Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.mit hinüber nehmen, sagt allerdings "Nein," aber was ist denn in dem letzten Was nnn Baiern im Besondern betrifft, so haben wir auch hier nicht nöthig, Ich bin weit entfernt, Baiern an seine Pflichten gegen Deutschland und ge¬ Keine Concessionen mehr, kein Handeln mehr um die Abtre¬ Einen andern Weg müssen wir gehen, um zur deutschen Einheit zu gelangen, Acht und zwanzig Staaten haben sich mit Preußen verbündet; noch ist die So lange Preußen noch vorhanden ist, so lange dürfen wir Deutsche noch Grenzboten. lo. 1349. 4^
mit hinüber nehmen, sagt allerdings „Nein," aber was ist denn in dem letzten Was nnn Baiern im Besondern betrifft, so haben wir auch hier nicht nöthig, Ich bin weit entfernt, Baiern an seine Pflichten gegen Deutschland und ge¬ Keine Concessionen mehr, kein Handeln mehr um die Abtre¬ Einen andern Weg müssen wir gehen, um zur deutschen Einheit zu gelangen, Acht und zwanzig Staaten haben sich mit Preußen verbündet; noch ist die So lange Preußen noch vorhanden ist, so lange dürfen wir Deutsche noch Grenzboten. lo. 1349. 4^
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279888"/> <p xml:id="ID_1196" prev="#ID_1195"> mit hinüber nehmen, sagt allerdings „Nein," aber was ist denn in dem letzten<lb/> Menschenalter bei uns geschehen, das uns zwänge, in diesem Kampfe des Ge¬<lb/> müthes und des Verstandes jenem Recht zu geben? Wie? ..... Ich bin der<lb/> Meinung, daß die deutschen Staaten, die heute noch gegen die Gründung des<lb/> Bundesstaates Verwahrung einlegen, an solche Möglichkeiten bereits gedacht haben,<lb/> über den dann zu fassenden Entschluß mit sich bereits im Reinen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1197"> Was nnn Baiern im Besondern betrifft, so haben wir auch hier nicht nöthig,<lb/> uns mit dem zu begnügen, was ans der Geschichte und ans der Vernunft<lb/> sich ergibt, es liegt auch hier eine sehr dentlich sprechende Thatsache vor uns.<lb/> Im December des vorigen Jahres hat Baiern dem englischen Ka><lb/> direkte erklärt, daß es sich niemals einem erblichen Oberhaupte<lb/> unterordnen werde, und hat sogleich Verwahrung eingelegt, im<lb/> Falle die Nationalversammlung ein solches einsetzen sollte. Mehr<lb/> konnte Baiern damals nicht thun. Sagt, wie viel Schritte sind von jener Ver¬<lb/> wahrung bis zu einer unmittelbaren Aufforderung der Einmischung in unsere<lb/> deutschen Angelegenheiten?</p><lb/> <p xml:id="ID_1198"> Ich bin weit entfernt, Baiern an seine Pflichten gegen Deutschland und ge¬<lb/> gen sich selbst mahnen zu wollen; ich hatte umgekehrt die Absicht, zu zeigen, daß<lb/> wir auf Baiern nicht warten dürfen, weil wir vergebens warten würden. Ich<lb/> gestehe offen, daß ich es für ein Glück halte, daß Baiern „abgesagt" hat, weil<lb/> sonst höchst wahrscheinlich Preußen zu Zugeständnissen sich hätte verleiten las¬<lb/> sen, deren ein einziges hinreichen würde, das Wesen des Bundesstaates zu<lb/> zerstören.</p><lb/> <p xml:id="ID_1199"> Keine Concessionen mehr, kein Handeln mehr um die Abtre¬<lb/> tung „wohlerworbener Rechte!" kein Feilschen und Dingen mehr<lb/> um „zu leistende Bundespflichten!"</p><lb/> <p xml:id="ID_1200"> Einen andern Weg müssen wir gehen, um zur deutschen Einheit zu gelangen,<lb/> d. h. zu dem deutschen Staate, an welchem der Genius unserer Nation sich der<lb/> Welt darstelle, einen andern Weg müssen wir gehen, als derjenige war, welchen<lb/> die Nationalversammlung gegangen ist. Nicht darnach haben wir zunächst zu trach¬<lb/> ten, deu Bundesstaat möglichst groß, möglichst weit, sondern vielmehr darnach<lb/> ihn möglichst dicht zu machen, den festen Kern zu schaffen, um den sich das<lb/> große Deutschland krystallisire.