Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.seiner selbst unbewußt in Aufstand gesetzten Volke zu sympathisiren, denn er war in Der Ministerialsonne gegenüber entfiel den ikarischcn Flügeln seiner Radikalität Der Reichstag wurde heimgescndet auf dem Schub, der Terrorismus begann, der Nicht so Herr Waclaw Wanka! Bürgermeister war er geworden, der Gehalt war Herr Wanka beantragte bei dem, über die Heimsenduug des Reichstages, über Auch ist Herrn Waclaw Wanka wohl zuzutrauen, daß er zumal in Rücksicht der "Ich bin nicht wie jene, ist der Spruch des Pharisäers. Anträge und Beschlüsse Im Procrastiniren und Verschleppen, im eigentlichen Nichtsthun ist übrigens Herr seiner selbst unbewußt in Aufstand gesetzten Volke zu sympathisiren, denn er war in Der Ministerialsonne gegenüber entfiel den ikarischcn Flügeln seiner Radikalität Der Reichstag wurde heimgescndet auf dem Schub, der Terrorismus begann, der Nicht so Herr Waclaw Wanka! Bürgermeister war er geworden, der Gehalt war Herr Wanka beantragte bei dem, über die Heimsenduug des Reichstages, über Auch ist Herrn Waclaw Wanka wohl zuzutrauen, daß er zumal in Rücksicht der „Ich bin nicht wie jene, ist der Spruch des Pharisäers. Anträge und Beschlüsse Im Procrastiniren und Verschleppen, im eigentlichen Nichtsthun ist übrigens Herr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0203" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279751"/> <p xml:id="ID_683" prev="#ID_682"> seiner selbst unbewußt in Aufstand gesetzten Volke zu sympathisiren, denn er war in<lb/> der Altstadt inmitten des Volkes, Fürst Windischgrätz mit den Kanonen aber war auf<lb/> der kleinen Seite und dem Hradschin; manche Böswillige behaupten sogar und flüstern<lb/> heute sich zu, Herr Wanka habe damals einzelne autorisire, der bedrängten Stadt<lb/> von außen her Hilfe zu schaffen, und einer von diesen sei der Mission zum Opfer<lb/> gefallen, doch ist das offenbar eine rachesüchtige Verläumdung, gegen welche wir<lb/> Herrn Wanka entschieden in Schutz nehmen müssen. Ein neuer etwas hyvcrradikaler<lb/> Stadtrath wurde gewählt im August 1848, und wählte Herrn Wanka, den ver¬<lb/> meintlich radikalen Volksfreund, neuerdings zum Vorstände der Stadt, wies ihm auch<lb/> ansehnlichen Gehalt an, welchen der reiche Mann nicht verschmähete, sofort aber, nach¬<lb/> dem er öfters zu Olmütz gewesen und sich in der neu aufgegangenen Sonne des Mini¬<lb/> steriums Schwarzenberg gewärmt, in Radikalität und Volkssreundlichkcit bedeutend nach¬<lb/> zulassen begann.</p><lb/> <p xml:id="ID_684"> Der Ministerialsonne gegenüber entfiel den ikarischcn Flügeln seiner Radikalität<lb/> eine Schwungfeder um die andere.</p><lb/> <p xml:id="ID_685"> Der Reichstag wurde heimgescndet auf dem Schub, der Terrorismus begann, der<lb/> Stadtrath, angefeindet von den Behörden, verleumdet bis zum ekelhaften Uebermaß<lb/> von den Organen der Reaktion, und allen, die ihn früher gefürchtet, blieb dennoch ra¬<lb/> dikal, bisweilen, ja oft in unklugen Uebermaß. Er hält für nur vorübergehend, was<lb/> fortan währen soll und währen wird in Oestreich, er war kurzsichtig und unklug, doch<lb/> wenigstens consequent.</p><lb/> <p xml:id="ID_686"> Nicht so Herr Waclaw Wanka! Bürgermeister war er geworden, der Gehalt war<lb/> angewiesen, nun handelte es sich darum, beides zu stabiliren, wenn nicht von unten<lb/> durch das Vertrauen, so doch von oben durch Befehl und Gewalt.</p><lb/> <p xml:id="ID_687"> Herr Wanka beantragte bei dem, über die Heimsenduug des Reichstages, über<lb/> die in ihrem Wesen noch gar nicht geprüfte oktroyirte Verfassung ergrimmten Stadt¬<lb/> rathe, eine Loyalitätsadresse, eine Danksagung an den Kaiser, er beantragte eine Hul¬<lb/> digungsadresse an Radetzky — im April ist Wälschland so schön, besonders wenn man<lb/> es gratis bereiset —^ er beantragte eine splendide extraordinäre Beleuchtung des Rath¬<lb/> hauses zum Geburtstag des Kaisers — und fiel wie natürlich durch mit seinen taktlos<lb/> gestellten, und überdies ganz ungeschickt motivirten Anträgen, die er gestellt, ohne zu<lb/> bedenken, daß Wien alle jene Demonstrationen im Belagerungszustande gemacht, in<lb/> welchem bekanntlich nur eine Partei reden, verläumden und sich überheben darf, wäh¬<lb/> rend die andere asphixirt am Boden liegt. Wahrlich, ein belagerter Jubel hat keinen<lb/> Werth für einen erleuchteten Monarchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_688"> Auch ist Herrn Waclaw Wanka wohl zuzutrauen, daß er zumal in Rücksicht der<lb/> ihm eigenen lamentablen Begründungsweise den Fiasco seiner Anträge vorausgesehen<lb/> uno mit derselben blos beabsichtiget habe, sich selber hohen Ortes in guten Geruch zu<lb/> bringen, sein Kollegium aber gehörig zu diskreditiren.