Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.Herr in seiner Sphäre -- nach Unten, und da das Volk stets unter den Beamten Außer den Beamten haschte jeder Privatmann nach dieser Bezeichnung, wenn Das ka ka wurde zum Dogma in der nichtpolitischen Glaubenslehre Oestreichs, Die Krone und der Staat mußten mit dem Schwerte ihre Erhaltung und Allein so wie wir die Berechtigung des Kaiserstaates anerkennen, vindiciren Der Jüngling Franz Joseph setzte sich mitten im Getümmel des Bürgerkrieges Herr in seiner Sphäre — nach Unten, und da das Volk stets unter den Beamten Außer den Beamten haschte jeder Privatmann nach dieser Bezeichnung, wenn Das ka ka wurde zum Dogma in der nichtpolitischen Glaubenslehre Oestreichs, Die Krone und der Staat mußten mit dem Schwerte ihre Erhaltung und Allein so wie wir die Berechtigung des Kaiserstaates anerkennen, vindiciren Der Jüngling Franz Joseph setzte sich mitten im Getümmel des Bürgerkrieges <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0156" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/279704"/> <p xml:id="ID_504" prev="#ID_503"> Herr in seiner Sphäre — nach Unten, und da das Volk stets unter den Beamten<lb/> blieb, so war dieses k. k. das Eldorado und die Sehnsucht aller Anstellung¬<lb/> suchenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_505"> Außer den Beamten haschte jeder Privatmann nach dieser Bezeichnung, wenn<lb/> er uicht auf die Adelsverleihuug Anspruch macheu durste. Jeder Fabrikant be¬<lb/> mühte sich, das k. k. für seine Firma zu erwerben; jede industrielle Association<lb/> erwarb diesen Beisatz und die Schuhwichsverbesserer suchten ein k. k. Privilegium<lb/> zu erhaschen.</p><lb/> <p xml:id="ID_506"> Das ka ka wurde zum Dogma in der nichtpolitischen Glaubenslehre Oestreichs,<lb/> ein Sacrament des alleinseligmachenden Polizeistaates! Was Wunder, daß das<lb/> k. k. auch auf die Revolution übertragen wird und unter diesem eisernen Schilde<lb/> die Willkür und Gesetzlosigkeit ihre Pfeile losschlendern?! Wir sind im Monat<lb/> October, und seit Jahr und Tag ist Oestreich der k. k. Anarchie verfallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_507"> Die Krone und der Staat mußten mit dem Schwerte ihre Erhaltung und<lb/> Fortdauer erkämpfen; die Thorheit und das Verbrechen rüttelten an Beiden, und<lb/> als das Mähnenschütteln des königlichen Löwen nicht die demokratischen Mäuse<lb/> verjagte, erschlug er mit seinem Schweife die belästigenden Thierchen. Oestreich<lb/> hat seine Kraft und Macht in bitterem Kampfe bewährt; Knaben hatten dem Niesen<lb/> ein Bein gestellt und er strauchelte, weil ein entnervendes System das Mark aus<lb/> seinen Knochen gesogen hatte, aber bald richtete er sich wieder auf, und eine neue<lb/> funkelnde Rüstung umpanzert seine Glieder. Der Staat Oestreich hat eine poli¬<lb/> tische und moralische Berechtigung, gegen welche die nationalen Bestrebnisse, so<lb/> entgegengesetzt ans diesem Territorium, als untergeordnet erscheinen. Die Hei-<lb/> rathscontracte und Erbschaftspunkte haben nicht diesen Staat gebildet und erhal¬<lb/> ten, sondern er ging aus dem Prozeß innerer Elemente hervor, und noch ist der<lb/> Schmelztiegel nicht bereitet, um eines oder das andere derselben ausscheiden zu<lb/> können.</p><lb/> <p xml:id="ID_508"> Allein so wie wir die Berechtigung des Kaiserstaates anerkennen, vindiciren<lb/> wir für die Länder und sür die Völker das Recht der culturgemäßen Umformung<lb/> und Fortbildung. Nach 40jähriger Negierung erfuhr der herzlose Kaiser Franz<lb/> (das Herz des verstorbenen Fürsten wird nirgends aufbewahrt), in der Gruft der<lb/> Kapuziner, daß sein treuer Helfershelfer flüchtig das Land verlassen mußte; und<lb/> Ferdinand der Gütige entschloß sich rasch, den Aufbau seines Vaters umzustürzen.<lb/> Die Zusagen des Letztern haben Oestreich neu gestählt, und das Hinreichen der<lb/> kaiserlichen Hand, um die Völker zu den Stufen des Thrones emporzuheben, ver¬<lb/> hinderte Bündnisse mit den Gewalthabern des Tages.</p><lb/> <p xml:id="ID_509" next="#ID_510"> Der Jüngling Franz Joseph setzte sich mitten im Getümmel des Bürgerkrieges<lb/> die Krone auf; die Völker harrten, daß der Kaiser und König mit dem Schwerte<lb/> den Bürgern und mit dem Scepter den Feldherren gebieten werde, einzuhalten,<lb/> um den Versuch zu machen, die Fehde in Frieden zu schlichten. Die Kronräthe,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0156]
Herr in seiner Sphäre — nach Unten, und da das Volk stets unter den Beamten
blieb, so war dieses k. k. das Eldorado und die Sehnsucht aller Anstellung¬
suchenden.
