Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.stitutionellen Staatsgesammtheit zwischen dynastische" und Volksinter¬ Gin Blick a""f Algerien. Noch ist eS nicht überall so weit gekommen, daß in dem Dunkel der Kabi¬ stitutionellen Staatsgesammtheit zwischen dynastische» und Volksinter¬ Gin Blick a»»f Algerien. Noch ist eS nicht überall so weit gekommen, daß in dem Dunkel der Kabi¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0392" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279940"/> <p xml:id="ID_1392" prev="#ID_1391"> stitutionellen Staatsgesammtheit zwischen dynastische» und Volksinter¬<lb/> essen die richtige ausgleichende Mitte zu halten hat, und über dem Spezialporte-<lb/> fenille seine Solidarstellnug zum Ganzen nie vergessen darf. Diese Auffassung<lb/> jedoch scheint Herrn v. Thicnfeld nicht klar genug vorzuschweben, er macht mehr<lb/> den Eindruck eines vormärzlichen Staats- und Confereuzministers; als constitu-<lb/> tionellen Minister können wir uns den Mann nicht denken. Während das Mini¬<lb/> sterium den Reichstag zu Kremsicr seit dem 8. Januar beinahe ganz ignorirte,<lb/> war Herr v. Thierheit Wochen hindurch der einzige Jnsasse der Ministerbank,<lb/> welche in ihrer übrigen Verlassenheit als tägliche Mahnung an sein bevorstehendes<lb/> irdisches Ende, als permanentes mi-mondo »wi-i dienen mochte. Er saß den Ja¬<lb/> nuar hindurch pro kormil da, ohne sich an den Verhandlungen zu bethätigen,<lb/> vielleicht nur deshalb, um durch steife Erwiderung der ihm von Vorübergehenden<lb/> gemachten Begrüßungen, dem Reichstage die Ungnade des Ministeriums verkör¬<lb/> pert in Erinnerung zu bringen. Im Februar blieb auch Herr v. Thicnfeld aus,<lb/> der Reichstag debattirte fortan en t'iunillo, noch immer nicht merkend, daß das<lb/> Wrack, auf dem er trieb, Planke um Plante verlor, um plötzlich von der gähnen¬<lb/> den See verschlungen zu werden. Herrn o. Thienfeld grollt darum Niemand.<lb/> Wir sind überzeugt, dieser Maun wird mit jedem politischen Winde segeln, rück¬<lb/> wärts wie vorwärts. Aendert sich hente das System, was wir nicht erwarten,<lb/> ja nicht in denkbare Aussicht stellen, so wird Herr v. Thienfeld im Minisierrathe<lb/> mit der Majorität des geänderten Systems eben so bereitwillig stimmen, wie er<lb/> hente mit dem waltenden Systeme stimmt. Unter jedem Systeme muß geankert,<lb/> unter jedem, besonders aber unter dem heutigen, muß Bergbau getrieben werden,<lb/> darum blebe Herr v. Thienfeld Minister so lange er mag, wir gönnen ihm die<lb/> Freude, lustige Unterstaatssekretäre mögen das übrige thu». Immerhin aber<lb/> hätten wir?s für ein Glück gehalten, hätte mau statt Herrn v. Thienfcld's eine<lb/><note type="byline"> AI.</note> tüchtige FaäMtorität in das Ministerium berufen. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gin Blick a»»f Algerien.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1393" next="#ID_1394"> Noch ist eS nicht überall so weit gekommen, daß in dem Dunkel der Kabi¬<lb/> nette die Fabel gesponnen werden zu dem Gewebe, auf welches die Geschichte<lb/> der Völker sich schreibt; nicht allenthalben ist die Volkspolitik verdrängt durch<lb/> die Politik der Kabinette. Aber auf den wenigen Oasen, wo das Volk selbst<lb/> seine Politik naht, übt es sie nicht als einen Nest der Märzerrungenschaften, es<lb/> ist dorthin wahrsheinlich nicht einmal die Kunde gedrungen von unsrer glorreichen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0392]
stitutionellen Staatsgesammtheit zwischen dynastische» und Volksinter¬
essen die richtige ausgleichende Mitte zu halten hat, und über dem Spezialporte-
fenille seine Solidarstellnug zum Ganzen nie vergessen darf. Diese Auffassung
jedoch scheint Herrn v. Thicnfeld nicht klar genug vorzuschweben, er macht mehr
den Eindruck eines vormärzlichen Staats- und Confereuzministers; als constitu-
tionellen Minister können wir uns den Mann nicht denken. Während das Mini¬
sterium den Reichstag zu Kremsicr seit dem 8. Januar beinahe ganz ignorirte,
war Herr v. Thierheit Wochen hindurch der einzige Jnsasse der Ministerbank,
welche in ihrer übrigen Verlassenheit als tägliche Mahnung an sein bevorstehendes
irdisches Ende, als permanentes mi-mondo »wi-i dienen mochte. Er saß den Ja¬
nuar hindurch pro kormil da, ohne sich an den Verhandlungen zu bethätigen,
vielleicht nur deshalb, um durch steife Erwiderung der ihm von Vorübergehenden
gemachten Begrüßungen, dem Reichstage die Ungnade des Ministeriums verkör¬
pert in Erinnerung zu bringen. Im Februar blieb auch Herr v. Thicnfeld aus,
der Reichstag debattirte fortan en t'iunillo, noch immer nicht merkend, daß das
Wrack, auf dem er trieb, Planke um Plante verlor, um plötzlich von der gähnen¬
den See verschlungen zu werden. Herrn o. Thienfeld grollt darum Niemand.
Wir sind überzeugt, dieser Maun wird mit jedem politischen Winde segeln, rück¬
wärts wie vorwärts. Aendert sich hente das System, was wir nicht erwarten,
ja nicht in denkbare Aussicht stellen, so wird Herr v. Thienfeld im Minisierrathe
mit der Majorität des geänderten Systems eben so bereitwillig stimmen, wie er
hente mit dem waltenden Systeme stimmt. Unter jedem Systeme muß geankert,
unter jedem, besonders aber unter dem heutigen, muß Bergbau getrieben werden,
darum blebe Herr v. Thienfeld Minister so lange er mag, wir gönnen ihm die
Freude, lustige Unterstaatssekretäre mögen das übrige thu». Immerhin aber
hätten wir?s für ein Glück gehalten, hätte mau statt Herrn v. Thienfcld's eine
AI. tüchtige FaäMtorität in das Ministerium berufen.
Gin Blick a»»f Algerien.
Noch ist eS nicht überall so weit gekommen, daß in dem Dunkel der Kabi¬
nette die Fabel gesponnen werden zu dem Gewebe, auf welches die Geschichte
der Völker sich schreibt; nicht allenthalben ist die Volkspolitik verdrängt durch
die Politik der Kabinette. Aber auf den wenigen Oasen, wo das Volk selbst
seine Politik naht, übt es sie nicht als einen Nest der Märzerrungenschaften, es
ist dorthin wahrsheinlich nicht einmal die Kunde gedrungen von unsrer glorreichen
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