Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.es ein ganz bcsvnderres Vergnügen, grade diese zu jagen. Ihre Revisionen sind Endlich, als der Offizier sich aufgethauet fühlte, forderte er meinen Freund Nachdem er das ganze Haus durchsucht, ließ der Offizier den Dorfschulzen es ein ganz bcsvnderres Vergnügen, grade diese zu jagen. Ihre Revisionen sind Endlich, als der Offizier sich aufgethauet fühlte, forderte er meinen Freund Nachdem er das ganze Haus durchsucht, ließ der Offizier den Dorfschulzen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0370" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279918"/> <p xml:id="ID_1323" prev="#ID_1322"> es ein ganz bcsvnderres Vergnügen, grade diese zu jagen. Ihre Revisionen sind<lb/> unzählig und die Methode, in der sie vorgenommen werden, so rücksichtslos, daß<lb/> ein Mensch, welcher nicht geraume Zeit innerhalb der russischen Grenzen gelebt<lb/> hat, darüber in Empörung geräth. In dem Hause eines mir befreundeten Grund¬<lb/> besitzers fand eine solche Revision statt. Ich selbst war einigermaßen an der Ueber-<lb/> tretung des Gewehrverbots Schuld, weil meine Anwesenheit den Gutsbesitzer zur<lb/> Veranstaltung von kleinen Jagden verführt hatte. Die Gewehre, welche wir brauch¬<lb/> ten, waren geliehen; woher, habe ich nie erfahren. Wir hatten sie erst zwei Mal<lb/> benutzt, in einem Walde, von welchem wir glauben durften, daß niemals ein<lb/> fremder Fuß ihn betreten. Aber ein Gensdarmerieoffizier erschien mit mehreren<lb/> Gemeinen ganz unerwartet an einem Winternachmittag. Mein Wirth glaubte<lb/> nicht, daß dieser Besuch den beiden Schießgewehren gelte, allein es war rathsam,<lb/> sie in Sicherheit zu bringen und dies gelang mir sehr leicht, da in der grimmigen<lb/> Kälte die Missionäre so erfroren waren, daß sie wohl anderthalb Stunden lang<lb/> den Zweck ihrer Mission nicht merken lassen konnten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1324"> Endlich, als der Offizier sich aufgethauet fühlte, forderte er meinen Freund<lb/> in ein Zimmer, welches wie er ausdrücklich bemerkte, nur eine Thür habe. „Er<lb/> wolle ihn unbemerkt sprechen." Ein solches Zimmer befand sich neben dem Saale,<lb/> beide Herren begaben sich in dasselbe. Hier stellte der Offizier ohne Einleitung<lb/> die Forderung an den Gutsherrn, er solle ihm die Feuergewehre ausliefern. Die¬<lb/> ser leugnete, der Offizier aber wendete sich sogleich, verließ mit einem Sprunge<lb/> das Zimmer und schloß es hinter sich, so daß der Gutsherr in seinem eigenen<lb/> Hause ein Gefangener war. Sogleich begann der Offizier sammt seinen Gemeinen<lb/> die Haussuchung und es wunderte mich, daß er noch so rücksichtsvoll war, den<lb/> Wirthschaftöverwaltcr und die Tochter des Gutsherrn als Zeugen beizuziehen«<lb/> Betten, Schränke, Koffer und Kasten wurden durchwühlt, selbst Damenbehältnisse,<lb/> in welchen sich unmöglich ein Gewehr verberge» konnte, mußten sich den plumpen<lb/> Soldateuhänbeu öffnen. Ich sah mit Verwunderung, wie der brave Offizier im<lb/> Keller sehr ungenirt eine Flasche Wem zur Hälfte leerte und mit dem Reste her¬<lb/> ablassend seinen drei Mitarbeitern ein Geschenk machte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1325" next="#ID_1326"> Nachdem er das ganze Haus durchsucht, ließ der Offizier den Dorfschulzen<lb/> kommen um ihn auszufragen; der alte Bauer zitterte, allein noch mehr zitterte er<lb/> vor dem Zorne seines Herrn und beschwor bei Hölle und Seligkeit nichts von<lb/> Feuergewehren zu wissen. Da öffnete derselbe Offizier jeues Zimmer wieder und<lb/> begrüßte den Gefangenen freundlich mit den Worten: „desto besser, daß sich<lb/> nichts gefunden hat." „So? gut!" erwiederte stolz mein Freund und blieb ge¬<lb/> mächlich, seine Pfeife rauchend, auf dem Divan sitzen. Der russische Offizier ge-<lb/> neth dadurch in eine komische Verlegenheit, er war ganz verblüfft. Keine Mahl-<lb/> Zeit wurde ihm angeboten, wohl noch anderthalb Stunden, hielt er sich im Hause<lb/> ^f, krächzte, scharrte, spazierte auf und nieder, sang, trommelte an den übereisten</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0370]
