Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Jahre 1627--1629 die Leiden des Krieges tragen, indem Christian IV. sich nach 2) Zu den gemeinsamen Staatslasten mußten die Herzogthümer weit mehr Jahre 1627—1629 die Leiden des Krieges tragen, indem Christian IV. sich nach 2) Zu den gemeinsamen Staatslasten mußten die Herzogthümer weit mehr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279644"/> <p xml:id="ID_312" prev="#ID_311"> Jahre 1627—1629 die Leiden des Krieges tragen, indem Christian IV. sich nach<lb/> Jütland zurückzog. Bei dem darauf folgenden Kriege Christian IV. mit Schwe¬<lb/> den diente Schleswig-Holstein wiederum in den Jahren 1643—1645 als Kriegs¬<lb/> schauplatz. Als Friedrich III. im Jahre 1657 thörichterweise den Krieg gegen<lb/> Schweden erneuerte, um einige von Christian IV. an Schweden abgetretene jen¬<lb/> seits des Sundes belegene Gebiete wieder zu erobern, drangen die Schweden von<lb/> Neuem in die Herzogthümer ein, und Itzehoe wurde durch ein Bombardement<lb/> eingeäschert; als aber die Schweden im folgenden Jahre über das Eis gingen,<lb/> wurde Friede geschlossen. Doch noch in demselben Jahre 1658 wurde der Krieg<lb/> erneuert; deutsche und polnische Truppe» zöge» den Dänen zu Hilfe in die Her¬<lb/> zogthümer ein, und furchtbar wurde hier verwüstet, gebrandschatzt und gebrannt,<lb/> bis 166V der Friede geschlossen wurde. Im Jahre l709 erneuerte Friedrich IV.<lb/> den Krieg mit Schweden, und wiederum mußten die Herzogthümer alle Leiden<lb/> eines Krieges tragen, welcher sie gar nicht anging, und in welchem die Stadt<lb/> Altona von Steenbock niedergebrannt wurde. Endlich wurden in den Jahren<lb/> 1813 und 1814 in dem Kriege, welcher lediglich im dänischen Interesse geführt<lb/> wurde, beide Herzogthümer von den Feinden besetzt; und als die Kosaken bis an<lb/> die Grenze Jütlands vorrückten, wurde Friede geschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_313" next="#ID_314"> 2) Zu den gemeinsamen Staatslasten mußten die Herzogthümer weit mehr<lb/> beitragen als Dänemark; sie mußten für Dänemark Steuern zahlen. Im Jahre<lb/> 1762 wurde in Dänemark und in Schleswig-Holstein die Kopfsteuer auferlegt.<lb/> In Dänemark wurde dieselbe bald wieder aufgehoben, in Schleswig-Holstein<lb/> blieb sie bestehen, bis im Jahre 1848 die provisorische Negierung sie aufhob. Im<lb/> Jahre 1802 wurde die Haus- und Landsteuer eingeführt, und so eingerichtet, daß<lb/> das Land in den Herzogthümern höher belastet wurde, als in Dänemark. Durch<lb/> die im Jahre 1813 eingeführte Reichsbankhaft wurden die Herzogthümer im Ver¬<lb/> hältnisse zu Dänemark aufs Stärkste in Nachtheil und Schaden gebracht. Sechs<lb/> P'-ocent des Steuerwcrths von Gebäuden und Ländereien mußten bekanntlich zur<lb/> Bankhast hergegeben werden, und zwar in Dänemark auf gleiche Weise, wie in<lb/> Schleswig-Holstein. Kaum war dieses geschehen, als den Landeigenthümern in<lb/> Dänemark H der Bankhast erlassen wurden, und mit diesen H wurde dann die<lb/> gemeinsame Staatskasse Dänemarks und Schleswig-Holsteins belastet, also daß<lb/> die Schleswig-Holsteiner einen großen Theil der Bankhast für die Dänen tragen<lb/> mußten. Als sich aber später zeigte, daß die Bank mit der Zeit eine Ausbeute<lb/> geben werde, wurden die Herzogthümer aus der Berbindung mit der Bank gesetzt.<lb/> Die Bank war zum größten Theile auf Kosten der Herzogthümer gegründet; ihre<lb/> Vortheile wurden aber den Dänen zugewandt. — Die Staatsschulden sind größ-<lb/> tentheils Dänemarks wegen erwachsen; zur Verzinsung und Deckung derselben<lb/> haben die Herzogthümer das Meiste beitragen müssen. Von 5 Millionen Reichs¬<lb/> bankthaler, welche in den Herzogthümern jährlich gesteuert wurden, verblieb nicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
