Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.banale Färbung gäv; und uun war dieser Edle Herr von Thienfeld plötzlich Mi¬ Ueberhaupt haben wir Herrn von Schwarzer im Ministerium, in Rücksicht Die Ernennung des Edlen Herrn von Thienfeld hatte bei aller Obscnrität Der November 1848 war eine vergleichsweise gute Zeit, in jenen Tagen Auf Empfehlung eines Steyermärkischen Abgeordneten, Grasen Gleispach, wurde Herr v. Thienfeld ist ein ehrlicher Mann, dafür kann man bürgen, aber es banale Färbung gäv; und uun war dieser Edle Herr von Thienfeld plötzlich Mi¬ Ueberhaupt haben wir Herrn von Schwarzer im Ministerium, in Rücksicht Die Ernennung des Edlen Herrn von Thienfeld hatte bei aller Obscnrität Der November 1848 war eine vergleichsweise gute Zeit, in jenen Tagen Auf Empfehlung eines Steyermärkischen Abgeordneten, Grasen Gleispach, wurde Herr v. Thienfeld ist ein ehrlicher Mann, dafür kann man bürgen, aber es <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279939"/> <p xml:id="ID_1386" prev="#ID_1385"> banale Färbung gäv; und uun war dieser Edle Herr von Thienfeld plötzlich Mi¬<lb/> nister geworden!! viel Ermunterung der Mittelmäßigkeit lag in dieser Ernennung.<lb/> Das Bergwesen hatte vergleichsweise gewonnen, denn Thienfeldö Vorgänger, Herr<lb/> von Schwarzer, verstand vom Bergwesen höchstens so viel, um wohl ausgeprägte<lb/> Silberzwanziger den prekären Banknoten unbedingt vorzugehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1387"> Ueberhaupt haben wir Herrn von Schwarzer im Ministerium, in Rücksicht<lb/> seiner Antecedentien, per tot cliscriminir rerum, niemals als besonders erfreuliche<lb/> Errungenschaft begrüßt. Schwarzer's Ernennung war ein bloßes Platzzngeständniß,<lb/> wie überhaupt das Ministerium Wesscnberg-Dobblhoff bei aller Ehrenhaftigkeit<lb/> seiner Mehrheit, nnr ein Wiener Platzministerium war, gelähmt nach innen und<lb/> anßen, mit der Aula nothgedrungen fraternisirend. Durch Schwarzer's Ernennung<lb/> dachte man ein damals gefährliches Journal zum Schweigen zu bringen, und er¬<lb/> munterte dadurch eben andre Giftpilze der Presse. General Melden hat später¬<lb/> hin dasselbe Blatt sehr heroisch unterdrückt, und den Exminister Schwarzer oben¬<lb/> drein eingesperrt; beide Extreme sind gleich verwerflich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1388"> Die Ernennung des Edlen Herrn von Thienfeld hatte bei aller Obscnrität<lb/> des Ernannten doch die Lichtseite, daß man in jenen Tagen darauf Bedacht neh¬<lb/> men wollte, das Ministerium wenigstens theilweise aus dem Reichstage zu rekru-<lb/> tireu, während man sich jetzt sogar ohne alleu Reichstag behilft und möglicher<lb/> Weise noch lange Jahre hindurch zu behelfen gedenkt. In jenem November war<lb/> man noch andern Sinnes und bedacht, einen Deputirten ins Ministerium aufzu-<lb/> nehmen; im Berg- und Hüttenwesen aber, wie überhaupt an Spezialitäten litt der<lb/> Reichstag bedeutend Mangel. Wir wollen damit nicht etwa sagen, daß wir<lb/> Herrn v. Thienfeld als besonders erwünschte Spezialität irgend anerkennen, ver¬<lb/> gleichsweise war er das dennoch. Herr v. Thienfeld besitzt ein Landgut in der<lb/> Steyermark — folglich versteht er den Ackerbau, Herr v. Thienfeld besitzt einige<lb/> Hammerwerke in der Steyermark — folglich versteht er den Bergbau, so wurde<lb/> damals zu Olmütz combinirt. Für den Ackerbau hatte Galizien besonders eine<lb/> Masse von Portefeuilleskaudidatcn geliefert, diese aber sprachen meist nichts als<lb/> polnisch, und den Polen durste mau t'ein besonderes Zugeständnis; machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1389"> Der November 1848 war eine vergleichsweise gute Zeit, in jenen Tagen<lb/> wollte man noch mit dem Reichstage gehen, damals war die Eroberung Ungarns<lb/> noch in ferner Aussicht, ein gütliches llebereiukommeu uoch möglich, die nordische<lb/> Intervention ein unentwickelter Embryo.</p><lb/> <p xml:id="ID_1390"> Auf Empfehlung eines Steyermärkischen Abgeordneten, Grasen Gleispach, wurde<lb/> der Edle Herr v. Thienfeld so zu sagen auf gut Glück zum Minister ernannt, und<lb/> ist bis heute Minister geblieben. Dank seiner Passivität!</p><lb/> <p xml:id="ID_1391" next="#ID_1392"> Herr v. Thienfeld ist ein ehrlicher Mann, dafür kann man bürgen, aber es<lb/> gibt zweierlei Ehrlichkeit, die des Privatmannes, und die des Staats¬<lb/> mannes, welcher, wenn mit dem Portefeuille betraut, als Diener der cou-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0391]
banale Färbung gäv; und uun war dieser Edle Herr von Thienfeld plötzlich Mi¬
nister geworden!! viel Ermunterung der Mittelmäßigkeit lag in dieser Ernennung.
