar ein Armeestaud von 626,000 Mann mit 80,000 Pferden. Die
Kosten der Hülfsarmee, deren Herbeirufnng Minister Kraus so stricte in Abrede stellte,
konnten freilich im Staatsvoranschlage uicht berechnet werden; sie finden sich aber
auch nicht im Fiuauzausweis detaillirt, souderu es findet sich blos die allgemein
gehaltene Phrase: "daß die Nothwendigkeit eintrat, sehr bedeutende russische
Heermassen auf östreichischen Boden zu erhalten." Was nnter "erhalten" ver¬
standen ist, wird nicht enträthselt.

Minister Kraus dachte, handelte, sprach und rechnete zu Ende des Jahres 1848
ganz anders, als er jetzt denkt, handelt, spricht und rechnet. Damals sagte er den
Neichsvcrtretern und dem Kaiser: "An eine Steuererhöhung wäre nicht zu denken."
(Vortrag des Finanzministers M^. 28 Zeile 3 von unten.) Und doch hat derselbe
Minister die directen Steuern bereits um 100 erhöht, von 27 auf 55 Mill.,
und nebenbei die Stempel- und Negistrirgebühr gesteigert, die Einkommensteuer
repartirt u. tgi. in.


Der Staatsvoranschlag begehrt für die übrigen Ministerien 21V2 Mill.

8)

Der Fiuauzanswciö gibt dafür an 24 Millionen.

Der StaatSvoranschlag berechnete das Gesammterforderniß auf
163 Millionen.

Der Finanzanswciö weist eine Ausgabe nach von 28 i Millionen.

In ganz gleicher Weise differirt der Staatsvoranschlag Betreff der Einnahmen
von den wirtlich erzielten.

1)

Der Staatsvvranschlag berechnet die directen Steuern auf 27 Mill.

Der Finauzauöweis gibt ihr Erträgniß an mit 55 Millionen.

2

Der Staatsvoranschlag berechnet die indirecten Abgaben mit 60 Mill.

)

Der FiuanzauSweis gibt ihr Erträgnis an mit 71Millionen.

3)

Der Staatsvvranschlag berechnete die Einnahmen vom Staatseigenthum,
Münz- und Bergwesen mit 3Vz Millionen.

Der Finanzansweis bringt aber in der That nur eine Einnahme von
V2 Million.

Der Staatsvoranschlag beziffert die verschiedenen Einnahmen mit I Mill.

-5)

Der Finanzansweis berechnet dafür 5 '/z Millionen.

Die Gesammteinnahme wurde im Staatsvvranschlag mit 101 Millionen
angegeben,

im Finanzausweis wird 144 Millionen angerechnet.

Diese Zusammenstellung ist keine willkürliche, sondern sie basirt aus die
vfstciellen Documente des FinauzuünisterS selbst. Der Einwand, welcher erhoben
werden kann, daß der Staatövoranschlag blos für die auf dem sser. Reichstag
vertretenen Länder bemessen worden sei, während der Finanzansweis für das ganze
Reich die Rechnung gibt, ist deßwegen gar nicht stichhaltig, weil die Hauptrubrik,
nämlich das Heerwesen, dort wie hier als ein Einziges, Gesammteö einberechnet
wurde, und zwar ein Armeestaud von 626,000 Mann mit 80,000 Pferden. Die
Kosten der Hülfsarmee, deren Herbeirufnng Minister Kraus so stricte in Abrede stellte,
konnten freilich im Staatsvoranschlage uicht berechnet werden; sie finden sich aber
auch nicht im Fiuauzausweis detaillirt, souderu es findet sich blos die allgemein
gehaltene Phrase: „daß die Nothwendigkeit eintrat, sehr bedeutende russische
Heermassen auf östreichischen Boden zu erhalten." Was nnter „erhalten" ver¬
standen ist, wird nicht enträthselt.