Außer den Beamten haschte jeder Privatmann nach dieser Bezeichnung, wenn
er uicht auf die Adelsverleihuug Anspruch macheu durste. Jeder Fabrikant be¬
mühte sich, das k. k. für seine Firma zu erwerben; jede industrielle Association
erwarb diesen Beisatz und die Schuhwichsverbesserer suchten ein k. k. Privilegium
zu erhaschen.
Das ka ka wurde zum Dogma in der nichtpolitischen Glaubenslehre Oestreichs,
ein Sacrament des alleinseligmachenden Polizeistaates! Was Wunder, daß das
k. k. auch auf die Revolution übertragen wird und unter diesem eisernen Schilde
die Willkür und Gesetzlosigkeit ihre Pfeile losschlendern?! Wir sind im Monat
October, und seit Jahr und Tag ist Oestreich der k. k. Anarchie verfallen.
Die Krone und der Staat mußten mit dem Schwerte ihre Erhaltung und
Fortdauer erkämpfen; die Thorheit und das Verbrechen rüttelten an Beiden, und
als das Mähnenschütteln des königlichen Löwen nicht die demokratischen Mäuse
verjagte, erschlug er mit seinem Schweife die belästigenden Thierchen. Oestreich
hat seine Kraft und Macht in bitterem Kampfe bewährt; Knaben hatten dem Niesen
ein Bein gestellt und er strauchelte, weil ein entnervendes System das Mark aus
seinen Knochen gesogen hatte, aber bald richtete er sich wieder auf, und eine neue
funkelnde Rüstung umpanzert seine Glieder. Der Staat Oestreich hat eine poli¬
tische und moralische Berechtigung, gegen welche die nationalen Bestrebnisse, so
entgegengesetzt ans diesem Territorium, als untergeordnet erscheinen. Die Hei-
rathscontracte und Erbschaftspunkte haben nicht diesen Staat gebildet und erhal¬
ten, sondern er ging aus dem Prozeß innerer Elemente hervor, und noch ist der
Schmelztiegel nicht bereitet, um eines oder das andere derselben ausscheiden zu
können.
Allein so wie wir die Berechtigung des Kaiserstaates anerkennen, vindiciren
wir für die Länder und sür die Völker das Recht der culturgemäßen Umformung
und Fortbildung. Nach 40jähriger Negierung erfuhr der herzlose Kaiser Franz
(das Herz des verstorbenen Fürsten wird nirgends aufbewahrt), in der Gruft der
Kapuziner, daß sein treuer Helfershelfer flüchtig das Land verlassen mußte; und
Ferdinand der Gütige entschloß sich rasch, den Aufbau seines Vaters umzustürzen.
Die Zusagen des Letztern haben Oestreich neu gestählt, und das Hinreichen der
kaiserlichen Hand, um die Völker zu den Stufen des Thrones emporzuheben, ver¬
hinderte Bündnisse mit den Gewalthabern des Tages.
Der Jüngling Franz Joseph setzte sich mitten im Getümmel des Bürgerkrieges
die Krone auf; die Völker harrten, daß der Kaiser und König mit dem Schwerte
den Bürgern und mit dem Scepter den Feldherren gebieten werde, einzuhalten,
um den Versuch zu machen, die Fehde in Frieden zu schlichten. Die Kronräthe,
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