Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.karge Ministergehalt, karg im Vergleich dessen, was Bach früher als Advokat sich er¬ Das? übrigens Bach bleiben kann, bleiben darf im Ministerium, obwohl ihn die Das traurige Bcamtschaftsmaterial, welches dem genialen Minister bisher zu Gebote Gerade darin, daß Bach alles Alte verwirft, erkennen wir, daß er die östreichi¬ saßen der Bach's mehrere im Ministerrathe, gar vieles wäre anders, wäre besser, Wir weisen, um Bach richtig zu bezeichnen, ans sein Programm bei definitiver Wäre Minister Bach in der Lage, die Kronländer zu besuchen, sich aus eigener Die VolkSrcpräscutation ist verstummt, die Presse steht vor geladenen Kanonen, karge Ministergehalt, karg im Vergleich dessen, was Bach früher als Advokat sich er¬ Das? übrigens Bach bleiben kann, bleiben darf im Ministerium, obwohl ihn die Das traurige Bcamtschaftsmaterial, welches dem genialen Minister bisher zu Gebote Gerade darin, daß Bach alles Alte verwirft, erkennen wir, daß er die östreichi¬ saßen der Bach's mehrere im Ministerrathe, gar vieles wäre anders, wäre besser, Wir weisen, um Bach richtig zu bezeichnen, ans sein Programm bei definitiver Wäre Minister Bach in der Lage, die Kronländer zu besuchen, sich aus eigener Die VolkSrcpräscutation ist verstummt, die Presse steht vor geladenen Kanonen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279828"/> <p xml:id="ID_983" prev="#ID_982"> karge Ministergehalt, karg im Vergleich dessen, was Bach früher als Advokat sich er¬<lb/> worben, dieser ist es wahrlich nicht, der ihn irgend locken konnte, seine Popularität<lb/> zu opfern; diesen Mann leiten höhere Ideen.</p><lb/> <p xml:id="ID_984"> Das? übrigens Bach bleiben kann, bleiben darf im Ministerium, obwohl ihn die<lb/> Aristokratie eben als Emporkömmling des Bürgerthums, als den Schöpfer des billigen<lb/> Ablösungsgesejzes, den beharrlichen Zcrtrümmerer des Patrimonialeinflusses in den Orkus<lb/> wünschte, freut uns um so herzlicher, da es uns den Beweis gibt, daß auch der jugend¬<lb/> liche Kaiser an den genialen Conceptionen seines jugendlichen Ministers Gefallen finde,<lb/> und Art hält sich zu Art.</p><lb/> <p xml:id="ID_985"> Das traurige Bcamtschaftsmaterial, welches dem genialen Minister bisher zu Gebote<lb/> steht, seufzet tief aus, und wünscht nichts sehnlicher als seine Beseitigung; denn es<lb/> hofft dann wieder in den lethargischen Schlendrian von ehedem sinken zu dürfen, es<lb/> dahit nach seinen hierarchischen Beamtenbegriffen den ehemaligen Advokaten in Alexander<lb/> Bach, denn dem Advokaten war das Beamtenthum von jeher gram, es meint, Herr<lb/> Schmerling wäre doch wenigstens früher Beamter gewesen, und sei daher doch praktisch,<lb/> Bach aber sei blos genial, und darum fordere er Unpraktisches, Unmögliches.</p><lb/> <p xml:id="ID_986"> Gerade darin, daß Bach alles Alte verwirft, erkennen wir, daß er die östreichi¬<lb/> schen Zustände vom Anbeginn richtig auffaßte; denn kein Stein durste und darf auf<lb/> dem andern bleiben, von dem alten Systeme, sonst setzt sich in kleinen Winkeln gleich<lb/> wieder der alte Schimmel und Moder an und verpestet das neue Haus.</p><lb/> <p xml:id="ID_987"> saßen der Bach's mehrere im Ministerrathe, gar vieles wäre anders, wäre besser,<lb/> und der Ministerrath selber wäre nicht gleich uns in einer Art Belagerungszustände<lb/> und wäre nicht genöthigt, sein Wirksamkeitstcrrain allmälig von Fuß zu Fuß sich zu<lb/> erobern, und die alles überflutheudc Militärgewalt, in welche die grollende Aristokratie<lb/> sich hüllt und verbirgt, allmälig zu beschwichtigen, und vielleicht in constitutionelle<lb/> Bahnen zu leiten.</p><lb/> <p xml:id="ID_988"> Wir weisen, um Bach richtig zu bezeichnen, ans sein Programm bei definitiver<lb/> Uebernahme des Ministeriums des Innern, in diesem athmet echt und rein der consti-<lb/> tutionell liberale Geist, dies ist Bach'S spezielles Glaubensbekenntnis,; daß dasselbe noch<lb/> nicht in Saft und Leben getreten, ist theils Schuld der elenden Organe, welche bis<lb/> nun dem Minister zu Gebote stehen, wie nicht minder auch Schuld der Gesammt¬<lb/> heit des Ministeriums und des nicht constitutionellen Elements des Staatslebens, das<lb/> nur allmälig vertilgt werden kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_989"> Wäre Minister Bach in der Lage, die Kronländer zu besuchen, sich aus eigener<lb/> Anschauung über die Zustände zu informiren, wie anders gestaltete sich vielleicht so<lb/> Manches, so vieles, so wie sich möglicherweise im Januar 184!» manches zu Kremsicr<lb/> versöhnlicher und im Interesse Oestreichs ersprießlicher gestaltet haben würde, wäre es<lb/> in der Nacht vom auf den 4. Januar einer selbstsüchtigen, stets iutriguireudeu<lb/> Persönlichkeit Mährens nicht gelungen, die Minister Stadion und Bach zu jener Er¬<lb/> klärung vom 4. Januar zu drängen, welche Männer von Ehre nicht in Geduld und<lb/> Schweigsamkeit hinnehmen konnten, welche aber in ihrer übereilten Schroffheit die Kluft<lb/> Zwischen Ministerium und Reichstag aufriß und jene verderblichen Folgen brachte, welche<lb/> wir alle mit Einschloß der Regierung noch heute schwer empfinden.</p><lb/> <p xml:id="ID_990" next="#ID_991"> Die VolkSrcpräscutation ist verstummt, die Presse steht vor geladenen Kanonen,<lb/> und darf nicht wahr sein, nur anstclluugssüchtige Beamte, hoch wie niedrig, und</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0280]
karge Ministergehalt, karg im Vergleich dessen, was Bach früher als Advokat sich er¬
worben, dieser ist es wahrlich nicht, der ihn irgend locken konnte, seine Popularität
zu opfern; diesen Mann leiten höhere Ideen.
