Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.übersetzte, schnitt ein grimmiges Gesicht, und sing an, rings um den großen Dünger¬ Ich weckte den Kellner, ich weckte den Wirth und die Wirthin, erhielt aber Aber so sehr ich selbst während meiner Reisen in der letzten Zeit an unga¬ Er wünschte ein Lavoir um sich zu waschen. Der Kellner brachte ein riesiges Ich war eben im Zuge, ihn mit der Reinlichkeit des uneleganten c"o>>'8 zu ?9*
übersetzte, schnitt ein grimmiges Gesicht, und sing an, rings um den großen Dünger¬ Ich weckte den Kellner, ich weckte den Wirth und die Wirthin, erhielt aber Aber so sehr ich selbst während meiner Reisen in der letzten Zeit an unga¬ Er wünschte ein Lavoir um sich zu waschen. Der Kellner brachte ein riesiges Ich war eben im Zuge, ihn mit der Reinlichkeit des uneleganten c»o>>'8 zu ?9*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0310" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279858"/> <p xml:id="ID_1106" prev="#ID_1105"> übersetzte, schnitt ein grimmiges Gesicht, und sing an, rings um den großen Dünger¬<lb/> haufen, der den größten Theil des Hofraumes einnahm, seine Mvrgenpromenade<lb/> zu machen. Mir wär's lieber gewesen, wenn er laut geflucht hätte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1107"> Ich weckte den Kellner, ich weckte den Wirth und die Wirthin, erhielt aber<lb/> überall denselben Bescheid. Bis Mittag, hieß es, werde eine Stube frei werden,<lb/> bis dorthin möchten wir uns gedulden. Mein Reisegefährte ließ sich überreden,<lb/> einstweilen in der Gaststube zu verweilen, dort dachte ich nur uoch ein Stündchen<lb/> abzuwarten, um auf dem Platzcommandv um Quartier nachzusuchen. Es war ja<lb/> kaum Tag und die ganze Stadt lag im tiefsten Schlafe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1108"> Aber so sehr ich selbst während meiner Reisen in der letzten Zeit an unga¬<lb/> rische. Gasthäuser und Schenkstnben gewohnt war, erschrack ich dennoch für mich<lb/> und meinen eleganten Gefährten, als ich den Fuß über die Schwelle setzte. Zuerst<lb/> erschrack meine Nase, dann mein Auge, dann mein Ohr, endlich mein ganzes<lb/> fühlendes Ich. Der Boden, die Tische, die Bänke, alles war von unförmlich<lb/> in einander verschlungenen Menschenlcibcrn bedeckt, das schlief neben einander und<lb/> schnarchte fürchterlich und stank entsetzlich, kaum daß ich deu Muth hatte, nach<lb/> Mylord umzuschauen und ihm ein paar ermuthigende Worte zu sagen. Wir stiegen<lb/> über Füße und Hände und Köpfe hinweg, und der eine oder andere Schläfer hob<lb/> dann sein schlaftrunken Haupt empor, schüttelte die Mähnen und legte sich wieder<lb/> zurecht. Ich schlich für ein halbes Stündchen hinaus zum Düngerhaufen, theils<lb/> um dem fatalen Dunstkreise der Stube, mehr aber noch um dem vorwurfsvollen<lb/> Blicke Mylords zu entgehen. Als ich zurückkam, faud ich ein großes Lever, der<lb/> Engländer saß am offenen Fenster und schnappte nach frischer Luft, ich versprach<lb/> ihm baldige Erlösung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1109"> Er wünschte ein Lavoir um sich zu waschen. Der Kellner brachte ein riesiges<lb/> rundes Thongefäß mit zwei Henkeln, außen grün, innen roth verglast, wie man<lb/> sie zum Waschen des Gemüses benutzt; aber rein geputzt, darin kristallhelles Wasser.<lb/> Ich in meiner Seligkeit, daß man ihm nicht einen Stalleimer gebracht, oder ihn<lb/> nicht geradezu zum Brunnen gewiesen hatte, schob ihm freundlich das Gefäß hin;<lb/> bei ihm jedoch war der Becher der Entsagung und der Geduld übervoll. Das<lb/> grüne Thongefäß brachte ihn außer sich. „!>?<;vel,-! iiovcr! «ovgr!" das rief er<lb/> wohl hundert Mal nach einander. Lieber im ganzen Leben nicht waschen, als aus<lb/> diesem i»o«t «xecriMv lud, dergleichen sei für Hunde, aber nicht für Menschen,<lb/> das sei eine Barbarei, wie er sie in Ungarn nicht sür möglich gehalten, er sei<lb/> viel gereist und habe manche elende Schenke gesehen, aber eine ähnliche Zumuthung<lb/> sei ihm noch nirgend gestellt worden. Aus diesem Gefäß sein Gesicht waschen,<lb/> uover, uevor, n«ZVvr! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1110" next="#ID_1111"> Ich war eben im Zuge, ihn mit der Reinlichkeit des uneleganten c»o>>'8 zu<lb/> versöhnen, da kömmt unglücklicherweise ein Bauer zum Tisch, taucht eine Flasche<lb/> in das Geschirr, nimmt einen Schluck in den Mund, spukt ihn auf seine beiden</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> ?9*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0310]
übersetzte, schnitt ein grimmiges Gesicht, und sing an, rings um den großen Dünger¬
haufen, der den größten Theil des Hofraumes einnahm, seine Mvrgenpromenade
zu machen. Mir wär's lieber gewesen, wenn er laut geflucht hätte.