<lb/> "</p><lb/> <p xml:id="ID_689"> „Ich bin nicht wie jene, ist der Spruch des Pharisäers. Anträge und Beschlüsse<lb/> des Stadtrathes dagegen, welche in liberaler Richtung gefaßt waren, ließ Herr Wanka<lb/> unerledigt; bei einigen könnte man sich selbst dem Verdachte förmlicher ESkamotage hin¬<lb/> geben, wollte man boshaft sein. So ist die über Herrn Wanka's eigenen Antrag aus¬<lb/> gefertigte Petition um Einberufung des Landtags verschollen und nie an ihre Adresse<lb/> gelangt.</p><lb/> <p xml:id="ID_690" next="#ID_691"> Im Procrastiniren und Verschleppen, im eigentlichen Nichtsthun ist übrigens Herr</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0203]
seiner selbst unbewußt in Aufstand gesetzten Volke zu sympathisiren, denn er war in
der Altstadt inmitten des Volkes, Fürst Windischgrätz mit den Kanonen aber war auf
der kleinen Seite und dem Hradschin; manche Böswillige behaupten sogar und flüstern
heute sich zu, Herr Wanka habe damals einzelne autorisire, der bedrängten Stadt
von außen her Hilfe zu schaffen, und einer von diesen sei der Mission zum Opfer
gefallen, doch ist das offenbar eine rachesüchtige Verläumdung, gegen welche wir
Herrn Wanka entschieden in Schutz nehmen müssen. Ein neuer etwas hyvcrradikaler
Stadtrath wurde gewählt im August 1848, und wählte Herrn Wanka, den ver¬
meintlich radikalen Volksfreund, neuerdings zum Vorstände der Stadt, wies ihm auch
ansehnlichen Gehalt an, welchen der reiche Mann nicht verschmähete, sofort aber, nach¬
dem er öfters zu Olmütz gewesen und sich in der neu aufgegangenen Sonne des Mini¬
steriums Schwarzenberg gewärmt, in Radikalität und Volkssreundlichkcit bedeutend nach¬
zulassen begann.
Der Ministerialsonne gegenüber entfiel den ikarischcn Flügeln seiner Radikalität
eine Schwungfeder um die andere.
Der Reichstag wurde heimgescndet auf dem Schub, der Terrorismus begann, der
Stadtrath, angefeindet von den Behörden, verleumdet bis zum ekelhaften Uebermaß
von den Organen der Reaktion, und allen, die ihn früher gefürchtet, blieb dennoch ra¬
dikal, bisweilen, ja oft in unklugen Uebermaß. Er hält für nur vorübergehend, was
fortan währen soll und währen wird in Oestreich, er war kurzsichtig und unklug, doch
wenigstens consequent.
Nicht so Herr Waclaw Wanka! Bürgermeister war er geworden, der Gehalt war
angewiesen, nun handelte es sich darum, beides zu stabiliren, wenn nicht von unten
durch das Vertrauen, so doch von oben durch Befehl und Gewalt.
Herr Wanka beantragte bei dem, über die Heimsenduug des Reichstages, über
die in ihrem Wesen noch gar nicht geprüfte oktroyirte Verfassung ergrimmten Stadt¬
rathe, eine Loyalitätsadresse, eine Danksagung an den Kaiser, er beantragte eine Hul¬
digungsadresse an Radetzky — im April ist Wälschland so schön, besonders wenn man
es gratis bereiset —^ er beantragte eine splendide extraordinäre Beleuchtung des Rath¬
hauses zum Geburtstag des Kaisers — und fiel wie natürlich durch mit seinen taktlos
gestellten, und überdies ganz ungeschickt motivirten Anträgen, die er gestellt, ohne zu
bedenken, daß Wien alle jene Demonstrationen im Belagerungszustande gemacht, in
welchem bekanntlich nur eine Partei reden, verläumden und sich überheben darf, wäh¬
rend die andere asphixirt am Boden liegt. Wahrlich, ein belagerter Jubel hat keinen
Werth für einen erleuchteten Monarchen.
Auch ist Herrn Waclaw Wanka wohl zuzutrauen, daß er zumal in Rücksicht der
ihm eigenen lamentablen Begründungsweise den Fiasco seiner Anträge vorausgesehen
uno mit derselben blos beabsichtiget habe, sich selber hohen Ortes in guten Geruch zu
bringen, sein Kollegium aber gehörig zu diskreditiren.
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„Ich bin nicht wie jene, ist der Spruch des Pharisäers. Anträge und Beschlüsse
des Stadtrathes dagegen, welche in liberaler Richtung gefaßt waren, ließ Herr Wanka
unerledigt; bei einigen könnte man sich selbst dem Verdachte förmlicher ESkamotage hin¬
geben, wollte man boshaft sein. So ist die über Herrn Wanka's eigenen Antrag aus¬
gefertigte Petition um Einberufung des Landtags verschollen und nie an ihre Adresse
gelangt.
Im Procrastiniren und Verschleppen, im eigentlichen Nichtsthun ist übrigens Herr
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