Das? übrigens Bach bleiben kann, bleiben darf im Ministerium, obwohl ihn die
Aristokratie eben als Emporkömmling des Bürgerthums, als den Schöpfer des billigen
Ablösungsgesejzes, den beharrlichen Zcrtrümmerer des Patrimonialeinflusses in den Orkus
wünschte, freut uns um so herzlicher, da es uns den Beweis gibt, daß auch der jugend¬
liche Kaiser an den genialen Conceptionen seines jugendlichen Ministers Gefallen finde,
und Art hält sich zu Art.
Das traurige Bcamtschaftsmaterial, welches dem genialen Minister bisher zu Gebote
steht, seufzet tief aus, und wünscht nichts sehnlicher als seine Beseitigung; denn es
hofft dann wieder in den lethargischen Schlendrian von ehedem sinken zu dürfen, es
dahit nach seinen hierarchischen Beamtenbegriffen den ehemaligen Advokaten in Alexander
Bach, denn dem Advokaten war das Beamtenthum von jeher gram, es meint, Herr
Schmerling wäre doch wenigstens früher Beamter gewesen, und sei daher doch praktisch,
Bach aber sei blos genial, und darum fordere er Unpraktisches, Unmögliches.
Gerade darin, daß Bach alles Alte verwirft, erkennen wir, daß er die östreichi¬
schen Zustände vom Anbeginn richtig auffaßte; denn kein Stein durste und darf auf
dem andern bleiben, von dem alten Systeme, sonst setzt sich in kleinen Winkeln gleich
wieder der alte Schimmel und Moder an und verpestet das neue Haus.
saßen der Bach's mehrere im Ministerrathe, gar vieles wäre anders, wäre besser,
und der Ministerrath selber wäre nicht gleich uns in einer Art Belagerungszustände
und wäre nicht genöthigt, sein Wirksamkeitstcrrain allmälig von Fuß zu Fuß sich zu
erobern, und die alles überflutheudc Militärgewalt, in welche die grollende Aristokratie
sich hüllt und verbirgt, allmälig zu beschwichtigen, und vielleicht in constitutionelle
Bahnen zu leiten.
Wir weisen, um Bach richtig zu bezeichnen, ans sein Programm bei definitiver
Uebernahme des Ministeriums des Innern, in diesem athmet echt und rein der consti-
tutionell liberale Geist, dies ist Bach'S spezielles Glaubensbekenntnis,; daß dasselbe noch
nicht in Saft und Leben getreten, ist theils Schuld der elenden Organe, welche bis
nun dem Minister zu Gebote stehen, wie nicht minder auch Schuld der Gesammt¬
heit des Ministeriums und des nicht constitutionellen Elements des Staatslebens, das
nur allmälig vertilgt werden kann.
Wäre Minister Bach in der Lage, die Kronländer zu besuchen, sich aus eigener
Anschauung über die Zustände zu informiren, wie anders gestaltete sich vielleicht so
Manches, so vieles, so wie sich möglicherweise im Januar 184!» manches zu Kremsicr
versöhnlicher und im Interesse Oestreichs ersprießlicher gestaltet haben würde, wäre es
in der Nacht vom auf den 4. Januar einer selbstsüchtigen, stets iutriguireudeu
Persönlichkeit Mährens nicht gelungen, die Minister Stadion und Bach zu jener Er¬
klärung vom 4. Januar zu drängen, welche Männer von Ehre nicht in Geduld und
Schweigsamkeit hinnehmen konnten, welche aber in ihrer übereilten Schroffheit die Kluft
Zwischen Ministerium und Reichstag aufriß und jene verderblichen Folgen brachte, welche
wir alle mit Einschloß der Regierung noch heute schwer empfinden.
Die VolkSrcpräscutation ist verstummt, die Presse steht vor geladenen Kanonen,
und darf nicht wahr sein, nur anstclluugssüchtige Beamte, hoch wie niedrig, und
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