Minister Kraus dachte, handelte, sprach und rechnete zu Ende des Jahres 1848
ganz anders, als er jetzt denkt, handelt, spricht und rechnet. Damals sagte er den
Neichsvcrtretern und dem Kaiser: „An eine Steuererhöhung wäre nicht zu denken."
(Vortrag des Finanzministers M^. 28 Zeile 3 von unten.) Und doch hat derselbe
Minister die directen Steuern bereits um 100 erhöht, von 27 auf 55 Mill.,
und nebenbei die Stempel- und Negistrirgebühr gesteigert, die Einkommensteuer
repartirt u. tgi. in.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185847"/>
          <list>
            <item><p xml:id="ID_1989"> Der Staatsvoranschlag begehrt für die übrigen Ministerien 21V2 Mill.</p> 8) <p xml:id="ID_1990"> Der Fiuauzanswciö gibt dafür an 24 Millionen.</p><lb/><p xml:id="ID_1991"> Der StaatSvoranschlag berechnete das Gesammterforderniß auf<lb/>
163 Millionen.</p></item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_1992"> Der Finanzanswciö weist eine Ausgabe nach von 28 i Millionen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1993"> In ganz gleicher Weise differirt der Staatsvoranschlag Betreff der Einnahmen<lb/>
von den wirtlich erzielten.</p><lb/>
          <list>
            <item> 1) <p xml:id="ID_1994"> Der Staatsvvranschlag berechnet die directen Steuern auf 27 Mill.</p><lb/><p xml:id="ID_1995"> Der Finauzauöweis gibt ihr Erträgniß an mit 55 Millionen.</p></item>
            <item> 2<p xml:id="ID_1996"> Der Staatsvoranschlag berechnet die indirecten Abgaben mit 60 Mill.</p> ) <p xml:id="ID_1997"> Der FiuanzauSweis gibt ihr Erträgnis an mit 71Millionen.</p></item>
            <item> 3) <p xml:id="ID_1998"> Der Staatsvvranschlag berechnete die Einnahmen vom Staatseigenthum,<lb/>
Münz- und Bergwesen mit 3Vz Millionen.</p><lb/><p xml:id="ID_1999"> Der Finanzansweis bringt aber in der That nur eine Einnahme von<lb/>
V2 Million.</p></item>
            <item><p xml:id="ID_2000"> Der Staatsvoranschlag beziffert die verschiedenen Einnahmen mit I Mill.</p> -5) <p xml:id="ID_2001"> Der Finanzansweis berechnet dafür 5 '/z Millionen.</p><lb/><p xml:id="ID_2002"> Die Gesammteinnahme wurde im Staatsvvranschlag mit 101 Millionen<lb/>
angegeben,</p><lb/><p xml:id="ID_2003"> im Finanzausweis wird 144 Millionen angerechnet.</p></item>
          </list><lb/>
          <p xml:id="ID_2004"> Diese Zusammenstellung ist keine willkürliche, sondern sie basirt aus die<lb/>
vfstciellen Documente des FinauzuünisterS selbst. Der Einwand, welcher erhoben<lb/>
werden kann, daß der Staatövoranschlag blos für die auf dem sser. Reichstag<lb/>
vertretenen Länder bemessen worden sei, während der Finanzansweis für das ganze<lb/>
Reich die Rechnung gibt, ist deßwegen gar nicht stichhaltig, weil die Hauptrubrik,<lb/>
nämlich das Heerwesen, dort wie hier als ein Einziges, Gesammteö einberechnet<lb/>
wurde, und zwar ein Armeestaud von 626,000 Mann mit 80,000 Pferden. Die<lb/>
Kosten der Hülfsarmee, deren Herbeirufnng Minister Kraus so stricte in Abrede stellte,<lb/>
konnten freilich im Staatsvoranschlage uicht berechnet werden; sie finden sich aber<lb/>
auch nicht im Fiuauzausweis detaillirt, souderu es findet sich blos die allgemein<lb/>
gehaltene Phrase: &#x201E;daß die Nothwendigkeit eintrat, sehr bedeutende russische<lb/>
Heermassen auf östreichischen Boden zu erhalten." Was nnter &#x201E;erhalten" ver¬<lb/>