Das Bergwesen hatte vergleichsweise gewonnen, denn Thienfeldö Vorgänger, Herr
von Schwarzer, verstand vom Bergwesen höchstens so viel, um wohl ausgeprägte
Silberzwanziger den prekären Banknoten unbedingt vorzugehen.
Ueberhaupt haben wir Herrn von Schwarzer im Ministerium, in Rücksicht
seiner Antecedentien, per tot cliscriminir rerum, niemals als besonders erfreuliche
Errungenschaft begrüßt. Schwarzer's Ernennung war ein bloßes Platzzngeständniß,
wie überhaupt das Ministerium Wesscnberg-Dobblhoff bei aller Ehrenhaftigkeit
seiner Mehrheit, nnr ein Wiener Platzministerium war, gelähmt nach innen und
anßen, mit der Aula nothgedrungen fraternisirend. Durch Schwarzer's Ernennung
dachte man ein damals gefährliches Journal zum Schweigen zu bringen, und er¬
munterte dadurch eben andre Giftpilze der Presse. General Melden hat später¬
hin dasselbe Blatt sehr heroisch unterdrückt, und den Exminister Schwarzer oben¬
drein eingesperrt; beide Extreme sind gleich verwerflich.
Die Ernennung des Edlen Herrn von Thienfeld hatte bei aller Obscnrität
des Ernannten doch die Lichtseite, daß man in jenen Tagen darauf Bedacht neh¬
men wollte, das Ministerium wenigstens theilweise aus dem Reichstage zu rekru-
tireu, während man sich jetzt sogar ohne alleu Reichstag behilft und möglicher
Weise noch lange Jahre hindurch zu behelfen gedenkt. In jenem November war
man noch andern Sinnes und bedacht, einen Deputirten ins Ministerium aufzu-
nehmen; im Berg- und Hüttenwesen aber, wie überhaupt an Spezialitäten litt der
Reichstag bedeutend Mangel. Wir wollen damit nicht etwa sagen, daß wir
Herrn v. Thienfeld als besonders erwünschte Spezialität irgend anerkennen, ver¬
gleichsweise war er das dennoch. Herr v. Thienfeld besitzt ein Landgut in der
Steyermark — folglich versteht er den Ackerbau, Herr v. Thienfeld besitzt einige
Hammerwerke in der Steyermark — folglich versteht er den Bergbau, so wurde
damals zu Olmütz combinirt. Für den Ackerbau hatte Galizien besonders eine
Masse von Portefeuilleskaudidatcn geliefert, diese aber sprachen meist nichts als
polnisch, und den Polen durste mau t'ein besonderes Zugeständnis; machen.
Der November 1848 war eine vergleichsweise gute Zeit, in jenen Tagen
wollte man noch mit dem Reichstage gehen, damals war die Eroberung Ungarns
noch in ferner Aussicht, ein gütliches llebereiukommeu uoch möglich, die nordische
Intervention ein unentwickelter Embryo.
Auf Empfehlung eines Steyermärkischen Abgeordneten, Grasen Gleispach, wurde
der Edle Herr v. Thienfeld so zu sagen auf gut Glück zum Minister ernannt, und
ist bis heute Minister geblieben. Dank seiner Passivität!
Herr v. Thienfeld ist ein ehrlicher Mann, dafür kann man bürgen, aber es
gibt zweierlei Ehrlichkeit, die des Privatmannes, und die des Staats¬
mannes, welcher, wenn mit dem Portefeuille betraut, als Diener der cou-
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