Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.wurde bedeutend vermindert werden bei einer vollständigen Trennung der Herzogtümer" Wie will man also theilen? Nach den Sympathien und Antipathien? Das Wie ist denn aber endlich der Friede zu erreichen? Die Antwort ist einfach: "Die Herzogthümer Schleswig-Holstein sind fest mit einander verbundene Staa¬ Diese Sätze haben alle dänischen Könige, die Herzoge in Schleswig-Holstein waren, wurde bedeutend vermindert werden bei einer vollständigen Trennung der Herzogtümer" Wie will man also theilen? Nach den Sympathien und Antipathien? Das Wie ist denn aber endlich der Friede zu erreichen? Die Antwort ist einfach: „Die Herzogthümer Schleswig-Holstein sind fest mit einander verbundene Staa¬ Diese Sätze haben alle dänischen Könige, die Herzoge in Schleswig-Holstein waren, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279908"/> <p xml:id="ID_1290" prev="#ID_1289"> wurde bedeutend vermindert werden bei einer vollständigen Trennung der Herzogtümer"<lb/> vom Königreiche. Dies macht es begreiflich, daß ein großer Theil der Kaufleute dä¬<lb/> nische Sympathien hegt, jedoch geht auch dieser Theil nur soweit, das; er „Schles¬<lb/> wiger" bleiben, keineswegs aber dänisch werden will. Die Mehrheit kann man als<lb/> Deutsch betrachten, sie beauftragte den Bürgermeister Callisen, als das Dänenheer im<lb/> Frühjahre 1848 in die Stadt zog, dem König-Herzog zu erklären, daß der größere<lb/> und bessere Theil FlenSburgs deutsch gesinnt sei. Noch ist, und zwar unter gänzlicher<lb/> Verkennung der Verhältnisse ein Theil des Anglerlandcs südlich des Flensburger Meer¬<lb/> busens hinter die Demarkationslinie gelegt worden. Wer die Nachkommen der alten<lb/> Angelsachsen kennt, der weiß anch, daß ihr altes Motto: „Wir halten fest der Väter<lb/> heilige Gab!" stets von ihnen bethätigt worden, daß sie erbitterte Feinde der Dänen<lb/> sind, daß sie einen Landsturm geschaffen und bei Holnis auf eigene Hand den Landes-<lb/> feind vertrieben haben, endlich, daß sie die deutsche Sprache reden. — Wenden wir uns<lb/> jetzt zu dem südlichen Theil Schleswigs. Wohlweislich hat man das Land der Friesen<lb/> an der Westküste mit seiner Hauptstadt Tondern nicht hinter die Demarkationslinie ge¬<lb/> bracht. Es wäre auch nicht viel Gutes daraus entstanden, hätte man den „freien<lb/> Friesen," die schon einmal einen Herzog, der sie brandschatzen wollte, erschlugen, aber¬<lb/> mals die Aussicht eröffnet, unter das Dänenjoch zurückzukehren. Die Hauptstadt Ton-<lb/> dern ist stets entschieden deutsch gewesen, in ihr gilt noch das alte Lübische Recht, die<lb/> Stadtthore ziert der friesische Wahlspruch: „Lieber todt als Sklav!" Beseler war ihr<lb/> Abgeordneter. Mit der ländlichen Bevölkerung verhält es sich ebenso. stimmten doch,<lb/> als man vor einigen Jahren anfragte, ob die Kirchen- und Schulsprache Deutsch oder<lb/> Dänisch sein sollte, von 10,0vel nur Z eingewanderte Dänen für die dänische Sprache.<lb/> Die Städte und Aemter Husum, Schleswig, Eckernförde n. s. w. sind endlich entschie¬<lb/> den. Deutsch und man Hort dort keine Sylbe mehr von dem Dänisch-Deutschen Patois.</p><lb/> <p xml:id="ID_1291"> Wie will man also theilen? Nach den Sympathien und Antipathien? Das<lb/> ist nicht möglich, denn nur ein kleiner Theil will Däne werden, die Mehrzahl will<lb/> Schleswig-Holstein« bleiben, die Minorität „Schleswigs" werden. Oder nach der<lb/> Sprache? Die Sprache, welche in den nördlichen Distrikten geredet wird, kann so<lb/> wenig Dänisch als Deutsch genannt werden, sie ist ein schlechter Bastard. Früher<lb/> spottete man in Kopenhagen über den Dialekt dieser „Dänischen Holsteiner", wie man<lb/> sie nannte, und jetzt ist Plötzlich ein vortreffliches Dänisch daraus geworden. Käme es<lb/> mir so weit, daß in jedem nvrdschleswigschen Dorfe gefragt würde, ob man vom süd¬<lb/> lichen Schleswig getrennt und in Dänemark einverleibt werden wolle — so würde man<lb/> es erleben, daß sich keine Ortschaft dafür entschließt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1292"> Wie ist denn aber endlich der Friede zu erreichen? Die Antwort ist einfach:<lb/> „Man verlasse den Rechtsboden nicht!" Deutschlands mächtigster Monarch,<lb/> Friedrich Wilhelm IV. von Preußen schrieb an den Herzog von Augustenburg, daß er<lb/> sich das politische Glaubensbekenntniß der Schleswig-Holstciner aneigne, welches lautet:</p><lb/> <quote> „Die Herzogthümer Schleswig-Holstein sind fest mit einander verbundene Staa¬<lb/> ten, sie find untheilbar und nur der ManncSstamm des dänischen Königshauses<lb/> kann in den Herzogthümern herrschen."</quote><lb/> <p xml:id="ID_1293" next="#ID_1294"> Diese Sätze haben alle dänischen Könige, die Herzoge in Schleswig-Holstein waren,<lb/> zu halten beschworen, als sie den Thron bestiegen, auch Dänemarks jetziger Monarch<lb/> hat dies gethan. Mehr als ihr altes Recht verlangen aber auch die Schleswig - Hol-<lb/> steincr nicht; garantire man ihnen diese ihre Rechte und man wird den Krieg sogleich<lb/> beendet sehen. Oder glaubt man dies nicht wagen zu können, weil es Dänemark bei</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
wurde bedeutend vermindert werden bei einer vollständigen Trennung der Herzogtümer"
vom Königreiche. Dies macht es begreiflich, daß ein großer Theil der Kaufleute dä¬
nische Sympathien hegt, jedoch geht auch dieser Theil nur soweit, das; er „Schles¬
wiger" bleiben, keineswegs aber dänisch werden will. Die Mehrheit kann man als
Deutsch betrachten, sie beauftragte den Bürgermeister Callisen, als das Dänenheer im
Frühjahre 1848 in die Stadt zog, dem König-Herzog zu erklären, daß der größere
und bessere Theil FlenSburgs deutsch gesinnt sei. Noch ist, und zwar unter gänzlicher
Verkennung der Verhältnisse ein Theil des Anglerlandcs südlich des Flensburger Meer¬
busens hinter die Demarkationslinie gelegt worden. Wer die Nachkommen der alten
Angelsachsen kennt, der weiß anch, daß ihr altes Motto: „Wir halten fest der Väter
heilige Gab!" stets von ihnen bethätigt worden, daß sie erbitterte Feinde der Dänen
sind, daß sie einen Landsturm geschaffen und bei Holnis auf eigene Hand den Landes-
feind vertrieben haben, endlich, daß sie die deutsche Sprache reden. — Wenden wir uns
jetzt zu dem südlichen Theil Schleswigs. Wohlweislich hat man das Land der Friesen
an der Westküste mit seiner Hauptstadt Tondern nicht hinter die Demarkationslinie ge¬
bracht. Es wäre auch nicht viel Gutes daraus entstanden, hätte man den „freien
Friesen," die schon einmal einen Herzog, der sie brandschatzen wollte, erschlugen, aber¬
mals die Aussicht eröffnet, unter das Dänenjoch zurückzukehren. Die Hauptstadt Ton-
dern ist stets entschieden deutsch gewesen, in ihr gilt noch das alte Lübische Recht, die
Stadtthore ziert der friesische Wahlspruch: „Lieber todt als Sklav!" Beseler war ihr
Abgeordneter. Mit der ländlichen Bevölkerung verhält es sich ebenso. stimmten doch,
als man vor einigen Jahren anfragte, ob die Kirchen- und Schulsprache Deutsch oder
Dänisch sein sollte, von 10,0vel nur Z eingewanderte Dänen für die dänische Sprache.
Die Städte und Aemter Husum, Schleswig, Eckernförde n. s. w. sind endlich entschie¬
den. Deutsch und man Hort dort keine Sylbe mehr von dem Dänisch-Deutschen Patois.
Wie will man also theilen? Nach den Sympathien und Antipathien? Das
ist nicht möglich, denn nur ein kleiner Theil will Däne werden, die Mehrzahl will
Schleswig-Holstein« bleiben, die Minorität „Schleswigs" werden. Oder nach der
Sprache? Die Sprache, welche in den nördlichen Distrikten geredet wird, kann so
wenig Dänisch als Deutsch genannt werden, sie ist ein schlechter Bastard. Früher
spottete man in Kopenhagen über den Dialekt dieser „Dänischen Holsteiner", wie man
sie nannte, und jetzt ist Plötzlich ein vortreffliches Dänisch daraus geworden. Käme es
mir so weit, daß in jedem nvrdschleswigschen Dorfe gefragt würde, ob man vom süd¬
lichen Schleswig getrennt und in Dänemark einverleibt werden wolle — so würde man
es erleben, daß sich keine Ortschaft dafür entschließt.
Wie ist denn aber endlich der Friede zu erreichen? Die Antwort ist einfach:
„Man verlasse den Rechtsboden nicht!" Deutschlands mächtigster Monarch,
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen schrieb an den Herzog von Augustenburg, daß er
sich das politische Glaubensbekenntniß der Schleswig-Holstciner aneigne, welches lautet:
„Die Herzogthümer Schleswig-Holstein sind fest mit einander verbundene Staa¬
ten, sie find untheilbar und nur der ManncSstamm des dänischen Königshauses
kann in den Herzogthümern herrschen."
Diese Sätze haben alle dänischen Könige, die Herzoge in Schleswig-Holstein waren,
zu halten beschworen, als sie den Thron bestiegen, auch Dänemarks jetziger Monarch
hat dies gethan. Mehr als ihr altes Recht verlangen aber auch die Schleswig - Hol-
steincr nicht; garantire man ihnen diese ihre Rechte und man wird den Krieg sogleich
beendet sehen. Oder glaubt man dies nicht wagen zu können, weil es Dänemark bei
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