Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.vischer Volksgenies werden noch nach Jahrhunderten leben im Munde deS slavischen Cclakowsky's dichterische Werke, seine tin7.v stolistit (hundertblättrige Rose), seine Celakowsky ist den 7. März 1794 zu Strakonic geboren. An den philosophischen Im Jahre 1835 bestieg C. die Lehrkanzel der czechischcn Sprache an der Prager ^) Prof. Müller und Prof. Wenzig haben den vblss ins Deutsche übersetzt.
vischer Volksgenies werden noch nach Jahrhunderten leben im Munde deS slavischen Cclakowsky's dichterische Werke, seine tin7.v stolistit (hundertblättrige Rose), seine Celakowsky ist den 7. März 1794 zu Strakonic geboren. An den philosophischen Im Jahre 1835 bestieg C. die Lehrkanzel der czechischcn Sprache an der Prager ^) Prof. Müller und Prof. Wenzig haben den vblss ins Deutsche übersetzt.
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vischer Volksgenies werden noch nach Jahrhunderten leben im Munde deS slavischen
Volks, aus dessen Liederschätzen sie hervorgegangen.
Cclakowsky's dichterische Werke, seine tin7.v stolistit (hundertblättrige Rose), seine
Kmisene l>Ä8no (gesammelte Gedichte), seine l)l>Ja8 >,isii)' ruski^et,") (Nachklänge rus¬
sischer Dichtungen) u. s. w. sind epochemachend in der czechischcn Literatur. Celakowsky
war in seinem Genre nicht der erste, aber der glücklichste und wußte sich bald Geltung
zu verschaffen. Eine reiche Phantasie, üppige Bilderfülle, urkräftiges slavisches Feuer
bilden den Grundton in Cclakowsky's Werken, doch weiß er die östliche Glut, die
sinnliche Farbcnüberladung, wie sie den echt slavischen Sängern vor Allen eigen ist,
mit occidentalischer Ruhe und dem sichern Takt des Aesthetikers zu beherrschen, ohne
daß dadurch der nationale Typus und die charakteristische, ich möchte sagen abenteuer¬
liche Färbung leidet. Die N.ttico cvsk-r hat 1837 eine Gesammtausgabe seiner Ori¬
ginaldichtungen herausgegeben: „I?. I--. OIilIcc»w8ke>w, «pisn IiitZiiiolc^cK Knili^
cvstv^" (Sechs Bücher Gedichte von F. L. Celakowsky). Im Jahr 1827 erschien
eine Auswahl von Volksliedern aller Slavenstämme, veranstaltet von Celakowsky, und
bald darauf seine czcchische Übersetzung lithauischer Volksgesänge. Celakowsky hat sich
auch als Uebersetzer hervorgethan, wir erwähnen nur seine Uebersetzung des Fräuleins
vom See von Walter Scott (?.nulii >k?orni), welche so gelungen ist, daß man sie
keine Uebersetzung, sondern eine Nachdichtung zu nennen versucht wäre. In den letz¬
tern Jahren beschäftigte sich Celakowsky fast ausschließlich mit gelehrten Arbeiten im
Gebiete der slavischen Philologie und Alterthumskunde, auf deren baldige Veröffent¬
lichung die Gelehrtenwelt mit Recht überaus gespannt ist.
Celakowsky ist den 7. März 1794 zu Strakonic geboren. An den philosophischen
Lehranstalten zu Budweis und Linz und an der Hochschule zu Prag gebildet, betrat
er frühzeitig die pädagogische Laufbahn, welche er 1834 verließ, um die k>ritt8lco
iioviue (Prager Zeitung) und die Osli.i, V«»ur (böhmische Biene) zu redigiren, welche
Journale unter seiner Leitung einen Ausschwung erhielten, der die meisten übrigen
slavischen Blätter weit überflügelte. Sein gründliches Wissen, tiefe ästhetische Bildung,
Witz und Sarkasmus kamen ihm hier sehr zu statten.
Im Jahre 1835 bestieg C. die Lehrkanzel der czechischcn Sprache an der Prager
Universität, und seine Vorträge begannen Aufsehen zu machen, als plötzlich seine Ab¬
setzung von der Professur und sogleiche Enthebung von der Redaction jener beiden
Blätter erfolgte. Seine freie, scharfe Sprache hatte ihn längst bei den östreichischen
Behörden mißliebig gemacht, doch schonte man sein, als einer hochgeachteten Kapazität,
bis endlich eine Requisition der russischen Regierung, gegen welche er einigemal im In¬
teresse des geknechteten, mißhandelten Polen die spitze Feder erhoben, seinen Sturz
veranlaßte. Seiner Journale beraubt — Familienvater — reichte seine schriftstellerische
Thätigkeit, welche damals in Böhmen überhaupt viel weniger eintrug als heute,
nicht hin, ihm ein sorgenfreies Leben zu verschaffen. Celakowsky mußte mitunter zu
dem mühevollen Geschäft eines CorrectorS greifen, an und für sich schon Blei für den
Adlersch.ouug des poetischen Geistes, um so schwerer und drückender, als er für das
allezeit getreue Domkapitel aus dem Prager Schlosse arbeitete und die czcchische Monat¬
schrift für den katholischen Klerus, eine der Hauptrubriken seines correctorlichen Budgets
war! C. fand in der Fremde, was ihm die Heimath versagte — anständiges ehren¬
volles Auskommen und einen würdigern Wirkungskreis, indem ihm die preußische Re-
^) Prof. Müller und Prof. Wenzig haben den vblss ins Deutsche übersetzt.
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