es ein ganz bcsvnderres Vergnügen, grade diese zu jagen. Ihre Revisionen sind
unzählig und die Methode, in der sie vorgenommen werden, so rücksichtslos, daß
ein Mensch, welcher nicht geraume Zeit innerhalb der russischen Grenzen gelebt
hat, darüber in Empörung geräth. In dem Hause eines mir befreundeten Grund¬
besitzers fand eine solche Revision statt. Ich selbst war einigermaßen an der Ueber-
tretung des Gewehrverbots Schuld, weil meine Anwesenheit den Gutsbesitzer zur
Veranstaltung von kleinen Jagden verführt hatte. Die Gewehre, welche wir brauch¬
ten, waren geliehen; woher, habe ich nie erfahren. Wir hatten sie erst zwei Mal
benutzt, in einem Walde, von welchem wir glauben durften, daß niemals ein
fremder Fuß ihn betreten. Aber ein Gensdarmerieoffizier erschien mit mehreren
Gemeinen ganz unerwartet an einem Winternachmittag. Mein Wirth glaubte
nicht, daß dieser Besuch den beiden Schießgewehren gelte, allein es war rathsam,
sie in Sicherheit zu bringen und dies gelang mir sehr leicht, da in der grimmigen
Kälte die Missionäre so erfroren waren, daß sie wohl anderthalb Stunden lang
den Zweck ihrer Mission nicht merken lassen konnten.
Endlich, als der Offizier sich aufgethauet fühlte, forderte er meinen Freund
in ein Zimmer, welches wie er ausdrücklich bemerkte, nur eine Thür habe. „Er
wolle ihn unbemerkt sprechen." Ein solches Zimmer befand sich neben dem Saale,
beide Herren begaben sich in dasselbe. Hier stellte der Offizier ohne Einleitung
die Forderung an den Gutsherrn, er solle ihm die Feuergewehre ausliefern. Die¬
ser leugnete, der Offizier aber wendete sich sogleich, verließ mit einem Sprunge
das Zimmer und schloß es hinter sich, so daß der Gutsherr in seinem eigenen
Hause ein Gefangener war. Sogleich begann der Offizier sammt seinen Gemeinen
die Haussuchung und es wunderte mich, daß er noch so rücksichtsvoll war, den
Wirthschaftöverwaltcr und die Tochter des Gutsherrn als Zeugen beizuziehen«
Betten, Schränke, Koffer und Kasten wurden durchwühlt, selbst Damenbehältnisse,
in welchen sich unmöglich ein Gewehr verberge» konnte, mußten sich den plumpen
Soldateuhänbeu öffnen. Ich sah mit Verwunderung, wie der brave Offizier im
Keller sehr ungenirt eine Flasche Wem zur Hälfte leerte und mit dem Reste her¬
ablassend seinen drei Mitarbeitern ein Geschenk machte.
Nachdem er das ganze Haus durchsucht, ließ der Offizier den Dorfschulzen
kommen um ihn auszufragen; der alte Bauer zitterte, allein noch mehr zitterte er
vor dem Zorne seines Herrn und beschwor bei Hölle und Seligkeit nichts von
Feuergewehren zu wissen. Da öffnete derselbe Offizier jeues Zimmer wieder und
begrüßte den Gefangenen freundlich mit den Worten: „desto besser, daß sich
nichts gefunden hat." „So? gut!" erwiederte stolz mein Freund und blieb ge¬
mächlich, seine Pfeife rauchend, auf dem Divan sitzen. Der russische Offizier ge-
neth dadurch in eine komische Verlegenheit, er war ganz verblüfft. Keine Mahl-
Zeit wurde ihm angeboten, wohl noch anderthalb Stunden, hielt er sich im Hause
^f, krächzte, scharrte, spazierte auf und nieder, sang, trommelte an den übereisten
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