Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

eine ganze Reihe von Beschimpfungen, bis ihm diese endlich zu arg werden, seine
alte Natur erwacht und er in der alten Liederlichkeit zum Teufel geht.

Das spanische Drama endet erfreulicher, und zwar durch ein (.'oui" alö main,
wie es nur in einem spanischen Vorbild sich wieder findet. Wenn nämlich der
äußere Zuschnitt des Stücks dem Französischen entlehnt ist, so ist die Quelle seiner
sittlich-religiösen Principiell eine berühmte Tragödie von Calderon: die Andacht
zum Kreuz (la (luvociml 60. Ja e,n>/,).

Wir wollen kurz den Inhalt angeben.

Don Juan und ein Nebenbuhler von ihm, Don Luis Mejia, gehen eine
Wette ein, wer von ihnen im Laufe eines Jahres die meisten Greuelthaten verübt
haben wird. Also Greuel aus Eitelkeit, nicht aus einem innern Drauge. Die
Aufzählung ihrer ziemlich einförmigen Verbrechen macht die erste Scene aus. Don
Juan hat eine größere Zahl ans seinem Register, er hat gesiegt. Aber sein Vater
und der Vater seiner Braut habe" ihn belauscht, und erklären ihm nun, von einem
solchen Bösewicht nichts wissen zu wollen. Ohne erheblich dadurch erschüttert zu
werden, geht Don Juan sogleich zwei neue Wetten ein, er wolle seine eigne
Braut ans ihrem Kloster entführen, und dazu die Braut des Don Luis. Beides
wird dnrch allerlei Intriguen durchgesetzt, aber bei der Entführung seiner bestimmten
Braut, Donna Ines, widerfährt Don Juan etwas Unerhörtes, er verliebt sich wirklich
in sie, und hat allerlei Anwandlungen von Sehnsucht, sich zu besser". In diesen
Anwandlungen stört ihn. das rohe Betragen seines Schwiegervaters und des Don
Luis; er bringt Beide um, Ines, die ihn gleichfalls liebt, stirbt vor Gram.

Don Juan's Vater ist gestorben und hat die Statuen der sämmtlichen Opfer
seines Sohnes in einem prächtigen Kirchhof ausstellen lassen. Don Juan geht
darin herum, Ines Tod thut ihm leid, er liebt sie noch immer; Ines Geist er¬
scheint ihm, sie hat bei Gott so lange gebeten, bis dieser ihr erklärt hat, sie solle
den Geliebten an ihrem Grabe erwarten, und beide sollen entweder gemeinsam
selig, oder gemeinsam verdammt werden. Ion Juan ist sehr erschüttert, aber
ein Paar gute Freunde stören ihn in seinen Betrachtungen, er wird wieder der
alte, und ladet aus Hohn die Statue seines Schwiegervaters zu Gaste.

Gastmahl; Ankunft der Statue, wie in der Oper. Aber anch Ines erscheint
wieder und ermahnt ihn. Nach dem Abgange der Geister hat er einen Zank mit
seinen Freunden und in Folge dessen ein Duell.

Im legten Act ist Don Juan wieder auf dem Kirchhofe.^ Nach einzelnen
Andeutungen scheint er todt zu sein, im Duell erschlagen; wenigstens wird er
oben begraben. - Doch genau wird man über diesen Umstand nicht unterrichtet.
Genug, der Comthur sagt ihm, er sei verdammt, er habe den legten Augenblick
der Neue versäumt, die Gerippe steigen aus ihren Gräbern, ihn zu zerreisten,
da ruft Don Juan Gott um Erbarmen an, das Grabmal der Ines öffnet sich,
sie steigt heraus, und eine Engelschaar senkt sich herab, die beiden Liebenden zu


eine ganze Reihe von Beschimpfungen, bis ihm diese endlich zu arg werden, seine
alte Natur erwacht und er in der alten Liederlichkeit zum Teufel geht.

Das spanische Drama endet erfreulicher, und zwar durch ein (.'oui» alö main,
wie es nur in einem spanischen Vorbild sich wieder findet. Wenn nämlich der
äußere Zuschnitt des Stücks dem Französischen entlehnt ist, so ist die Quelle seiner
sittlich-religiösen Principiell eine berühmte Tragödie von Calderon: die Andacht
zum Kreuz (la (luvociml 60. Ja e,n>/,).

Wir wollen kurz den Inhalt angeben.

Don Juan und ein Nebenbuhler von ihm, Don Luis Mejia, gehen eine
Wette ein, wer von ihnen im Laufe eines Jahres die meisten Greuelthaten verübt
haben wird. Also Greuel aus Eitelkeit, nicht aus einem innern Drauge. Die
Aufzählung ihrer ziemlich einförmigen Verbrechen macht die erste Scene aus. Don
Juan hat eine größere Zahl ans seinem Register, er hat gesiegt. Aber sein Vater
und der Vater seiner Braut habe» ihn belauscht, und erklären ihm nun, von einem
solchen Bösewicht nichts wissen zu wollen. Ohne erheblich dadurch erschüttert zu
werden, geht Don Juan sogleich zwei neue Wetten ein, er wolle seine eigne
Braut ans ihrem Kloster entführen, und dazu die Braut des Don Luis. Beides
wird dnrch allerlei Intriguen durchgesetzt, aber bei der Entführung seiner bestimmten
Braut, Donna Ines, widerfährt Don Juan etwas Unerhörtes, er verliebt sich wirklich
in sie, und hat allerlei Anwandlungen von Sehnsucht, sich zu besser». In diesen
Anwandlungen stört ihn. das rohe Betragen seines Schwiegervaters und des Don
Luis; er bringt Beide um, Ines, die ihn gleichfalls liebt, stirbt vor Gram.

