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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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die Hälfte in den Herzogthümern, die größere Hälfte ging über die Belte nach
Kopenhagen, und kam mehr den Dänen, als den Schleswig-Holsteinern zu Gute.
Zu den Belustigungen der Kopenhagener, für das dortige Schauspielhaus, für
dortige Musik, desgleichen auch für die Kopenhagener Armenkasse haben die
Schleswig-Holsteiner beisteuern müssen.

3) Nach dem Grundgesetze für die Herzogthümer von 1460 sollte keine Münze
von dem Landesherrn eingeführt werden, welche nicht auch in Hamburg und Lü¬
beck gang und gebe sei. Mit großer Weisheit hatten unsere Vorfahren, indem sie
diese Bedingung stellten, dadurch verhindern wollen, daß schlechtere dänische Münze
eingeführt werde. Daher hatten die Herzogthümer auch früher immer ihr eigenes
Geld, unser wohl bekanntes schweres Schleswig-Holsteinisch Courant.
Aber vor 50--60 Jahre" wurde von der Landesregierung dem dänischen Gelde
und den dänischen Zetteln der Umlauf in den Herzogthümern gestattet; und im
Jahre 1813 sollte statt unseres guten Courantgeldcs das Reichsbaukgeld, dänisches
Papier- und Kupfergeld eingeführt werden. Noch leben Viele, welchen es in fri¬
scher Erinnerung ist, welche Noth dadurch in Schleswig-Holstein herbeigeführt
wurde, welchen Verlust Tausende durch die dänischen Zettel erlitten.

4) In mancher Beziehung ist seit einer langen Reihe von Jahren Däne¬
mark vor den Herzogthümern bevorzugt worden. In Rendsburg war eine Offizicr-
schnle, in Kiel eine Forstlehranstalt; diese sind aufgehoben und nach Kopenhagen
verlegt worden. Auf dem Schlosse Gottorf waren viele dem Lande gehörige
Kunstgegenstände; dieselben sind nach Kopenhagen gebracht worden. Zahlreiche
Dänen wurden in den Herzogthümern angestellt, als Prediger in dem nördlichen
Schleswig, als Fvrstbeamte, Postbeamte, Zollbeamte, Kassenbcamte u. s. w. Alle
hohen Kollegien waren in Kopenhagen, und in denselben weit mehr Dänen als
Schleswig-Holsteincr angestellt. Es ist gewiß ein Hauptgrund, weshalb die Dä¬
nen so sehr an der Verbindung der Herzogthümer mit Dänemark festgehalten haben,
weil ihre Söhne, auch solche, welche nicht viel taugten, in Schleswig-Holstein
Anstellung und Lebebrot finden konnten. Die Handelsinteressen Schleswig-Hol¬
steins wurden den dänischen, insbesondere den Interessen der Stadt Kopenhagen
untergeordnet und nachgestellt; dänische Fabriken auf Kosten Schleswig-Holsteins
begünstigt. Noch in den letzten Jahren hat die Regierung die Anlegung einer
Eisenbahn- von Rendsburg nach Flensburg und weiter nach Jütland nicht gestatten
wollen, und daher ist das Herzogthum Schleswig von dem in unserer Zeit so
wichtigen Eisenbahnverkehr ausgeschlossen geblieben.

Diese und noch manche andere Nachtheile sind dem Lande Schleswig-Holstein
durch seine Verbindung mit Dänemark unter gemeinschaftlichem Landesherrn er¬
wachsen. Zum Theil liegt der Grund darin, daß der gemeinschaftliche Landesherr
in Kopenhagen seinen Sitz hatte, von dänischen Rathgebern umringt war, die
Wünsche und Beschwerden der Schleswig-Holsteiner entweder gar nicht, oder doch


die Hälfte in den Herzogthümern, die größere Hälfte ging über die Belte nach
Kopenhagen, und kam mehr den Dänen, als den Schleswig-Holsteinern zu Gute.
Zu den Belustigungen der Kopenhagener, für das dortige Schauspielhaus, für
dortige Musik, desgleichen auch für die Kopenhagener Armenkasse haben die
Schleswig-Holsteiner beisteuern müssen.

3) Nach dem Grundgesetze für die Herzogthümer von 1460 sollte keine Münze
von dem Landesherrn eingeführt werden, welche nicht auch in Hamburg und Lü¬
beck gang und gebe sei. Mit großer Weisheit hatten unsere Vorfahren, indem sie
diese Bedingung stellten, dadurch verhindern wollen, daß schlechtere dänische Münze
eingeführt werde. Daher hatten die Herzogthümer auch früher immer ihr eigenes
Geld, unser wohl bekanntes schweres Schleswig-Holsteinisch Courant.
Aber vor 50—60 Jahre» wurde von der Landesregierung dem dänischen Gelde
und den dänischen Zetteln der Umlauf in den Herzogthümern gestattet; und im
Jahre 1813 sollte statt unseres guten Courantgeldcs das Reichsbaukgeld, dänisches
Papier- und Kupfergeld eingeführt werden. Noch leben Viele, welchen es in fri¬
scher Erinnerung ist, welche Noth dadurch in Schleswig-Holstein herbeigeführt
wurde, welchen Verlust Tausende durch die dänischen Zettel erlitten.

4) In mancher Beziehung ist seit einer langen Reihe von Jahren Däne¬
mark vor den Herzogthümern bevorzugt worden. In Rendsburg war eine Offizicr-
schnle, in Kiel eine Forstlehranstalt; diese sind aufgehoben und nach Kopenhagen
verlegt worden. Auf dem Schlosse Gottorf waren viele dem Lande gehörige
Kunstgegenstände; dieselben sind nach Kopenhagen gebracht worden. Zahlreiche
Dänen wurden in den Herzogthümern angestellt, als Prediger in dem nördlichen
Schleswig, als Fvrstbeamte, Postbeamte, Zollbeamte, Kassenbcamte u. s. w. Alle
hohen Kollegien waren in Kopenhagen, und in denselben weit mehr Dänen als
Schleswig-Holsteincr angestellt. Es ist gewiß ein Hauptgrund, weshalb die Dä¬
nen so sehr an der Verbindung der Herzogthümer mit Dänemark festgehalten haben,
weil ihre Söhne, auch solche, welche nicht viel taugten, in Schleswig-Holstein
Anstellung und Lebebrot finden konnten. Die Handelsinteressen Schleswig-Hol¬
steins wurden den dänischen, insbesondere den Interessen der Stadt Kopenhagen
untergeordnet und nachgestellt; dänische Fabriken auf Kosten Schleswig-Holsteins
begünstigt. Noch in den letzten Jahren hat die Regierung die Anlegung einer
Eisenbahn- von Rendsburg nach Flensburg und weiter nach Jütland nicht gestatten
wollen, und daher ist das Herzogthum Schleswig von dem in unserer Zeit so
wichtigen Eisenbahnverkehr ausgeschlossen geblieben.

Diese und noch manche andere Nachtheile sind dem Lande Schleswig-Holstein
durch seine Verbindung mit Dänemark unter gemeinschaftlichem Landesherrn er¬
wachsen. Zum Theil liegt der Grund darin, daß der gemeinschaftliche Landesherr
in Kopenhagen seinen Sitz hatte, von dänischen Rathgebern umringt war, die
Wünsche und Beschwerden der Schleswig-Holsteiner entweder gar nicht, oder doch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/97>, abgerufen am 15.01.2025.