Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.ofsizieren, denn der größte Theil der Indischen Unteroffiziere hat bei dem letzten Das Nächste, was dann geschehen müßte, wäre eine ausgedehnte Amnestie, Nächst dieser Amnestie sind feste, freisinnige, aber auch streng durchgeführte ofsizieren, denn der größte Theil der Indischen Unteroffiziere hat bei dem letzten Das Nächste, was dann geschehen müßte, wäre eine ausgedehnte Amnestie, Nächst dieser Amnestie sind feste, freisinnige, aber auch streng durchgeführte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0028" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279576"/> <p xml:id="ID_83" prev="#ID_82"> ofsizieren, denn der größte Theil der Indischen Unteroffiziere hat bei dem letzten<lb/> Aufstand sich so arg betheiligt, daß ihre Wiederanstellung ganz unmöglich gewor¬<lb/> den. Von den Offizieren hat aber eine große Zahl sich durch ihren Uebermuth<lb/> und ihr rohes Betragen so sehr das Vertrauen ihrer Soldaten verscherzt, daß<lb/> mir dadurch der Militäraufstand möglich ward und man niemals mit Zuversicht<lb/> auf das badische Militär wird zählen können, wenn man sie wieder ihren frühern<lb/> Soldaten als Vorgesetzte gibt. Alle diese jetzt fast unüberwindlichen Schwierig¬<lb/> keiten, die fort und fort stets neue Verlegenheiten bereiten werden, würden, auf<lb/> der Stelle gründlich beseitigt, sobald Baden ein Theil von Preußen würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_84"> Das Nächste, was dann geschehen müßte, wäre eine ausgedehnte Amnestie,<lb/> damit die Tausenden von Gefangenen oder Flüchtlinge, die jetzt die Kerker füllen,<lb/> dem Schooß ihrer weinenden Familien wiedergegeben würden. Alle gefangenen<lb/> Polen, Ungarn, Italiener, Schweizer, dann Alle, welche es selbst wünschten,<lb/> ferner einige, die eine besonders schlechte Rolle beim letzten Aufstande gespielt<lb/> haben, schaffte man ans Staatskosten nach Amerika, alle übrigen begnadigte man<lb/> ohne Rückhalt. Eine solche Transportirung nach Amerika, wozu unsere deutschen<lb/> Kriegsschiffe sehr füglich zu verwenden wären, würde weit weniger Ausgaben er¬<lb/> fordern, als alle diese Unglücklichen jahrelang in den Kerkern zu ernähren. Der<lb/> Eindruck, den eine solche Amnestie im ganzen Lande machen würde, wäre, einige<lb/> rachsüchtige Höflingskreise abgerechnet, ein ungemein günstiger, und Tausende von<lb/> dankerfüllten Herzen würden diesen Akt segnen. Eine starke Regierung kann gro߬<lb/> müthig sein und ihren Feinden leicht verzeihen, eine schwache ist leicht grausam.<lb/> So lauge in Baden keine Amnestie ertheilt ist, so lange ist auf dauernde Be¬<lb/> festigung der hiesigen Zustände nicht zu zÄhlen, wie denn bisher alle Standrechte<lb/> und Erschießungen und Festuugsstrafeu uicht zu hindern vermocht haben, daß täglich<lb/> stärker wie je im Geheimen gewühlt wird und man kein Mittel scheut, die preu¬<lb/> ßischen Soldaten zu verführen, was freilich uicht gelingt.</p><lb/> <p xml:id="ID_85" next="#ID_86"> Nächst dieser Amnestie sind feste, freisinnige, aber auch streng durchgeführte<lb/> Gesetze und tüchtige Beamte zur Handhabung derselben, ein dringendes Bedürfniß.<lb/> Baden hatte früher viel zu viel willkürliche Polizeiverordnungen und zu wenig<lb/> feste Gesetze. Da man von jeher nach dem vom Fürsten Metternich vorgeschriebe¬<lb/> nen Blittersdorfschen Lügensystem, die Kammern, deren Freisinnigkeit man fürch¬<lb/> tete und haßte, zu beseitigen suchte, alle wirklichen Gesetze aber deren Genehmigung<lb/> bedurften, so half man sich dadurch, daß man statt derselben eine Menge will¬<lb/> kürlicher Regierungsverordnungen gab, die dann provisorisch die festen Gesetze ver-><lb/> treten mußten, zu helfen gesucht. Dies von Oben herab ausgeführte Lug- und<lb/> Trugsystem, hat aber in dem Volke einen gänzlichen Mangel an Achtung vor den<lb/> Gesetzen erzeugt. Leider geschieht von Seiten des jetzigen Ministeriums Nichts<lb/> dafür, dieser Gesetzlosigkeit zu steuern. So sind z. B. die Grundrechte gesetzlich<lb/> eingeführt und gesetzlich uoch nicht wieder aufgehoben worden und dennoch sind</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
