Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Novellen, welche sich für Volksthümliche Erzählungen ausgeben, zum Theil mit politi¬ Syuchrouistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Verlag von F. L. Hcrbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Inlirni Schmidt. Druck von Friedrich Andrä. Novellen, welche sich für Volksthümliche Erzählungen ausgeben, zum Theil mit politi¬ Syuchrouistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Inlirni Schmidt. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279911"/> <p xml:id="ID_1300" prev="#ID_1299"> Novellen, welche sich für Volksthümliche Erzählungen ausgeben, zum Theil mit politi¬<lb/> scher Saalbadcrei ausgefüllt, welche populäre Politik vorstellen soll. Das Alles paßt<lb/> schlecht für eine ehrsame bürgerliche Haushaltung. Der Kalender ist für den deutschen<lb/> Bürger und Landbewohner ein wahrhafter Hausfreund, ein ernsthaftes, kleines Kerl-<lb/> chen mit einer geheimnißvollen Miene, welcher zu allen Zeiten des Jahres und für<lb/> jede Seelenstimmung seine unfehlbare» Orakelsprüche über Datum. Mondwechsel, Jahr¬<lb/> märkte, Geburtstage, Erndtefeste und wirthschaftliche Thätigkeit aussprechen soll. Bei<lb/> ihm will das Volk sich Rath erholen, in ihm trägt der Einzelne seine Familienfeste,<lb/> merkwürdige Begebenheiten, bezahlte und unbezahlte Rechnungen ein. Ein solcher<lb/> Hausfreund soll weder ein frivoler Spaßmacher, noch eine schwatzhafte Thcedame sein.<lb/> Wohl war es gut und zweckmäßig, daß man versuchte, in die Kalender des Volkes<lb/> bessere Erzäliluugeu und »Wiese Neuigkeiten hcreiuzudruckcu, leider aber ist eS selten<lb/> mit Takt, Kritik und ehrlicher Gesinnung geschah», dagegen ist der Markt überschwemmt<lb/> durch die große Anzahl von Fabrikarbeiter, welche moderne Kleider und eine sehr ge¬<lb/> meine Seele haben und doch durch den billigen Preis und ihr stattliches Aussehn das<lb/> Volk anlocken, und sich ihm marktschreierisch in'S Hans drängen. Alles dies Zeug scha¬<lb/> det, weil es nichts nützt, zuweilen schadet es sogar, weil es gradezu entsittlicht.<lb/> Wer durch den leichtfertigen Kalender des Kladderadatsch eine» Zwiriifadcn zieht und<lb/> ihn neben seinem Rech»ungsbuch aufhängt, der mag im Wirthshaus ein lustiger Ge¬<lb/> sell und ans der Straße ein vortrefflicher Bummler sein, es wird aber keine»! ernst¬<lb/> haften Herrn, der sür seine Beine ein paar neue Stiefeln oder für seine Tochter einen<lb/> Gatte» sucht, zu verdenken sein, wenn er sich kopfschüttelnd von dem Verehrer eines<lb/> solchen Hausguomen wegwendet. — Kalisch hat durch die Natur ein so schönes Pfund<lb/> Von guter Laune und fröhlichem Scherz bekommen, er gilt bei seinen Bekannten auch<lb/> als Mensch sür einen ehrlichen und treuherzigen Gesellen, wußte er uiid seinen guten<lb/> Gabe» nicht besser zu wuchern, als in solcher Speculation aus die Lachlust verschrobe¬<lb/> ner Spießbürger? Wer über Alles und in Alles seine Witze macht, der verliert zuletzt<lb/> jedes Recht witzig zu sein. Und selbst der g»te Scherz, der auf der Bühne schnell<lb/> verklingend tausend frohe Gesichter macht, wird ledern und schaal, wenn er sich durch<lb/> !!65 Tage immer wieder anspruchsvoll aufdrängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1301"> Syuchrouistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der<lb/> Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Von Karl Eitner.<lb/> Breslau, Korn. — Die Tabelle, welche von den ältesten Zeiten beginnt, und mit<lb/> dem Jahr I!>><>(» schließt, ist mit Fleiß und Sorgfalt aus den vorhandenen Quellen<lb/> zusammengetragen und als sehr brauchbares Handbuch zu empfehlen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Inlirni Schmidt.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
