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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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selbst mit der Unterschrift des .Kaisers erfolgte Zusicherung wurde seit Auflösung
des Reichstags in Kremsier nicht erfüllt, sondern es verstrichen Monate, Viertcl-
und halbe Jahre, ohne daß der Minister den Stand der Finanzen offenbarte.
Am 18. Mai 1830 erschien endlich ein "allerunterthänigster Vortrag über die Er¬
gebnisse der finanziellen Gebahrnng Mi Vcrwaltnmgsjahre 1859". -- Also erst
7 Monate nach Ablauf des Verwaltungsjahres erschien der Ausweis für das ganze
Jahr, während die Ausweise für einzelne Monate desselben Jahres, für August,
September und Oetober 1849, noch immer fehlen; jene Monate müßten die
Sustcntationstosten der russischen Hülfsarmee detailliren! ES ist dies nicht die
einzige Finte in diesem Ausweise, sondern man hat mehre angewandt, um ein
Deficit von nur 1^0 Millionen Gülden Conv.-M. hnanszurcchnen. Der mini¬
sterielle Vortrag gibt an, daß die Rechnungsergebnisse für Ungarn nur vom Mai
1849 angefangen, für Siebenbürgen vom August an, und für Croatieu, Slavonien
und die Woiwodschaft gar nicht in diesem Ausweise enthalten sind; all die ge¬
nannten Kronländer hatten aber in den nichtanSgewiesenen Monaten eine sehr
bedeutende Mehrausgabe, ein Deficit, das im Minimum 60 Millionen Fi. be¬
tragen mag.

Wir wollen einzelne Posten des Ausweises mit dein dem Reichstage vom
Ministerium vorgelegten Staats voran schlag vergleichen.

1)

Der Staatsvoranschlag berechnete als Erforderniß für die Staatsschuld
52 Millionen Gulden.

Der Fiuauzauswcis notirt für die Staatsschuld eine Ausgabe vou
55 Millionen.

2)

Der Staatsvoranschlag gibt die Kosten für den Hofstaat aus 4 Mill. an.

Der FiuauzauSweiS berechnet für den Hofstaat /l V^ Mill.

Der Staatsvoranschlag notirt für das Ministerium des Innern 10Mill.

3)

Der Finanzausweis berechnet dafür 14'/^ Millionen.

4)

Der Staatsvoranschlag beziffert die laufenden und außerordent¬
lichen Erfordernisse für das Ministerium! des Krieges 59 Mill.

Der Finanzansweiö rechnet für das Ministerium des Krieges nahe an
158 Millionen.

5)

Der Staatsvoranschlag veranschlagt sür das Ministerium der Finanzen
10 Millionen.

Der Finanzauswcis notirt 18'/2 Millionen.

6)

Das Ministerum der Justiz ist im Staatsvoranschlag bemerkt mit
2>/2 Millionen.

Im Finanzausweis finden sich dafür 5 Millionen.

7)

Der Staatsvoranschlag fordert für des Ministerium des Unterrichts
l'/z Million.

Der Finanzausweis verrechnet 2'/s Millionen.

.

selbst mit der Unterschrift des .Kaisers erfolgte Zusicherung wurde seit Auflösung
des Reichstags in Kremsier nicht erfüllt, sondern es verstrichen Monate, Viertcl-
und halbe Jahre, ohne daß der Minister den Stand der Finanzen offenbarte.
Am 18. Mai 1830 erschien endlich ein „allerunterthänigster Vortrag über die Er¬
gebnisse der finanziellen Gebahrnng Mi Vcrwaltnmgsjahre 1859". — Also erst
7 Monate nach Ablauf des Verwaltungsjahres erschien der Ausweis für das ganze
Jahr, während die Ausweise für einzelne Monate desselben Jahres, für August,
September und Oetober 1849, noch immer fehlen; jene Monate müßten die
Sustcntationstosten der russischen Hülfsarmee detailliren! ES ist dies nicht die
einzige Finte in diesem Ausweise, sondern man hat mehre angewandt, um ein
Deficit von nur 1^0 Millionen Gülden Conv.-M. hnanszurcchnen. Der mini¬
sterielle Vortrag gibt an, daß die Rechnungsergebnisse für Ungarn nur vom Mai
1849 angefangen, für Siebenbürgen vom August an, und für Croatieu, Slavonien
und die Woiwodschaft gar nicht in diesem Ausweise enthalten sind; all die ge¬
nannten Kronländer hatten aber in den nichtanSgewiesenen Monaten eine sehr
bedeutende Mehrausgabe, ein Deficit, das im Minimum 60 Millionen Fi. be¬
tragen mag.