standen ist, wird nicht enträthselt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2005"> Minister Kraus dachte, handelte, sprach und rechnete zu Ende des Jahres 1848<lb/>
ganz anders, als er jetzt denkt, handelt, spricht und rechnet. Damals sagte er den<lb/>
Neichsvcrtretern und dem Kaiser: &#x201E;An eine Steuererhöhung wäre nicht zu denken."<lb/>
(Vortrag des Finanzministers M^. 28 Zeile 3 von unten.) Und doch hat derselbe<lb/>
Minister die directen Steuern bereits um 100 erhöht, von 27 auf 55 Mill.,<lb/>
und nebenbei die Stempel- und Negistrirgebühr gesteigert, die Einkommensteuer<lb/>
repartirt u. tgi. in.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0510] Der Staatsvoranschlag begehrt für die übrigen Ministerien 21V2 Mill. 8) Der Fiuauzanswciö gibt dafür an 24 Millionen. Der StaatSvoranschlag berechnete das Gesammterforderniß auf 163 Millionen. Der Finanzanswciö weist eine Ausgabe nach von 28 i Millionen. In ganz gleicher Weise differirt der Staatsvoranschlag Betreff der Einnahmen von den wirtlich erzielten. 1) Der Staatsvvranschlag berechnet die directen Steuern auf 27 Mill. Der Finauzauöweis gibt ihr Erträgniß an mit 55 Millionen. 2 Der Staatsvoranschlag berechnet die indirecten Abgaben mit 60 Mill. ) Der FiuanzauSweis gibt ihr Erträgnis an mit 71Millionen. 3) Der Staatsvvranschlag berechnete die Einnahmen vom Staatseigenthum, Münz- und Bergwesen mit 3Vz Millionen. Der Finanzansweis bringt aber in der That nur eine Einnahme von V2 Million. Der Staatsvoranschlag beziffert die verschiedenen Einnahmen mit I Mill. -5) Der Finanzansweis berechnet dafür 5 '/z Millionen. Die Gesammteinnahme wurde im Staatsvvranschlag mit 101 Millionen angegeben, im Finanzausweis wird 144 Millionen angerechnet. Diese Zusammenstellung ist keine willkürliche, sondern sie basirt aus die vfstciellen Documente des FinauzuünisterS selbst. Der Einwand, welcher erhoben werden kann, daß der Staatövoranschlag blos für die auf dem sser. Reichstag vertretenen Länder bemessen worden sei, während der Finanzansweis für das ganze Reich die Rechnung gibt, ist deßwegen gar nicht stichhaltig, weil die Hauptrubrik, nämlich das Heerwesen, dort wie hier als ein Einziges, Gesammteö einberechnet wurde, und zwar ein Armeestaud von 626,000 Mann mit 80,000 Pferden. Die Kosten der Hülfsarmee, deren Herbeirufnng Minister Kraus so stricte in Abrede stellte, konnten freilich im Staatsvoranschlage uicht berechnet werden; sie finden sich aber auch nicht im Fiuauzausweis detaillirt, souderu es findet sich blos die allgemein gehaltene Phrase: „daß die Nothwendigkeit eintrat, sehr bedeutende russische Heermassen auf östreichischen Boden zu erhalten." Was nnter „erhalten" ver¬ standen ist, wird nicht enträthselt. Minister Kraus dachte, handelte, sprach und rechnete zu Ende des Jahres 1848 ganz anders, als er jetzt denkt, handelt, spricht und rechnet. Damals sagte er den Neichsvcrtretern und dem Kaiser: „An eine Steuererhöhung wäre nicht zu denken." (Vortrag des Finanzministers M^. 28 Zeile 3 von unten.) Und doch hat derselbe Minister die directen Steuern bereits um 100 erhöht, von 27 auf 55 Mill., und nebenbei die Stempel- und Negistrirgebühr gesteigert, die Einkommensteuer repartirt u. tgi. in.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/510
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/510>, abgerufen am 22.07.2024.