Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Revolution, sondern dort ist die Volkspolitik naturwüchsig, waldursprüuglich, sie Karl von Bourbon hatte die Expedition gegen Algier unternommen, um sei¬ Ludwig Philipp wurde gestürzt, seine Politik wurde verdammt, als eine Seit der Eroberung Algiers hatte der Krieg mit den Einglöornen kaum auf¬ Revolution, sondern dort ist die Volkspolitik naturwüchsig, waldursprüuglich, sie Karl von Bourbon hatte die Expedition gegen Algier unternommen, um sei¬ Ludwig Philipp wurde gestürzt, seine Politik wurde verdammt, als eine Seit der Eroberung Algiers hatte der Krieg mit den Einglöornen kaum auf¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0393" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279941"/> <p xml:id="ID_1394" prev="#ID_1393"> Revolution, sondern dort ist die Volkspolitik naturwüchsig, waldursprüuglich, sie<lb/> ist nicht ein Kunstprodukt, sondern ein Naturprodukt. Solche Punkte sind der<lb/> Kaukasus und Algerien; an der Grenzscheide zwischen Asien und Europa, und<lb/> dort, wo Europa einen mächtigen Keil in den Leib Afrikas hineingetrieben hat,<lb/> entscheidet »och immer das Schwert über die Geschicke der Völker, und wahr¬<lb/> scheinlich werden sich diese Völker noch lange derselben Weise bediene», um ihre<lb/> Geschichte zu schreiben. Die gu,»«is n»Iili«juv bei uns und bei unseren Nachbaren<lb/> hält ihre Ferien; benutzen wir dieselben zu einer Wanderung in das Land der<lb/> Getulen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1395"> Karl von Bourbon hatte die Expedition gegen Algier unternommen, um sei¬<lb/> nen wankenden Thron zu befestigen; umsonst; wenige Tage, nachdem man in<lb/> Paris erfahren, daß jene Expedition einen Erfolg gehabt, der die kühnsten Er¬<lb/> wartungen erreichte oder wohl noch übertraf, wurde der alte Thron der Bouriwuen<lb/> zum zweiten oder zum dritten Male unigestürzt, Karl mit Schmach bedeckt davon¬<lb/> gejagt, seine Politik geächtet wie er selbst. Algier jedoch wurde auch von seinem<lb/> Nachfolger festgehalten, die Kraft Frankreichs wurde von ihm aufgcwau)t, um<lb/> jene Eroberung zu behaupten gegen die unausgesetzten Anfeindungen der wilden,<lb/> racheerfülltcn und fanatisirten Eingebornen und gegen die Dccimirungen eiles mör¬<lb/> derischen Klimas. Mau wollte ertrotzen die Colonisirung eines Landes, das<lb/> wahrscheinlich der europäischen Kultur unfähig ist; Haufen Goldes wenden ver¬<lb/> schwendet, Tausende der besten Söhne Frankreichs wurden hingeopfert, damit diese<lb/> Colonisirung erreicht werde: denn man mußte sie erreichen, wie um glaubte,<lb/> wollte man die glorreiche Eroberung nicht aufgeben, und man dürfte sie nicht<lb/> aufgeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1396"> Ludwig Philipp wurde gestürzt, seine Politik wurde verdammt, als eine<lb/> „schmachvolle, perfide, egoistische." An die Stelle der franzvsischel Monarchie<lb/> trat, wie Lamartine behauptete, die Republik. „Die Zeit der Firstenpolitik,"<lb/> verkündigte weiter der Dichter, der aus seinem Himmel ans den Male des Lebens<lb/> sich verirrt hatte, „die Zeit der Fürstenpolitik ist vorüber, und Ke Völker, die<lb/> kein dynastisches Interesse kennen, folgen einer andern Politik" u s. w. Das<lb/> blieb Phrase , Frankreich hat seine Politik nicht geändert, nirgends am wenigsten<lb/> in Bezug ans Algerien. Und Frankreich wird fortfahren Algeriel zu behaupten,<lb/> es wird im Nothfalle seinen letzten Grenadier und seinen letzten Thäler anwenden,<lb/> um festzuhalten, was es besitzt oder zu besitzen wähnt — denn jedr