Jahre 1627—1629 die Leiden des Krieges tragen, indem Christian IV. sich nach
Jütland zurückzog. Bei dem darauf folgenden Kriege Christian IV. mit Schwe¬
den diente Schleswig-Holstein wiederum in den Jahren 1643—1645 als Kriegs¬
schauplatz. Als Friedrich III. im Jahre 1657 thörichterweise den Krieg gegen
Schweden erneuerte, um einige von Christian IV. an Schweden abgetretene jen¬
seits des Sundes belegene Gebiete wieder zu erobern, drangen die Schweden von
Neuem in die Herzogthümer ein, und Itzehoe wurde durch ein Bombardement
eingeäschert; als aber die Schweden im folgenden Jahre über das Eis gingen,
wurde Friede geschlossen. Doch noch in demselben Jahre 1658 wurde der Krieg
erneuert; deutsche und polnische Truppe» zöge» den Dänen zu Hilfe in die Her¬
zogthümer ein, und furchtbar wurde hier verwüstet, gebrandschatzt und gebrannt,
bis 166V der Friede geschlossen wurde. Im Jahre l709 erneuerte Friedrich IV.
den Krieg mit Schweden, und wiederum mußten die Herzogthümer alle Leiden
eines Krieges tragen, welcher sie gar nicht anging, und in welchem die Stadt
Altona von Steenbock niedergebrannt wurde. Endlich wurden in den Jahren
1813 und 1814 in dem Kriege, welcher lediglich im dänischen Interesse geführt
wurde, beide Herzogthümer von den Feinden besetzt; und als die Kosaken bis an
die Grenze Jütlands vorrückten, wurde Friede geschlossen.
2) Zu den gemeinsamen Staatslasten mußten die Herzogthümer weit mehr
beitragen als Dänemark; sie mußten für Dänemark Steuern zahlen. Im Jahre
1762 wurde in Dänemark und in Schleswig-Holstein die Kopfsteuer auferlegt.
In Dänemark wurde dieselbe bald wieder aufgehoben, in Schleswig-Holstein
blieb sie bestehen, bis im Jahre 1848 die provisorische Negierung sie aufhob. Im
Jahre 1802 wurde die Haus- und Landsteuer eingeführt, und so eingerichtet, daß
das Land in den Herzogthümern höher belastet wurde, als in Dänemark. Durch
die im Jahre 1813 eingeführte Reichsbankhaft wurden die Herzogthümer im Ver¬
hältnisse zu Dänemark aufs Stärkste in Nachtheil und Schaden gebracht. Sechs
P'-ocent des Steuerwcrths von Gebäuden und Ländereien mußten bekanntlich zur
Bankhast hergegeben werden, und zwar in Dänemark auf gleiche Weise, wie in
Schleswig-Holstein. Kaum war dieses geschehen, als den Landeigenthümern in
Dänemark H der Bankhast erlassen wurden, und mit diesen H wurde dann die
gemeinsame Staatskasse Dänemarks und Schleswig-Holsteins belastet, also daß
die Schleswig-Holsteiner einen großen Theil der Bankhast für die Dänen tragen
mußten. Als sich aber später zeigte, daß die Bank mit der Zeit eine Ausbeute
geben werde, wurden die Herzogthümer aus der Berbindung mit der Bank gesetzt.
Die Bank war zum größten Theile auf Kosten der Herzogthümer gegründet; ihre
Vortheile wurden aber den Dänen zugewandt. — Die Staatsschulden sind größ-
tentheils Dänemarks wegen erwachsen; zur Verzinsung und Deckung derselben
haben die Herzogthümer das Meiste beitragen müssen. Von 5 Millionen Reichs¬
bankthaler, welche in den Herzogthümern jährlich gesteuert wurden, verblieb nicht
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