Don Juan's Vater ist gestorben und hat die Statuen der sämmtlichen Opfer
seines Sohnes in einem prächtigen Kirchhof ausstellen lassen. Don Juan geht
darin herum, Ines Tod thut ihm leid, er liebt sie noch immer; Ines Geist er¬
scheint ihm, sie hat bei Gott so lange gebeten, bis dieser ihr erklärt hat, sie solle
den Geliebten an ihrem Grabe erwarten, und beide sollen entweder gemeinsam
selig, oder gemeinsam verdammt werden. Ion Juan ist sehr erschüttert, aber
ein Paar gute Freunde stören ihn in seinen Betrachtungen, er wird wieder der
alte, und ladet aus Hohn die Statue seines Schwiegervaters zu Gaste.

Gastmahl; Ankunft der Statue, wie in der Oper. Aber anch Ines erscheint
wieder und ermahnt ihn. Nach dem Abgange der Geister hat er einen Zank mit
seinen Freunden und in Folge dessen ein Duell.

Im legten Act ist Don Juan wieder auf dem Kirchhofe.^ Nach einzelnen
Andeutungen scheint er todt zu sein, im Duell erschlagen; wenigstens wird er
oben begraben. - Doch genau wird man über diesen Umstand nicht unterrichtet.
Genug, der Comthur sagt ihm, er sei verdammt, er habe den legten Augenblick
der Neue versäumt, die Gerippe steigen aus ihren Gräbern, ihn zu zerreisten,
da ruft Don Juan Gott um Erbarmen an, das Grabmal der Ines öffnet sich,
sie steigt heraus, und eine Engelschaar senkt sich herab, die beiden Liebenden zu


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185759"/>
          <p xml:id="ID_1626" prev="#ID_1625"> eine ganze Reihe von Beschimpfungen, bis ihm diese endlich zu arg werden, seine<lb/>
alte Natur erwacht und er in der alten Liederlichkeit zum Teufel geht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1627"> Das spanische Drama endet erfreulicher, und zwar durch ein (.'oui» alö main,<lb/>
wie es nur in einem spanischen Vorbild sich wieder findet. Wenn nämlich der<lb/>
äußere Zuschnitt des Stücks dem Französischen entlehnt ist, so ist die Quelle seiner<lb/>
sittlich-religiösen Principiell eine berühmte Tragödie von Calderon: die Andacht<lb/>
zum Kreuz (la (luvociml 60. Ja e,n&gt;/,).</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1628"> Wir wollen kurz den Inhalt angeben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1629"> Don Juan und ein Nebenbuhler von ihm, Don Luis Mejia, gehen eine<lb/>
Wette ein, wer von ihnen im Laufe eines Jahres die meisten Greuelthaten verübt<lb/>
haben wird. Also Greuel aus Eitelkeit, nicht aus einem innern Drauge. Die<lb/>
Aufzählung ihrer ziemlich einförmigen Verbrechen macht die erste Scene aus. Don<lb/>
Juan hat eine größere Zahl ans seinem Register, er hat gesiegt. Aber sein Vater<lb/>
und der Vater seiner Braut habe» ihn belauscht, und erklären ihm nun, von einem<lb/>
solchen Bösewicht nichts wissen zu wollen. Ohne erheblich dadurch erschüttert zu<lb/>
werden, geht Don Juan sogleich zwei neue Wetten ein, er wolle seine eigne<lb/>
Braut ans ihrem Kloster entführen, und dazu die Braut des Don Luis. Beides<lb/>
wird dnrch allerlei Intriguen durchgesetzt, aber bei der Entführung seiner bestimmten<lb/>
Braut, Donna Ines, widerfährt Don Juan etwas Unerhörtes, er verliebt sich wirklich<lb/>
in sie, und hat allerlei Anwandlungen von Sehnsucht, sich zu besser». In diesen<lb/>
Anwandlungen stört ihn. das rohe Betragen seines Schwiegervaters und des Don<lb/>
Luis; er bringt Beide um, Ines, die ihn gleichfalls liebt, stirbt vor Gram.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1630"> Don Juan's Vater ist gestorben und hat die Statuen der sämmtlichen Opfer<lb/>
seines Sohnes in einem prächtigen Kirchhof ausstellen lassen. Don Juan geht<lb/>
darin herum, Ines Tod thut ihm leid, er liebt sie noch immer; Ines Geist er¬<lb/>
scheint ihm, sie hat bei Gott so lange gebeten, bis dieser ihr erklärt hat, sie solle<lb/>
den Geliebten an ihrem Grabe erwarten, und beide sollen entweder gemeinsam<lb/>
selig, oder gemeinsam verdammt werden. Ion Juan ist sehr erschüttert, aber<lb/>
ein Paar gute Freunde stören ihn in seinen Betrachtungen, er wird wieder der<lb/>
alte, und ladet aus Hohn die Statue seines Schwiegervaters zu Gaste.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1631"> Gastmahl; Ankunft der Statue, wie in der Oper. Aber anch Ines erscheint<lb/>
wieder und ermahnt ihn. Nach dem Abgange der Geister hat er einen Zank mit<lb/>
seinen Freunden und in Folge dessen ein Duell.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1632" next="#ID_1633"> Im legten Act ist Don Juan wieder auf dem Kirchhofe.^ Nach einzelnen<lb/>
Andeutungen scheint er todt zu sein, im Duell erschlagen; wenigstens wird er<lb/>
oben begraben. - Doch genau wird man über diesen Umstand nicht unterrichtet.<lb/>
Genug, der Comthur sagt ihm, er sei verdammt, er habe den legten Augenblick<lb/>
der Neue versäumt, die Gerippe steigen aus ihren Gräbern, ihn zu zerreisten,<lb/>
da ruft Don Juan Gott um Erbarmen an, das Grabmal der Ines öffnet sich,<lb/>
sie steigt heraus, und eine Engelschaar senkt sich herab, die beiden Liebenden zu</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0422] eine ganze Reihe von Beschimpfungen, bis ihm diese endlich zu arg werden, seine alte Natur erwacht und er in der alten Liederlichkeit zum Teufel geht. Das spanische Drama endet erfreulicher, und zwar durch ein (.'oui» alö main, wie es nur in einem spanischen Vorbild sich wieder findet. Wenn nämlich der äußere Zuschnitt des Stücks dem Französischen entlehnt ist, so ist die Quelle seiner sittlich-religiösen Principiell eine berühmte Tragödie von Calderon: die Andacht zum Kreuz (la (luvociml 60. Ja e,n>/,). Wir wollen kurz den Inhalt angeben. Don Juan und ein Nebenbuhler von ihm, Don Luis Mejia, gehen eine Wette ein, wer von ihnen im Laufe eines Jahres die meisten Greuelthaten verübt haben wird. Also Greuel aus Eitelkeit, nicht aus einem innern Drauge. Die Aufzählung ihrer ziemlich einförmigen Verbrechen macht die erste Scene aus. Don Juan hat eine größere Zahl ans seinem Register, er hat gesiegt. Aber sein Vater und der Vater seiner Braut habe» ihn belauscht, und erklären ihm nun, von einem solchen Bösewicht nichts wissen zu wollen. Ohne erheblich dadurch erschüttert zu werden, geht Don Juan sogleich zwei neue Wetten ein, er wolle seine eigne Braut ans ihrem Kloster entführen, und dazu die Braut des Don Luis. Beides wird dnrch allerlei Intriguen durchgesetzt, aber bei der Entführung seiner bestimmten Braut, Donna Ines, widerfährt Don Juan etwas Unerhörtes, er verliebt sich wirklich in sie, und hat allerlei Anwandlungen von Sehnsucht, sich zu besser». In diesen Anwandlungen stört ihn. das rohe Betragen seines Schwiegervaters und des Don Luis; er bringt Beide um, Ines, die ihn gleichfalls liebt, stirbt vor Gram. Don Juan's Vater ist gestorben und hat die Statuen der sämmtlichen Opfer seines Sohnes in einem prächtigen Kirchhof ausstellen lassen. Don Juan geht darin herum, Ines Tod thut ihm leid, er liebt sie noch immer; Ines Geist er¬ scheint ihm, sie hat bei Gott so lange gebeten, bis dieser ihr erklärt hat, sie solle den Geliebten an ihrem Grabe erwarten, und beide sollen entweder gemeinsam selig, oder gemeinsam verdammt werden. Ion Juan ist sehr erschüttert, aber ein Paar gute Freunde stören ihn in seinen Betrachtungen, er wird wieder der alte, und ladet aus Hohn die Statue seines Schwiegervaters zu Gaste. Gastmahl; Ankunft der Statue, wie in der Oper. Aber anch Ines erscheint wieder und ermahnt ihn. Nach dem Abgange der Geister hat er einen Zank mit seinen Freunden und in Folge dessen ein Duell. Im legten Act ist Don Juan wieder auf dem Kirchhofe.^ Nach einzelnen Andeutungen scheint er todt zu sein, im Duell erschlagen; wenigstens wird er oben begraben. - Doch genau wird man über diesen Umstand nicht unterrichtet. Genug, der Comthur sagt ihm, er sei verdammt, er habe den legten Augenblick der Neue versäumt, die Gerippe steigen aus ihren Gräbern, ihn zu zerreisten, da ruft Don Juan Gott um Erbarmen an, das Grabmal der Ines öffnet sich, sie steigt heraus, und eine Engelschaar senkt sich herab, die beiden Liebenden zu

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/422
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/422>, abgerufen am 03.07.2024.