Besitz, dessen<lb/> Behauptung größere Mittel erfordert, als der Nutzen beträgt, der aus ihm fließt,<lb/> ist ein nur eingebildeter Besitz. Und Fraukreich hat Oestreich geschuäht, das Italien<lb/> nicht herausgab; es hat Preußen gescholten, das sich Posens nichl eilend zu Gun¬<lb/> sten der Polen entledigen wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1397" next="#ID_1398"> Seit der Eroberung Algiers hatte der Krieg mit den Einglöornen kaum auf¬<lb/> gehört, wenn er gleich uur an einzelnen Punkte» geführt würd. Durch die Ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0393]
Revolution, sondern dort ist die Volkspolitik naturwüchsig, waldursprüuglich, sie
ist nicht ein Kunstprodukt, sondern ein Naturprodukt. Solche Punkte sind der
Kaukasus und Algerien; an der Grenzscheide zwischen Asien und Europa, und
dort, wo Europa einen mächtigen Keil in den Leib Afrikas hineingetrieben hat,
entscheidet »och immer das Schwert über die Geschicke der Völker, und wahr¬
scheinlich werden sich diese Völker noch lange derselben Weise bediene», um ihre
Geschichte zu schreiben. Die gu,»«is n»Iili«juv bei uns und bei unseren Nachbaren
hält ihre Ferien; benutzen wir dieselben zu einer Wanderung in das Land der
Getulen.
Karl von Bourbon hatte die Expedition gegen Algier unternommen, um sei¬
nen wankenden Thron zu befestigen; umsonst; wenige Tage, nachdem man in
Paris erfahren, daß jene Expedition einen Erfolg gehabt, der die kühnsten Er¬
wartungen erreichte oder wohl noch übertraf, wurde der alte Thron der Bouriwuen
zum zweiten oder zum dritten Male unigestürzt, Karl mit Schmach bedeckt davon¬
gejagt, seine Politik geächtet wie er selbst. Algier jedoch wurde auch von seinem
Nachfolger festgehalten, die Kraft Frankreichs wurde von ihm aufgcwau)t, um
jene Eroberung zu behaupten gegen die unausgesetzten Anfeindungen der wilden,
racheerfülltcn und fanatisirten Eingebornen und gegen die Dccimirungen eiles mör¬
derischen Klimas. Mau wollte ertrotzen die Colonisirung eines Landes, das
wahrscheinlich der europäischen Kultur unfähig ist; Haufen Goldes wenden ver¬
schwendet, Tausende der besten Söhne Frankreichs wurden hingeopfert, damit diese
Colonisirung erreicht werde: denn man mußte sie erreichen, wie um glaubte,
wollte man die glorreiche Eroberung nicht aufgeben, und man dürfte sie nicht
aufgeben.
Ludwig Philipp wurde gestürzt, seine Politik wurde verdammt, als eine
„schmachvolle, perfide, egoistische." An die Stelle der franzvsischel Monarchie
trat, wie Lamartine behauptete, die Republik. „Die Zeit der Firstenpolitik,"
verkündigte weiter der Dichter, der aus seinem Himmel ans den Male des Lebens
sich verirrt hatte, „die Zeit der Fürstenpolitik ist vorüber, und Ke Völker, die
kein dynastisches Interesse kennen, folgen einer andern Politik" u s. w. Das
blieb Phrase , Frankreich hat seine Politik nicht geändert, nirgends am wenigsten
in Bezug ans Algerien. Und Frankreich wird fortfahren Algeriel zu behaupten,
es wird im Nothfalle seinen letzten Grenadier und seinen letzten Thäler anwenden,
um festzuhalten, was es besitzt oder zu besitzen wähnt — denn jedr Besitz, dessen
Behauptung größere Mittel erfordert, als der Nutzen beträgt, der aus ihm fließt,
ist ein nur eingebildeter Besitz. Und Fraukreich hat Oestreich geschuäht, das Italien
nicht herausgab; es hat Preußen gescholten, das sich Posens nichl eilend zu Gun¬
sten der Polen entledigen wollte.
Seit der Eroberung Algiers hatte der Krieg mit den Einglöornen kaum auf¬
gehört, wenn er gleich uur an einzelnen Punkte» geführt würd. Durch die Ge-
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