Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.talent betrifft, -- es wird den Großdeutschen zur Freude gereichen, wenn ich- Ich habe vorhin gezeigt, daß die sogenannte Opposttiouspresse hier gut Das freie, einige und starke Oestreich ist eine Parodie auf das freie, einige Nachschrift. Sie haben gehört, daß der bekannte Ultramontane Hinter Sich Geld in Italien, wo man keine östreichische Banknote nimmt, die Tabakfrage
in Ungar", die JudenemcmciMion, welche in Böhmen zum Theile, in Galizien und an¬ derswo gar nicht, gilt, die Gewissensfreiheit in Tirol ?c. in^ :c. Endlich die Presse! Zeitun¬ gen, die hier unter der Aufsicht des Säbels erscheinen, sind in Galizien und Italien verpönt, denn jeder Militürgouverneur regiert nach andern Principien. talent betrifft, — es wird den Großdeutschen zur Freude gereichen, wenn ich- Ich habe vorhin gezeigt, daß die sogenannte Opposttiouspresse hier gut Das freie, einige und starke Oestreich ist eine Parodie auf das freie, einige Nachschrift. Sie haben gehört, daß der bekannte Ultramontane Hinter Sich Geld in Italien, wo man keine östreichische Banknote nimmt, die Tabakfrage
in Ungar», die JudenemcmciMion, welche in Böhmen zum Theile, in Galizien und an¬ derswo gar nicht, gilt, die Gewissensfreiheit in Tirol ?c. in^ :c. Endlich die Presse! Zeitun¬ gen, die hier unter der Aufsicht des Säbels erscheinen, sind in Galizien und Italien verpönt, denn jeder Militürgouverneur regiert nach andern Principien. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0224" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279772"/> <p xml:id="ID_752" prev="#ID_751"> talent betrifft, — es wird den Großdeutschen zur Freude gereichen, wenn ich-<lb/> ihnen versichere: die östreichische Armee zählt noch viele Hayuaus. Ja, Herr Buß<lb/> und Herr Baily werden mir ohne Zweifel um den Hals fallen, wenn sie hören,<lb/> was die Offiziere aus uuserer italienischen Armee behaupten: Haynau ist gegen<lb/> d'Aspre ein Lamm!</p><lb/> <p xml:id="ID_753"> Ich habe vorhin gezeigt, daß die sogenannte Opposttiouspresse hier gut<lb/> östreichisch, rasend großdeutsch und vor Allem eben so dynastisch ist, wie die<lb/> „Wiener Zeitung." Trotzdem hat ihre Haltung in der Haynau'schen Sache die<lb/> höhern Regionen in Aufruhr versetzt. Empört und verblüfft hat die Annahme, daß<lb/> die Hinrichtuugspolitik einer Beschönigung bedürfe. Die Zahl der vorgenommenen<lb/> und noch vorzunehmenden Executionen steht ja in ziemlich richtigem Verhältniß<lb/> zur Bevölkerung des besiegten Landes; mehr könne billiger Weise nicht verlangt<lb/> werden. Man will das System des Schreckens mit eiserner Konsequenz durch¬<lb/> führen. Es geht die Rede von Einführung einer Militärccnsnr n ki» Krakau,<lb/> Lemberg und Venedig. Unterdrücke wurden der „Grazer Courier" und der hie¬<lb/> sige „Telegraph," verboten sind ein Dutzend ausländischer Zeitungen, die früher<lb/> zu den gelesensten gehörten. Die Negierung glaubt mit der beschränktesten Preß'<lb/> freiheit nicht bestehen zu können; an eine Aushebung des Belagerungszustandes ist<lb/> gar nicht zu denken. Eher wird er stillschweigend permanent erklärt werden, wie<lb/> die neue Organisation Ungarns nach Militärdistnkicn zeigt; nicht blos in Ungarn,<lb/> auch in Galizien, Italien, Dalmatien, Kroatien und Böhmen herrscht die Ten¬<lb/> denz vor, auf lange Zeit die Militär- und Civilgnvalt in einer (Soldaten)-Hand<lb/> vereinigt zu halten. Das soll die Regierung stark machen; der aufgeklärte Des¬<lb/> potismus, meint man in Schönbrunn, thue in Oestreich Noth zur Erziehung der<lb/> Volker. Möglich; wer aber macht erst unsere Generale aufgeklärt, wer erzieht<lb/> unsere Haynan's, d'Aspres und HammerstcinS zu Menschen des neunzehnten<lb/> Jahrhunderts!?</p><lb/> <p xml:id="ID_754"> Das freie, einige und starke Oestreich ist eine Parodie auf das freie, einige<lb/> und mächtige Deutschland. Die Stärke ist vorhanden, aber sie ist krampfhaft.