Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.rer Bestimmung, nach den fernen östlichen Theilen des russischen Reiches ein. Rei¬ Die Conscription in Städten ist von der auf dem Lande wenig unterschieden. Cpifode ans dem ungarischen Kriege. Die Schlacht bei Kapolna war geschlagen und verloren, die Schlachten von Ich selbst zog zugleich mit der östreichischen Armee in Pesth ein, um eine Es war nämlich der ungarischen Regierung von Paris nach Debreczin ge¬ rer Bestimmung, nach den fernen östlichen Theilen des russischen Reiches ein. Rei¬ Die Conscription in Städten ist von der auf dem Lande wenig unterschieden. Cpifode ans dem ungarischen Kriege. Die Schlacht bei Kapolna war geschlagen und verloren, die Schlachten von Ich selbst zog zugleich mit der östreichischen Armee in Pesth ein, um eine Es war nämlich der ungarischen Regierung von Paris nach Debreczin ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279850"/> <p xml:id="ID_1069" prev="#ID_1068"> rer Bestimmung, nach den fernen östlichen Theilen des russischen Reiches ein. Rei¬<lb/> tende Kosacken mit eingelegten Piken umgaben in großer Zahl den Hausen der<lb/> Rekruten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070"> Die Conscription in Städten ist von der auf dem Lande wenig unterschieden.<lb/> Auch da wird mit List und Gewalt operirt. So erfahren z. B. die Conseribir-<lb/> ten nicht, ob sie tauglich befunden worden und überzeugen sich davon zu ihrer<lb/> große» und schreckenvollen Ueberraschung erst in der Nacht, in welcher sie durch<lb/> Kosacken-Gensd'armen- oder Jufanteriepatronillen aus dem Bett geholt wer¬<lb/> den. Es kommt dabei zu Prügeleien, Verwundungen, sogar zu Todtschläger, denn<lb/> Schreck, Ueberraschung und die Verwirrung der Schlaftrunkenheit haben häufig<lb/> zur Folge, daß die jungen Leute Gegenwehr versuchen. Wer sich nicht fürchtet,<lb/> in einer Nekrutirungsnacht die Straßen Warschans oder einer anderen großen<lb/> Stadt zu durchschleichen, oder gar den Patrouillen nachzugche», wird Zuhörer,<lb/> wohl auch Zuschauer, vieler solcher Scenen. Sie hinterlassen ihm für lauge Zeit<lb/> einen innerlichen Schauder.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Cpifode ans dem ungarischen Kriege.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1071"> Die Schlacht bei Kapolna war geschlagen und verloren, die Schlachten von<lb/> Topjo - Bitska, Jsaszeg und Gödöllö waren geschlagen und gewonnen, die Oest-<lb/> reicher standen vor Pesth und ließen sich von Unlieb narren, während Damjanich<lb/> auf Befehl Görgey's den alten Götz bei Wachen angriff, um den Weg nach Ko-<lb/> morn zu forciren, die ungarische Tricolore war entfaltet, nud es mußte nun zur<lb/> Entscheidung kommen, wer siegen sollte, der Magyar oder der Oestreicher. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1072"> Ich selbst zog zugleich mit der östreichischen Armee in Pesth ein, um eine<lb/> Mission zu erfülle«, die mir an's Herz gelegt worden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1073" next="#ID_1074"> Es war nämlich der ungarischen Regierung von Paris nach Debreczin ge¬<lb/> meldet worden, daß ein vornehmer Engländer hinabkommen werde und daß der¬<lb/> selbe in Constantinopel die ersprießlichsten Dienste leisten könne. Eine Rücksprache<lb/> Mit Kossuth sei aber früher unerläßlich, der Lord sei bereits auf dem Wege nach<lb/> Wien und eine verläßliche Person möge mit seiner Weiterbeförderung nach Debreczin be¬<lb/> auftragt werden. — Beinahe zu gleicher Zeit kam von Wien die Meldung hinab,<lb/> besagter Engländer sei daselbst angekommen und habe sich mit einem Passe des<lb/> östreichischen Ministeriums nach Pesth begeben, um dort den Zeitpunkt und. die<lb/> Gelegenheit abzuwarten, weiter zu kommen. In Wiea halte er durch die Ver¬<lb/> wendung der englischen Gesandtschaft, welche von seinem eigentlichen Neisezwecke<lb/> keine Kenntniß hatte, vom Fürsten Schwarzenberg mit Leichtigkeit ein Visum nach</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
rer Bestimmung, nach den fernen östlichen Theilen des russischen Reiches ein. Rei¬
tende Kosacken mit eingelegten Piken umgaben in großer Zahl den Hausen der
Rekruten.
Die Conscription in Städten ist von der auf dem Lande wenig unterschieden.
Auch da wird mit List und Gewalt operirt. So erfahren z. B. die Conseribir-
ten nicht, ob sie tauglich befunden worden und überzeugen sich davon zu ihrer
große» und schreckenvollen Ueberraschung erst in der Nacht, in welcher sie durch
Kosacken-Gensd'armen- oder Jufanteriepatronillen aus dem Bett geholt wer¬
den. Es kommt dabei zu Prügeleien, Verwundungen, sogar zu Todtschläger, denn
Schreck, Ueberraschung und die Verwirrung der Schlaftrunkenheit haben häufig
zur Folge, daß die jungen Leute Gegenwehr versuchen. Wer sich nicht fürchtet,
in einer Nekrutirungsnacht die Straßen Warschans oder einer anderen großen
Stadt zu durchschleichen, oder gar den Patrouillen nachzugche», wird Zuhörer,
wohl auch Zuschauer, vieler solcher Scenen. Sie hinterlassen ihm für lauge Zeit
einen innerlichen Schauder.
Cpifode ans dem ungarischen Kriege.
Die Schlacht bei Kapolna war geschlagen und verloren, die Schlachten von
Topjo - Bitska, Jsaszeg und Gödöllö waren geschlagen und gewonnen, die Oest-
reicher standen vor Pesth und ließen sich von Unlieb narren, während Damjanich
auf Befehl Görgey's den alten Götz bei Wachen angriff, um den Weg nach Ko-
morn zu forciren, die ungarische Tricolore war entfaltet, nud es mußte nun zur
Entscheidung kommen, wer siegen sollte, der Magyar oder der Oestreicher. —
Ich selbst zog zugleich mit der östreichischen Armee in Pesth ein, um eine
Mission zu erfülle«, die mir an's Herz gelegt worden war.
Es war nämlich der ungarischen Regierung von Paris nach Debreczin ge¬
meldet worden, daß ein vornehmer Engländer hinabkommen werde und daß der¬
selbe in Constantinopel die ersprießlichsten Dienste leisten könne. Eine Rücksprache
Mit Kossuth sei aber früher unerläßlich, der Lord sei bereits auf dem Wege nach
Wien und eine verläßliche Person möge mit seiner Weiterbeförderung nach Debreczin be¬
auftragt werden. — Beinahe zu gleicher Zeit kam von Wien die Meldung hinab,
besagter Engländer sei daselbst angekommen und habe sich mit einem Passe des
östreichischen Ministeriums nach Pesth begeben, um dort den Zeitpunkt und. die
Gelegenheit abzuwarten, weiter zu kommen. In Wiea halte er durch die Ver¬
wendung der englischen Gesandtschaft, welche von seinem eigentlichen Neisezwecke
keine Kenntniß hatte, vom Fürsten Schwarzenberg mit Leichtigkeit ein Visum nach
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