Ich weckte den Kellner, ich weckte den Wirth und die Wirthin, erhielt aber
überall denselben Bescheid. Bis Mittag, hieß es, werde eine Stube frei werden,
bis dorthin möchten wir uns gedulden. Mein Reisegefährte ließ sich überreden,
einstweilen in der Gaststube zu verweilen, dort dachte ich nur uoch ein Stündchen
abzuwarten, um auf dem Platzcommandv um Quartier nachzusuchen. Es war ja
kaum Tag und die ganze Stadt lag im tiefsten Schlafe.
Aber so sehr ich selbst während meiner Reisen in der letzten Zeit an unga¬
rische. Gasthäuser und Schenkstnben gewohnt war, erschrack ich dennoch für mich
und meinen eleganten Gefährten, als ich den Fuß über die Schwelle setzte. Zuerst
erschrack meine Nase, dann mein Auge, dann mein Ohr, endlich mein ganzes
fühlendes Ich. Der Boden, die Tische, die Bänke, alles war von unförmlich
in einander verschlungenen Menschenlcibcrn bedeckt, das schlief neben einander und
schnarchte fürchterlich und stank entsetzlich, kaum daß ich deu Muth hatte, nach
Mylord umzuschauen und ihm ein paar ermuthigende Worte zu sagen. Wir stiegen
über Füße und Hände und Köpfe hinweg, und der eine oder andere Schläfer hob
dann sein schlaftrunken Haupt empor, schüttelte die Mähnen und legte sich wieder
zurecht. Ich schlich für ein halbes Stündchen hinaus zum Düngerhaufen, theils
um dem fatalen Dunstkreise der Stube, mehr aber noch um dem vorwurfsvollen
Blicke Mylords zu entgehen. Als ich zurückkam, faud ich ein großes Lever, der
Engländer saß am offenen Fenster und schnappte nach frischer Luft, ich versprach
ihm baldige Erlösung.
Er wünschte ein Lavoir um sich zu waschen. Der Kellner brachte ein riesiges
rundes Thongefäß mit zwei Henkeln, außen grün, innen roth verglast, wie man
sie zum Waschen des Gemüses benutzt; aber rein geputzt, darin kristallhelles Wasser.
Ich in meiner Seligkeit, daß man ihm nicht einen Stalleimer gebracht, oder ihn
nicht geradezu zum Brunnen gewiesen hatte, schob ihm freundlich das Gefäß hin;
bei ihm jedoch war der Becher der Entsagung und der Geduld übervoll. Das
grüne Thongefäß brachte ihn außer sich. „!>?<;vel,-! iiovcr! «ovgr!" das rief er
wohl hundert Mal nach einander. Lieber im ganzen Leben nicht waschen, als aus
diesem i»o«t «xecriMv lud, dergleichen sei für Hunde, aber nicht für Menschen,
das sei eine Barbarei, wie er sie in Ungarn nicht sür möglich gehalten, er sei
viel gereist und habe manche elende Schenke gesehen, aber eine ähnliche Zumuthung
sei ihm noch nirgend gestellt worden. Aus diesem Gefäß sein Gesicht waschen,
uover, uevor, n«ZVvr! —
Ich war eben im Zuge, ihn mit der Reinlichkeit des uneleganten c»o>>'8 zu
versöhnen, da kömmt unglücklicherweise ein Bauer zum Tisch, taucht eine Flasche
in das Geschirr, nimmt einen Schluck in den Mund, spukt ihn auf seine beiden
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