</p><lb/> <p xml:id="ID_1201"> Acht und zwanzig Staaten haben sich mit Preußen verbündet; noch ist die<lb/> Verbindung nnr eine mechanische.</p><lb/> <p xml:id="ID_1202" next="#ID_1203"> So lange Preußen noch vorhanden ist, so lange dürfen wir Deutsche noch<lb/> hoffen; und so lange Preußen seine deutsche Politik uicht aufgibt, so lange<lb/> dürfen wir mit Zuversicht die Erfüllung unserer Hoffnungen erwarten. Und sei</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. lo. 1349. 4^</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
mit hinüber nehmen, sagt allerdings „Nein," aber was ist denn in dem letzten
Menschenalter bei uns geschehen, das uns zwänge, in diesem Kampfe des Ge¬
müthes und des Verstandes jenem Recht zu geben? Wie? ..... Ich bin der
Meinung, daß die deutschen Staaten, die heute noch gegen die Gründung des
Bundesstaates Verwahrung einlegen, an solche Möglichkeiten bereits gedacht haben,
über den dann zu fassenden Entschluß mit sich bereits im Reinen sind.
Was nnn Baiern im Besondern betrifft, so haben wir auch hier nicht nöthig,
uns mit dem zu begnügen, was ans der Geschichte und ans der Vernunft
sich ergibt, es liegt auch hier eine sehr dentlich sprechende Thatsache vor uns.
Im December des vorigen Jahres hat Baiern dem englischen Ka>
direkte erklärt, daß es sich niemals einem erblichen Oberhaupte
unterordnen werde, und hat sogleich Verwahrung eingelegt, im
Falle die Nationalversammlung ein solches einsetzen sollte. Mehr
konnte Baiern damals nicht thun. Sagt, wie viel Schritte sind von jener Ver¬
wahrung bis zu einer unmittelbaren Aufforderung der Einmischung in unsere
deutschen Angelegenheiten?
Ich bin weit entfernt, Baiern an seine Pflichten gegen Deutschland und ge¬
gen sich selbst mahnen zu wollen; ich hatte umgekehrt die Absicht, zu zeigen, daß
wir auf Baiern nicht warten dürfen, weil wir vergebens warten würden. Ich
gestehe offen, daß ich es für ein Glück halte, daß Baiern „abgesagt" hat, weil
sonst höchst wahrscheinlich Preußen zu Zugeständnissen sich hätte verleiten las¬
sen, deren ein einziges hinreichen würde, das Wesen des Bundesstaates zu
zerstören.
Keine Concessionen mehr, kein Handeln mehr um die Abtre¬
tung „wohlerworbener Rechte!" kein Feilschen und Dingen mehr
um „zu leistende Bundespflichten!"
Einen andern Weg müssen wir gehen, um zur deutschen Einheit zu gelangen,
d. h. zu dem deutschen Staate, an welchem der Genius unserer Nation sich der
Welt darstelle, einen andern Weg müssen wir gehen, als derjenige war, welchen
die Nationalversammlung gegangen ist. Nicht darnach haben wir zunächst zu trach¬
ten, deu Bundesstaat möglichst groß, möglichst weit, sondern vielmehr darnach
ihn möglichst dicht zu machen, den festen Kern zu schaffen, um den sich das
große Deutschland krystallisire.
Acht und zwanzig Staaten haben sich mit Preußen verbündet; noch ist die
Verbindung nnr eine mechanische.
So lange Preußen noch vorhanden ist, so lange dürfen wir Deutsche noch
hoffen; und so lange Preußen seine deutsche Politik uicht aufgibt, so lange
dürfen wir mit Zuversicht die Erfüllung unserer Hoffnungen erwarten. Und sei
Grenzboten. lo. 1349. 4^
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |