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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band.

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genommen, die Scheden werden bei Seite geschoben und die "(;xorei>in ">">-
me^to-," vorgenommen. Diese sind in den untern Classen UebersetznugSaufga-
ben aus dein und ins Lateinische, in den höheren Classen Themata zu Reden
und Gedichten, die in den Nachmittagsstunden ausgegeben und am Morgen aus¬
gearbeitet mitgebracht werden müssen. Diese sind alte nach einem Leist.ni ver¬
fertigt, denn einige bessere Schüler arbeiten sie in einem Consilinm aus, und die
übrigen schreiben sie nach diesem sanctionirten Muster ab. Da giebts also für
den Mi. i'i'ni'. wenig zu thun, er braucht mir eine derselben z" corrigiren und
er hat alle beurtheilt. Indessen ist e3 9 Uhr geworden, M" i>ri>>'. erhebt sich
und schreibt einige magyarische, deutsche oder slavische Sätze auf eine hinter sei¬
ne", Rücken hängende Tafel, die zur Uebersetzung für deu Nachmittag mitgenom¬
men werden müsst". Während die Schüler diese abschreiben, macht der put. pro!',
eine kleine Promenade durch den Saal; auf allen Wände" erblickt er mit Kohle
oder Bleistift gezeichnete Karikaturen und Namen in verschiedenen Schriftzügen,
doch das ist ihm nicht mel>r neu, nud nur selten bleibt er vor einer derselben
stehen, ruft: "^wutum,!" deutet mit dem Stäbchen, das er in der Hand hält,
ans den Knaben, dessen Namen er von der Wand herabliest und setzt in ironi¬
schem Zone hinzu:


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Darauf entsteht ein allgemeines Gelächter, put. pu.et. erhebt drohend sei"
Stäbchen: "8ilkirlium!" tönt eS wieder, und:


"Vuk lilzj rulonti) tjulu mox post g'unten !1<!>ü^."

Die Promenade wird ruhig fortgesetzt. -- Doch was kann dem guten pu>,.
pro!', begegnet sein? in dem Winkel hinter dein Ösen, angelangt, bleibt er plötz¬
lich stehen, sein (besieht ist blas;, Cntrüstnng malt sich ans seinen Zügen, seine
Fäuste ballen sich krampfhaft! -- Cs ist wieder eine Zeichnung, die einen Hiob
zum Lästern bringen könnte. Sie. zeigt "änlich die äußere Front deS Klosters,
in welchem wir ""s befinde"; aus einem der Fenster guckt ein Mönchskopf heraus,
der dem des put. pe,>k. zum Spreche" ähnlich ist, das Auge ist mit einem Fern¬
rohr bewaffnet und in den Zügen ist die gespannteste Neugierde ausgedrückt.
Unten aus der Gasse gehen mehrere Personen, an deren Haltung, wie an de"
gebogenen, ihre Zweige und Blätter nach einer Seite hin neigende" Bäumen man
sieht, das; ein Se"rin braust. In der hintersten Reihe der vom Sturme getrie¬
benen und ihrer Hüte, Haube" und Tücher beraubten Figuren erblickt mau eine
dickwaugige Bauerudirue, die mit einem Korbe am Arme vom Küchenmarkt zu
kommen scheint, >ab der der Wi"d die l> fächerige Bekleidung in ein umge¬
kehrtes Paraplnie verwandelt hat, uur das Hemd bleibt fest gebannt an die
gepolsterte" Waden. Das Fernrohr des Mönchs scheint besonders nach dieser
Partie gerichtet z" sei". Oder, derselbe Kopf sitzt auf einem wohlgenährten und
mit einer Kutte bekleideten Körper i" einer Zelle i" Gesellschaft des gut ge-


genommen, die Scheden werden bei Seite geschoben und die „(;xorei>in «>«>-
me^to-," vorgenommen. Diese sind in den untern Classen UebersetznugSaufga-
ben aus dein und ins Lateinische, in den höheren Classen Themata zu Reden
und Gedichten, die in den Nachmittagsstunden ausgegeben und am Morgen aus¬
gearbeitet mitgebracht werden müssen. Diese sind alte nach einem Leist.ni ver¬
fertigt, denn einige bessere Schüler arbeiten sie in einem Consilinm aus, und die
übrigen schreiben sie nach diesem sanctionirten Muster ab. Da giebts also für
den Mi. i'i'ni'. wenig zu thun, er braucht mir eine derselben z» corrigiren und
er hat alle beurtheilt. Indessen ist e3 9 Uhr geworden, M„ i>ri>>'. erhebt sich
und schreibt einige magyarische, deutsche oder slavische Sätze auf eine hinter sei¬
ne», Rücken hängende Tafel, die zur Uebersetzung für deu Nachmittag mitgenom¬
men werden müsst». Während die Schüler diese abschreiben, macht der put. pro!',
eine kleine Promenade durch den Saal; auf allen Wände» erblickt er mit Kohle
oder Bleistift gezeichnete Karikaturen und Namen in verschiedenen Schriftzügen,
doch das ist ihm nicht mel>r neu, nud nur selten bleibt er vor einer derselben
stehen, ruft: „^wutum,!" deutet mit dem Stäbchen, das er in der Hand hält,
ans den Knaben, dessen Namen er von der Wand herabliest und setzt in ironi¬
schem Zone hinzu:


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Darauf entsteht ein allgemeines Gelächter, put. pu.et. erhebt drohend sei»
Stäbchen: „8ilkirlium!" tönt eS wieder, und:


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Die Promenade wird ruhig fortgesetzt. — Doch was kann dem guten pu>,.
pro!', begegnet sein? in dem Winkel hinter dein Ösen, angelangt, bleibt er plötz¬
lich stehen, sein (besieht ist blas;, Cntrüstnng malt sich ans seinen Zügen, seine
Fäuste ballen sich krampfhaft! — Cs ist wieder eine Zeichnung, die einen Hiob
zum Lästern bringen könnte. Sie. zeigt »änlich die äußere Front deS Klosters,
in welchem wir »»s befinde»; aus einem der Fenster guckt ein Mönchskopf heraus,
der dem des put. pe,>k. zum Spreche» ähnlich ist, das Auge ist mit einem Fern¬
rohr bewaffnet und in den Zügen ist die gespannteste Neugierde ausgedrückt.
Unten aus der Gasse gehen mehrere Personen, an deren Haltung, wie an de»
gebogenen, ihre Zweige und Blätter nach einer Seite hin neigende» Bäumen man
sieht, das; ein Se»rin braust. In der hintersten Reihe der vom Sturme getrie¬
benen und ihrer Hüte, Haube» und Tücher beraubten Figuren erblickt mau eine
dickwaugige Bauerudirue, die mit einem Korbe am Arme vom Küchenmarkt zu
kommen scheint, >ab der der Wi»d die l> fächerige Bekleidung in ein umge¬
kehrtes Paraplnie verwandelt hat, uur das Hemd bleibt fest gebannt an die
gepolsterte» Waden. Das Fernrohr des Mönchs scheint besonders nach dieser
Partie gerichtet z» sei». Oder, derselbe Kopf sitzt auf einem wohlgenährten und
mit einer Kutte bekleideten Körper i» einer Zelle i» Gesellschaft des gut ge-


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[0356] genommen, die Scheden werden bei Seite geschoben und die „(;xorei>in «>«>- me^to-," vorgenommen. Diese sind in den untern Classen UebersetznugSaufga- ben aus dein und ins Lateinische, in den höheren Classen Themata zu Reden und Gedichten, die in den Nachmittagsstunden ausgegeben und am Morgen aus¬ gearbeitet mitgebracht werden müssen. Diese sind alte nach einem Leist.ni ver¬ fertigt, denn einige bessere Schüler arbeiten sie in einem Consilinm aus, und die übrigen schreiben sie nach diesem sanctionirten Muster ab. Da giebts also für den Mi. i'i'ni'. wenig zu thun, er braucht mir eine derselben z» corrigiren und er hat alle beurtheilt. Indessen ist e3 9 Uhr geworden, M„ i>ri>>'. erhebt sich und schreibt einige magyarische, deutsche oder slavische Sätze auf eine hinter sei¬ ne», Rücken hängende Tafel, die zur Uebersetzung für deu Nachmittag mitgenom¬ men werden müsst». Während die Schüler diese abschreiben, macht der put. pro!', eine kleine Promenade durch den Saal; auf allen Wände» erblickt er mit Kohle oder Bleistift gezeichnete Karikaturen und Namen in verschiedenen Schriftzügen, doch das ist ihm nicht mel>r neu, nud nur selten bleibt er vor einer derselben stehen, ruft: „^wutum,!" deutet mit dem Stäbchen, das er in der Hand hält, ans den Knaben, dessen Namen er von der Wand herabliest und setzt in ironi¬ schem Zone hinzu: ,,l>l»mir!l L> U,le<Il'UM z ^Ul^nit.illlU'UINjUtt l<>«.>M'>1,M," Darauf entsteht ein allgemeines Gelächter, put. pu.et. erhebt drohend sei» Stäbchen: „8ilkirlium!" tönt eS wieder, und: „Vuk lilzj rulonti) tjulu mox post g'unten !1<!>ü^." Die Promenade wird ruhig fortgesetzt. — Doch was kann dem guten pu>,. pro!', begegnet sein? in dem Winkel hinter dein Ösen, angelangt, bleibt er plötz¬ lich stehen, sein (besieht ist blas;, Cntrüstnng malt sich ans seinen Zügen, seine Fäuste ballen sich krampfhaft! — Cs ist wieder eine Zeichnung, die einen Hiob zum Lästern bringen könnte. Sie. zeigt »änlich die äußere Front deS Klosters, in welchem wir »»s befinde»; aus einem der Fenster guckt ein Mönchskopf heraus, der dem des put. pe,>k. zum Spreche» ähnlich ist, das Auge ist mit einem Fern¬ rohr bewaffnet und in den Zügen ist die gespannteste Neugierde ausgedrückt. Unten aus der Gasse gehen mehrere Personen, an deren Haltung, wie an de» gebogenen, ihre Zweige und Blätter nach einer Seite hin neigende» Bäumen man sieht, das; ein Se»rin braust. In der hintersten Reihe der vom Sturme getrie¬ benen und ihrer Hüte, Haube» und Tücher beraubten Figuren erblickt mau eine dickwaugige Bauerudirue, die mit einem Korbe am Arme vom Küchenmarkt zu kommen scheint, >ab der der Wi»d die l> fächerige Bekleidung in ein umge¬ kehrtes Paraplnie verwandelt hat, uur das Hemd bleibt fest gebannt an die gepolsterte» Waden. Das Fernrohr des Mönchs scheint besonders nach dieser Partie gerichtet z» sei». Oder, derselbe Kopf sitzt auf einem wohlgenährten und mit einer Kutte bekleideten Körper i» einer Zelle i» Gesellschaft des gut ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_185336/356>, abgerufen am 22.07.2024.