Wir wollen einzelne Posten des Ausweises mit dein dem Reichstage vom
Ministerium vorgelegten Staats voran schlag vergleichen.

1)

Der Staatsvoranschlag berechnete als Erforderniß für die Staatsschuld
52 Millionen Gulden.

Der Fiuauzauswcis notirt für die Staatsschuld eine Ausgabe vou
55 Millionen.

2)

Der Staatsvoranschlag gibt die Kosten für den Hofstaat aus 4 Mill. an.

Der FiuauzauSweiS berechnet für den Hofstaat /l V^ Mill.

Der Staatsvoranschlag notirt für das Ministerium des Innern 10Mill.

3)

Der Finanzausweis berechnet dafür 14'/^ Millionen.

4)

Der Staatsvoranschlag beziffert die laufenden und außerordent¬
lichen Erfordernisse für das Ministerium! des Krieges 59 Mill.

Der Finanzansweiö rechnet für das Ministerium des Krieges nahe an
158 Millionen.

5)

Der Staatsvoranschlag veranschlagt sür das Ministerium der Finanzen
10 Millionen.

Der Finanzauswcis notirt 18'/2 Millionen.

6)

Das Ministerum der Justiz ist im Staatsvoranschlag bemerkt mit
2>/2 Millionen.

Im Finanzausweis finden sich dafür 5 Millionen.

7)

Der Staatsvoranschlag fordert für des Ministerium des Unterrichts
l'/z Million.

Der Finanzausweis verrechnet 2'/s Millionen.

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[0509] selbst mit der Unterschrift des .Kaisers erfolgte Zusicherung wurde seit Auflösung des Reichstags in Kremsier nicht erfüllt, sondern es verstrichen Monate, Viertcl- und halbe Jahre, ohne daß der Minister den Stand der Finanzen offenbarte. Am 18. Mai 1830 erschien endlich ein „allerunterthänigster Vortrag über die Er¬ gebnisse der finanziellen Gebahrnng Mi Vcrwaltnmgsjahre 1859". — Also erst 7 Monate nach Ablauf des Verwaltungsjahres erschien der Ausweis für das ganze Jahr, während die Ausweise für einzelne Monate desselben Jahres, für August, September und Oetober 1849, noch immer fehlen; jene Monate müßten die Sustcntationstosten der russischen Hülfsarmee detailliren! ES ist dies nicht die einzige Finte in diesem Ausweise, sondern man hat mehre angewandt, um ein Deficit von nur 1^0 Millionen Gülden Conv.-M. hnanszurcchnen. Der mini¬ sterielle Vortrag gibt an, daß die Rechnungsergebnisse für Ungarn nur vom Mai 1849 angefangen, für Siebenbürgen vom August an, und für Croatieu, Slavonien und die Woiwodschaft gar nicht in diesem Ausweise enthalten sind; all die ge¬ nannten Kronländer hatten aber in den nichtanSgewiesenen Monaten eine sehr bedeutende Mehrausgabe, ein Deficit, das im Minimum 60 Millionen Fi. be¬ tragen mag. Wir wollen einzelne Posten des Ausweises mit dein dem Reichstage vom Ministerium vorgelegten Staats voran schlag vergleichen. 1) Der Staatsvoranschlag berechnete als Erforderniß für die Staatsschuld 52 Millionen Gulden. Der Fiuauzauswcis notirt für die Staatsschuld eine Ausgabe vou 55 Millionen. 2) Der Staatsvoranschlag gibt die Kosten für den Hofstaat aus 4 Mill. an. Der FiuauzauSweiS berechnet für den Hofstaat /l V^ Mill. Der Staatsvoranschlag notirt für das Ministerium des Innern 10Mill. 3) Der Finanzausweis berechnet dafür 14'/^ Millionen. 4) Der Staatsvoranschlag beziffert die laufenden und außerordent¬ lichen Erfordernisse für das Ministerium! des Krieges 59 Mill. Der Finanzansweiö rechnet für das Ministerium des Krieges nahe an 158 Millionen. 5) Der Staatsvoranschlag veranschlagt sür das Ministerium der Finanzen 10 Millionen. Der Finanzauswcis notirt 18'/2 Millionen. 6) Das Ministerum der Justiz ist im Staatsvoranschlag bemerkt mit 2>/2 Millionen. Im Finanzausweis finden sich dafür 5 Millionen. 7) Der Staatsvoranschlag fordert für des Ministerium des Unterrichts l'/z Million. Der Finanzausweis verrechnet 2'/s Millionen. .

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/509>, abgerufen am 22.07.2024.