Novellen, welche sich für Volksthümliche Erzählungen ausgeben, zum Theil mit politi¬
scher Saalbadcrei ausgefüllt, welche populäre Politik vorstellen soll. Das Alles paßt
schlecht für eine ehrsame bürgerliche Haushaltung. Der Kalender ist für den deutschen
Bürger und Landbewohner ein wahrhafter Hausfreund, ein ernsthaftes, kleines Kerl-
chen mit einer geheimnißvollen Miene, welcher zu allen Zeiten des Jahres und für
jede Seelenstimmung seine unfehlbare» Orakelsprüche über Datum. Mondwechsel, Jahr¬
märkte, Geburtstage, Erndtefeste und wirthschaftliche Thätigkeit aussprechen soll. Bei
ihm will das Volk sich Rath erholen, in ihm trägt der Einzelne seine Familienfeste,
merkwürdige Begebenheiten, bezahlte und unbezahlte Rechnungen ein. Ein solcher
Hausfreund soll weder ein frivoler Spaßmacher, noch eine schwatzhafte Thcedame sein.
Wohl war es gut und zweckmäßig, daß man versuchte, in die Kalender des Volkes
bessere Erzäliluugeu und »Wiese Neuigkeiten hcreiuzudruckcu, leider aber ist eS selten
mit Takt, Kritik und ehrlicher Gesinnung geschah», dagegen ist der Markt überschwemmt
durch die große Anzahl von Fabrikarbeiter, welche moderne Kleider und eine sehr ge¬
meine Seele haben und doch durch den billigen Preis und ihr stattliches Aussehn das
Volk anlocken, und sich ihm marktschreierisch in'S Hans drängen. Alles dies Zeug scha¬
det, weil es nichts nützt, zuweilen schadet es sogar, weil es gradezu entsittlicht.
Wer durch den leichtfertigen Kalender des Kladderadatsch eine» Zwiriifadcn zieht und
ihn neben seinem Rech»ungsbuch aufhängt, der mag im Wirthshaus ein lustiger Ge¬
sell und ans der Straße ein vortrefflicher Bummler sein, es wird aber keine»! ernst¬
haften Herrn, der sür seine Beine ein paar neue Stiefeln oder für seine Tochter einen
Gatte» sucht, zu verdenken sein, wenn er sich kopfschüttelnd von dem Verehrer eines
solchen Hausguomen wegwendet. — Kalisch hat durch die Natur ein so schönes Pfund
Von guter Laune und fröhlichem Scherz bekommen, er gilt bei seinen Bekannten auch
als Mensch sür einen ehrlichen und treuherzigen Gesellen, wußte er uiid seinen guten
Gabe» nicht besser zu wuchern, als in solcher Speculation aus die Lachlust verschrobe¬
ner Spießbürger? Wer über Alles und in Alles seine Witze macht, der verliert zuletzt
jedes Recht witzig zu sein. Und selbst der g»te Scherz, der auf der Bühne schnell
verklingend tausend frohe Gesichter macht, wird ledern und schaal, wenn er sich durch
!!65 Tage immer wieder anspruchsvoll aufdrängt.
Syuchrouistische Tabellen zur vergleichenden Uebersicht der
Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Von Karl Eitner.
Breslau, Korn. — Die Tabelle, welche von den ältesten Zeiten beginnt, und mit
dem Jahr I!>><>(» schließt, ist mit Fleiß und Sorgfalt aus den vorhandenen Quellen
zusammengetragen und als sehr brauchbares Handbuch zu empfehlen.
Verlag von F. L. Hcrbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Inlirni Schmidt.
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