ofsizieren, denn der größte Theil der Indischen Unteroffiziere hat bei dem letzten
Aufstand sich so arg betheiligt, daß ihre Wiederanstellung ganz unmöglich gewor¬
den. Von den Offizieren hat aber eine große Zahl sich durch ihren Uebermuth
und ihr rohes Betragen so sehr das Vertrauen ihrer Soldaten verscherzt, daß
mir dadurch der Militäraufstand möglich ward und man niemals mit Zuversicht
auf das badische Militär wird zählen können, wenn man sie wieder ihren frühern
Soldaten als Vorgesetzte gibt. Alle diese jetzt fast unüberwindlichen Schwierig¬
keiten, die fort und fort stets neue Verlegenheiten bereiten werden, würden, auf
der Stelle gründlich beseitigt, sobald Baden ein Theil von Preußen würde.
Das Nächste, was dann geschehen müßte, wäre eine ausgedehnte Amnestie,
damit die Tausenden von Gefangenen oder Flüchtlinge, die jetzt die Kerker füllen,
dem Schooß ihrer weinenden Familien wiedergegeben würden. Alle gefangenen
Polen, Ungarn, Italiener, Schweizer, dann Alle, welche es selbst wünschten,
ferner einige, die eine besonders schlechte Rolle beim letzten Aufstande gespielt
haben, schaffte man ans Staatskosten nach Amerika, alle übrigen begnadigte man
ohne Rückhalt. Eine solche Transportirung nach Amerika, wozu unsere deutschen
Kriegsschiffe sehr füglich zu verwenden wären, würde weit weniger Ausgaben er¬
fordern, als alle diese Unglücklichen jahrelang in den Kerkern zu ernähren. Der
Eindruck, den eine solche Amnestie im ganzen Lande machen würde, wäre, einige
rachsüchtige Höflingskreise abgerechnet, ein ungemein günstiger, und Tausende von
dankerfüllten Herzen würden diesen Akt segnen. Eine starke Regierung kann gro߬
müthig sein und ihren Feinden leicht verzeihen, eine schwache ist leicht grausam.
So lauge in Baden keine Amnestie ertheilt ist, so lange ist auf dauernde Be¬
festigung der hiesigen Zustände nicht zu zÄhlen, wie denn bisher alle Standrechte
und Erschießungen und Festuugsstrafeu uicht zu hindern vermocht haben, daß täglich
stärker wie je im Geheimen gewühlt wird und man kein Mittel scheut, die preu¬
ßischen Soldaten zu verführen, was freilich uicht gelingt.
Nächst dieser Amnestie sind feste, freisinnige, aber auch streng durchgeführte
Gesetze und tüchtige Beamte zur Handhabung derselben, ein dringendes Bedürfniß.
Baden hatte früher viel zu viel willkürliche Polizeiverordnungen und zu wenig
feste Gesetze. Da man von jeher nach dem vom Fürsten Metternich vorgeschriebe¬
nen Blittersdorfschen Lügensystem, die Kammern, deren Freisinnigkeit man fürch¬
tete und haßte, zu beseitigen suchte, alle wirklichen Gesetze aber deren Genehmigung
bedurften, so half man sich dadurch, daß man statt derselben eine Menge will¬
kürlicher Regierungsverordnungen gab, die dann provisorisch die festen Gesetze ver->
treten mußten, zu helfen gesucht. Dies von Oben herab ausgeführte Lug- und
Trugsystem, hat aber in dem Volke einen gänzlichen Mangel an Achtung vor den
Gesetzen erzeugt. Leider geschieht von Seiten des jetzigen Ministeriums Nichts
dafür, dieser Gesetzlosigkeit zu steuern. So sind z. B. die Grundrechte gesetzlich
eingeführt und gesetzlich uoch nicht wieder aufgehoben worden und dennoch sind
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