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Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band.

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zu dessen Gesicht der steife Hemdkragen, welcher es einklemmt, nothwendig gehört.
Seine Bewegungen sind einfach und natürlich.

Brück war in seiner Jugend Militär und brachte es, glaube ich, bis zum
Lieutnant in preußischen Diensten. Der Gamaschendienst sagte ihm jedoch nicht
zu; er entschlüpfte dem schimmernden Epaulettenjoche, und mit sehr geringen Hilfs¬
mitteln kam er nach Trieft, um sich dort eine Zukunft zu gründen.

Er trat in ein Geschäft ein und wußte sich mit Vortheil bei überseeischen
Unternehmungen zu betheilia.er.

Durch das Leben in großen Seestädten, wo alle Völker der Erde zu Gaste
kommen, wo jede Welle die aus Ufer schlägt, Kunde von fremden Landen bringt,
wird der Blick erweitert und der Wissensdrang mächtig angeregt, weil die Mittel
ihn zu befriedigen so nahe liegen.

Bei Herrn v. Brück's rastlosem Fleiße, seiner Wißbegierde und Ausdauer,
mußte Trieft für ihn zu einer Schule der Menschenkenntniß, vielseitiger Erfahrung
und nützlichen Wissens werden. Auch wurde durch seinen Aufenthalt in der an-
muthig gelegenen Mecrcsstadt seine ganze spätere Lebensrichtung und Thätigkeit
bestimmt.

Der lebhafte Verkehr mit den vielen Gelehrten, welche in dem letzten Vier-
teljahrhundert das alte Tergeftc zum Ausgangspunkte ihrer orientalischen Reisen
machten, erregte zuerst in Herrn v. Bruck den Wunsch, zwischen Griechenland, dem
Archipel, der Türkn, Kleinasien, Egvpte" u. s. w. leichtere und sichere Commu-
uikationSmiitel herzustellen. Dem Wunsche folgte der Plan, und dem Plane die
Ausführung auf dem Fuße. Es hielt nicht schwer, vermögende Theilnehmer für
ein Unternehmen zu gewinnen, das so große Wahrscheinlichkeit auf Erfolg bot,
und so wurde Brück der Gründer und Leiter des östreichischen Lloyd, jener mäch¬
tigen Schiffahrtsgesellschaft, welche durch ihre großartigen Verbindungen, durch
ihre treffliche Organisation und die Tausende von Leuten, die sie beschäftigt, jetzt
förmlich einen eigenen Staat im Staate bildet. Die Zahl seiner Offiziere und
seiner schnellsegelnden Dampfer ist größer als die der ganzen östreichischen Kriegs¬
marine zusammengenommen und seine Schisse bieten nicht allein die billigsten und
schnellsten Communicationsmittel zwischen allen Häfen Griechenlands und der Le¬
vante, sondern laufen seit Kurzem auch durch die Delphinenreiche Propontiö und
die wellenumrauschten Felsenthore der Symphlegaden bis zu Trebisonda, der alten
Komnenenstadt, und noch weiter hinab bis zu Reboul-Kate, wo der Phasis seine
Silberwellen durch die Amaranthenwälder von Kolchis rollt.

Einen wesentlichen Dienst erwies Herr v. Brück der Wissenschaft noch dadurch,
daß er vielen Gelehrten auf den Schiffen des Lloyd umsonst die Ueberfahrt nach
Griechenland und der Levante verschaffte, und mit großen Opfern ein namhaftes Jour¬
nal gründete, welches nach und nach zu dem reichhaltigsten Archiv der Statistik,
Länder-- und Völkerkunde des Orients wurde, bis es in neuerer Zeit eine wesent-


Greuzbotc". >". 18-19, 9

zu dessen Gesicht der steife Hemdkragen, welcher es einklemmt, nothwendig gehört.
Seine Bewegungen sind einfach und natürlich.

Brück war in seiner Jugend Militär und brachte es, glaube ich, bis zum
Lieutnant in preußischen Diensten. Der Gamaschendienst sagte ihm jedoch nicht
zu; er entschlüpfte dem schimmernden Epaulettenjoche, und mit sehr geringen Hilfs¬
mitteln kam er nach Trieft, um sich dort eine Zukunft zu gründen.

Er trat in ein Geschäft ein und wußte sich mit Vortheil bei überseeischen
Unternehmungen zu betheilia.er.

Durch das Leben in großen Seestädten, wo alle Völker der Erde zu Gaste
kommen, wo jede Welle die aus Ufer schlägt, Kunde von fremden Landen bringt,
wird der Blick erweitert und der Wissensdrang mächtig angeregt, weil die Mittel
ihn zu befriedigen so nahe liegen.

Bei Herrn v. Brück's rastlosem Fleiße, seiner Wißbegierde und Ausdauer,
mußte Trieft für ihn zu einer Schule der Menschenkenntniß, vielseitiger Erfahrung
und nützlichen Wissens werden. Auch wurde durch seinen Aufenthalt in der an-
muthig gelegenen Mecrcsstadt seine ganze spätere Lebensrichtung und Thätigkeit
bestimmt.

Der lebhafte Verkehr mit den vielen Gelehrten, welche in dem letzten Vier-
teljahrhundert das alte Tergeftc zum Ausgangspunkte ihrer orientalischen Reisen
machten, erregte zuerst in Herrn v. Bruck den Wunsch, zwischen Griechenland, dem
Archipel, der Türkn, Kleinasien, Egvpte» u. s. w. leichtere und sichere Commu-
uikationSmiitel herzustellen. Dem Wunsche folgte der Plan, und dem Plane die
Ausführung auf dem Fuße. Es hielt nicht schwer, vermögende Theilnehmer für
ein Unternehmen zu gewinnen, das so große Wahrscheinlichkeit auf Erfolg bot,
und so wurde Brück der Gründer und Leiter des östreichischen Lloyd, jener mäch¬
tigen Schiffahrtsgesellschaft, welche durch ihre großartigen Verbindungen, durch
ihre treffliche Organisation und die Tausende von Leuten, die sie beschäftigt, jetzt
förmlich einen eigenen Staat im Staate bildet. Die Zahl seiner Offiziere und
seiner schnellsegelnden Dampfer ist größer als die der ganzen östreichischen Kriegs¬
marine zusammengenommen und seine Schisse bieten nicht allein die billigsten und
schnellsten Communicationsmittel zwischen allen Häfen Griechenlands und der Le¬
vante, sondern laufen seit Kurzem auch durch die Delphinenreiche Propontiö und
die wellenumrauschten Felsenthore der Symphlegaden bis zu Trebisonda, der alten
Komnenenstadt, und noch weiter hinab bis zu Reboul-Kate, wo der Phasis seine
Silberwellen durch die Amaranthenwälder von Kolchis rollt.

Einen wesentlichen Dienst erwies Herr v. Brück der Wissenschaft noch dadurch,
daß er vielen Gelehrten auf den Schiffen des Lloyd umsonst die Ueberfahrt nach
Griechenland und der Levante verschaffte, und mit großen Opfern ein namhaftes Jour¬
nal gründete, welches nach und nach zu dem reichhaltigsten Archiv der Statistik,
Länder-- und Völkerkunde des Orients wurde, bis es in neuerer Zeit eine wesent-


Greuzbotc». >». 18-19, 9
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 8, 1849, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341563_279025/73>, abgerufen am 06.02.2025.