<lb/> Die Einheit hat gewaltige Nisse, die nicht dnrch Ketten und Galgcnstränge, son¬<lb/> dern durch deu schöpferischen Verstand künftiger Staatsmänner geheilt werden<lb/> können Von der Freiheit wollen wir nicht reden. —</p><lb/> <p xml:id="ID_755" next="#ID_756"> Nachschrift. Sie haben gehört, daß der bekannte Ultramontane Hinter<lb/> ausgewiesen worden ist? Die Veranlassung soll keine politische sein. Indessen<lb/> mnnkelten die Freunde des Ministeriums von reactionären Umtrieben, denen man</p><lb/> <note xml:id="FID_18" place="foot"> Sich Geld in Italien, wo man keine östreichische Banknote nimmt, die Tabakfrage<lb/> in Ungar», die JudenemcmciMion, welche in Böhmen zum Theile, in Galizien und an¬<lb/> derswo gar nicht, gilt, die Gewissensfreiheit in Tirol ?c. in^ :c. Endlich die Presse! Zeitun¬<lb/> gen, die hier unter der Aufsicht des Säbels erscheinen, sind in Galizien und Italien verpönt,<lb/> denn jeder Militürgouverneur regiert nach andern Principien.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0224]
talent betrifft, — es wird den Großdeutschen zur Freude gereichen, wenn ich-
ihnen versichere: die östreichische Armee zählt noch viele Hayuaus. Ja, Herr Buß
und Herr Baily werden mir ohne Zweifel um den Hals fallen, wenn sie hören,
was die Offiziere aus uuserer italienischen Armee behaupten: Haynau ist gegen
d'Aspre ein Lamm!
Ich habe vorhin gezeigt, daß die sogenannte Opposttiouspresse hier gut
östreichisch, rasend großdeutsch und vor Allem eben so dynastisch ist, wie die
„Wiener Zeitung." Trotzdem hat ihre Haltung in der Haynau'schen Sache die
höhern Regionen in Aufruhr versetzt. Empört und verblüfft hat die Annahme, daß
die Hinrichtuugspolitik einer Beschönigung bedürfe. Die Zahl der vorgenommenen
und noch vorzunehmenden Executionen steht ja in ziemlich richtigem Verhältniß
zur Bevölkerung des besiegten Landes; mehr könne billiger Weise nicht verlangt
werden. Man will das System des Schreckens mit eiserner Konsequenz durch¬
führen. Es geht die Rede von Einführung einer Militärccnsnr n ki» Krakau,
Lemberg und Venedig. Unterdrücke wurden der „Grazer Courier" und der hie¬
sige „Telegraph," verboten sind ein Dutzend ausländischer Zeitungen, die früher
zu den gelesensten gehörten. Die Negierung glaubt mit der beschränktesten Preß'
freiheit nicht bestehen zu können; an eine Aushebung des Belagerungszustandes ist
gar nicht zu denken. Eher wird er stillschweigend permanent erklärt werden, wie
die neue Organisation Ungarns nach Militärdistnkicn zeigt; nicht blos in Ungarn,
auch in Galizien, Italien, Dalmatien, Kroatien und Böhmen herrscht die Ten¬
denz vor, auf lange Zeit die Militär- und Civilgnvalt in einer (Soldaten)-Hand
vereinigt zu halten. Das soll die Regierung stark machen; der aufgeklärte Des¬
potismus, meint man in Schönbrunn, thue in Oestreich Noth zur Erziehung der
Volker. Möglich; wer aber macht erst unsere Generale aufgeklärt, wer erzieht
unsere Haynan's, d'Aspres und HammerstcinS zu Menschen des neunzehnten
Jahrhunderts!?
Das freie, einige und starke Oestreich ist eine Parodie auf das freie, einige
und mächtige Deutschland. Die Stärke ist vorhanden, aber sie ist krampfhaft.
Die Einheit hat gewaltige Nisse, die nicht dnrch Ketten und Galgcnstränge, son¬
dern durch deu schöpferischen Verstand künftiger Staatsmänner geheilt werden
können Von der Freiheit wollen wir nicht reden. —
Nachschrift. Sie haben gehört, daß der bekannte Ultramontane Hinter
ausgewiesen worden ist? Die Veranlassung soll keine politische sein. Indessen
mnnkelten die Freunde des Ministeriums von reactionären Umtrieben, denen man
Sich Geld in Italien, wo man keine östreichische Banknote nimmt, die Tabakfrage
in Ungar», die JudenemcmciMion, welche in Böhmen zum Theile, in Galizien und an¬
derswo gar nicht, gilt, die Gewissensfreiheit in Tirol ?c. in^ :c. Endlich die Presse! Zeitun¬
gen, die hier unter der Aufsicht des Säbels erscheinen, sind in Galizien und Italien verpönt,
denn jeder Militürgouverneur regiert nach andern Principien.
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