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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band.

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Unter allen Umständen ist es also falsch, auf Oestreichs Zerfall zu spekuliren.
Unterlassen wir das den Zeitungsschreibern und glauben wir, daß Oestreichs da¬
malige Zustände, so mißlich sie auch in Bezug auf Oestreich sein mögen, unendlich
bedrohlich uns gegenüber sind, daß es aus unserer Zerklüftung immer noch be¬
deutend größere Vortheile zu ziehen vermag, als Rußland, Frankreich und Eng¬
land zusammengenommen.

Wenn aber jemals Gott einem Volke, das mit Untergang bedroht war, den
Weg hat zeigen wollen, auf welchem es die Gefahr abwenden könne, so hat er
ihn uns gezeigt. Er hat zu derselben Zeit, als die Kraft ans dem Süden un¬
seres Vaterlandes entwich, im Norden den Keim zu einem Staate gelegt, der
seitdem wunderbar aufgeblüht ist; als Deutschland den Völkern zum Gespötte
wurde, hat es den Namen Preußen angenommen, hat eine Kraft entwickelt, welche
Europa mit Staunen und Bewunderung erfüllte. Hier ist Deutschland, mit seinen
Tugenden und mit seinen Fehlern; wer es leugnet, der behauptet zugleich, daß
Deutschland bereits untergegangen sei.

Weg, daher mit allen Hirngespinsten von Wiederherstellung des Reiches, mit
seiner mittelalterlichen Herrlichkeit; schließen wir uns an Preußen an, bauen wir
fort an dem Fundamente, das bereits gelegt ist, das in Stürmen sich bereits als
fest bewährt hat. Nur so gründen wir den deutschen Staat.


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Das neueste östreichische Finanzpatent.



Das Wort: Finanzpatent jagt eine Gänsehaut über den Rücken aller Oest-
reicher. Verlust, Unglück, Schmach und Schande knüpft sich für den Oestreicher
daran, da er an die Staatsbankerotte unter Kaiser Franz erinnert wird.

Wieder ist ein Finanzpatent erschiene", dem aber mit Sehnsucht entgegengese¬
hen wurde, da es die anderthalbjährigen Bedrängnisse der geldlichen Verhältnisse
beseitigen soll. Nach Monate langen Versprechungen und Vertröstungen des Finanz-
ministers, veröffentlichte die Wiener Zeitung vorige Woche die vom Kaiser unter
obigem Datum genehmigten "Maßregeln zur Herstellung der Ordnung im Geld¬
wesen , und im Staatshaushalte." Mit Heißhunger siel das durch die Unord¬
nung im Geldwesen und im Staatshaushalte abgemagerte Publikum über das
6 Spalten lange Aktenstück, das kaum für die Leser außerhalb der schwarzgelben
Grenzen genießbar ist; selbst hier entnimmt man nach mehrmaligem Durchlesen nur
so viel, daß trotz allem Aufwands die Herstellung der Ordnung im Geldwesen


Unter allen Umständen ist es also falsch, auf Oestreichs Zerfall zu spekuliren.
Unterlassen wir das den Zeitungsschreibern und glauben wir, daß Oestreichs da¬
malige Zustände, so mißlich sie auch in Bezug auf Oestreich sein mögen, unendlich
bedrohlich uns gegenüber sind, daß es aus unserer Zerklüftung immer noch be¬
deutend größere Vortheile zu ziehen vermag, als Rußland, Frankreich und Eng¬
land zusammengenommen.

Wenn aber jemals Gott einem Volke, das mit Untergang bedroht war, den
Weg hat zeigen wollen, auf welchem es die Gefahr abwenden könne, so hat er
ihn uns gezeigt. Er hat zu derselben Zeit, als die Kraft ans dem Süden un¬
seres Vaterlandes entwich, im Norden den Keim zu einem Staate gelegt, der
seitdem wunderbar aufgeblüht ist; als Deutschland den Völkern zum Gespötte
wurde, hat es den Namen Preußen angenommen, hat eine Kraft entwickelt, welche
Europa mit Staunen und Bewunderung erfüllte. Hier ist Deutschland, mit seinen
Tugenden und mit seinen Fehlern; wer es leugnet, der behauptet zugleich, daß
Deutschland bereits untergegangen sei.

Weg, daher mit allen Hirngespinsten von Wiederherstellung des Reiches, mit
seiner mittelalterlichen Herrlichkeit; schließen wir uns an Preußen an, bauen wir
fort an dem Fundamente, das bereits gelegt ist, das in Stürmen sich bereits als
fest bewährt hat. Nur so gründen wir den deutschen Staat.


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Das neueste östreichische Finanzpatent.



Das Wort: Finanzpatent jagt eine Gänsehaut über den Rücken aller Oest-
reicher. Verlust, Unglück, Schmach und Schande knüpft sich für den Oestreicher
daran, da er an die Staatsbankerotte unter Kaiser Franz erinnert wird.

Wieder ist ein Finanzpatent erschiene», dem aber mit Sehnsucht entgegengese¬
hen wurde, da es die anderthalbjährigen Bedrängnisse der geldlichen Verhältnisse
beseitigen soll. Nach Monate langen Versprechungen und Vertröstungen des Finanz-
ministers, veröffentlichte die Wiener Zeitung vorige Woche die vom Kaiser unter
obigem Datum genehmigten „Maßregeln zur Herstellung der Ordnung im Geld¬
wesen , und im Staatshaushalte." Mit Heißhunger siel das durch die Unord¬
nung im Geldwesen und im Staatshaushalte abgemagerte Publikum über das
6 Spalten lange Aktenstück, das kaum für die Leser außerhalb der schwarzgelben
Grenzen genießbar ist; selbst hier entnimmt man nach mehrmaligem Durchlesen nur
so viel, daß trotz allem Aufwands die Herstellung der Ordnung im Geldwesen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279547/10>, abgerufen am 15.01.2025.